Interview | Rückgabe von Raubkunst - "Man muss sich entscheiden: Zählt die Wirtschaft oder zählt die Moral?"

So 22.01.23 | 10:18 Uhr
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Symbolbild: Büste der Nofretete (Quelle: dpa/Michael Sohn)
Bild: dpa/Michael Sohn

Nofretete, Pergamonaltar, Beninbronzen: In Berlin lagern Zehntausende Kulturobjekte aus der deutschen Kolonialzeit. Aus heutiger Sicht ist die Aneignung oft nicht mehr vertretbar. Was geschieht damit? Ein Interview mit dem Kolonialismus-Experten Jürgen Zimmerer.

  • In Berlin lagern Zehntausende von Exponaten aus der Kolonialzeit.
  • Deren Erwerb war oft nicht legitim.
  • Der Bundestag könnte die gesetzlichen Grundlagen schaffen, um die Objekte zurückzugeben.
  • Ob es zur Rückgabe kommt, ist letztlich eine politische Frage.

rbb|24: Herr Zimmerer, die deutschen Kultusminister haben bereits 2019 Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus der Kolonialzeit veröffentlicht: Man wolle die Voraussetzungen für Rückführungen von Objekten schaffen, "deren Aneignung in rechtlich und/oder ethisch heute nicht mehr vertretbarer Weise erfolgte". Auf wie viele Objekte in Berlin trifft das zu?

Jürgen Zimmerer: Auf Zehntausende. Es lässt sich nicht quantifizieren, weil die Museen selbst teilweise keinen Überblick haben, was sie alles in ihren Magazinen lagern. Aber es sind Zehntausende. Darunter sind auch viele, die aus einer Region stammen, die lange Zeit unter osmanischer Herrschaft stand. Im Pergamonaltar ist dies eindeutig im Nachfolgestaat Türkei zu verorten, das Ischtar-Tor stammt aus dem heutigen Irak und die Nofretete aus Ägypten.

zur person

Prof. Dr. Jürgen Zimmerer (Quelle: S. Engels-UHH)
S. Engels-UHH

Jürgen Zimmerer ist Professor für Globalgeschichte mit dem Schwerpunkt Afrika und Kolonialgeschichte an der Universität Hamburg, wo er seit 2014 die Forschungsstelle "Hamburgs (post-)koloniales Erbe" leitet. Von 2005 bis 2017 amtierte er als Gründungspräsident des Weltverbandes der Genozidforschenden, "International Network of Genocide Scholars, (INoGS)". 2020 erhielt er als erster Träger dessen Liftetime Achievement Award.

 

Die Nofretete wird im Neuen Museum in Berlin ausgestellt, Ischtar-Tor und Pergamonaltar stehen im Pergamonmuseum. Kann man die Verhältnisse vergleichen, unter denen diese drei Objekte erworben worden sind?

Die Nofretete ist der eindeutigste Fall eines unter Fremdherrschaft erworbenen Objektes, weil Ägypten zum Zeitpunkt der Ausgrabung durch Großbritannien besetzt war. Der Chef der Antikenverwaltung war zudem ein Franzose. Im Grunde haben Briten und Franzosen den Deutschen attestiert, dass sie die Nofretete außer Landes bringen können.

Im Fall des Ischtar-Tors haben wir das Problem, dass der Export in zwei Teilen genehmigt worden ist. Bei der ersten Entscheidung wurde der Irak vom Osmanischen Reich in einem Abhängigkeitsverhältnis beherrscht und bei der zweiten war der Irak nach dem Ersten Weltkrieg unter britischer Verwaltung. Der Export war also legal, aber er ist unter Bedingungen imperialer Fremdherrschaft erfolgt.

Bei dem Pergamonaltar ist es so, dass man das Osmanische Reich genötigt hat, das aus außenpolitischen Gründen auf das Wohlwollen Deutschlands angewiesen war. Das gab dem Deutschen Reich Druckmittel in die Hand, die zumindest Fragen hinsichtlich der Freiwilligkeit der Exporterlaubnis aufwerfen.

Sind denn all diese Objekte unrechtmäßig in der Kolonialzeit erworben worden?

Das ganze Instrument der Fundteilung muss man genauer unter die Lupe nehmen, ob das überhaupt nach heutigen Verständnissen legal war. Legitim war es nicht. Die Fundteilung an sich kann also keinen legitimen Besitzanspruch begründen.

