Brandenburg - Behindertenbeauftragte fordert frühere Impfungen für Betroffene von seltenen Diagnosen

Fr 09.04.21 | 17:11 Uhr
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digitale Dolmetscher-Betreuung für hörbehinderte Menschen im Land Brandenburg
Bild: Robert Schwaß / rbb

Menschen mit Behinderungen oder schwerwiegenden Vorerkrankungen sowie einem Risiko für einen schweren Corona-Verlauf sollten in der Impfstrategie priorisiert werden. Das forderte Brandenburgs Landesbehinderten-Beauftragte Janny Armbruster am Freitag bei einem Besuch des Impfzentrums in Frankfurt (Oder). Diese Menschen "sind in vielen Fällen nicht in der Coronavirus-Impfverordnung berücksichtigt, weil ihre Diagnosen zu selten sind, um statistisch ins Gewicht zu fallen", betonte sie. Sie wies jedoch daraufhin, dass Einzelfall-Entscheidungen möglich seien. Darauf sollten die behandelnden Ärzte drängen. Sie seien es auch, die eine entsprechende Risiko-Beurteilung übernehmen müssten.

Reibungsloser Ablauf besonders wichtig

Armbruster wies in der Oderstadt nochmals eindringlich daraufhin, dass Menschen mit Behinderungen ein deutlich höheres Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung hätten. "Ein reibungsloser Ablauf der Impfung – von der Terminvergabe bis zur Impfung – ist daher für sie besonders wichtig." Um dies zu ermöglichen, müssen die Impfzentren im Land barrierefrei sein. Nach Aussagen der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) erfüllen alle 13 Impfzentren im Land die hohen Anforderungen, die an die Barrierefreiheit gestellt sind.

Neue technische Lösung eine echte Erleichterung

Um hörbehinderten Menschen den Zugang zu Impfzentren zu erleichtern, stellte Armbruster an der Oder die neue digitale Dolmetscher-Betreuung vor, die abkommender Woche in allen 13 Brandenburger Impfzentren zur Verfügung stehen soll.

Über einen Tablet-PC und Videoschalte können Betroffene Kontakt zu einen Gebärdendolmetscher Kontakt aufnehmen, über den die hörbehinderten Menschen dann mit den Mitarbeitern des Impfzentrums kommunizieren können. Das Konzept für diese digitale Lösung wurde vom Zentrum für Kultur und visuelle Kommunikation der Gehörlosen Berlin/Brandenburg (ZfK) entwickelt und technisch umgesetzt "Die neue Dolmetscher-Betreuung bedeutet eine große Erleichterung für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen", so Armbruster.

Sendung: Brandenburg aktuell, 09.04.2021, 19:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Wenn ich diese Kommentare hier lese, auch welche über unsichtbare Behnderungen, krempeln sich mir die Schuhsohlen um. Wovon wird denn hier geredet? Die tatsächliche Realität eines Schwerbehinderten im Land Brandenburg (70% mit Merkmal G) ist folgende:

    Schwerkranke mit COPD (halbe Lunge) und KHK (Form der Herzinsuffizienz) bekommen keinen Impftermin, nur weil sie erst 69 sind und wenn dann höchstens mit AstraZenika (angegeben mit 62% Schutz, bei der südafrikanischen Mutante nur noch 10 bis 15%) und junge und gesunde "Erzieher und Lehrer", teilweise erst die Lehramtsausbildung beendet, erholen die rechts und gehen mit Biontech (95% bei den vorgenannten Mutanten wenigstens noch 60%) nach lachend nach Hause.

    Das meine liebe Landesbehinderten-Beauftragte Janny Armbruster ist die objektive Realität im Land Brandenburg. Jetzt können sie sich mit Nonnemacher streiten wer verantwortlich ist. Wir werden jetzt Rechtsmittel einlegen. Sie sollten sich schämen.




  2. 9.

    @hdittmar haha, sie kennen sich mit den seltenen aber gut aus. Ja, kenne ich gut. Mit "unsichtbarer" Behinderung wird man nicht ernstgenommen, im schlimmsten Fall beleidigt, und dass gerne von amtlicher/behördlicher Seite.
    Diese ganze offizielle "Behindertenpolitik" klingt gut mit ihren Worthülsen, dahinter steckt meist nichts (oder eine seltsame Art der Bevormundung wie im 19. Jahrhundert)

  3. 8.

    @Kerstin: ich auch nicht.
    Und das im Zustand "man kann doch nicht alles haben" (O-Ton Doc).
    Dennoch wundert es mich nicht, denn es schon auch abhängig davon, welche Erkrankung/en genau Sie haben und womit Sie behandelt werden.
    Dazu die vorhandenen Informationen, mit welcher Disposition belegtermaßen mensch mit mehr Risiko belastet ist.
    So wird jemand mit Adipositas und genetisch bedingtem Blutgerinnungsleiden und daraus erfolgten Lungenembolien möglicherweise ein höheres Risiko haben als ich. Nun gut, da man aber eben bei den Seltenen keine Zahlen erhebt, bleibt alles mehr oder minder Spekulation.

  4. 7.

