Bahnvertreter beim Krisentreffen - Probleme auf RE1-Strecke dürften sich noch bis ins Frühjahr ziehen

Fr 23.12.22 | 15:22 Uhr
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Der Regionalexpress RE1 der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (Odeg) ist in Richtung Frankfurt (Oder) unterwegs. Seit dem 11.12.2022 ist in Berlin und Brandenburg ein neuer Fahrplan für den Regionalverkehr in Kraft getreten. (Foto: Patrick Pleul/dpa)
Audio: Inforadio | 23.12.2022 | Staatssekretär Rainer Genilke | Bild: Patrick Pleul/dpa

Überlastungen und Krankheitsfälle strapazieren weiter die Geduld der Bahnreisenden. Auf der Linie RE1 können die Probleme aus Sicht der ODEG noch wochenlang andauern. Nach einem Krisentreffen wurden gleich mehrere Verbesserungen versprochen.

Die Ausfälle und Verspätungen auf der Linie RE1 zwischen Brandenburg an der Havel, Berlin und Frankfurt (Oder) ziehen sich weiter bis in die ersten Monate des Jahres.

Der Geschäftsführer der ODEG, Lars Gehrke, sagte am Freitag im rbb24 Inforadio, Krankenquoten jenseits von 20 Prozent hätten das Unternehmen überrollt. Normalerweise liege die Quote unter 10 Prozent. "Unsere Ressourcen sind in dem Fall einfach begrenzt. Wir haben weitere Leih-Lokführer im Angebot, die wir nehmen können. Aber auch die müssen die Auswahlkriterien der Odeg bestehen, bevor sie ein Führerstand der Ostdeutschen Eisenbahn betreten."

Gehrke verwies darauf, dass trotz Schwierigkeiten auf der RE1 zwei Züge pro Stunde fahren würden. "Wir verstehen, dass das für die Fahrgäste ärgerlich ist. Es ist aber nicht so, dass wir in Größenordnungen Züge aus dem Verkehr und dem System nehmen."

Ein Zugkoordinator und weitere Lokführer sollen helfen

Die Deutsche Bahn versucht nun mit verschiedenen Maßnahmen für mehr Pünktlichkeit bei Regional- und Fernzügen in Berlin und Brandenburg zu sorgen. Das sagte die Vorsitzende des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) Meike Niedbal am Mittag, nach einem Krisengespräch von Bahnunternehmen mit Vertretern der Berliner Verkehrssenatsverwaltung und des Brandenburger Verkehrsministeriums.

Künftig soll demnach ein Zugkoordinator alle Züge für die Stadtbahn disponieren. Der werde auch dafür sorgen, dass verspätete Züge nicht automatisch auf die Stadtbahn gelenkt werden, sagte Niedball.

Die Ostdeutsche Eisenbahn habe zudem bestätigt, das zum Jahreswechsel 10 weitere Lokführer eingestellt werden. Auch die Deutsche Bahn wolle in Berlin und Brandenburg mit mehreren Maßnahmen wieder pünktlicher werden.

Land pocht auf Vertragstreue

Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember verspäten sich Züge vor allem auf der Linie RE1 zwischen Frankfurt (Oder), Berlin und Brandenburg an der Havel. Außerdem fallen bis Neujahr Verbindungen aus. So sollte mit der Übernahme durch die ODEG der RE1 eigentlich im 20-Minuten-Takt zu den Hauptverkehrszeiten fahren. Dies kann die Odeg derzeit allerdings nicht gewährleisten.

Das Unternehmen gehe davon aus, die Probleme beim RE1 in den ersten Monaten des kommenden Jahres in den Griff zu bekommen.

Der Brandenburger Staatssekretär Rainer Genilke sagte am Freitag im rbb24 Inforadio, dass das Ministerium Vertragstreue verlange. "Die Fahrpläne haben wir ja nicht einfach so erstellt, sondern die haben wir angemeldet. Wir haben sie genehmigt bekommen und wir werden sie auch bezahlen. Aber natürlich nur dann, wenn diese Züge auch fahren."

Genilke bezeichnete es als einen guten Schritt, dass die ODEG neue Triebwerksführer einstellt und erwartet eine zeitnahe Rückkehr zum verabredeten Fahrplan.