Es sei denn, wir lehnen jede moralische Herangehensweise ab. Denn auch im Kontext des NS-Raubguts gab es Gesetze, die die Arisierung vermeintlich legalisierten, oder den erzwungenen Verkauf von Kunst forcierten. Ich glaube, das ist ein großer Fortschritt unseres Rechtsempfindens, dass wir sagen, nur weil es irgendwann mal Gesetze dazu gab, sind die noch lange nicht legitim. Und wir wollen nicht davon profitieren.

Was ist die Fundteilung, von der Sie sprechen?

Bei der sogenannten Fundteilung werden archäologische Funde zwischen dem Land, in dem die Objekte gefunden wurden, und dem Land, das die Ausgrabung organisiert hat, oder aus dem der Ausgrabende kommt, nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt. Historisch war damit der Versuch verbunden, einen Anreiz für Ausgrabungen zu schaffen und dabei wenigstens einen Teil der Funde für das Land zu sichern, in dem sie aufgefunden wurden.

Es mangelte an Macht, die Funde ganz für sich zu reklamieren und einen Export zu verhindern. Diese Fundteilung wurzelte in der kolonialen beziehungsweise imperialen Situation, in der sich die Kolonialmächte einen Wettstreit um die besten archäologischen Objekte lieferten, den sie weitgehend ohne Rücksicht auf die Interessen der Länder durchführten, in denen die Grabungen stattfanden. Gleichzeitig bestand bei ihnen die Vorstellung, dass nur Europäer die Fähigkeiten zum fachgerechten Umgang besäßen. Dass im Falle der Nofretete etwa ein Franzose die Einhaltung der Fundteilung überwachte, illustriert dies sehr treffend.

Wie sieht es das Recht? Könnte ein Gericht eine Rückgabe anordnen?

Auf dem Rechtsweg wäre das schwierig. Allerdings hält niemand den Bundestag davon ab, die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, nach denen man diese Objekte zurückgeben könnte. Bei den Benin-Bronzen hieß es am Anfang auch immer, dass das gesetzlich eigentlich nicht geht.

Es ist letztendlich eine politische Frage, etwas zurückzugeben oder nicht. Wenn der politische Wille da ist, kann man es machen, und es gibt nichts, was dagegen spricht. Wenn der politische Wille nicht da ist, dann wird es schwierig. Jede politische Entscheidung muss sich auch immer daran orientieren, welche Auswirkungen das auf unseren Anspruch uns selbst gegenüber hat, aus der Vergangenheit gelernt zu haben und von bestimmten Unrechtskontexten nicht profitieren wollen. Und Kolonialismus war eben ein strukturell rassistisches Unrechtssystem. All diese Transaktionen stehen grundsätzlich unter dem Verdacht, unrechtmäßig gewesen zu sein. Es sei denn, man kann im Einzelfall nachweisen, dass es legal, fair und freiwillig war. Das kann man in diesen drei Fällen nicht.

Gibt es denn überhaupt aktuell eine Rückforderung aus Ägypten? Im Land herrscht eine Militärdiktatur unter Führung des Präsidenten und Ex-Feldmarschalls Abdel Fattah al-Sisi, der dazu auf die EU und Deutschland angewiesen ist.

Es gibt schon maßgebliche Stimmen der ägyptischen Gesellschaft, die die Nofretete zurückhaben wollen. Ob das Regime momentan eine offizielle Rückgabeforderung eingereicht hat, weiß ich nicht. Dass unter Umständen aus ganz anderen politischen Gründen vielleicht davon abgesehen wird, steht nochmals auf einem anderen Blatt.

Das wirft aber auch die Frage auf, ob man im Umgang mit autokratischen Regimes immer sagt, die Meinung des Autokraten ist die allein entscheidende. Oder ob man nicht gerade als demokratischer Staat auf die Zivilgesellschaft schauen möchte. Was will eigentlich die Zivilgesellschaft?

Es ist der Bundesrepublik Deutschland unwürdig zu sagen, es muss schon der Autokrat mit Brief und Siegel unterschrieben haben, sonst erkennen wir es nicht an. Das Pochen auf formalen Kriterien gab es auch bei den Versuchen, die Rückgabe der Benin-Bronzen abzuwehren, wo es lange hieß, es gebe keine offizielle Rückgabeforderung, da fehle die Unterschrift et cetera. Jeder wusste, dass die im Grunde da war. Das sind diplomatische Taschenspielertricks.

