Oder-Spree - Ein Drittel der neuen RE1-Züge kann in Fangschleuse bei Tesla nicht anhalten

Fr 28.10.22 | 14:12 Uhr
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Archivbild: Bahnhofs Fangschleuse in Brandenburg. (Quelle: dpa/Geisler)
Video: rbb|24 Brandenburg Aktuell | 27.10.2022 | Martin Krauß | Bild: dpa/Geisler

Die RE1-Linie fährt ab Dezember mit einem neuen Betreiber im 20-Minuten-Takt. Doch ausgerechtet in Fangschleuse, den Zubringer für tausende Mitarbeiter von Tesla, wird jeder dritte Zug vorbeifahren. Eine Zwischenlösung hat das Eisenbahnbundesamt untersagt.

Der Bahnsteig des Bahnhofs Fangschleuse (Oder-Spree) ist zu kurz für die neuen Expresszüge der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG). Diese soll ab dem 12. Dezember den RE1 von der Deutschen Bahn übernehmen, der im 20-Minuten-Takt fahren soll. Jeder dritte Zug soll extra lang sein und in Fangschleuse nicht anhalten können. Betroffen sind auch tausende Mitarbeiter von Tesla, die täglich dort aus- und einsteigen.

"Das Problem bei Fangschleuse ist, dass der Bahnsteig nicht auf die Länge von 220 Meter gebracht werden konnte, weil dort die Bedingungen nicht passfähig sind", sagt Thomas Dill, Bereichsleiter beim Verkehrsbund Berlin-Brandenburg. Man müsste in Fangschleuse den Bahnhof komplett neu bauen, so Dill. Die vor Kurzem fertig gebrachte Verlängerung des Bahnsteigs sei nicht ausreichend.

Elf Bahnhöfe werden in Brandenburg verlängert

Ab dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember halten an allen RE1-Stationen sechsteilige neue Züge vom Typ Desiro HC mit 637 Sitzplätzen. Diese sind 158 Meter lang und damit länger als die bisherigen Züge. Dafür werden aktuell elf der 43 Brandenburger RE1-Bahnhöfe ausgebaut und bekommen längere Bahnsteige. Fast in letzter Minute, obwohl der Wechsel seit fast vier Jahren bekannt ist.

Einmal pro Stunde soll ein achtteiliger Zug die Strecke fahren und nur an wenigen Stationen halten, unter anderen in Frankfurt (Oder), Fürstenwalde, Erkner und Berlin. Aber nicht in Fangschleuse, wo aktuell der Bedarf wegen Tesla, des größten privaten Arbeitgebers in Brandenburg, weiterhin steigt. Dieser Expresszug soll mit 800 Sitzplätzen unterwegs sein, sagte Thomas Dill vom VBB.

Die Taktung wird für Pendler nach Fangschleuse mit dem Fahrplanwechsel kompliziert, da ein Drittel der Züge dort nicht anhalten wird können. Aus dem Abstand von derzeit 30 Minuten sollen ab dem 12. Dezember abwechselnd 20 und 40 Minuten werden.

RE1 zu lange Züge

Tesla will Busshuttles ausbauen und eigenen Zug organisieren

Man habe das Problem auf das Eisenbahnverkehrsunternehmen schieben wollen, sagte ODEG-Geschäftsführer Lars Gehrke dem rbb. Man habe sich darauf verlassen, dass die hintere Tür an den kürzen Bahnsteigen nicht geöffnet werde, die Züge jedoch anhalten könnten. "Da gab es aber eine Allgemeinverfügung des Eisenbahnbundesamtes, die genau diese Regelung gekippt hat", so Gehrke.

Da diese Zwischenlösung nicht mehr umsetzbar ist, wird es an einigen Bahnhaltestellen länger dauern, bis die achtteiligen Züge dort halten können. Erst ab 2025 sollen weitere Bahnsteige auf der Strecke verlängert werden, dafür laufen derzeit die Planungen. Wie es in Fangschleuse aussehen wird, dazu gibt es noch keine Informationen.

