Fachkräftemangel durch Corona - Dem Gastgewerbe fehlt ein Viertel des Personals

Mi 07.07.21 | 10:38 Uhr
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Kellnerin in Clärchens Ballhaus in Berlin-Mitte am 09.10.2020. (Quelle: imago images/F. Anthea Schaap)
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Audio: Inforadio | 7.7.2021 | Interview mit Sandra Warden, Dehoga-Geschäftsführerin | Bild: imago images/F. Anthea Schaap

Personal gesucht: Solche Schilder hängen gerade an vielen Restaurants. Nach dem Lockdown sind zwar die Gäste zurück, aber so manche Kellnerin ist in andere Branchen abgewandert. Und das ist nicht die einzige Sorge im Gastgewerbe.

Personalmangel im Gastro-Bereich: Die Zahl der Sozialversicherungspflichtigen im deutschen Gastgewerbe ist im Vergleich von April 2021 und April 2019 um 14 Prozent gesunken. Das sagte Sandra Warden, Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), am Mittwochmorgen im rbb Inforadio.

"Betriebe berichten aber von einer noch größeren Abwanderung des Personals", sagte Warden, "bis zu 20, 30 Prozent, wenn man die Mini-Jobber miteinbezieht".

Der Personalmangel sei eine der derzeit größten Sorgen im Gastgewerbe, betont Warden. Hinzukämen die Angst vor einem dritten Lockdown im Herbst und die Befürchtung, dass die Corona-Hilfen zum Jahresende hin nicht mehr fließen. Zuletzt wurde die Überbrückungshilfe III verlängert bis Ende September - darüber können Betriebe Ausgleichszahlungen für Umsatzausfälle beantragen.

Hilfen bis Jahresende gefordert

Diese Maßnahmen seien aber wichig, um das Überleben von Diskotheken oder der Event-Gastronomie zu sichern, die in diesem Sommer noch gar nicht oder nur zum Teil arbeiten dürfe. Ohne die "Überbrückungshilfe III Plus" hätte es noch mehr Pleiten gegeben, so die Dehoga-Geschäftsführerin.

Aber auch noch im Oktober und danach werde die Branche Hilfen brauchen, ergänzt Warden - auf jeden Fall "bis zum Jahresende". Deshalb müssten die staatlichen Zahlungen noch einmal verlängert werden.

Schwarzarbeit nimmt zu seit der Corona-Krise

Einen Anstieg der Schwarzarbeit gibt es laut Berechnungen von Ökonomen schon seit dem ersten Lockdown 2020 [tagesschau.de]. Zunehmend habe ein Teil der Eigentümer von Restaurants und Kneipen bei der Bezahlung ihrer Mitarbeitenden betrogen, um Kosten zu sparen. Die Dehoga-Geschäftsführerin hält dagegen: Schwarzarbeit sei kein "Flächenbrand in der Branche".

Besonders Putzkräfte und Aushilfen wurden von der Krise hart getroffen. Teilweise arbeiteten sie für bares Geld "unter der Hand" weiter. Neben der Gastronomie sind auch der Tourismus, der Haushaltssektor - von der Schulnachhilfe bis hin zur Gartenpflege - sowie das Baugewerbe typische Sektoren, in denen Schwarzarbeit auftritt.

Sendung: Inforadio, 07.07.2021, 07:25 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 26.

    Das fehlende Personal ergo Fachkräftemangel wird bald das geringste Problem der Restaurationsbetriebe und Tanzlokalitäten sein! Spätestens am 1.10. wird eine neue Zwangsverordnung mit Betriebsschliessungen und Berufsverboten in Kraft treten, also nachdem die neue CDU-SPD-Grüne Bundesregierung in Amt und Würden ist.
    Da werden einige noch Augen machen.
    2 Drittel der heute noch existenten Gastronomiebetriebe und Clubs wird es heute in einem Jahr nicht mehr geben!
    Bedankt euch bei den Parteien, die ihr alle im Herbst wählen werdet.

  2. 25.

    Wer gar nichts wird, wird Versicherungsvertreter oder geht in die Politik.

  3. 24.