Die Gegenseite könnte aber sagen, in Ägypten herrscht eine Militärdiktatur oder im Irak verbreitet sich die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg. Die Artefakte wären da gar nicht sicher.

Vom Ursprung her ist das ein koloniales Argument. Die Gesellschaften, aus denen diese Objekte sind, interessierten sich nicht dafür, hätten gar kein Bewusstsein von Kultur oder würden nicht darauf aufpassen können. Mittlerweile hat sich aus diesem kolonialen Argument ein neokoloniales Abwehrargument gebildet, um zu behaupten, man könne die Objekte nicht zurückgeben, weil man dort kein Museum fände oder die Sicherheit der Objekte wäre dort nicht gewährleistet. So hieß es eins zu eins bei den Benin-Bronzen: Die haben kein Museum oder die sind doch korrupt, die Statuen werden sofort im Kunsthandel landen. Das sind eigentlich kolonial-apologetische Argumente.

Auch ist es kein Argument, dass die Objekte hier besser geschützten wären vor Krieg und Gewalt. Selbst in Deutschland gilt das nur mit der Einschränkung, dass man den Zeitraum 1945 beginnen lässt. Wenn man die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs mitrechnet, stellt sich die Situation völlig anders dar.

Was würde denn dann in der Berliner Museen ausgestellt werden, wenn alle Ausstellungsstücke in ihre Herkunftsländer zurückkehren würden?

Dann werden andere Objekte ausgestellt. Wenn es darum geht, für fremde Kultur zu sensibilisieren, dann kann man mit Hologrammen sehr viel ansprechendere Ausstellungen schaffen als über diese Objekte. Das können andere Museen auch.

Und es wäre nichts dagegen einzuwenden, wenn statt der Nofretete dort einfach nichts stehen würde außer einer leeren Vitrine, die sagt, hier stand die Nofretete. Erworben und angeeignet zu einer Zeit, als wir imperial auf die Welt schauten und zurückgegeben, als wir uns bekannten und erkannten, dass die Menschheit nur in Kooperation überleben kann. Das wäre ja auch eine gute Vitrine.

Wie viele Eintrittskarten würde so ein Museum verkaufen?

Ja, genau. Klar. Aber dann sind wir jetzt bei dem Punkt, der dahinter steckt, dass hinter der ganzen Debatte, ob es legal war, handfeste Interessen stehen, sowohl im Nationen-Marketing, als auch im Tourismus in Berlin. Das kann man auch machen. Aber dann sollte man bitte das moralische Herumgerede lassen.

Und dann stellt sich irgendwann die Frage, warum man bestimmte Objekte restituiert und andere nicht. Wenn es nur darum geht, was Eintrittskarten verkauft, dann gibt es auch das eine oder andere moderne Kunstwerk, das zwischen 1933 und 1945 widerrechtlich angeeignet wurde, das man behalten und auf die verkauften Eintrittskarten verweisen könnte. Man muss sich entscheiden, zählt die Wirtschaft oder zählt die Moral.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mit Jürgen Zimmerer sprach Efthymios Angeloudis, rbb|24.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.01.2023, 12:30 Uhr

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Schon die Überschrift impliziert Böses. Richtig, Probleme schaffen, Widersprüche blubbern wo gar keine sind. Alles Spezialgebiete dieses Pseudoexperten mit grünem Parteibuch. Er könnte ja bei Fatima Roth anfangen...

  2. 46.

    Ein grüner Radikaler erzählt uns wie man Dtl. am besten zerstören kann und der grüne Volontär jubelt mit.
    Ist das der neue Ansatz für einen wdr-Zweitsender?

  3. 45.

    Ist bei Ihnen das Rechtsbewusstsein noch i.O? Vermutlich macht es keinen Sinn, mit Ihnen über Recht/Unrecht, auch der Nationen zu reden, die betroffen sind? Denn Täter können Opfer sein und umgedreht. Gerade bei Raubzügen.
    Die Sache muss solide und nicht Ideologisch geklärt sein.... Sie sehen die Ideologie vorrangig an. Obwohl Moral sich wandelt? Eines bleibt bestehen. Ob man was redlich erworben hat. Fragen Sie mal Immobilienkäufer in der DDR zu redlichem Erwerb und was daraus geworden ist. Das triff den Kern, ist dasselbe, in Bezug auf Redlichkeit.

  4. 44.

