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Quelle: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Gazprom drosselt Lieferung

Berliner Wirtschaftssenator sorgt sich um Gasversorgung im Winter

Der russische Energiekonzern Gazprom hat seine Gaslieferungen nach Deutschland weiter gedrosselt. Noch gibt es in Berlin keine Engpässe, doch vor dem Winter müssen die Speicher wieder gefüllt werden. Das aber könnte zum Problem werden.

Der Berliner Senator für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Stephan Schwarz (parteilos), sorgt sich mit Blick auf den kommenden Winter um die Gasversorgung der Stadt.

Derzeit gebe es zwar noch keine Engpässe, sagte Schwarz am Donnerstag der rbb24 Abendschau. Wegen der Drosselung der Gaslieferungen aus Russland könnten die Speicher aber nicht so stark gefüllt werden wie in den vergangenen Monaten. Derzeit lägen die Füllstände bei 50 Prozent, im Winter sollten es aber dann 90 Prozent sein.

Schwarz appellierte an die Berlinerinnen und Berliner, Energie zu sparen. Man müsse alles dafür tun, um im Winter nicht böse überrascht zu werden.

EWE-Vorstandschef: Alternative Lieferländer am Limit

Der EWE-Konzern lässt derzeit seine Erdagsspeicher auffüllen, darunter auch am Standort Rüdersdorf (Märkisch-Oderland). Dort sei man momentan bei 77 Prozent, konzernweit liege der Füllstand bei 72 Prozent und in ganz Deutschland bei rund 55 Prozent, sagte Stefan Dohler, EWE-Vorstandsvorsitzender, rbb24 Brandenburg Aktuell.

Auch er sehe Probleme, wenn es darum geht, die Speicher zu füllen. Man beziehe sehr große Gasmengen aus Russland; das sei nicht so leicht zu ersetzen. Alternative Lieferländer wie Norwegen seien bereits am Limit, erklärte Dohler. Daher müsse man schon jetzt Gas sparen, um im Winter gerüstet zu sein - sowohl im Industriebereich als auch bei den Verbrauchern.

Auch sollte die Füssiggas-Infrastruktur ausgebaut werden. Es müssten Terminals aufgebaut werden, um Flüssiggas-Importe für die Einspeisung ins heimische Netz aufzubereiten, sagte der EWE-Vorsitzende.

Habeck vermutet politische Entscheidung hinter reduzierten Gaslieferungen

Der russische Energieriese Gazprom hat wie angekündigt in der Nacht zum Donnerstag seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream weiter reduziert. Russland schließt ein komplettes Runterfahren der wichtigsten Versorgungsleitung für Deutschland nicht aus. Der russische EU-Botschafter betonte am Donnerstag beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg, wegen der Probleme bei der Reparatur von Turbinen in Kanada könne die Leitung komplett stillgelegt werden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nannte die Situation ernst. Seinem Ministerium zufolge ist die sichere Versorgung mit Gas aber weiter gewährleistet. "Aktuell können die Mengen am Markt beschafft werden, wenn auch zu hohen Preisen", teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Das Ministerium beobachte die Dinge sehr genau.

Entgegen der Darstellung Gazproms, der Grund für die Drosselung seien Verzögerungen bei Reparaturarbeiten, vermutet Habeck dahinter eine politische Entscheidung. Ebenso äußerte sich Schwarz: "Es ist offensichtlich ja nicht technisch, sondern politisch bedingt, was hier passiert", sagte er der rbb24 Abendschau.

Sendung: Abendschau, 16.06.2022, 19:30 Uhr

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