    Leider ist es in Wahrheit so, dass nicht alle chronisch Kranken eine Impfeinladung erhalten haben. Ich als Betroffene habe bis jetzt nämlich keine Impfeinladung bekommen.

  5. 6.

    @SLE: der Name ist Programm ;)?
    "Behindertenbeauftragter(m/w/d)":
    Ich bin geheilt, seitdem ich (ist aber wirklich sehr viele Jahre her) da mal vorstellig wurde und dachte, ich bin im falschen Film. Dem Menschen dort war nicht beizubringen, dass Menschen auch ohne äußerlich nicht deutlichst sichtbare Einschränkungen dennoch schwerbehindert sein können. Für denjenigen (m/w/d) war alles, was nicht der genannten Kategorie liegt, "psycho" oder mindestens psychosomatisch (Was natürlich auch schwerbhindert bedeuten kann.)
    Naja, selbst viele Ärzte kriegen das nicht hin, weshalb die Diagnosewege elend lang. Aber wem erzähle ich das?
    Jedenfalls würde ich mit dieser Erfahrung im Vorfeld nicht viel Hoffnung auf aktiv sich engagierenden Behindertenbeauftragten haben, schon gar nicht in Bezug auf die Seltenen. Die werden nicht umsonst die Waisenkinder der Medizin genannt.
    Dass es also keinerlei Studien in puncto Covid19 und Impfungen gibt, wundert gar nicht.

  6. 5.

    Ich hatte mich erst aufgrund einer anderen Frage an die Achse gewandt und auch Antworten bekommen. (hier ging es darum, dass die seltenen Erkrankungen auch bei den FFP2 Masken vergessen wurden, von wegen ALLE Risikogruppen wurden damit versorgt).
    Ich bin ebenfalls immunsupprimiert, Autoimmunerkrankung. Mit Astrazeneca geimpft (mit mulmigem Gefühl). Allerdings als Kontaktperson, eine Einladung habe ich nicht erhalten, obwohl Prio 2 (chron, Nierenerkrankung aufgrund der Primärerkrankung)
    Von den politischen Reden fühle ich mich auch veräppelt. Ich sag nur: alle Risikogruppen wurden mit FFP2-Masken versorgt, alle chronisch Kranken haben eine Impfeinladung erhalten.


  7. 4.

    Na endlich kommt da noch jemand drauf. Hatte erst heute wieder das Gespräch, dass Menschen mit seltenen Erkrankungen vergeblich auf eine Impfeinladung (in Berlin) warten. Als selbst Betroffene frage ich mich schon lange, ob Behindertenbeauftragte in Land/Bezirken in Berlin nur eine Alibifunktion haben.
    Laut Kalayci sind ja alle chronisch Kranken inzwischen eingeladen worden. Wer´s glaubt...

  8. 3.

    Ebenfalls multipel "selten" habe ich eine Bekannte/Ärztin mit selbem Krankheitsformenkreis befragt bzgl. Impfungen (und Risiko) und sie antwortet, es sei überhaupt noch gar nichts bekannt oder untersucht worden (= es gibt keine Studien), inwieweit Menschen dieses Formenkreises sowohl mit Covid19 wie auch mit den Impfnebenwirkungen betroffen sind.
    Mein Hausarzt hatte mir in der Lücke, wo AstraZeneca gerade freigegeben war, davon abgeraten, mich damit impfen zu lassen. (Nach den neuesten Meldungen einer weiteren potentiellen NW von AstraZeneca bzgl. Kapillardurchlässigkeit wird das NEIN noch größer, da "wir" eben bereits mit veränderten Kapillaren "gesegnet" sind.)
    Außerdem nehmen viele Immunsuppressiva.
    Aber weder mein Hausarzt noch meine Ambulanz(en) konnten mir irgend etwas zum Thema Priogruppe sagen!

    Wie aktiv ist die ACHSE (Allianz chronisch seltener Erkrankungen)?

  9. 2.

    Bin selbst betroffen, schwerbehindert, Risikopatient, Atrophie des RM. Was für mich eine Infektion bedeutet, weiß ich. Das ich von der Politik vergessen werde, ist mir völlig klar. Mittlerweile traue ich mich nicht einmal mehr in eine Arztpraxis, da ich in der Gegend tatsächlich auf Ärzte gestoßen bin, die die Maskenpflicht nicht einhielten. Nun gut, das ganze Leben ist ein Risiko, aber der Politik zuzuhören klingt in meinen Ohren wie Verhöhnung Schutzbefohlener. Wissenschaft ist eine Errungenschaft, eine Möglichkeit, Wissen anzuwenden zum Vorteil aller. Bei uns klingt das wie in einem Entwicklungsland. Wissenschaftliche Vorgaben werden von der Politik passend gemacht.

  10. 1.

    Es gibt Behindertenbeauftrage, die tatsächlich noch aufwachen und Handeln. In Berlin ist noch kein Behindertenbeauftragter weder im Senat noch in den Bezirken aufgewacht. Das liegt wohl auch daran, dass sie selbst keine Behinderung haben, obwohl der Bund da vorreiter ist.

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