    Das Gastgewerbe zahlt seit jeher immer wenig für sein Personal. Die Kellner haben dies aufgefangen über das erhaltene Trinkgeld.
    Restaurants mit deutscher Küche existiert praktisch nur noch im Hochpreissegment und in gut situierten Vierteln. Siehe Städte wie München mit dem Film Rossini, der heutzutage eher schon peinlich wirkt.
    Möchtegern Restaurants wie das Borchardts in Berlin werden eher weniger unter der Pandemie leiden, da sie ja beste Kontakte zur" politischen Prominenz" nach oben haben.

    Betroffen sind viele kleine Restaurants, die es in Berlin genügend gibt. Die Politik weiß im Grunde gar nicht, was sie diesen Menschen mit dem langen Lockdown angetan hat.
    Und bei manchen Beiträgen könnte man fast schon denken, sie haben es sich bereits für einen vierten ewig lang andauernden Lockdown in ihrer Ecke vor ihrem PC so richtig schön kuschelig eingerichtet.


  4. 23.

    Da hilft kein Räsonieren. Von der Sondersituation verursacht durch Corona mit den Überbrückungshilfen mal abgesehen, muss auf Sicht die Marktwirtschaft das regeln. Wenn es kein ausreichendes Personal für die Gastronomie gibt, müssen die Gastronomen eben das Personal besser bezahlen, damit es dort wieder arbeiten möchte.

  5. 22.

    Ja nee ist klar "Schwester", dann sollten wir auch wieder kinderarbeit einführen, hat doch früher den Kids auch nicht geschadet oder wir sollten wieder richtig die Umwelt verpesten hat uns doch auch nicht in den 80er geschadet.
    Aber gut wenn sie eine Schwester im KH sind, dann bin ich ein Bruder im Kloster.

  6. 21.

    Schon mal im Impfzentrum gearbeitet? Wohl eher nicht. Sonst wüssten Sie, dass die Arbeit dort ein Knochenjob ist.

  7. 20.

    Ganz ehrlich...juckt mich als AN nicht die bohne was AG an objektmiete löhnt.nennt sich kalkulation und es kann wohl nicht sein das AN zu lasten der überteuerten miete hinten anstehn darf!sie haben auch monatliche fixkosten und leben nicht über ihre verhältnisse.genauso siehts im gastrogewerbe aus.beispiel,ich ziehe mit gastgewerbe in die innenstadt oder besser gut frequentierte gegend.dann muss man aber so kalkulieren das die höhere miete sich rechnet und ich nicht beim personal spare.denn mit einem gut eingespielten team steht und fällt alles.stichwort gehobene und event gastronomie.wie gesagt viele haben keinen schimmer auf was sie sich einlassen.geauso wie umgang mit personal.viele sehn nur profit und das wars dann!

  8. 19.

    Einerseits haben Sie vollkommen recht. Möchte aber darauf verweisen, dass die irrsinnigen Mieten einen Großteil des Umsatzes auffressen.

  9. 18.

    Stimme Ihnen voll zu. Ich habe viel in der Gastronomie gearbeitet und mußte leider feststellen, das dies kein zuckerschlecken ist. Fängt schon bei der geringen Bezahlung an. Zudem versuchen es viele Wirte über den Aushilfsjob um Geld zu sparen. Nur einmal wurde ich richtig angestellt mit Papiere und allem drum u.dran. Das war aber Mitte der 70er Jahre.

  10. 17.

    Zum Trinkgeld ist nur zu sagen, es ist kein Lohn, sondern die Freundlichkeit und Zuvorkommenheit des Mitarbeiters wird vom Kunden belohnt. Auch die Höhe liegt in dessen Ermessen. Einen Lohn danach zu errechnen ist eine Frechheit nicht nur im Gastgewerbe. Die Arbeitnehmer haben jedes Recht, gerade in solch einer Notlage wie Corana sich andersweitig zu orientieren und wenn dann besser bezahlt auch dabei zu bleiben.

  11. 16.

    Was, die Bundesregierung ist schuld an Pandemie und Virus? Hui. Ich wusste gar nicht dass die so einen großen weltweiten Einfluss haben. Wirklich krass, was sie da falsches von sich geben.
    Die Gastro- und Hotelbtanche zahlt mies und muss das nun ausbaden. Das hat nix mit ffp2 Masken zu tun. Die tragen wir auf Station seit eh und je und geschadet hat es nicht.

  12. 15.

