Menschenschlangen an BVG-Schaltern -

Die Nachfrage nach dem neuen 29-Euro-Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist weiter offensichtlich groß. Am Samstag, zum Start des verbilligten Angebots, bildeten sich vor den Verkaufstellen der BVG unter dem Berliner Alexanderplatz und am Bahnhof Zoo lange Schlangen. rbb-Reporter sprachen an den Schaltern von Wartezeiten von bis zu drei Stunden.
Nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wurden bis Freitag 30.000 Tickets verkauft. Aktualisierte Zahlen für Samstag lagen nicht vor.
Unmut über das Verkaufsprozedere
Viele Berlinerinnen und Berliner murrten bereits am Freitag über das Verkaufsprozedere, fanden es unorganisiert. Die Konditionen sorgen offenbar für Beratungsbedarf. Ein Wartender erklärte, dass er sich erstmal erkundigen wolle, ob er ein Abo für drei Monate abschließen könne oder ob dies nur für ein ganzes Jahr möglich sei - mit der Folge, dass er ab Januar dann den vollen Abopreis zahlen müsse.
Eine Frau erklärte, dass bislang ihr Arbeitgeber die Kosten für ihr BVG-Abo getragen hätte. Jetzt zahle dieser dies nicht mehr. Deshalb hole sich nun das vergünstigte Angebot, auch weil sie wisse, dass sie das Abo monatlich wieder beenden könne. Das sei zwar umständlich, aber besser als nichts. In ihrem Kalender habe sie sich den Kündigungstermin bereits eingetragen, damit sie rechtzeitig das Abo beenden könne. "Hoffentlich denke ich auch daran", sagte sie dem rbb.
Anders als beim Neun-Euro-Ticket kann die Übergangslösung nur online oder in Kundenzentren der BVG oder der S-Bahn gekauft werden. Vereinzelte Meldungen von Kunden, dass es zu Server-Überlastungen bei der BVG gekommen sei, bestätigte ein Unternehmenssprecher auf rbb-Anfrage am Freitag nicht. Am Samstag wurden solche Entwicklungen nicht beobachtet.
Nach drei Monaten Sonderkündigungsrecht
Das 29-Euro-Monatsticket gilt generell nur in Berlin und nur für die Tarifzonen A und B während der Monate Oktober, November und Dezember. Der Senat hatte das Angebot als Nachfolgelösung für das Neun-Euro-Ticket eingeführt, das im Sommer drei Monate lang Fahrgäste entlasten sollte.
Um in den Genuss des 29-Euro-Tickets zu kommen, ist Voraussetzung, dass Kunden bereits über ein Jahres-Abo verfügen oder ein Neues abschließen. Nach drei Monaten besteht ein außerordentliches Kündigungsrecht. Wie es dann bei den ÖPNV-Tarifen weitergeht, ist noch offen und hängt nicht zuletzt davon ab, ob sich Bund und Länder bis dahin auf ein bundesweit einheitliches System einigen. Derzeit verhandeln sie über die Finanzierung.
Sendung: rbb24 Abendschau, 01.10.2022, 19:30 Uhr