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Quelle: rbb

Energiekrise

Einer Landbäckerei geht die Kohle aus

Die Energiekrise treibt Kosten für Kohle, Gas und Strom in die Höhe. Im brandenburgischen Nennhausen bangt eine Traditionsbäckerei ums Überleben. Ihr geht die Kohle aus. Von Yasser Speck

Seit fast 40 Jahren backt Kerstin Huxdorf in Nennhausen Brötchen. Jede Schrippe und jeder Laib Brot ist bei ihr handgemacht. Echte Tradition. Damit ihre Backwaren die gewünschte Kruste bekommen, heizt sie ihre Öfen mit Kohle. Doch Kohle ist knapp. Sie weiß nicht, ob sie ab November noch welche kaufen kann. Wenn nicht, wäre es das Aus. "Wenn wir keine Kohlen haben, können wir nicht mehr backen. Dann gibt es keine Brötchen mehr", sagt Huxdorf.

Bis November reichen die Kohlen noch

Kerstin Huxdorf und ihr Mann lagern ihre Kohlen in einer Scheune. Sie kaufen schon immer Kohle aus der Lausitz. Im August zahlten sie für eine Tonne Kohle noch 200 Euro. Im September steigt der Preis plötzlich auf 400 Euro pro Tonne an. Das Doppelte. Innerhalb von einem Monat. Sie und ihr Mann hörten, dass die Kohle knapp wird, und sicherten sich ab. "Wir haben doppelt so viel gekauft wie sonst", sagt die Bäckerin. Der Lieferant habe ihnen genug für ein paar Wochen liefern können, sagt sie.

Doch ob sie im November wieder Kohle kaufen könne, wisse sie nicht. Erst würde die Industrie beliefert und dann sie. Der Anbieter konnte ihr noch keine Zusage für November geben.

Obwohl die Preise überall spürbar steigen, erhöht Kerstin Huxdorf ihre Preise nicht. Ein Brot kostet bei ihr momentan 3,30 Euro. "Wir können jetzt kein Brot für vier bis fünf Euro anbieten", sagt die Bäckerin. Auch wenn es, wie sie sagt, der realistische Preis wäre. "Man kann jetzt nicht alles auf die Leute umlegen, die haben ja auch nichts in der Tasche".

Bäckereihandwerk in der Krise

Sehr früh aufstehen, Teig kneten und am heißen Ofen schwitzen. Das Bäckereihandwerk liegt nicht gerade im Trend. Es steckt sogar in einer Krise. Das zeigen die Zahlen der Bäckereibetriebe in Deutschland. 2009 gab es noch fast 15.000 Betriebe. 2021 waren es nur noch knapp 10.000 Betriebe. Ein Rückgang von über 30 Prozent innerhalb von nur zwölf Jahren. Die Energiekrise könnte diesen Trend beschleunigen.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks fordert die Politik zum Handeln auf. "Im Gegensatz zu anderen Branchen und Privathaushalten kann das Bäckerhandwerk kaum Energie sparen. Wir fordern daher eindringlich konkrete Hilfen der Bundesregierung", so Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider auf der Website des Zentralverbands. "Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise werden zahlreiche Unternehmer jetzt an den Rand des Ruins treiben."

Energiekrise

In kleinen Handwerksunternehmen geht wegen steigender Kosten die Angst um

Gestiegene Energiekosten müssen an Kunden weitergegeben werden. Aber wie lange können die das Mittragen? Kleine Handwerksunternehmen bangen um ihre Zukunft. Stephan Ozsváth hat im Berliner Stadtteil Moabit ein Stimmungsbild eingeholt.

Die Energiekrise bedroht ihre Existenz

1984 haben Kerstin Huxdorf und ihr Mann die kleine Bäckerei in Nennhausen eröffnet. Sie war damals 21 Jahre alt, er 25. Jetzt, 38 Jahre später, droht die Schließung. Die gelernte Konditorin kann nicht fassen, dass sie möglicherweise keine Kohle mehr kaufen kann. Bäckereien seien Grundversorgung und hätten immer Priorität gehabt, erinnert sie sich. "Dass das jetzt nicht mehr an erster Stelle steht, kann ich nicht verstehen."

Trotz des hohen Kohlepreises und der möglichen Schließung ihrer Bäckerei bleibt Kerstin Huxdorf optimistisch. Wir haben schon so viele Krisen überstanden, wir sind ja nicht erst seit gestern eine Bäckerei, sagt sie.

Eröffnet haben sie in der DDR, dann kam die Wende. Anschließend die Einführung der D-Mark und dann des Euros. Das seien immer neue Herausforderungen gewesen, sagt sie. "Corona haben wir gut überstanden, wir durften ja weiterproduzieren", erinnert sich die Bäckerin. Auch diese Krise hofft sie zu überstehen. "Man macht sich schon seine Gedanken, aber es wird schon eine Lösung gefunden werden."

Beitrag von Yasser Speck

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