Starker Zuzug vor allem bis 2026 - Berlin soll laut Senat auf fast vier Millionen Einwohner bis 2040 wachsen

Di 04.10.22 | 15:31 Uhr
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Blick über Wohnhäuser an der Bismarckstraße in Richtung Alexanderplatz mit dem Fernsehturm.. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: rbb 88.8 | 04.10.22 | Bartsch | Bild: dpa/Jens Kalaene

Die Bevölkerung von Berlin wird in den kommenden Jahren anwachsen, von derzeit rund 3,67 Millionen Menschen auf etwa 3,96 Einwohner:innen im Jahr 2040. Diese Zahl nannte Berlins Bürgermeister und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) am Dienstag, nachdem der Senat über das Thema beraten hatte. Allein für das laufende Jahr wird insbesondere wegen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine und der damit verbundenen Zuwanderung Schutzsuchender nach Berlin ein Anstieg der Einwohnerzahl um rund 65.000 erwartet.

Laut dem Bericht, den die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vorgelegt hat, soll die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner in den Jahren bis 2040 kontinuierlich wachsen. Für das Jahr 2025 geht die Prognose von rund 3,871 Millionen Menschen in Berlin aus, etwa 96.000 mehr als 2021.

Im Jahr 2030 wird die Bevölkerungszahl den Berechnungen zufolge dann auf 3,909 Millionen steigen, das ist ein Plus von rund 134.000 Menschen im Vergleich zum Ausgangsjahr.

Starkes Wachstum in den kommenden vier Jahren

Etwa die Hälfte des vorhergesagten Anstiegs würde damit auf die ersten vier Jahre der Prognose entfallen. Berlin muss sich damit auf einen schnellen Bevölkerungszuwachs einstellen - samt entsprechendem Bedarf nicht nur an deutlich mehr Wohnungen. Den Daten zufolge ergibt sich für das Jahr 2040 gegenüber 2021 eine Zunahme um insgesamt rund 187.000 Menschen, das wäre ein Plus von rund fünf Prozent.

Lederer wies darauf hin, dass sich auch der Altersaufbau der Berliner Bevölkerung verändern wird: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren wird der Prognose zufolge bis 2040 um 39 000 (6,3 Prozent) steigen, die Zahl der älteren Menschen ab 65 allerdings noch deutlich stärker um 80.000 (11 Prozent). Die der Hochbetagten ab 80 Jahren steigt demnach um 8.000 (3,5 Prozent). Unterm Strich wächst das Durchschnittsalter der Berlinerinnen und Berliner bis 2040 damit leicht an - von 42,9 auf 43,2 Jahre.

Mehr Einwohner bedeuten für den Senat allerdings auch mehr Probleme. Die deutliche Bevölkerungszunahme in den kommenden vier Jahren unterstreiche die Herausforderungen, vor denen Berlin stehe, teilte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) dazu mit.

Engpässe in der Baubranche bremsen Pläne des Senats

Der Druck auf den Wohnungsmarkt werde nicht nachlassen. "Es müssen also weiterhin dringend neue Wohnungen gebaut werden, um den Markt zu entspannen, aber auch Kitas und Schulen." Geisel wies darauf hin, dass es nötig sei, dafür Sorge zu tragen, dass auch ÖPNV und Individualverkehr mit der Bevölkerungszunahme Schritt halten könnten.

Das Thema Wohnungsbau war ein zentrales Anliegen zum Start der rot-grün-roten Regierungskoalition und nicht zuletzt der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Ob sich eines der Kernziele erreichen lässt, die Zahl der neu gebauten Wohnungen in Berlin auf im Schnitt 20.000 pro Jahr zu steigern und damit den Anstieg der Mieten zu bremsen, wird immer häufiger bezweifelt.

Steigende Baukosten, Fachkräftemangel am Bau und zum Teil Lieferengpässe bei Baumaterialien erschweren die Neubaupläne des Senats deutlich. Die Bevölkerungsprognose zeigt deutlich: Der Bedarf ist da.

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.10.2022, 19:30 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Immer drauf auf die Politiker. 1984 haben wir vor dem Abi über die Weltbevölkerung diskutiert. Seinerzeit wurde die 4 Milliarden Grenze überschritten. 40 Jahre später, 1/2 Menschenleben, sind wir schon bei 8 Milliarden. Was bitteschön, sollen Kommunalpolitiker in Berlin da bitte lösen? Städte Zuzug ist ein Weltphänomen.