Tesla hat sich bislang dazu nicht geäußert. Aus dem Unternehmensumfeld hieß es am Donnerstag aber, dass die jetzigen Busshuttles weiter ausgebaut werden sollen. Außerdem soll im ersten Quartal kommenden Jahres ein eigener Zug von Erkner (Oder-Spree) auf das Teslagelände rollen. Aktuell sollen 40 Prozent der rund 7.000 Mitarbeiter der Fabrik in Grünheide mit dem Bus oder der Bahn zur Arbeit fahren.

Sendung: rbb|24 Brandenburg Aktuell, 27.10.2022, 19:30 Uhr

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, die neue Taktung wäre ein 40-Minuten-Takt. Das was so nicht korrekt, die Züge werden abwechselnd alle 20 und 40 Minuten in Fangschleuse halten. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

63 Kommentare

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  1. 63.

    Bahnhofsverlängerungen sind kein Neuland und wurden schon lange vor Tesla praktiziert. Wenn in Fangschleuse nicht jeder Zug halten kann, dann muss die Strecke eben geteilt werden. Auch dazu gab es hier schon einige Beispiele und Vorschläge, die umgesetzt werden können und sollten. Dafür braucht man nur über den Tellerrand zu schauen. Die gegenseitige Schuldzuweisung der Beteiligten ist der falsche Weg.

  2. 62.

    Ja, ja, Herr Vogelsänger erzählt viel wenn der Tag lang ist. Von dieser Irrsinnsidee habe ich auch gehört. Man Stelle sich vor, dass auf dieser sehr stark frequentierten Bahnstrecke, ein Zug in Erkner hält, dann ca. 1000m anfährt, um am Friedhof wieder zu halten, wo "bald" der Radschnellweg beginnen soll.
    Oder ist vielleicht dieses Projekt schon in Planung. Von neuem Bahnhof Erkner II bislang nix wieder gehört!

  3. 61.

    Ja, ja, Herr Vogelsänger erzählt viel wenn der Tag lang ist. Von dieser Irrsinnsidee habe ich auch gehört. Man Stelle sich vor, dass auf dieser sehr stark frequentierten Bahnstrecke, ein Zug in Erkner hält, dann ca. 1000m anfährt, um am Friedhof wieder zu halten, wo "bald" der Radschnellweg beginnen soll.
    Oder ist vielleicht dieses Projekt schon in Planung. Von neuem Bahnhof Erkner II bislang nix wieder gehört!

  4. 60.

    Achja, auch ohne Tesla wäre Fangschleuse ein Thema geworden. Bekanntlich hat der VBB generell Acht-Teiler angedacht. Die Mutter der RE ist ein großer Erfolg und ein Symbol der fortschreitenden Verkehrswende. Einen Bericht dazu hat der RBB hier im Artikel ebenfalls verlinkt.

  5. 59.

    Ich erinnere mich sehr gut an due Behauptung der Linksfraktion, dass Tesla kein Interesse am Schienenverkehr haben solle, wobei die damit das Verkehrgutachten in Frage gestellt haben. Dass die damit falsch lagen, ist mittlerweile breit bekannt. Wenig bekannt ist, dass Tesla auch schon PKW zu einer Bahnverladestation trucken lässt. Den LKW-Verkehr könnte man einsparen.

  6. 58.

    Sie sollten sich daran erinnern, dass uns früher viel bescheidenere Lösung eingeredet wurden. ( Transport des Warenbedarfs und Fertigtransporte mit LKW per Autobahn. Salamitaktmäßig wurden immer aufwändigere Lösungen nachentschieden. Zur Belastung für die Steuerzahler. Ohne Tesla wäre Fangschleuse nie ein Thema.

  7. 57.

    Die Bummerirung des StGB ist nichht von mir, während ein gewisser Herr, der sich selber due Zwiebeln Ziffern gegeben hatte, ja u.a. auch Tesla als "Fremdlandbude" bezeichnete, vor Überfremdung warnte und nicht nur mir als Sympathisant der letztzen "Heimatschützer" von Grünheide aufgefallen ist.