Neben dem hohen Krankenstand sind auch Engpässe und Baustellen auf der Berliner Stadtbahn ein Problem, unter denen nicht nur die Fahrgäste der ODEG leiden. Die Trassen, die zwischen Ost und West quer durch Berlin verlaufen, teilen sich S-Bahn-, Regional-, und Fernverkehr.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.12.2022, 09:00 Uhr

55 Kommentare

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  1. 55.

    Die ODEG trifft die geringste Schuld. Das Konzept ist einfach nicht durchdacht - wie so vieles beim VBB. Auch der Zeitpunkt der Mehrleistungen war wegen der Bauarbeiten im Ostbahnhof der schlechteste.

    Der RE 1 sollte in eine sauberen 30-Minuten-Takt fahren und nur an den größeren Bahnhöfen bzw. im Abstand von 10 - 20 Kilometern halten.

    Dazwischen sollte eine stündliche Regionalbahn mit Halt auf allen Unterwegsbahnhöfen tingeln.

    Leider bekommt das der Verkehrsminister Beermann nicht gebacken. Die Maut lässt grüßen.

  2. 54.

    Den Anspruch auf absolute Richtigkeit schenke ich gerne Ihnen. (Lieber als Narr des Halbwissens gescholten werden, als sich im Vollbesitz allgemeingültiger Wahrheit zu wissen.)

    Guten Abend und ein besinnliches Fest.

  3. 53.

    Mechanisch scheint das vielleicht weniger ein Problem zu sein, als Software wie Signaltechnisch. Was da in Leipzig bei dem 1,5h Manöver geklemmt hat kann ich nicht sagen. Als wir diese Woche Glatteisbildung hatten, kam der Siemens Zug in Calau nicht mehr vom Fleck. Die Antriebsreglung gelang es nicht den Zug in Bewegung zu setzen, selbst als man von hinten versucht hatte zu schieben :o). Als Ersatzzug hab es dann einen Talent, der keine Probleme damit hatte.

  4. 52.

    Das muss nicht an "nicht genügend ausgeliefert" liegen, die können auch ausgeliefert und nicht funktionsfähig sein.

    Es gibt genügend dokumentierte Sichtungen von 4-Wagen-Einheiten auf dem RE1 im Berufsverkehr. Das sind "nicht geeignete Züge" für die Linie, da dort mindestens 6-Wagen-Einheiten vorgesehen sind, für die nicht verkehrenden Verstärkerfahrten 8-Wagen-Einheiten.

    Da das keine Einzelwagen sind, sondern diese aus festen 4er bzw. 6er Einheiten bestehen, wovon die 4er zu 8er Einheiten gekoppelt werden können, sind also offenbar nicht genügend für den Zweck vorgesehene Einheiten verfügbar.

    Die Alternative wäre, dass die ODEG absichtlich zu kurze Züge auf die Strecke schickt.

  5. 51.

    Die ODEG ist einfach nur unfähig, die Störungsmeldungen korrekt einzupflegen. Immerhin stehen da jetzt Bahnhöfe drin, die von den entsprechenden Linien auch bedient werden.

    Am Anfang wurde für die ausfallenden Verstärkerlinien der Ausfall zwischen den Bahnhöfen Grunewald(!) und Lichtenberg verkündet.

  6. 50.

    Derzeit fährt die RB33 überhaupt nicht mehr, also auch nicht verspätet. RB 51 nur alle zwei Stunden, RE8s überhaupt nicht.
    Soviel dazu...

  7. 49.

    "Auf der Strecke RE10 gibt es erhebliche Probleme beim koppeln. Laut Erfahrungsberichten hat man in Leipzig 1,5h vergeblich versucht die Zugteile zu trennen." Nicht ausgereifte Technik? Automatische Kupplungen gab es allerdings schon bei der Reichsbahn in den 30er und 40er Jahren im Regeleinsatz. Ansonsten wäre der klassische Zughaken + Verbindungskabel/-schläuche manchmal wohl die pragmatischere Lösung weiterhin.

  8. 48.

    Sue scheinen zu wissen, welche anderen Länder gemeint sind. Die Schweiz kann er dabei auch nicht genannt haben, weil die SBB massiv hatte Kritik einstecken müssen, da die der Fahrplantreue wegen nicht auf Anschlußfahrgäste gewartet hatte. Auch dort sind übrigens verschiedene Spurweiten eher die Regel denn wie hier die Ausnahme.

