Konzertkritik | Bon Iver in Berlin - Mehr Liebe

Di 01.11.22 | 09:06 Uhr
Archivbild: Bon Iver am 18.08.2021 in Duluth, Minnesota, USA. (Quelle: dpa/Tony Nelson)
Audio: rbb24 Inforadio | 01.11.2022 | Magdalena Bienert | Bild: dpa/Tony Nelson

Die Indie-Folk Band Bon Iver hat am Montagabend ihr oft verschobenes Berlin-Konzert nachgeholt. Leichte Kost ist die vielschichtige Musik nicht, aber der Sound ist beeindruckend. Von Magdalena Bienert

"Skinny Love" wurde 2008 zum kleinen, aber viel beachteten Hit in der Indiefolk-Szene. Damals war Justin Vernon, der Sänger von Bon Iver, noch ein Solokünstler und legte ein beachtliches erstes Album hin. Mit der Nachfolge-EP "Blood Bank" gewann er ein Jahr später einen Grammy.

Inzwischen ist viel Zeit vergangen und Vernon versteht Bon Iver als Projekt, er hat mit Kanye West und James Blake gearbeitet, alles eine große Familie.

Die Tour-Familie um ihn herum ist fünfköpfig und kommt an diesem Abend in der großen Berliner Mercedes-Benz-Arena mit einem gewaltigen Sound daher. Ein Sound, der den Körper automatisch in Bewegung setzt, ob man möchte oder nicht. Ein Blick nach links und rechts bestätigt: Wirklich alle wippen vor und zurück, während sie hypnostisiert zur leuchtenden Bühne starren.

Fantastischer Sound

Jede und jeder der insgesamt sechs Bandmitglieder steht in einem leuchtenden Konstrukt in Dreiecksform und fast jeder ist, wie Frontmann Justin Vernon, Multiinstrumantalist. Mehrere Synthesizer, zwei Schlagzeuge, der Gitarrist greift auch zum Saxophon und die Bassistin in die Tasten. Dazu eine wahnsinnig atmosphärische Lichtshow und ein erstaunlich reiner und fantastischer Sound, der alle Publikumsgeräusche schluckt. Wow.

Vielschichtige, fast schon überladene Songs

Das Konzert von Bon Iver wurde drei Mal verschoben, es sollte eigentlich das aktuelle Album von 2019 flankieren. Jetzt ist es das einzige Deutschlandkonzert und im Publikum, die meisten zwischen 25 und 35, hört man viel Englisch. Ich spreche mit Pärchen aus Prag und Litauen, die extra nach Berlin gekommen sind.

Sie werden an diesem Abend nicht enttäuscht. Eindreiviertel Stunden spielt sich die Band durch ihr Repertoire, das keine leichte Kost ist, die Songs sind vielschichtig, fast schon überladen, aber ohne zu nerven, Berieselung ist das nicht.

"Skinny Love" wird erst zur Zugabe gespielt - und im Anschluss wünscht sich Vernon, dass wir alle mit mehr Liebe aus dem Konzert herausgehen, als wir gekommen sind. Hat geklappt. Danke.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.11.2022, 6:55 Uhr

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