Prozessbeginn in Berlin - Angeklagter soll Schwager aus Rache niedergeschossen haben

Di 20.09.22 | 15:03 Uhr
Eingang am Kriminalgericht Moabit (Quelle: dpa/Philipp Znidar)
Bild: dpa/Philipp Znidar

Nach Schüssen auf einen 37-Jährigen in Berlin-Spandau hat am Dienstag der Prozess gegen einen Schwager des Opfers begonnen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte durch den mutmaßlichen Angriff die Trennung des 37-Jährigen von seiner Schwester rächen und die "Familienehre" wiederherstellen wollte.

Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Der 36-jährige Angeklagte erklärte am Dienstag vor dem Berliner Landgericht, er sei die Person, die geschossen habe. Sein Verhalten bereue er sehr. Zu einem späteren Zeitpunkt werde er weitere Angaben machen.

Der Angeklagte mit türkischer Staatsbürgerschaft soll seinen Schwager, der nach acht Jahren Ehe aus der Familienwohnung ausgezogen war, am 14. Januar dieses Jahres attackiert haben. Er habe den Mann auf der Straße verfolgt und dann mit einer Pistole unvermittelt mindestens zwei Mal in den Rücken geschossen, heißt es in der Anklage. Anschließend habe sich der heute 36-Jährige zu dem Opfer begeben und weitere Kugeln abgefeuert. Dabei habe er den 37-Jährigen im Becken-, Bauch- und Beinbereich getroffen.

Täter und Opfer kennen sich seit der Kindheit

Ärzte hatten bei dem 37-Jährigen fünf Einschüsse festgestellt. Der Kfz-Mechatroniker schilderte als erster Zeuge im Prozess, er sei eine Woche lang im Krankenhaus behandelt worden. Bis heute habe er mit den Folgen einer Beinverletzung zu tun. Er und der Angeklagte würden sich seit ihrer Kindheit kennen.

Bereits am Tatort sei er sich sicher gewesen, dass es sich bei dem maskierten Schützen um seinen einstigen Freund gehandelt habe. Nach ersten Schüssen habe er ein "dumpfes Gefühl" im Rücken gespürt. Es sei dann zu einer kurzen Rangelei und weiteren Schüssen gekommen. Nach der Tat war der Angeklagte an der Ausreisekontrolle am Flughafen BER festgenommen worden.

Der Zeuge sagte weiter, er habe die Ehe mit der Schwester des Angeklagten nicht mehr fortführen wollen. "Es kam zu Drohungen", so der 37-Jährige. Er habe eine gütliche Einigung über den Umgang mit den beiden gemeinsamen Kindern angestrebt, "aber es wurde kein Konsens gefunden". Bei der Polizei soll der 37-Jährige laut Deutscher Presse-Agentur zu Protokoll gegeben haben, sein Noch-Schwager habe ihm gegenüber erklärt: "Meine ganze Familie macht mich verantwortlich, weil ich meine Schwester in deine Hand gegeben habe." Der Prozess wird am 30. September fortgesetzt.

Sendung: rbb24, 20.09.2022, 16 Uhr

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