  2. 22.

    "Aber keine Vorschläge und immer nur meckern, wie es hier einige machen, ist auch keine Lösung." Nein, natürlich nicht, so war das auch nicht gemeint. Kleine Schritte sind ja auch Schritte.... Also: wie bringt man die Menschen zusammen? In einigen Kietzen gibt es ja schon Nachbarschaftsnetzwerke, viell. könnte auch der @rbb aktiv werden?

  3. 21.

    Laut Zukunftatlas 2022 liegt Berlin jetzt schon auf dem letzten Platz in der Kategorie "Wohlfahrt und soziale Lage".

    Hauptverantwortlich dafür ist Klaus Lederer als einer von 3 Bügermeistern der Vergangenheit. Es wäre sinnvoll, wenn Abendschau oder rbb generell mal scharf hinterfragen wie der konkrete Plan ist, diese Situation zu ändern. Klare Ziele (KPI mit Zeitangabe) sowie die Massnahmen dazu würden mich interessieren.

    @rbb: Bitte tätig werden. Das ist brennendes Thema dieser Stadt.

  4. 20.

    Es ist eine kleine Alternative, so wie ich es geschrieben habe.
    Aber keine Vorschläge und immer nur meckern, wie es hier einige machen, ist auch keine Lösung. Ja, viele alte Leutchen wollen nicht raus, manchmal nicht mal im Haus umziehen.
    Da benötigen sie natürlich Unterstützung. Würden aber bestimmt viele 4 Köpfige Familien auch gerne machen, die gerade auf 2 Zimmern leben...
    Und es gab hier die Frage warum hier immer noch so viele herziehen. Es soll auch Leute mit viel Geld geben, bei denen z.B. Eltern ihren Kindern Wohnungen kaufen oder die Miete für 1000€ zahlen.

  5. 19.

    Der kommende Winter wird zeigen, ob Strom und Gas überhaupt für die jetzige Bevölkerung reichen! Aber die Politiker wohnen wahrscheinlich im Speckgürtel!

  6. 18.

    Genau. Es gibt pro Kopf ca. 40 qm - nur das leider sehr viel ältere Menschen viel Wohnraum haben und Familien sehr beengt wohnen.

  7. 17.

    Ich habe eine Freundin bei der Wohnungssuche unterstützt und war sehr erstaunt, auf den Webseiten der Anbieter Tauschangebote zu finden. Ich habe das immer für eine "Hintertür" gehalten... Also das "Keine Erhöhung der Mieten bei Tausch, wenigstens bei den Genossenschaften und Wohnungsunternehmen." gibt es schon.
    "Es gibt ältere Leute die sitzen mit Altverträgen in 4 Raumwohnungen alleine und die sind günstiger als 2 Zimmer Wohnungen, wenn sie diese wechseln." Das scheitert m. E. an der Angst vor Umzug und Neuanfang, viell. sollten hier die Vermieter mit guten Angeboten aktiv werden.
    "Günstiges Betreutes Wohnen ist auch eine Alternative, dann werden auch wieder Wohnungen frei." wo gibt es das "günstig"? Eine schöne Alternative sind auch Senioren-WGs, aber darauf muss man sich einlassen können.
    Es ist aber alles zusammen nicht die Lösung, die "Alten" umzusiedeln.

  8. 16.

    "sollten sich für ihre Leistungen in Sachen Wohnungspolitik in Grund und Boden schämen." Davon bekommen wir auch keine Wohnungen! Der Wohnungsbau muss vorangetrieben werden, Zuzug nur mit Arbeitsvertrag (ausgenommen Geflüchtete natürlich) und: Alle, die hier so unzufrieden sind und immer über alles meckern sollten sich vom Acker machen und Platz machen für Menschen, die gern hier leben und sich mit Ihrer Stadt zu identifizieren.

