Vollautomatisierter Küchenzauber - Hier kocht der Roboter noch selbst

Mi 15.02.23 | 06:26 Uhr | Von Lisa Splanemann
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Hightech-Kantinenroboter bereitet automatisiert bis 5 Gerichte zu (Quelle: Lisa Splanemann/rbb)
Abendschau | 13.2.2023 | Lisa Splanemann | Bild: Lisa Splanemann/rbb

Bestellt wird per App, zubereitet wird das Essen dann von einem Roboter: Was nach Hightech aus dem Labor klingt, ist in einer Berliner Kantine bereits im Einsatz. Wie es funktioniert - und wie es schmeckt. Von Lisa Splanemann

Ein grauer Roboterarm schwingt nach vorn, greift nach einem tiefen Topf, hebt ihn an und transportiert ihn nach links unter eine Öffnung. Ein Portion Nudeln fällt hinein. Erneut schwingt der Roboterarm nach vorn und setzt den befüllten Topf auf eine Induktionsplatte.

Was nach Hightech aus dem Labor klingt, ist in der Kantine bereits im Einsatz. Der Kantinenroboter wurde von dem jungen Berliner Unternehmen Aitme entwickelt und soll die Arbeitsabläufe in der Unternehmenskantine erleichtern. Der Roboter ist an einigen Standorten in Deutschland zu finden.

Der Kantinenroboter steht unter anderem auf dem AI Campus in Berlin-Gesundbrunnen. Die etwa acht Quadratmeter große Maschine befindet sich in einem großen, lichtdurchfluteten Raum mit bodentiefen Fenstern. Der Innenraum ist mit vielen grünen Pflanzen dekoriert, die Tische sind groß und werden durch helle Stühle umstellt. In einer Ecke steht eine große Couch umringt von Sesseln und Regalen. Die Einrichtung ist modern und funktional.

Neben dem Roboter steht eine Küchenzeile, auf der ein großes Tablet montiert ist. Kunden können von dort aus ihre Bestellung aufgeben. Zu ihnen gehört auch Nick le Fevre. Der Brite ist vor kurzem aus London nach Berlin gezogen und arbeitet für ein Unternehmen, das Startups fördert. Le Fevres Arbeitsplatz liegt auf dem AI Campus. Mehrmals pro Woche nutzt er den Kantinenroboter und bestellt sich darüber sein Mittagessen. "Das Essen war immer sehr gut und lecker, sodass ich immer wiederherkomme, um zu bestellen", so der Brite. Zuletzt habe er Nudeln mit Tomatensoße bestellt und auch diesmal entscheidet er sich für ein Nudelgericht.

Laura Wulff und Levin Meinke vom Startup Aitme vor dem Kantinenroboter, den das Unternehmen entwickelt hat (Quelle: Lisa Splanemann/rbb)Laura Wulff und Levin Meinke vom Startup Aitme vor dem Kantinenroboter, den das Unternehmen entwickelt hat

Nudelgerichte, Salatbowls und Currywurst sind möglich

Die Kunden bestellen vor Ort via Tablet oder per App auf dem Smartphone. Die Gerichte können bereits am Morgen vorbestellt und zur angegebenen Uhrzeit beim Roboter abgeholt werden. In einem digitalen Menü können die Kunden täglich aus bis zu fünf Mittagessen auswählen.

Nick le Fevre tippt auf dem Tablet-Bildschirm das Udon-Nudelgericht an. In der Übersicht kann er auswählen, auf welche Zutaten er verzichten und welche er hinzufügen möchte. Der Roboter stellt das Mittagessen im Anschluss individuell zusammen. Sobald der Bestellvorgang abgeschlossen ist, kann Nick le Fevre bezahlen.

Das Angebot des Kantinenroboters reicht vom Nudelgericht über Salatbowls bis hin zu Kaiserschmarrn. Das junge Unternehmen tüftelt immer wieder an neuen Gerichten. "Pommes kann der Robi nicht, dafür ist es aber möglich, Currywurst in einer speziellen Variante zu bestellen", erklärt Laura Wulff von Aitme. Sie ist eine der rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Berliner Unternehmens.

