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Quelle: dpa

Regionalverkehr

Odeg klagt über ständige Zugausfälle und Bauarbeiten auf RE1-Strecke

Im 20-Minuten-Takt per Bahn zwischen Frankfurt, Berlin und Brandenburg pendeln. So sollte es auf der RE1-Linie planmäßig funktionieren. Doch Bauarbeiten und Probleme im Betriebsmanagement verhindern dies in aller Regelmäßigkeit. Von Georg-Stefan Russew

Die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) beklagt sich über die Deutsche Bahn. Hintergrund sind zahlreiche Streckensperrungen auf der Regionalbahnlinie RE1 aufgrund von Bauarbeiten sowie Verzögerungen im Betriebsablauf. In letzter Zeit seien das schon sehr viele, wie Lorenz Wünsch, Leiter des Odeg-Betriebsmanagement, dem rbb sagte.

Ganz aktuell seien Bauarbeiten zwischen Frankfurt (Oder) und Fürstenwalde aus dem Ruder gelaufen. Eigentlich sollte die Streckensperrung nur zwei Tage - also von Montag bis Mittwochfrüh - andauern. Daraus ist aber ein Tag mehr geworden. Grund dafür ist nach Odeg-Angaben, dass eine Baumaschine der DB Netz kaputt gegangen ist. "Es musste von der Bahn Ersatz aus Hamburg geholt werden."

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Immer mehr Menschen in Berlin und Brandenburg pendeln zur Arbeit. Das belegen Zahlen des Statistikamts für das Jahr 2022. Die Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg sind dabei allerdings groß.

Dies bestätigte auf rbb-Anfrage auch die DB Netz. Dadurch seien die Arbeiten nicht rechtzeitig fertig geworden. Die Deutsche Bahn geht aber davon aus, dass die Züge am Donnerstag wieder fahren könnten.

Die gehäuften Streckensperrungen auf der RE1 seit November seien auf notwendige Baumaßnahmen zurückzuführen, so ein Bahnsprecher. Zu weiteren geplanten Baumaßnahmen auf der Strecke konnte er keine Aussage treffen.

"Sprunghafter Anstieg von Bauarbeiten im vergangenen Jahr"

Wenn so eine Maschine plötzlich ausfällt, dann sei das höhere Gewalt, erklärte Wünsch. Allerdings komme es sehr häufig vor, dass Bauarbeiten sich aus irgendwelchen Gründen verzögerten und dass die Odeg von der Bahn des Öfteren nicht rechtzeitig über entsprechende Verzögerungen informiert werde.

Zudem: "Man muss schon sagen, dass die Baustellen auf der RE1 im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen sind und, was uns bereits durch die DB Netz angekündigt wurde, dass Bauarbeiten auch in den nächsten Jahren noch fortgesetzt werden", so Wünsch. Dabei handele es sich um die Streckensanierung sowie kleinere Maßnahmen, wie den Austausch einzelner Betonschwellen im Nachgang des Zugunglücks von Garmisch-Partenkirchen.

Bei dem Unglück am 3. Juni 2022 war ein Regionalzug in Oberbayern entgleist - fünf Menschen starben, 78 wurden verletzt. Nach einem Zwischenbericht des Bundesamtes für Eisenbahnunfalluntersuchung hatten beschädigte Betonschwellen das Unglück verursacht. Die Bahn hat angekündigt, nach dem Unglück mehrere Hunderttausend Betonschwellen auszutauschen.

Probleme bestehen seit Betriebsübernahme

Die massiven Probleme mit Verspätungen und Zugausfällen bestehen generell seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 mit Übernahme der RE1-Linie durch die Odeg von der Deutschen Bahn. Als Ursachen nannte die Odeg vor einem Jahr unter anderem ein überlastetes Stadtbahnnetz in Berlin, Baumaßnahmen und einen hoher Krankenstand in den eigenen Reihen.

Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) reagierte damals angefasst. "Wir haben fünf Jahre Vorlaufzeit - und dass es dann nur ein paar Tage funktioniert und dann erstmal wieder nicht, das macht mich schon wütend." Unter anderem sollte durch eine Taktverdichtung auf der RE1 - alle 20 Minuten ein Zug - der Bahnverkehr für Pendlerinnen und Pendler attraktiver werden.

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Ende 2023 hat sich wenig geändert

Aber auch ein Jahr später hat sich wenig verändert. Zwar haben Regionalbahnen auf der Berliner Stadtbahn jetzt weitestgehend Vorfahrt vor dem Fernverkehr und die Odeg ist eigenen Angaben zufolge personell gut aufgestellt, doch die Baustellensituation habe sich nicht gebessert. "Uns wurde Anfang Januar bereits weitere Bauarbeiten angekündigt", erklärte Lorenz Wünsch vom Odeg-Betriebsmanagement.

Beim sprunghaften Anstieg von Bauarbeiten seit der RE1-Übernahme der Odeg von der DB Regio würde Wünsch aber nicht so weit gehen, "das als eine bewusste Diskriminierung von uns als Privatbahn zu betrachten. Auch auf anderen Strecken wird viel gebaut. Aber es macht uns das Leben seit der Betriebsübernahme im vergangenen Dezember schwer."

Wünsch erklärte zudem, dass der 20-Minuten-Takt der Odeg eine ziemliche Herausforderung für die DB Netz sei. Im Regelbetrieb funktioniere alles. Da lägen der Odeg auch bestätigte Fahrpläne vor. "Bei Baumaßnahmen bekommen wir häufig von DB Netz die Rückmeldung, dass nicht alle drei Züge pro Stunde (Anm. d. Red: pro Fahrtrichtung) fahren können, sondern das ein- oder zwei Takte ausfallen müssen und wir zum Teil nur stündlich verkehren können." Das sei für die Odeg nicht in allen Fällen nachvollziehbar. "Manchmal haben wir den Eindruck, dass tatsächlich ein wenig mehr Umleitungsverkehr für uns möglich wäre als das, was von DB Netz uns zugesagt wird", unterstrich Wünsch.

Er räumte jedoch ein, dass der Verkehr zwischen Berlin und Frankfurt sich aufgrund der Zunahme des Fern- und Güterverkehrs in Richtung Polen sowie des Tesla-Shuttles massiv verdichtet hat. "Es ist praktisch Stau auf der Schiene. Es liegt keine Störung vor, aber die Züge verspäten sich dadurch", so Wünsch.

Priorisierung von stark frequentierten Zügen gefordert

Die Odeg würde sich von der DB Netz wünschen, dass nicht von jeder Linie ein Zug durch eine Engstelle geleitet wird, sondern schaut, was die "Linien mit den großen Gefäßen sind". Der RE1 kann mit seinen sechs- und achtteiligen Zügen sehr viele Menschen transportieren. Die Nachfrage sollte beim Betriebsmanagement dann eine Rolle spielen, wer Vorrang bekommen sollte, so Wünsch.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.12.2023, 15:30 Uhr

Beitrag von Georg-Stefan Russew

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