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Audio: rbb24 Inforadio | 20.09.2022 | Helena Daehler | Quelle: dpa/Christoph Soeder

Inflation und Energiekrise

Berliner Krankenhäuser fordern Rettungsschirm wegen steigender Kosten

Die aktuell schnell steigenden Energiepreise sowie die allgemeine starke Preissteigerung setzen Krankenhäuser enorm unter Kostendruck. Berliner Betreiber fordern, dass schnell ein Rettungsschirm aufgesetzt wird.

Die Berliner Krankenhausgesellschaft fordert angesichts immer weiter steigender Preise einen Rettungsschirm für Kliniken. Geschäftsführer Marc Schreiner sagte dem rbb am Dienstag, dass den Berliner Krankenhäusern in diesem Jahr 100 Millionen Euro fehlen werden. Diese Summe werde sich im nächsten Jahr vervielfachen.

Schreiner verwies auf Erhebungen der Krankenhausverbände in Deutschland, wonach sich 96 Prozent der Kliniken nicht in der Lage sehen, die steigenden Energiekosten aus eigenen Mitteln zu finanzieren.

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"Hier erwarten wir eine Verzehnfachung der Preise", so Schreiner. "Das heißt, ein Krankenhaus, welches bislang 300.000 Euro für Energie aufgewendet hat, muss dann im nächsten Jahr wahrscheinlich bis zu drei Millionen Euro für die gleiche Leistung bezahlen. Das können wir nicht alleine stemmen." Hinzu kämen die Preissteigerungen bei Zulieferern und Fremdfirmen, etwa für Medizinprodukte oder die Reinigung. Dort sei ein Anstieg von bis zu 30 Prozent zu beobachten.

Deswegen brauche es jetzt Hilfe von der Politik, betonte Schreiner, "denn wir können die Preise mit den Kassen nicht neu verhandeln." Möglich sei auch, dass Preissteigerungen durch einen Inflationsausgleich abgefedert werden. Anderenfalls könnten die Häuser die Versorgung im nächsten Jahr nicht sicherstellen.

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Ähnlich äusserte sich der Vorsitzende der Geschäftsführung der Vivantes-Kliniken, Johannes Danckert. Dem rbb sagte er am Dienstag, die Politik müsse massiv eingreifen, um ein unkontrolliertes Krankenhaus-Sterben zu verhindern. Für seine Häuser rechnet er mit einer Verdoppelung der Energiekosten im nächsten Jahr. Hinzu kämen die Preissteigerungen bei Lieferanten.

Danckert forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf, die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung zu reformieren und ein neues Finanzierungssystem zu erarbeiten: "Und das kann nicht erst in ein paar Monaten oder Jahren geschehen. Jetzt sterben Krankenhäuser. Und das ist eine kalte Strukturreform, die hier angestoßen wird", betonte Danckert.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.09.2022, 18.25 Uhr

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