Entwickler ist ein junges Berliner Startup

Aitme wurde 2019 gegründet und beschäftigt sich seitdem mit der Entwicklung und Optimierung des Küchenroboters. Am Berliner Standort am AI Campus steht der Prototyp – hier werden beispielsweise neue Gerichte ausprobiert. Damit alles reibungslos funktioniert, wird der Kantinenroboter überwacht. Der Operator ist für den technischen Support zuständig und greift im Notfall ein.

"Auf der linken Seite des Roboters befinden sich die Zutaten, die erhitzt werden wie etwa Nudeln", erklärt Operator Levin Meinke. Er hat Maschinenbau studiert und arbeitet nun für das Kantinenroboter-Unternehmen. In einem der sechs Töpfe werden die Zutaten vermengt und gleichzeitig erhitzt. Dabei wird der Kochtopf kontinuierlich über einer weißen Induktionsplatte gedreht. Ist der Vorgang abgeschlossen, greift der Roboterarm nach dem gefüllten Topf und schwenkt zur rechten Seite über. "Dort befinden sich die kalten Toppings – etwa Paprika für Salate oder die Salatdressings. Der Vorgang, bis ein Gericht fertiggestellt ist, dauert etwa fünf Minuten." Kunden wird auf einer digitalen Anzeige neben dem Roboter dargestellt, wann die Bestellung abholbereit ist.

Wenn das Gericht fertig ist, schiebt der zweite, rechte Roboterarm die bestellte Mahlzeit in ein Fach. Von dort aus können die Kunden das Gericht herausnehmen.

Der Kantinenroboter kann das Mittagessen zwar zusammenstellen und erhitzen, ist aber auch auf eine Küche im Hintergrund angewiesen. So müssen die Paprikastücke etwa bereits in der richtigen Größe vorgeschnitten sein. Drei Mal pro Woche wird der Roboter mit Lebensmitteln beliefert.

Der Roboter als Ergänzung zur klassischen Kantine

Bei Investoren konnte die Berliner Firma bereits viel Geld einsammeln. Aktuell ist der Kantinenroboter an zwei Standorten im Regelbetrieb, weitere sollen folgen. Ein Kantinenroboter kostet rund eine Viertel Million Euro, wird aber auch im Leasing-Modell angeboten.

"Der Kantinenroboter soll kein Personal ersetzen, wir verstehen das Modell vielmehr als Ergänzung zur bereits bestehenden Kantine", erklärt Laura Wulff von Aitme. So solle der Roboter beispielsweise zu Randzeiten oder nachts zum Einsatz kommen, wenn der reguläre Kantinenbetrieb nicht stattfindet. Auch in Hotels könnte sich ein solches Konzept anbieten, etwa, wenn Reisende erst spät abends einchecken und noch etwas essen möchten.

Nick le Fevres Gericht ist inzwischen fertig. Er öffnet eine Klappe, zieht den Pappbehälter aus dem Fach und setzt sich mit seinem Mittagessen an einen der vielen Tische. Er probiert eine handvoll Nudeln, nickt und sagt, "schmeckt gut, besser hätte ich es auch nicht kochen können" und spießt die nächste Portion Nudeln auf seine Gabel.

Sendung: 13.2.2023, Abendschau, 19:30 Uhr

Beitrag von Lisa Splanemann

12 Kommentare

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  1. 12.

    Verstehe ich das richtig, hier wird für vorgekochtes Essen in Einweggeschirr Werbung gemacht? Die Begründung zur Nutzung in Randzeiten und in Hotels klingt wie so oft, sehr weit hergeholt für diese Art von Ideen. Es bleibt am Ende bei einfach Gerichten die in 5 Minuten aufgewärmt werden, also klassisches Fast Food, mit allen Nebenwirkungen. Bravo rbb, Nachhaltigkeit sieht anders aus.

