92 Prozent für russischen Konzern - Landespolitiker kritisieren Kauf von Anteilen der PCK-Raffinerie Schwedt

Do 24.02.22 | 18:14 Uhr
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Überschüssige Gase werden an einer Fackel im Werk der PCK Raffinerie GmbH in Schwedt am 26.03.2019 abgebrannt. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.02.2022 | Sabine Tzitschke | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die möglichen scharfen Sanktionen gegen Russland werden offenbar Konsequenzen für Brandenburg haben. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine steht nun die PCK-Raffinerie in Schwedt (Uckermark) in der Kritik. Diese gehörte schon mehrheitlich dem russischen Energie-Konzern Rosneft, doch am Mittwoch erlaubte das Bundeskartellamt den Kauf von weiteren Anteilen: Dadurch hält Rosneft 92 Prozent der Raffinerie.

Aus dem Brandenburger Landtag kamen am Donnerstag deswegen kritische Stimmen verschiedener Parteien.

Bundestag könne gegen den Verkauf stimmen

Frank Bommert, CDU-Mitglied des Landtages, warf dem Bundesdeskartellamt auch unabhängig von den aktuellen Entwicklungen Versagen vor. "Da liefert man sich ein Stück weit aus. Sollten jetzt Sanktionen gegen Russland kommen, wird das PCK darunter voll in Mitleidenschaft gezogen." Der Bundestag könne aber noch gegen den Verkauf stimmen oder zumindest drosseln.

Der Vorsitzende der Linken im Landtag, Sebastian Walter, sprach sich gegen den Verkauf an das russische Unternehmen aus. "Gerade mit dem heutigen Tag sind die Konsequenzen für das PCK in Schwedt noch nicht klar. Wir müssen als Landesregierung dafür sorgen, dass die Menschen dort nicht Schaden nehmen."

220.000 Barrel Rohöl pro Tag

Die Energieversorung ist ein Thema, das der deutschen Politik gerade viele Sorgen macht. Mehr als die Hälfte des deutschen Gasverbrauchs wird mit russischen Importen gedeckt. Mit der Übernahme von Schwedt durch den russisschen Staatskonzern geht de facto ein Großteil der Benzinproduktion für Ostdeutschland und Polen in die Hände Russlands über. In Schwedt endet auch die Pipeline "Freundschaft" aus Russland, über die Deutschland nach Angaben der Raffinerie zu 25 Prozent mit Rohöl versorgt wird.

Die PCK-Raffinerie verarbeitet derzeit rund 220.000 Barrel Rohöl pro Tag. Das Werk versorgt zu 95 Prozent die Räume Berlin, Brandenburg und West-Polen mit Benzin, Diesel, Flugturbinenkraftstoff und Heizöl. Etwa 1.100 Leute arbeiten in der Raffinerie in Schwedt.

"Nicht von Russland abhängig machen"

"Brandenburg und Deutschland dürfen sich nicht von Russland abhängig machen", sagte der CDU-Fraktions-Chef im Brandenburger Lanftag, Jan Redmann. "Und dort, wo wir schon jetzt abhängig sind, müssen wir uns aus der Abhängigkeit rausbewegen, alternative Quellen der Energieversorgung erschließen und damit gegenüber Wladimir Putin klar machen, dass er uns nicht in der Hand hat."

Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) äußerte sich zu möglichen Sanktionen. Betroffen werde Brandenburg – da traditionell mit sehr engen Beziehungen zu Russland – "in besonderer und härterer Art und Weise als vielleicht einige westliche Bundesländer." Trotzdem sei es nötig, auch weitere Sanktionen zu erlassen, so Woidke. Diese seien jedoch nicht das letzte Mittel. "Sanktionen können nur dazu dienen, Russland wieder an den Tisch zu bringen, wieder den Dialog aufzunehmen und am Ende wieder zu einem guten, dauerhaften und nachhaltigen Verhandlungslösung zu kommen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.02.2022, 18 Uhr

Mit Material von Sabine Tzitschke und Tony Schönberg

30 Kommentare

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  1. 30.

    Dann können Sie mir bestimmt verraten ob in den USA ein VW-Werk oder eines von BMW auch Eigentum an Grund und Boden hat wie der Musk hier in Grünheide, Hie ist einfach zu viel Land verscherbelt worden an Ausländer und man weiss gar nicht ob man da spazieren darf.

  2. 29.

    Lieber Thomas, ich habe die DDR nicht erlebt; bin ostdeutsch-sozialisiert und höre in letzter Zeit oft und viele sagen "Ich wollte ja keine Bananen aus dem Westen, aber...", ja aber was? Nach den Montagsdemos hat man sich von der BRD übernehmen lassen und ist nicht mehr demonstrieren gegangen, für eine selbstbestimmte Zukunft der DDR.
    Nun ist der Kapitalismus da.
    Ihr Vergleich hinkt einfach; nicht Deutschland verkauft seine Industrie, sondern deutsche Industrielle verkaufen ihre Industrie. Ist ein feiner Unterschied. ;)

  3. 28.

    Die kennt man doch; sahen aus wie von FORD. Aber der T 34 auf dem Sockel im Tiergarten hat es zu 1000 en bis hier geschafft.

  4. 27.

    Beim Anblick des Kapitalismus wurden halt nicht nur bei Sprit Sozialisten schwach.

    Leider gibt es aber noch zu viele Betonköpfe von damals, die nicht mitdenken können und den Klassenfeind immer noch als "Fremdland" titulieren. Dabei waren es gerade die Fahrzeuge aus den "Fremdlandbuden", die den Marsch der SU auf Berlin überhaupt erst ermöglichten.

