Energiekrise - Einer Landbäckerei geht die Kohle aus

Di 27.09.22 | 17:24 Uhr | Von Yasser Speck
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Bäckerei Huxdorf (Quelle: rbb)
Bild: rbb

Die Energiekrise treibt Kosten für Kohle, Gas und Strom in die Höhe. Im brandenburgischen Nennhausen bangt eine Traditionsbäckerei ums Überleben. Ihr geht die Kohle aus. Von Yasser Speck

Seit fast 40 Jahren backt Kerstin Huxdorf in Nennhausen Brötchen. Jede Schrippe und jeder Laib Brot ist bei ihr handgemacht. Echte Tradition. Damit ihre Backwaren die gewünschte Kruste bekommen, heizt sie ihre Öfen mit Kohle. Doch Kohle ist knapp. Sie weiß nicht, ob sie ab November noch welche kaufen kann. Wenn nicht, wäre es das Aus. "Wenn wir keine Kohlen haben, können wir nicht mehr backen. Dann gibt es keine Brötchen mehr", sagt Huxdorf.

Bis November reichen die Kohlen noch

Kerstin Huxdorf und ihr Mann lagern ihre Kohlen in einer Scheune. Sie kaufen schon immer Kohle aus der Lausitz. Im August zahlten sie für eine Tonne Kohle noch 200 Euro. Im September steigt der Preis plötzlich auf 400 Euro pro Tonne an. Das Doppelte. Innerhalb von einem Monat. Sie und ihr Mann hörten, dass die Kohle knapp wird, und sicherten sich ab. "Wir haben doppelt so viel gekauft wie sonst", sagt die Bäckerin. Der Lieferant habe ihnen genug für ein paar Wochen liefern können, sagt sie.

Doch ob sie im November wieder Kohle kaufen könne, wisse sie nicht. Erst würde die Industrie beliefert und dann sie. Der Anbieter konnte ihr noch keine Zusage für November geben.

Man kann jetzt nicht alles auf die Leute umlegen, die haben ja auch nichts in der Tasche

Kerstin Huxdorf, Bäckerin

Obwohl die Preise überall spürbar steigen, erhöht Kerstin Huxdorf ihre Preise nicht. Ein Brot kostet bei ihr momentan 3,30 Euro. "Wir können jetzt kein Brot für vier bis fünf Euro anbieten", sagt die Bäckerin. Auch wenn es, wie sie sagt, der realistische Preis wäre. "Man kann jetzt nicht alles auf die Leute umlegen, die haben ja auch nichts in der Tasche".

Bäckereihandwerk in der Krise

Sehr früh aufstehen, Teig kneten und am heißen Ofen schwitzen. Das Bäckereihandwerk liegt nicht gerade im Trend. Es steckt sogar in einer Krise. Das zeigen die Zahlen der Bäckereibetriebe in Deutschland. 2009 gab es noch fast 15.000 Betriebe. 2021 waren es nur noch knapp 10.000 Betriebe. Ein Rückgang von über 30 Prozent innerhalb von nur zwölf Jahren. Die Energiekrise könnte diesen Trend beschleunigen.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks fordert die Politik zum Handeln auf. "Im Gegensatz zu anderen Branchen und Privathaushalten kann das Bäckerhandwerk kaum Energie sparen. Wir fordern daher eindringlich konkrete Hilfen der Bundesregierung", so Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider auf der Website des Zentralverbands. "Die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise werden zahlreiche Unternehmer jetzt an den Rand des Ruins treiben."

Die Energiekrise bedroht ihre Existenz

1984 haben Kerstin Huxdorf und ihr Mann die kleine Bäckerei in Nennhausen eröffnet. Sie war damals 21 Jahre alt, er 25. Jetzt, 38 Jahre später, droht die Schließung. Die gelernte Konditorin kann nicht fassen, dass sie möglicherweise keine Kohle mehr kaufen kann. Bäckereien seien Grundversorgung und hätten immer Priorität gehabt, erinnert sie sich. "Dass das jetzt nicht mehr an erster Stelle steht, kann ich nicht verstehen."

Trotz des hohen Kohlepreises und der möglichen Schließung ihrer Bäckerei bleibt Kerstin Huxdorf optimistisch. Wir haben schon so viele Krisen überstanden, wir sind ja nicht erst seit gestern eine Bäckerei, sagt sie.

Eröffnet haben sie in der DDR, dann kam die Wende. Anschließend die Einführung der D-Mark und dann des Euros. Das seien immer neue Herausforderungen gewesen, sagt sie. "Corona haben wir gut überstanden, wir durften ja weiterproduzieren", erinnert sich die Bäckerin. Auch diese Krise hofft sie zu überstehen. "Man macht sich schon seine Gedanken, aber es wird schon eine Lösung gefunden werden."

Beitrag von Yasser Speck

65 Kommentare

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  1. 65.

    Wir haben schon einen etwas größeren Handelspartner der Teile eines oder mehrer Staaten besetzt hält und auch immer wieder dort Aktionen vornimmt. Auch ein anderer demokratischer Handelspartner macht das des öfteren.
    Und da gibt es noch den einen großen Partner welcher wesentlich mehr Leben auf dem Gewissen hat und der hat nur zwei Nachbarn die man direkt mit dem Auto besuchen kann.

  2. 64.

