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Quelle: dpa/A. Riedl

Noch 60 freie Plätze

Berliner Ausbildungshotels suchen Azubis

Viele junge Menschen in Berlin haben in der Corona-Zeit ihre Lehrstellen im Hotel- und Gastgewerbe verloren oder die Ausbildung unterbrechen müssen. Um Abhilfe zu schaffen, hat der Senat ein Pilotprojekt geschaffen, bei dem Betroffene ihre Lehre in zwei Ausbildungshotels weiterführen oder neu beginnen können - und das seit dem Frühjahr trotz der Corona-Maßnahmen. Ausbildungen zu den Berufen Koch/Köchin, Hotelfachfrau/-fachmann, Restaurantfachfrau/-fachmann, Fachkraft im Gastgewerbe und Hauswirtschafter/-in sind möglich.

Bislang hält sich die Nachfrage aber in Grenzen: Es hätten sich nur 37 Bewerber und Bewerberinnen für die insgesamt 100 Plätze im Programm angemeldet, sagte Projektkoordinator Marcus Striek. Bewerbungen sind per E-Mail möglich [inab-jugend.de]. Die Beteiligten ziehen bisher ein positives Fazit. "Das Modellprojekt des Senats ist ein großer Glücksfall für uns und unsere Azubis", sagte Karen Friedel, Direktorin des Abacus-Hotels am Tierpark in Lichtenberg am Mittwoch.

Der praktische Teil der Ausbildungen findet entweder dort oder in den Albrechtshof Hotels statt. Durch das Modellprojekt sind die Betriebe finanziell vom Senat abgesichert - selbst wenn neue Corona-Maßnahmen das Gastgewerbe einschränken sollten.

In vielen Betrieben konnten Azubis nichts Praktisches mehr lernen

Angelina Klante ist eine von 37 Auszubildenden, die am Modellprojekt teilnehmen. Die 19-Jährige ist eigentlich in einem Hotel am Kurfürstendamm als angehende Restaurantfachfrau angestellt, doch durch die Pandemie musste sie in Kurzarbeit wechseln. Ihre Chefin habe ihr dann von dem Programm erzählt. "Ich war sofort begeistert. Hier lerne ich mehr, zum Beispiel das Flambieren oder Filetieren", sagt Angelina Klante .

Doch trotz zufriedener Auszubildender sind noch nicht einmal die Hälfte der Plätze vergeben. "Wir müssen leider feststellen, dass nicht alle Betriebe im Hotel- und Gaststättenbereich diese Chance hier genutzt haben", sagte Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke). "Ich befürchte, dass es auch Unternehmen gab, die gesagt haben: Okay, wir schicken alle in die Kurzarbeit und die Auszubildenden dazu." Das sei ein Fehler, weil diese Auszubildenden Zeit verloren hätten.

Fachkräftemangel durch Corona

Dem Gastgewerbe fehlt ein Viertel des Personals

Personal gesucht: Solche Schilder hängen gerade an vielen Restaurants. Nach dem Lockdown sind zwar die Gäste zurück, aber so manche Kellnerin ist in andere Branchen abgewandert. Und das ist nicht die einzige Sorge im Gastgewerbe.

Modellprojekt für knapp drei Jahre geplant

Der Ansicht ist auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. "In den allerwenigsten Betrieben konnte im Hotel- und Gaststättengewerbe in den letzten Monaten tatsächlich auch eine Ausbildung stattfinden", sagte Geschäftsführer Sebastian Riesner. "Wir hätten uns gewünscht, dass wir überrollt worden wären, dass viel mehr junge Menschen in diese Auffanglösung reingekommen wären."

Das Projekt hat eine Laufzeit von zunächst 33 Monaten und wird von der Senatsverwaltung für Arbeit finanziert. Laut Senatorin Breitenbach sind dafür bis zu 2,7 Millionen Euro eingeplant.

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