  8. 56.

    Vogelsänger war bis 11/2019 Minister in Brandenburg. Der Wunsch nach einem zutsälichen Halt in Erkner kam aber erst später auf und wurde im September 2020 vom Stadtparlament Erkner beschlossen. Die Wortwahl "ehemaliger Verkehrsminister" der Erkneranerin trifft damit schon auf den Zeitpunkt des "Starkmachens" zu.

  9. 55.

    Meine Frage hat sich nun erledigt. Ihre Sicht der Dinge erscheint mir der Wahrheit zu entsprechen. Bin wieder im Takt. Habe gerade wichtige Dinge zu erledigen bevor es kalt wird.

  10. 54.

    Auch für Sie der Tipp mit der Fachmitteilung des EBA. Putzigerweise gibt es eine dpa-Meldung vom März diesen Jahres über Anfrage im Landtag, demnach der Halt der Express-Züge in Fangschleuse nicht mit Betriebsaufnahme der ODEG vorgesehen wurde. Aufmerksame RBB24-Leser erinnern sich, dass die Ausschreibung von 2017 ist und zudem die Aufregung zur Vergabe in 2019 hier im Artikel verlinkt ist.

    Und dann wäre da noch weiteres vom RBB zur Blauäugigkeit der ODEG:
    https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/panorama/2022/05/bahn-bahnsteige-odeg-re1-oderspree-fahrgastverband.html

  11. 53.

    Ausgerechnet Sie müssen diesen Hinweis hier äußern. Sie sollten sich an 2 Ziffern erinnern, die Sie bedenkenlos belastend gegen andere verwenden.

  12. 52.

    Ist denn die Bahnhofsverlagerung in Richtung Erkner völlig vom Tisch ? Nicht etwa denken ich wäre dafür.

  13. 50.

    Glauben Sie daran, dass das ehrlich von Vogelsänger gemeint war ? Ich kannte diesen "Witz" bisher übrigens nicht.

  14. 49.

    Beleidigung, üble Nachrede und Verleumdung gegen Personen des politischen Lebens ist dabei übrigens eine Straftat gemäß § 188 StGB.

  15. 48.

    Auszüge aus der Fachmitteilung des EBA finden Sie in #12. Auch die Behörde ist nicht an die Lex Klink gebunden, sondern an bundesdeutschen Recht. Deshalb bleibt Ihnen erbeut nichts anderes übrig, als wieder einmal verleumderisch eine Straftat zu wittern.

  16. 46.

    Kann von allen dann passieren, wenn man 2017 für die langen Express-Züge noch keinen Halt am Industriegebiet Freienbrink-Nord eingeplant hat. Eher kann man darüber diskutieren, warum die Sechs-Teiler der ODEG zu lang sind. Nur ist der Kas auch seit der Vergabe in 2019 gegessen. Bleiben noch die Ausreden der ODEG., da ja die Fachleute vom EBA bereits 2020 ihr grundsätzliches Veto eingelegt haben. Die mussten auch die Bahnsteigverlängerung genehmigen, was in Fangschleuse eben nicht ausreichend möglich war.

  17. 45.

    "Der Bahnsteig des Bahnhofs Fangschleuse (Oder-Spree) ist zu kurz für die neuen Expresszüge der Ostdeutschen Eisenbahn (ODEG)."

    Kann passieren, wenn Planungen von Schreibtischtätern oder selbsternannten "Bahnexperten" vorgenommen werden, die womöglich nicht einmal den Unterschied zwischen wenden und rangieren kennen und keine Benutzer des SPNV sind.

  18. 44.

    Herr Vogelsänger, ehemaliger Verkehrsminister, hat sich doch für einen zusätzlichen Halt in Erkner-Neubuchhorst stark gemacht. Was ist denn daraus geworden? Kann der rbb mal nachfragen?

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