  9. 47.

    Ich glaube, dass "in anderen Ländern" eine größere Anschauung herrscht und eine kurzfristigere Behebung von Defekten. Dort herrscht tendenziell noch ein größeres Wissen als in jenem Land, Deutschland, in dem die Vorschrift und der Erhebungsbogen vor die Anschauung geht und bevor dann endlich die Defektbehebung beginnt, ein überbordender Ablaufplan formuliert werden muss. Wäre ja noch schöner, dass etwas spontan getan wird und hinterher erst abgerechnet wird. ;-

    Neben der tatsächlichen Wohlorganisiertheit, die für dieses Land im Positiven immer prägend war, schlägt die Sache irgendwann um. Dieser Punkt ist schon seit geraumer Zeit überschritten.

  10. 46.

    Mit den Siemenszügen ist aber auch nicht alles in Butter. Auf der Strecke RE10 gibt es erhebliche Probleme beim koppeln. Laut Erfahrungsberichten hat man in Leipzig 1,5h vergeblich versucht die Zugteile zu trennen. Damit hatte dieser bei der Ankunft um 0:30 schon erheblich Verspätung. Die DB-Regio setzt jetzt wieder verstärkt Talent Züge ein, um das Problem zu umgehen. Man merkt aber das diese Dinge nicht hingenommen werden und auch das Verkehrsunternehmen um eine Lösung bemüht ist.

  11. 45.

    Die Zeiten, wo die DB Weichen zurück baut, sind gerade auch auf den Zulaufstrecken nach Berlin lange vorbei.

    Damit sich FV und NV nicht in die Quere kommen, hat man in Ländern wie Spanien oder Japan gleich unterschiedliche Spurweiten. In Paris hat man nie eine Eisenbahnstrecke quer durch die Stadt gebaut, sondern es bei den Kopfbahnhöfen am Stadtrand belassen und die HGV-Gleise gerne auch weitab der Bevölkerungszentren verlegt. Hier macht die VDE8 B-M sogar einen grösseren Umweg.

    Sobald die Infrastruktur ausgebaut werden soll, finden sich hierzulande schnell NIMBY-Gruppen, die Maßnahmen verzögern, egal ob die Reaktivierung der Stammbahn zur Diskussion steht, die Dresdener Bahn, Ausbau H-HB/HH oder ...

    Die Boulevardpresse adelt die schnell die um 19:30 gerne zu Umweltschützern. Bei der Rheinschiene würden die sich wohl fast nur mit einem Westwerwald-Taunus-Tunnel von Bonn bis Mainz zufrieden geben. Warum wohl sibd die FV-Gleise auf dem Südring nicht durchgehend elektrifiziert?

  12. 44.

    Auch auf anderen Strecken sind in den letzten Monaten Züge ausgefallen. Aufgrund von zu wenig Personal und Krankmeldungen. Nicht nur bei der Odeg. Auch bei der S-Bahn Berlin. Auch bei DB Regio. Darüber, dass in die Politik den Infrastrukturausbau in den letzten Jahren vergessen hat, schreibt hier niemand. Die DB Netz hatte doch in den letzten Jahren Infrastruktur vernachlässigt und sogar zurückgebaut (z.B. Weichen). In anderen Länder behindern sich Fern- u. Regionalverkehr gegenseitig nicht so.

  13. 43.

    Schauen Sie mal in die Berichte von Anfang der Woche. Dort hatte die ODEG mit beiden Zeigefingern auf die DB gezeigt. Jetzt bewahrheitet sich das Sprichwort von den den anderen Fingern, mit denen die auf sich selber gezeigt hat.

    Dafür, dass so viele Mitarbeiter krank sind, können die Verkehrsunternehmen wenig. Die waren das aber sicherlich auch schon zum Fahrplanwechsel. Nur sollten die ODEG dann aber auch ehrlich sein. Die war aber schon immer groß darin, auf die pöse DB zu zeigen und sich ihre Hände in Unschuld zu waschen wie die bereits für morgen Abend Zugausfälle mit "Störung im Betriebsablauf" begründet.

  14. 42.

