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Audio: rbb24 Inforadio | 23.11.2022 | Miriam Keuter | Quelle: dpa/Carsten Koall

Verkehrsfreigabe in Berlin-Mitte

Auf der kompletten Friedrichstraße fahren wieder Autos

Zwei Jahre lang war die Friedrichstraße für Autos teils gesperrt - auch für eine bessere Aufenthaltsqualität. Ein Gericht kippte die Pläne schließlich genau deshalb. Seit dem späten Dienstagabend rollt nun der Verkehr wieder - zumindest vorerst.

Auf einem mehr als zwei Jahre lang autofreien Abschnitt der Berliner Friedrichstraße rollt seit dem späten Dienstagabend wieder der Verkehr - zumindest für eine Zeit lang.

Gegen Mitternacht wurde die Sperrung für Autos zwischen Französischer und Leipziger Straße aufgehoben. Zuvor waren nach Angaben der Umwelt- und Mobilitätsverwaltung Sitzgelegenheiten, Bepflanzungen, Vitrinen und die Markierung eines Fahrradwegs von der Straße entfernt worden.

Sperrung der Friedrichstraße rechtswidrig

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Modellversuch war über Planungen hinaus weitergelaufen

Die Friedrichstraße war im Zuge eines Modellversuchs seit August 2020 zwischen Französischer und Leipziger Straße für Autos gesperrt worden. Radstreifen, Sitzgelegenheiten und Bepflanzungen sollten die Aufenthaltsqualität in der Straße verbessern und für einen Aufschwung im Gewerbe sorgen. Das anliegende und in die Krise geratene Luxuskaufhaus Galerie Lafayette konnte von der Umgestaltung jedoch nicht profitieren. Eine Weinhändlerin mit Geschäft in der Charlottenstraße hatte schließlich gegen die anhaltende Sperrung geklagt. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis "Rettet die Friedrichstraße" beklagte sie die schlechtere Erreichbarkeit des Geschäfts - insbesondere da der Modellversuch bereits im Oktober 2021 ausgelaufen war.

Das Verwaltungsgericht befand schließlich, dass für die anhaltende Sperrung eine Rechtsgrundlage in der Straßenverkehrsordnung fehle. Straßenverkehrsbehörden könnten zwar die Benutzung bestimmter Strecken aufgrund der Sicherheit und Ordnung des Verkehrs beschränken oder verbieten, nicht jedoch für eine bessere Aufenthaltsqualität.

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Robert Rückel, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin kritisierte die weiteren Pläne am Dienstag. Seit zwei Jahren würden die ansässigen Händler fremdbestimmt. Er forderte den Auftakt zu einem gemeinsamen Dialog darüber, wohin sich der Standort entwickeln soll. Die derzeitige Lage würde hingegen keine Basis für eine attraktive Innenstadtlage bieten. Das würden die Leerstände an der Friedrichstraße zeigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.11.2022, 7 Uhr

 

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