    Ich seh da ein großes Dach, aber kein Solar drauf. Dann reden sie von einer Scheune. Ebenfalls kein Solar drauf. Keine Solarthermie, keine Photovoltaik. Warum nicht? Weil immer nur billig billig. Und Kohle war halt schön billig. An Zukunft denken solch „Traditionshäuser“ nicht. Da gehts immer nur um die Vergangenheit. Wacht mal auf. Wir leben 2022 und nicht in 1700.

  3. 63.

    @mitleser
    Da müssen wir nicht ins Mittelalter. 1945 -47 haben die Zuschauer auch Briketts mit ins Theater gebracht. Die Leute, die sich daran erinnern können, werden nur knapp.

  4. 62.

    „Schön das Sie ausweichen.“

    Noch schöner, dass Sie das zwar kritisieren, mir meine Frage aber ebenfalls nicht beantworten (können)! : D

    Um das meinerseits noch nachzuholen: Es gibt einfach keine Handelspartner Deutschlands, die vergleichbar viele Menschen auf dem Gewissen haben, wie Putin es jetzt schon hat – und es werden noch weitere dazukommen … So, und nun Sie!

  5. 61.

    Ein paar Jahre vor der Rente macht man ja wahrscheinlich keine großen Investitionen mehr in den Betrieb, aber 2022 muss niemand Kohle verfeuern um einen Ofen zu heizen. Es gibt da etwas was sich Strom nennt.

  6. 60.

    Gerne einen "Sozialtarif" anbieten: Wer kann, zahlt den Euro mehr, damit wir zukünftig noch wirklich gutes Brot kaufen können!

  7. 57.

    Peter 2020: Leag macht kein Gewinn -> Schei$$e
    Peter 2022: Leag macht Gewinn -> Schei$$e
    Ihre Hexenjagd findet kein Ende...
    wären Sie ein gescheiter Monteur/Elektriker, könnten Sie jetzt gutes Geld in Cottbus verdienen.

  8. 56.

    Das ändert aber wenig am Energiebedarf, den man für ein 750g Brot bräuchte, vor allem weil es in einer Bäckerei effizienter als zu Hause gehen sollte..
    1-2kWh/Brot allein rechtfertigen keine Preiserhöhung um 0,70-1,70 EUR.
    Da steckt natürlich noch mehr dahinter.
    Spekulation mit Getreide, Mindestlohn, sonstige Energiekosten, eigene Mitnahme- bzw. Nachholeffekte.

  9. 55.

    "Selbst der dümmste Kohlenmunk versteht das Gas , Öl und Kohle jetzt aus anderen Quellen für eine gewisse Zeit benötigt wird"
    Sie liefern mal wieder selbst den besten Beweis!

  10. 54.

    Verstehe ich nicht ganz. Wer hat sich ins Knie geschossen?
    Alte Rechnungen für Kohle müsste ich meine Eltern fragen. Billiger sicher schon allein wegen dem Wechselkurs DDR-Mark zum EUR.
    Gas hatte ich nur kurz in Berlin keine Ahnung. Hab ich auch als Student irgendwie bezahlt, ohne dass ich ernsthaft drüber nachdenken musste.
    Heute hoffe ich darauf, dass die Stadtwerke günstig zwischen ihren Quellen abwägen dürfen und können.
    Egal wie, die Kohleöfen sind nicht die schönsten Erinnerungen meiner Kindheit, zumindest was die Buckelei und den Dreck anging. Keine zukunftsfähige Technologie.

  11. 53.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 27.09.2022 um 21:50

    Ein Kohlenhändler aus Manschnow oder Kietz hat auch einiges nach Polen geliefert.
    Quelle MOZ.

  12. 52.

    "Anscheinend kommt doch Gas durch Nordstream1 und 2. Wie sonst sollte man die Gaslecks mit ausströmenden Gas in der Ostsee erklären. Man muss nur die Ventile am Ende aufdrehen wollen."

    Und wieder Fake News. "Der Doppelstrang der Pipeline Nord Stream 2 verläuft 1.230 Kilometer von Russland durch die Ostsee bis nach Deutschland. Sie ist fertiggestellt und bisher mit Gas gefüllt, allerdings wurde durch sie nie Erdgas importiert. "

  13. 51.

    Ja und genau deshalb habe auch ich einen weiteren Satz geschrieben.
    Bezogen auf Janas Frage passt die Erklärung und niemals nunmal leider nicht, selbst wenn man die beiden Leitungen in der Ostsee nicht repariert bekommen sollte oder will.
    Gäbe ja noch andere Wege für russisches Gas, Bewusst Konjunktiv, Die Wege gäbe es, wenn Russland wollen würde.

  14. 50.

    "Es fehlt einfach der der Druck des nachströmenden Gases aus Russland."
    Naja, die über 100 bar hätten schon für ein paar Feuerzeuge gereicht.

  15. 49.

    "Da die Lecks erst jetzt aufgetreten sind, kann der ja nun nicht viel damit zu tun haben."
    Bond, James Bond - Es gibt Schaltuhren bei Baumärkten für ca. 5€....

  16. 48.

    Die beiden Pipelines sind aus technischen Gründen mit Gas gefüllt. Selbst wenn in Deutschland die Ventile geöffnet werden, fließt kein Gas. Es fehlt einfach der der Druck des nachströmenden Gases aus Russland.

  17. 47.

    Sie sehen nun was grüne Politik fertig bringt. Wann liest man mal wie die EU-VdL sich Sorgen macht `? Alle leben durch die ehrliche Arbeit anderer.

  18. 46.

    Eigenknieschuss. Kein Erdgas war billiger. Sehen Sie mal in ihre alten Rechnungen nach.

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