    Ich bin erschrocken über diesen grünradikalen Unsinn, der hier zur Meinungsmache benutzt wird. Ein weiter Tiefpunkt dieses Zwangsgebührenmedium und ein weiter Fakt zum abschaffen des rbb.

  5. 43.

    Ich finde diese einseitige Darstellung eines grünen Jüngers höchst polemisch und aufhetzend. Hätte mir vom rbb gewünscht, eine Gegenansicht darzustellen und nicht diesen beiden grünen Gestalten das Feld zu überlassen. Wie war das...92 % der Volontäre würden grün links wählen? Ja, sieht man hier.

  6. 42.

    Na dann machen wir mal alle Museen dicht !!!

  7. 41.

    "Man darf die Entwicklung der Kulturen in der Geschichte nicht nach heutigem Maßstab beurteilen." - ist doch (meist) nicht mehr wichtig.
    Nordamerikanische Ureinwohner sind schließlich auch schon immer auf Pferden geritten und haben tolle Motive mit Glasperlen gemacht.
    Nudeln und Schießpulver stammen aus Europa, und auch die chinesische Mauer ist geklaut (habe ich gehört).
    Kultur sollte ein persönliches Gut sein, kein regionales!!!

  8. 40.

    Eben nicht. Due Menschen in Ägypten haben meist nicht das Geld für ein Flugticket nach Berlin. Und sie wären mit Garantie stolz, wenn die Königin zurückkommen würde. Repliken und große Gesten, das wäre doch machbar...

  9. 39.

    @RBB: Bitte klartext!

    Tatsache ist, das der größte Teil der Raubkunst in einem derart heruntergekommenden Zustand ist, das eine Herausgabe eine direkte Beleidigung wäre, und alles zu Restaurieren schlicht unbezahlbar ist!

    Motten & Wurmzerfressene vergammelte pilzbefallene Objekte mit Resten von Mäusekot kan man niemanden aushändigen, ohne sein Gesicht zu verlieren -> gebt alles was noch ok ist zurück -> es verursacht nur Kosten, die durch Eintrittskarten von Museen nicht gedeckt werden können, und der Platz reicht auch nicht, um alles zu zeigen…

    Keller voller Zeug das keiner sieht, und um das sich keiner Kümmert müssen nicht sein! -> Macht sie leer, und verbucht das vergammelte Zeug als Verloren! -> Dabei finden sich dann auch sicher eingie Längst verloren geblaubte Objekte, Garantiert!

  10. 38.

    Wann gibt denn die Kirche all ihre durch Raubrittertum erbeuteten Ländereien zurück? Stattdessen zahlen wir ihr für diese geraubten Ländereien bis heute "Miete".
    Das ist wie die Grünen mit ihrer Kliamapanic. Man sucht auf dem Zeitstahl der Geschichte eine Position aus, ab der der Klimawandel besonders drastisch erscheint und lässt den Rest einfach unter den Tisch fallen und verschweigt anderslautende Studien. Fertig sind die Argumente.

  11. 37.

    Na, da haben sich ja zwei gefunden. Haben Sie mal die Vita dieses Hetzers gelesen? Als grünes Parteimitglied in Mitglied/Organisator von linksradikalen Org. ist dieser Mann ja wohl das Gegenteil von ausgewogener Berichterstattung lieber rbb. Das habt ihr total versemmelt!

  12. 36.

    Guckt man sich an warum es zum aktuellen Krieg und vielen davor, inklusive diverser Regime Changes und Plünderungen von Bodenschätzen kam und der aktuelle Krieg bereits fast 1 Jahr läuft, ist klar, dass Moral rein gar nicht zählt. Denn dann müssten wir auch die USA sanktionieren und zwar seit Jahrzehnten wegen immer wieder neuen Gründen.

  13. 35.

    Meine Güte, was für ein dummer Artikel! Der RBB ist tatsächlich am Ende!

  14. 34.

    Dieser Schmutz entspricht dem jetzigen rbb-Niveau. Toll gemacht, dieser Dreck ist reinste grüne Propaganda!

  15. 33.

    Schon die Einleitung ist eine dumme Verirrung. Dtl. war nie Kolonialmacht im Nahen Osten, Ägypten und Osmanisches Reich. Die Büste der Nofretete ist per Grabungsvertrag nach Dtl. gekommen. Der Pergamonaltar ist in letzter Minute vor der Kalkbrennerei gerettet worden. Uns ein schlechtes Gewissen einzureden, passt zu der Roth und ihre Geschichtsklitterung und -Zerstörung.

