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Video: rbb24 Abendschau | 08.10.2022 | Quelle: Roberto Pfeil/dpa

Sicherheitsbehörden ermitteln

Sabotage an Bahn-Kabeln legt Zugverkehr stundenlang lahm

Ein stundenlanger Zugausfall am Samstagvormittag ist durch Sabotage an Kabeln ausgelöst worden. Das hat mittlerweile auch Bundesverkehrsminister Wissing bestätigt. An zwei Orten wurden Kabel durchtrennt - auch in Berlin.

Die großflächigen Ausfälle im Zugverkehr in Norddeutschland gehen nach Aussage der Bahn auf Fremdeinwirkung zurück. "Aufgrund von Sabotage an Kabeln, die für den Zugverkehr unverzichtbar sind, musste die Deutsche Bahn den Zugverkehr im Norden Samstagvormittag für knapp drei Stunden einstellen", sagte eine Sprecherin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Klar ist, dass es sich um ein gezieltes und mutwilliges Vorgehen handelt", ergänzte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Die zuständigen Sicherheitsbehörden hätten die Ermittlungen aufgenommen.

Bahn geht von gezielten Attacken aus

So seien Leitungen des digitalen Zugfunks GSM-R (Global System for Mobile Communications - Rail) attackiert worden. Laut "Bild" seien Kabelverbindungen des Funksystems entweder gestohlen oder absichtlich und gezielt zerstört worden. Das Zugfunksystem war in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein ausgefallen.

Bei Attacken auf die sogenannten GSMR-Kabel der Bahn brauche man bestimmte Kenntnisse, um diese gezielt zu unterbrechen, heißt es aus Bahnkreisen. Hinweise auf die mutmaßlichen Täter gebe es noch nicht.

In der Nähe vom S-Bahnhof Hohenschönhausen arbeiten Mitarbeiter der Deutschen Bahn an Kabeln | Quelle: dpa/John Boutin

Der Zugfunk werden zur Kommunikation zwischen Triebfahrzeugführern, Netzleitzentrale und Fahrdienstleitern genutzt, wenn zum Beispiel etwas auf den Gleisen liegt, ein Bahnübergang nicht geschlossen ist oder Personen auf der Strecke sind, so eine Bahnsprecherin. Fällt das Netz aus, müssen die Züge in den nächsten Bahnhof fahren und warten, bis die Störung behoben ist.

Attacken in Berlin und NRW bekannt

Auch in Berlin wurden Bahnkabel attackiert. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte dem rbb, dass ein Kabelschaden auf offener Strecke zwischen dem S-Bahnhof Gehrenseestraße und dem S-Bahnhof Hohenschönhausen entstand. Man gehe davon aus, dass dies im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Norddeutschland stehe, erklärte er.

Sicherheitskreise berichteten zudem von einer Attacke auf Lichtwellenleiterkabel in Herne (Nordrhein-Westfalen). Auch das Backup-System sei damit ausgefallen, hieß es.

Dreieinhalb Stunden ging nichts

Über Stunden ging nichts mehr auf den meisten Schienen im Norden: Betroffen waren der Fern- und teils auch der Regionalverkehr der Deutschen Bahn in weiten Teilen Norddeutschlands. Im Laufe des Vormittags meldete die Bahn dann, dass die Störung behoben sei, es aber weiter zu Beeinträchtigungen kommen könne.

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Unzählige Fahrgäste strandeten an den großen Bahnhöfen wie Hannover, Hamburg und Berlin. An Auskunftsschaltern bildeten sich lange Warteschlangen, während an den großen Anzeigetafeln in den Bahnhofshallen entweder pure Leere herrschte oder über "unbestimmt verspätete" Züge oder Komplettausfälle informiert wurde.

Sogar Internationale Bahnverbindungen waren betroffen

Am Samstagmorgen hatte die Hiobsbotschaft gelautet: "Es gibt derzeit keine Reisemöglichkeiten mit dem Fernverkehr von/nach Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen in/aus Richtung Kassel-Wilhelmshöhe, Berlin und NRW." Konkret war beispielsweise der gesamte ICE-Verkehr zwischen Berlin, Hannover und Nordrhein-Westfalen eingestellt, wie die Bahn in ihrem Internetauftritt mitgeteilt hatte.

Auch internationale Verbindungen waren betroffen. So fuhren IC-Züge zwischen Berlin und Amsterdam gar nicht. IC-Züge von Kopenhagen endeten an der dänisch-deutschen Grenze in Padborg. Stillstand herrschte teils auch bei Regionalzügen - so bei RE- und RB-Verbindungen in Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein, wie die Bahn mitteilte.

Schienenausbau

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Als Alternative schlug das Unternehmen Reisenden zwischen Berlin und Köln sowie zwischen Berlin und Baden-Württemberg und der Schweiz vor, Verbindungen des Fernverkehrs mit Umstieg in Erfurt und Frankfurt am Main zu nutzen. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die noch verkehrenden Züge teilweise ein sehr hohes Reisendenaufkommen zu verzeichnen haben", hieß es.

Viele Reisende, die etwa von Berlin nach Nordrhein-Westfalen fahren wollten, folgten der Empfehlung der Bahn und nahmen den Umweg mit Umstieg in Frankfurt auf sich. Die Folge waren völlig überfüllte Züge, wie ein dpa-Reporter aus dem ICE 934 auf der Fahrt nach Frankfurt berichtete. "Kein Durchkommen in den Gängen, weil alles mit sitzenden oder dort stehenden Fahrgästen blockiert ist", schilderte er die Situation.

Verband der Güterbahnen zeigte sich verwundert

Der Verband Güterbahnen zeigte sich verwundert auf den Hinweis auf den Ausfall des digitalen Zugfunksystems GSM-R. Es gebe ein vorgesehenes Ersatzsystem und die öffentlichen Mobilfunknetze. "Ein Ausfall des eisenbahnspezifischen Zugfunks GSM-R sollte abgesichert sein", sagte der Geschäftsführer der Güterbahnen, Peter Westenberger. "Die DB Netz hat bereits 2011 das auf jeder Lok installierte Systems P-GSM (D) als Rückfallebene benannt, mit dem in einem solchen Fall auf das öffentliche Funknetz umgeschaltet wird." Damit werde auch weiter die sichere Kommunikation zwischen Zügen und Fahrdienstleitern gewährleistet. "Die Neigung der DB Netz, immer wieder flächendeckende Betriebseinstellungen zu verfügen, ist fatal für das Eisenbahnsystem."

Vor Fahrtantritt digital Züge checken

Das Unternehmen rät Reisenden, sich kurz vor geplanten Fahrten über www.bahn.de/reiseauskunft, über die App "DB Navigator" oder telefonisch unter 030/2970 zu informieren.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.10.2022, 10:00 Uhr

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