  5. 25.

    Die Anteile gehören aber noch Shell, Rosneft will erst noch kaufen von Shell. Ich glaube nicht, daß die Britten begeistert sein würden, wenn Brandenburg PCK verstaaatlicht und damit Shell enteignen würde. Sie vergessen, daß es sowieso keine Raffinerie in der Hand deuscher Konzerne ist.

  6. 24.

    Geschäft ist Geschäft. Westberlin bekam so seinen hohen Spritbedarf direkt vom nahen Erzeuger. Wollten Sie doch auch so.

  7. 23.

    Sie gehen bitte davon aus, dass Wegfall von Kohle und Atom ein Energiemangel erzeugt. Brandenburg tut da gewiss nicht wenig. Was tut da Berlin ?

  8. 22.

    Redmann wirkt eher wie ein Schwätzer. Die Kanzlerin sprach lange von der Brückentechnologie. Das ist real und nur so oder so ( Gas oder Kohle oder...) möglich. Nun denn Sie doch mal mit.

  9. 21.

    Anfang der 70ger Jahre galt auch noch die Prämisse von der autogerechten Stadt, durchaus auch im Osten, und Omnibusse sind auch große Autos.
    Und selbst wenn Treibstoffeinsparung der Grund war wieder Tram zu bauen aber jedenfalls nicht mehr einzustellen, ist die Idee nicht deshalb schlecht, weil man sie etwas vor dem Westen hatte.
    Übrigens wurde um diese Zeit in Frankreich gerade begonnen viele aufgegeben Tramnetze wieder einzurichten und das ganz ohne Treibstoffmangel.

  10. 20.

    Ich schrieb nicht von der Wendezeit. Hier in Berlin wurden noch Anfang der 70ger Tram-und O-Busse auf Diesel umgestellt, später aber eben Rohöl und Kraftstoffe lieber in den Westen verkauft und mancherorts der Busfahrplan ausgedünnt.

  11. 19.

    Alle zu Ende der DDR vorhandene Straßenbahnbetriebe werden 30 Jahre nach der Wende,z.T. mit erweiterten Netzen noch betrieben. Es kann also nicht nur dem fehlenden Kraftstoff der Weiterbetrieb geschuldet sein. Und die Abschaffung der meisten OBusse würde heute wahrscheinlich auch nicht mehr erfolgen. Weimars Nahverkehrsnetz ist jedenfalls nicht besser geworden.
    Gerade der elektrische Nahverkehr ist ein ganz schlechtes Beispiel für den Rückstand der DDR auf allen Gebieten.


  12. 18.

    Bei Ihrer Kritik sind die zum Verkauf stehenden Anteile an der PCK aber weiterhin das falsche Symbol.
    Vergl.. z.B. https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/2021/07/pck-schwedt-minerallkonzern-shell-rosneft-eni.html

  13. 17.

    Wenn es keinen Krieg geben würde, wäre der Verkauf ein guter Zeitpunkt.

    Aber nur wenn man für Alternativen vorgesorgt hätte...
    25% Windkraft/ 25% PV/ 25% Atom / 25% Gas - sind der Mix der Schlauen...

    #"Dominik": Wenn man ca. 3 Monate keine Rohstoffe aus Russland kauft, dann ist der Verhandlungstisch aber ganz schnell voll. Nur, es müssen alle so denken und handeln. Mit Energiemix geht das auch...

  14. 16.

    Ich denke die Ukrainer hätten jetzt gerne typisch deutsche Probleme.

    Immer schön nicht vergessen, die Rohstoffverkäufe finanzieren Putins Angriffskrieg.

    Hat denn keiner mehr auch nur einen Funken moralischen Anstand? Klar, jetzt ist es auch erstmal zu spät....

    Hauptsache keine Waffen in Krisengebiete, aber ganz viel Geld für Angriffskrieger. Ich kann nicht soviel essen wie ich .......

  15. 15.

    Produkte des PCK hatte die DDR gerne in den Westen gegen Devisen verkauft, dafür aber im Gegenzug wegen Mangel an Diesel den Busverkehr ausgedünnt. Dabei gab es damals durchaus auch erste Schritte, Tram und O-Bus auf Diesel umzustellen,. Die wurden aber gestoppt, weil DM wichtiger waren und die Tram halt auch mit Braunkohlestrom fährt.

  16. 14.

    Lieber Alfred, erstens weiß ich ziemlich genau was Kapitalismus ist und zweitens wollte ich nicht unbedingt die Bananen aus dem Westen. Nach 32 Jahren deutsche Einheit sollten sie langsam aufhören den Besserwessi raushängen zu lassen. Der Ausverkauf findet so oder so statt.

  17. 13.

    Produkte des PCK hatte die DDR gerne in den Westen gegen Devisen verkauft, dafür aber im Gegenzug wegen Mangel an Diesel den Busverkehr ausgedünnt. Dabei gab es damals durchaus auch erste Schritte, Tram und O-Bus auf Diesel umzustellen,. Die wurden aber gestoppt, weil DM wichtiger waren und die Tram halt auch mit Braunkohlestrom fährt.

  18. 12.

    Das klingt so schön simpel, Thomas. "Deutschland betreibt" den Ausverkauf. Das nennt man Kapitalismus; ihr wolltet damals doch die Bananen ausm Westen.

  19. 11.

    Jan Radmann denkt zwar genau wie der Verkäufer an die Zukunft, ist aber nicht Ihr Ministerpräsident.

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