  16. 32.

    Das ist kolonialchauvinistischer Unsinn. Sie verharmlosen das Unrecht unter kolonialen Verhältnissen und betreiben Geschichtsrevisionismus. Von Verlust zu sprechen und ihn zu beklagen, nachdem(!) Kunstschätze geraubt oder unter erpresserischer Unrechtsherrschaft erlangt wurden, ist blanker Doppelstandard und höchst unlogisch dazu. Zudem sind sehr viele Objekte ausdrücklich nicht so prägnant in der Öffentlichkeit ausgestellt wie die Nofretete oder der Umbau des ischtar-Tores. Die Benin-Bronzen etwa sind auch heute noch zum allergrößten Teil nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Wenn Sie den Artikel gelesen und verstanden hätten, könnten Sie nicht solche Unwahrheiten behaupten.

    Sich vom Unrecht und seinen Spuren bis heute zu distanzieren und gleichsam Kulturgüter auszutauschen, physisch in Leihgaben oder in Projekten wie Nachbildungen oder Hologrammen, inkl. einer nicht geschichtsverfälschenden Sicht, ist sehr wohl möglich.

  17. 31.

    3.Versuch, die RBB-Zenzur zu umgehen......

    So ein Blödsinn.
    Die Artefakte sind nun einmal hier. Es gibt keine qualifizierten Erben. Die "Rückgabe" an Länder, die sich heute rein zufällig auf dem Gebiet der schon vor Jahrhunderten/Jahrtausenden zusamengebrochenen Kulturen befinden, ist nichts anderes als übersteigertes Moralaposteltum und grenzt an Selbstkasteiung.
    Aber interessant zu erfahren, welche unnötigen Professuren es in Deutschland gibt. Im Interesse der Steuerzahler hoffe ich, das diese aus Spenden finanziert wird!

  18. 30.

    Packt das Zeug zusammen und schickt es dahin, wo es hin gehört. Und jut is. Durch die Schließung der Museen kann man viel Geld sparen und wenn Frau Jarasch Bürgmeisterin wird, Rad-Erlebnis-Events drin machen. Am Besten, man schafft die Fachrichtung Geschichte ganz ab. Wir sind doch sowieso nur ein blödes Volk von Dieben, Räubern und sonstwas. Gleich mit abschaffen. Licht aus. Oder Putin lässt die Bombe los, dann ist sowie so alles Wurscht.

  19. 29.

    Die mit dem wenigsten Sachverstand schreien aus Profilierungsmangel immer am lautesten.
    Ohne Kolonialismus gäbe es weder die USA,Australien oder Kanada.
    Und Indien würde trotzdem nicht den Indianerinnen und Indianern gehören, hätte aber dafür wie ganz Afrika keinen Meter Eisennahn.

  20. 28.

    Völlig naiv und mit mangelnden Sachverstand auf Kolonialismus geschoben. Man darf die Entwicklung der Kulturen in der Geschichte nicht nach heutigem Maßstab beurteilen.

  21. 27.

    "Zählt die Wirtschaft oder zählt die Moral?"
    Die Höhste Abwägung sollte die Sicherheit dieser einzigartigen und für die Weltgeschichte wichtigen Werke / Dokumente sein. Es nützt ja nichts, diese Werke an die Länder zurückzugeben, wenn dort durch gesellschaftliche Instabilität deren Fortbestand nicht gesichert ist. Das Ischtar-Tor oder der Pergamon-Altar an deren ursprünglichen Orten wären sicher längst vernichtet durch die im Laufe des Jahrhunderts bis heute herrschenden Kriege.

  22. 26.

    Die Diskussion geht an der Sache vorbei. Kulturobjekte aus der Kolonialzeit dürfen nicht als illegales Unrecht bewertet werden gleich wie Raubkunst der Nazizeit oder vor allem das Raubgut, das in Sowjetrussland in Archiven verschwand und bis heute nicht zugänglich ist. Die Rechtsabläufe der Kolonialzeit sind anders als heutige. Nicht Geld oder moralisierende Vorverurteilende Ideologie machen einen Kulturerwerb (il-)legal... ob ein Kollonialbeamter einen Einheimischen ausgenutzt hat oder irrsinnige Geldsummen bei Sotheby's Kunstwerke in Tresoren der Superreichen verschwinden lassen. Es kommt nicht auf den verblassenden Kassenzettel mit Kaufdatum an. Kunstwerke sollten nicht der Öffentlichkeit entzogener Besitz sein. Kunst gehört nicht dieser oder jener Nation. Kunstwerke sind Erbe, Verpflichtung und Aufgabe: die Werke müssen gepflegt, erhalten, restauriert, ausgetauscht aber vor allen den Menschen zugänglich sein. Kolonialkunst wurde vor Zerstörung gerettet. Rückgabe wird Verlust.