    Das Problem ist nicht die gute Bezahlung im Impfzentrum, sondern die schlechte in der Gastronomie! Und davon, dass es im Impfzentrum wenig zu tun gibt, kann wohl kaum die Rede sein. Auch dort sind die Leute ständig auf den Füßen und müssen auf unheimlich viele Dinge gleichzeitig achten - ich ziehe meinen Hut vor denen, die mich dort so wunderbar betreut haben!

  13. 14.

    Habe gut 15 jahre gastro hinter mir.habe aber schon vor jahren hingeschmissen.gastrogewerbe ist das undankbarste der welt.miese bezahlung,wochenende,feiertage,ferien...keinem zu empfehlen der familie hat.mein bruder(koch) hat sich auch schon vor jahren umorientiert.hat ihn fast seine familie gekostet.nein nie wieder gastrogewerbe!zumal aus meiner sicht,die wenigsten gastronomen nen plan haben.da trifft es ehr wer nichts wird,wird wirt!
    So scheint corona auch was gutes zu haben.wen das gastrogewrbe in die knie geht.ich hoffe das regt in der gastronomie zum nachdenken an,was man die letzten jahre verbockt hat!

  14. 13.

    Es gibt viel zu viele Restaurants und viele schlechte . Soll gut Speisen auswärts doch auch etwas Besonderes bleiben. Die Gastronome die Ihre Zutaten im Discounter kaufen ,sollten sich auch eine andere Tätigkeit suchen

  15. 12.

    Wer einen gutbezahlten Job im Impfzentrum mit wenig Arbeit hat, wird den sicher nicht wieder gegen einen schlechtbezahlten körperlich anstrengenden Job in der Gastro freiwillig eintauschen. Die unverhältbismässig hohen Stundenlöhne in den Impfzentren sind eine Gefahr für die Wirtschaft und das im Übrigen auf unser aller Kosten. Hausärzte machen das mit dem Impfen prima, ich verstehe es nicht…

  16. 11.

    Zahl der Arbeitslosen ist auf Rekordtief. Meist sind nur Leute länger arbeitslos, die eingewandert sind und sehr schlecht deutsch sprechen oder gesundheitliche Probleme haben. Junge Menschen sind oft nur wenige Wochen nach Ausbildung oder Studium arbeitslos, um etwas neues zu finden.

  17. 10.

    Wer soll die denn auf die schnelle für die Gastronomie qualifizieren? Sind ja Ausbildungsberufe und zudem harte Jobs, für die viele Leute nicht geeignet sein werden. Ich gehe davon aus, dass die Arbeitgeber sich bereits an die Agenturen gewendet haben werden, um auch dort nach Arbeitskräften zu suchen. Kennen Sie geeignete junge arbeitslose, dann sollen die sich gern bewerben!

  18. 9.

    Haben wir nicht genug junge Arbeitslose, die dort helfen könnten???

  19. 8.

    Anständige Bezahlung würde da helfen. Teuer genug sind Speisen und Getränke doch. Also weniger Gewinn scheffeln und gerechter entlohnen. Dann gibt es auch genug Personal. Ist leider nicht nur im Gastgewerbe so. Reinigungsfirmen folgen gleich nach.

  20. 7.

    Ich habe da kein Verständnis für das Gejammere der Betriebe. Aber: Die Mitarbeiter tun mir leid.
    Erst hohe Investitionen für gar nix, dann monatelange Berufsverbote und Betriebsschließungen - nur Vertröstungen, keine Perspektive. Leere Versprechungen der Politik. Ernüchterung.
    Und jetzt sollen die armen Leute, die noch die Fahnen aufrecht halten in der Gastro, den ganzen Tag mit den schweren FFP2 Dingern rumlaufen?
    Ist doch klar, dass man sich da mal irgendwann umorientiert oder was anderes macht.
    WO ist denn hier der Dachverband, die Lobbyorganisation Deutsche Hotell und Gaststätten Gewerbe?
    Warum wenden die sich nicht an die Bundesregierung, immerhin haben sie denen Ihre Situation zu verdanken, die monatelangen Umsatzeinbußen, die Verluste an Stammkunden, die hohen Kosten für Umbau und Investitionen in Hygienemaßnahmen (um dann doch genötigt zu werden, zuzusperren) und die Mitarbeiter, die keine Lust mehr hatten, noch ein weiteres halbes Jahr zuhause rumzusitzen

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