  9. 15.

    man muss den Kopf schütteln, will jemand in dieser aktuellen Lage noch nach Berlin ziehen?? Wo wird er wohnen? Die Kriminalität in Berlin, alleine die Clans sollten einen abhalten, in diesen Sumpf zu ziehen. Wohnungen kaum bezahlbar, falls vorhanden. Überall Müll auf den Strassen, zu geparkte Strassen....einfach nur ein Chaos diese Stadt

  10. 14.

    Wie oft haben wir das jetzt seit der Wende schon gehört mit den vier Millionen? Gääähn... :-)

  11. 13.

    Von Künstlern, Konditoreien und Coffee to go kann ich keine hohen Steuereinnahmen erwarten.

  12. 12.

    Wohnraum ist eigentlich mehr vorhanden, es wohnt leider nur die falsche Personenanzahl in den Wohnungen. Wann wird endlich das Wiener Prinzip des Wohnungstausch übernommen? Keine Erhöhung der Mieten bei Tausch, wenigstens bei den Genossenschaften und Wohnungsunternehmen. Es gibt ältere Leute die sitzen mit Altverträgen in 4 Raumwohnungen alleine und die sind günstiger als 2 Zimmer Wohnungen, wenn sie diese wechseln. Sie würden aber gerne umziehen, auch wegen der hohen Nebenkosten. Günstiges Betreutes Wohnen ist auch eine Alternative, dann werden auch wieder Wohnungen frei. Es muss natürlich gebaut werden, aber es gibt auch noch andere Wege, die kurzfristig die Lage entspannen. Es wird nichts mehr angepackt, nur noch gewurschtelt.

  13. 11.

    Gebürtig in Berlin, frage ich mich seit meinem Wegzug aus dieser Stadt, was aus dieser Stadt geworden ist. Egal was für einen Senat Berlin hat, insbesondere seit der Wende kann man jeden nur noch in die Tonne kloppen. Hurra Deutschland, mehr fällt mir dazu nicht mehr ein und ich bin froh nicht mehr in Berlin wohnen zu müssen.

  14. 9.

    Was für eine Schnapsidee. Die Stadt platzt jetzt schon aus allen Nähten. Das Ziel sollte eine Verringerung sein!

  15. 8.

    Kann ich nicht nachvollziehen . Kann es kaum erwarten , Berlin nach 38 Jahren zu verlassen .

    Aber gut , ich bin auch nicht cool und hip genug für die Stadt .

  16. 7.

    Nochmals an alle, ein steter Zuzug von Menschen löst keine Probleme der Metropole Berlin. Im Gegenteil, es schafft nur neue.
    Aufgabe eines klugen und weitdenkenden Senats : den Zuzug Bremsen. Und eine lebenswerte Stadt mit mehr Ruhe, Grün und Sauberkeit schaffen.
    Danke.

  17. 6.

    Zuzugsstopp geht rechtlich nicht, durchgeatmet wird mindestens seit 10 Jahren, tja mit dem in die Puschen kommen hat es dier neue alte Senat überhaupt nicht.
    Da bedarf es nicht mal des keinen Einmal Eins, um sich auszurechnen, was auf das Land Berlin zukommt, wobei die besser Verdiiende immer eine Wohnung finden.
    Ergo, wenn der Senat so weiter macht, haben wir in Belin im Jahr 2040 vorwiegend gutsituirte Bürger, und dann kommt Berlin endlich auch auf den "grünen Zweig" und ist nicht mehr auf den Länderausgleich angewiesen, und kann sich endlich wie Bayern feiern lassen.

  18. 5.

    Wurde in den Prognosen auch berücksichtigt, dass immer mehr Berliner insbesondere ältere darüber nachdenken bzw. bereits entschieden haben den Ruhestand im deutlich lebenswerteren BRB oder MV zu verbringen.
    Gibt ja reichlich private Hausbesitzer in Brandenburg, die derzeit noch in der Stadt wohnen. Hab auch einige Berliner getroffen, die die Schnauze voll von Berlin haben und nur noch auf die Rente warten.

  19. 4.

    Das ist relativ wenig, wenn man mal bedenkt, dass viele westeuropäische Städte schneller wachsen. Von anderen Städten mal ganz abgesehen.

    Wenn man erstmal den Zensus 2022 veröffentlicht hat (ganz in deutscher Manier erst viel später, im Herbst 2023), wird die offizielle Zahl ohnehin wieder nach unten korrigiert.

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