  23. 25.

    Wenn man etwas gestohlen hat ( und es ist ja bekannt das Deutschland jede Menge gestohlen hat ) sollte man es anstandslos zurückgeben und nicht erst doof fragen.

  24. 24.

    Das ist ein Problem mit dem Rechtnachfolger nicht mehr existierender Staaten. Wenn sich das heutige arabische Ägypten als Rechtsnachfolger des nordafrikanischen Pharaonen-Ägypten fühlt, dann müßte es auch für alle die Taten der Pharaonen gegen Nachbarstaaten als Rechtsnachfolger voll einstehen. Das könnte man bei konsequenter Durchführung dann nicht nur auf die Rückforderung von Kulturgütern einschränken.

  25. 23.

    Weg mit dem Kulturmüll, kostet nur Geld und wer es unbedingt im Orginal sehen will, kann in die Herkunftsläder reisen,aber bitte nicht fliegen.

  26. 22.

    "Deutschland sollte Repliken anfertigen und der alte Plunder zurückgegeben werden. " Für den normalen Museumsbesucher sicher machbar. Für manche Fragestellung aus der Forschung brauchen Sie aber zwingend den direkten Zugang zum Original.

  27. 21.

    "Wie schon geschrieben Kultur ist Weltkultur und gehört allen und sollte für alle zugänglich sein und auch nicht in Privatsammlungen landen sondern nur in öffentlichen Museen!" Das würde für den Erhalt des status quo sprechen, da es ja hier frei zugänglich für die interessierte Weltöffentlichkeit und die Forschung ist.

  28. 20.

    "Das ganze Instrument der Fundteilung muss man genauer unter die Lupe nehmen, ob das überhaupt nach heutigen Verständnissen legal war." Die Ansicht ist problematisch, es gilt im sonstigen Recht nicht umsonst ein Rückwirkungsverbot und es muß immer das Recht welches Gültigkeit bei der Tat hatte angewendet werden. Wie will er denn vorhersehen, ob eine jetzige Rückgabe nicht in 100 oder 200 Jahren gegen dann gültige und akzeptierte Rechts- und Moralgrundsätze verstößt - die Frage würde sich bei seiner Prämisse sofort stellen und deswegen gibt es ein Rückwirkungsverbot.

  29. 18.

    Wieder mal toll zusammengewürfelt.
    Einerseits "In Berlin lagern Zehntausende Kulturobjekte aus der deutschen Kolonialzeit" und dann wird/werden Objekte angesprochen die NICHTS mit "der deutschen Kolonialzeit" zu tun haben - ist da schon wieder Populismus im Spiel oder wie soll man diese Verallgemeinerung verstehen?
    Der Geschichts-Unterricht im deutschen Schulwesen wird wohl ne wichtige Reform benötigen.

    Was ist z.B. mit Original-Gemälden Nicht-Deutscher europäischer Maler der letzten Jahrhunderte die in deutschen Museen rumhängen?

  30. 17.

    Auch durch Rückgabe kann man Kolonialismus nicht ungeschehen machen. Und mehr noch: Wer bestimmt eigentlich, was moralisch richtig ist? Der moralische Kanon dieses Landes hat sich im Laufe der Jahre mehrfach verändert, an wem also wird der Bundestag sich im Falle eines Falles orientieren? An denjenigen, die am lautesten schreien?

  31. 16.

    Viele der Museumsgueter sind durch Deutschland von den ehemaligen Kolonialnationen gegen bare Münze erworben worden. Mit einer Rückgabe wuerden wir letztendlich die ehemaligen ausländischen Kolonialnationen rehabilitieren. Diese müssten dann aber auch den Kaufpreis erstatten, sonst sind wir nicht nur moralisch die Deppen. Hinzu kommt, so lange diese Sachen bei uns sind, werden sie gehegt und gepflegt. Ich bin nicht sicher, ob das in jedem Fall auch z.Bsp. in Nigeria so waere.