    Die Probleme werden noch länger anhalten.Darüber werden wir noch im nächsten Sommer diskutieren.Schuld alleine ist der hohe Krankenstand leider nicht.Sprechen wir hier mal von „Frust“ des Zugpersonal,das nur noch verheizt wird.Die müssen das ausbaden bei ihren Kunden,was der Vorstand gerade gegen die Wand fährt.Die Dienstpläne nehmen dem Personal den Rest ihrer Motivation.Es ist nur noch ein Ankommen und gleich wieder losfahren im Dienst.Die Verspätung werden den ganzen Dienst mitgeschleift und werden Runde für Runde mehr.Keine Zeit mal aufs WC zu gehen ,oder sich was zu futtern vom Stand zu holen.Züge werden absichtlich wieder verkürzt in der Wagenlänge ,wo genau bekannt ist, das sie sich danach wieder schwer Kuppeln lassen..man lasst sie doch als Vollzüge fahren.

  15. 41.

    Was bitteschön sind Triebwerksführer?

  16. 40.

    Ich frage mich immer was es andere angeht ob jemand krank ist. Aber da ja für sie bei der DB alle bestens läuft anscheinend kann man ja dann ab sofort auf die ODEG verzichten. Nur mal so gesagt, der DB fehlen auf dem RE4 aktuell ca 150 Mitarbeiter ;)

  17. 39.

    Vielleicht ein ungewohnter Gedanke:
    Wo soll denn die Motivation herkommen, all das Schiefgelaufene zu korrigieren, wenn es als bloß zur Kenntnis zu nehmende Abweichung, als weitere Zusatzinformation auf der DFI (der Dynamischen Fahrgast-Information) angezeigt wird?
    Abfahrt 5 Min. plus, 10 Min. plus, 15 Min. plus: Reine, empfindungslose Zahlen. Plus kann ja sowieso nicht verkehrt sein. Dazu: - 1 Wagen, der tatsächlich drinhängt, dessen Türen aber verschlossen sind; heute ohne behindertengerechtes WC.

    Heute? Über Wochen hinweg bei der gleichen Zuggarnitur. "Heute" als Musterbeispiel digitaler Benennung, die sich von der analogen Benennung dadurch unterscheidet, dass kein Kontext hergestellt wird, d. h. völlig unabhängig von dem, was gestern schon so war und morgen mit Sicherheit nicht anders sein wird.

    Dem Computer ist es egal. Den bei der DB u. bei der ODEG tätigen Bediensteten AUF DIESER EBENE offenbar auch. Bitte nicht (zu) persönlich nehmen!

  18. 38.

    Ich kann dieses schlechtgemache der ODEG nicht verstehen. Der RB33 war früher immer pünktlich und nur unpünktlich, wenn der RE7 zu spät war.

    Übrigens war ich letztes Wochenende in Hessen und ein ICE in Kassel hatte geschlagene 3h Verspätung. Und um mit dem Worten des Zugbegleiters der DB zu sprechen, handelt es sich dabei um das Premiumprodukt der Bahn. Der Sarkasmus war deutlich zu hören. Und ich bin in letzter Zeit mit keinem pünktlichen DB-Zug gefahren. Meine Erstattungen laufen noch.

  19. 37.

    Gerade bei einem Wust von Meldungen sollte man genauer schauen schauen und nicht nur spekulieren. Siemens hat allerdings alle Züge rechtzeig geliefert, wenn es auch mit der Zulassung ein paar Tage später als geplant geworden ist, Das war aber Mitte November alles in trockenen Tüchern. Die ODEG konnte die neuen Züge auch zwischen Berlin und WOB "eingrooven", weil die damit im Auftrag der DB FV 4x täglich Ersatzverkehr gefahren haben.

  20. 36.

    >"...dass die DB an Personal über 60 nicht mehr interessiert ist.."
    Das ist insgesamt in der Wirtschaft und auch dem öffentlichen Dienst so. Eine Qualifizierung oder Einarbeitung 3 Monate zu finanzieren (Gehalt + Qualifizierung/Einarbeitung) für gerade noch 5 Arbeitsjahre rechnet sich so gesehen nicht. NOCH NICHT! Grundsätzlich nimmt der Arbeitskräftemangel in qualifizierten Schicht-Jobs ja zu. Da kommt in ein paar Jahren sicher auch noch ein Umdenken bei allen Arbeitgebern. Aber dann sind Sie sicher schon in wohlverdienter Rente.

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