  32. 15.

    Das scheint ein neuer Trend zu sein. Geschichte wird einfach rückgängig gemacht und alles ist gut. Das ist zu einfach und wird langfristig nicht funktionieren.

  33. 14.

    Das Pharaonenreich, dem die Statue der Nofretete rechtmässig gehört, existiert schon lange nicht mehr. Ein rechtmässiger Eigentümer wird also nur behauptet. Und Nofi selbst? Die ist inzwischen schon lange Berlinerin.

  34. 13.

    Schönes Interview mit tollen Antworten. Schade, dass das hier im Kommentarbereich nicht bei allen ankommt. Zeigt leider wieder einmal, wie viel Bildungsarbeit in Deutschland noch nötig ist.

  35. 12.

    Moral wäre hier zu definieren. Oder reden wir von Aktionismus. Oder von grüner Moral. Letztere transaliert derzeit ein ganzes Volk.

  36. 11.

    Na das wird ein Spaß, wenn weltweit alle Gegenstände aus den Museen in ihre Ursprungsländer zurückkehren.
    Nur warum sollten ausgerechnet wir damit anfangen?

  37. 10.

    Warum Aus Kolonialzeit.
    Zu erst 2Welt Krieg. Gibt genug Geraubtes , auch in
    Deutschland.

  38. 9.

    Moral ist überbewertet, da diese dauerhaft niemals durchgehalten wird und oft besserwisserisch daherkommt.

  39. 8.

    Rigorose komplette Zurückgabe aller betroffenen Kunstobjekte an die Nachfolgenationen, das wäre konsequent. Damit verbunden auch das Abtreten aller Verwertungsrechte - also nix mit Ausstellen von Replicas, 3D Objekten oder Hologrammen ohne Zustimmung und finanzielle Beteiligung der Nachfolgenationen! Damit werden endlich auch Gelder frei für andere Museen und Ausstellung.

  40. 7.

    Deutschland sollte Repliken anfertigen und der alte Plunder zurückgegeben werden.
    In der Vitrine kann so wie so kein normaler Museums Besucher erkennen, ob es eine Original oder eine Replik ist.
    Jetzt sind wir auch nur dem Glauben, dass bei uns Originale ausgestellt sind.
    Erst wenn offizielle Repliken herstellt werden, wird der Glaube zerstört.

  41. 6.

    Na dann wird ja Platz in den Museen für Kunst und Altertum aus Deutschland.

  42. 4.

    Kann man nicht mal zwischen geklauten geraubten Kulturgütern und anderen in fremden Ländern gelandeten Kunstwerke unterscheiden?

    Ohne die europäischen Archeologen würden die meisten Kulturgüter nich immer unter der Erde versteckt sein.

    Aber mann kann ja alles zurückgeben was nicht von "arischen" Deutschen gemacht wurde, gilt natürlich auch für Franzosen und Engländer.

    Wie schon geschrieben Kultur ist Weltkultur und gehört allen und sollte für alle zugänglich sein und auch nicht in Privatsammlungen landen sondern nur in öffentlichen Museen!

  43. 3.

    Besser noch: Die Rechtmäßigkeit. Sonst werden wir ausgelacht und immer weiter „ausgenommen“.
    Denn die Moral kann sich ändern. Zwei Beispiele:
    Dürfen noch Straßennamen nach Martha Benz benannt werden? ( Wenn es zu viele Unfälle und Feinstaub gibt bzw. sie eine Frau ist, wenn es zu wenig Männerstraßen geben sollte?)
    Dürfen Veganernamen auf Straßenschilder stehen, wenn sich, wie jetzt herausgefunden wurde, Pflanzen als Lebewesen sich quälen können, weil ihr Gehirn (die Wurzel) auf Reize reagiert?
    Geschichtsbewusstsein mal vorausgedacht wenn wir so weiter machen?

    Polen hat z.Z. Billionen Forderungen an uns. Obwohl die Strafe längst bezahlt wurde: Auch mit Gebietsabtretungen.

  44. 2.

    Warum suggeriert der RBB mit der Überschrift, dass Nofretete und Pergamonaltar in eine ähnliche Kategorie gehören wie z B. die Benun-Bronzen?

  45. 1.

    Wirtschaft oder Moral? Nehmen wir die Wirtschaft, das ist etwas reelles!

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