  2. 11.

    Habe ich das richtig verstanden? Im Hintergrund steht eine schlecht bezahlte Küchenmannschaft, die putzt, schnibbelt und vorkocht, und gut sichtbar steht ein überteuerter Roboter, der die vorbereiteten Zutaten in einen Topf schmeißt und kocht? Der Sinn dieser Innovation ist offenbar, dass jeder schnellstmöglich sein warmes Kantinenessen bekommt. Von „mit Liebe gekocht“ kann da wohl nicht mehr die Rede sein. Für mich ist das eine Erfindung, die die Welt nicht braucht. Da verkommt Esskultur zu einem seelenlosen Vorgang.

  3. 10.

    "Das Salatdressing war aber heute wieder extravagant. Was war es denn diesmal?"
    "WD-40!"

    Ich meine, wer Nudeln aufspießt, bekommt den Unterschied eh nicht mehr mit.

  4. 9.

    Ich hab' lieber mit Menschen zu tun, wo es um Sinnlichkeit geht.
    Wenn ich hier um die Ecke zum Riesenluxus-Supermarkt gehe und da im Vorraum Menschen beim Bereiten der gut riechenden und gut ausschauenden Speisen zuschauen kann, dann macht mir das Appetit.
    Essen ist ein sinnliches Vergnügen.
    Diese Maschine da weckt bei mir eher Fluchtgedanken.
    Und auch ich dachte: schaut eher nach Wegwerf"geschirr" da aus.

  5. 8.

    Unbedingt in 2 Jahren darüber nochmal berichten... (Geld gut angelegt, so wie bei den Unipissoirs in Berlin?)
    Nudeln automatisch kochen... ist nicht so doll.
    Currywurst geht auch nicht..., doch halt, "in einer SPEZIELLEN Variante"? Etwa ungebraten als Kochwurst?
    Und jetzt zu den Gerichten: "tüftelt an..." Ja und nun?

    P.S. Wie der Raum eingerichtet ist, interessiert nur am Rande. Wie gekocht, zusammengestellt und gebraten wird schon eher. Aber wie geht das nun?

  6. 7.

    Da habe ich eine etwas andere Einschätzung: Es gab ja mal vor etlichen Jahren das Vorhaben, auf Berliner S-Bahnhöfen (bspw. S 1) Pommes-frites-Automaten einzurichten. Die wurden dort tatsächlich aufgestellt und in Betrieb genommen. Selber habe ich da niemanden etwas betätigen sehen. Die einzige Spur irgendeiner Benutzung waren leere Dosen und Verpackungsmüll im Ausgabefach.

    Dann wurden sie nach einem halben (oder einem?) Jahr wieder außer Betrieb genommen.

    Nur Getränkeautomaten scheinen sich zu halten, mit warmem Essen nicht.

  7. 6.

    Na gut abgesehen vom Preis sollte das genau die Zukunft sein, dass solche Tätigkeiten die so und so wahrscheinlich keiner mehr machen will in Zukunft komplett automatisiert werden.

  8. 5.

    Das reiht sich doch nur ein in den Umgang mit Begriffen wie "Hand out", "'Give aways", "Drive in" u. s. w.
    Eine geführte "Nudel-Spieß-Auf-Theke" passt da wunderbar rein.

    Die Frage bleibt nur, um mal bewusst den Kulturpessimisten zu spielen, wer wann welche Rolle spielt, was die ausgesprochenen Handlangertätigkeiten angeht. "Das gibt das Programm nicht her" kann bedeuten, dass wir dann per Hand und ohne Computer weiterarbeiten, es kann aber auch bedeuten, die Angelegenheit als solches sein zu lassen. Das ist schon jetzt oftmals so.

  9. 4.

    Hier werden wieder Arbeitsplätze im Mindestlohnbereich eingespart um hochpreisige Einfachgerichte zu verkaufen - Klasse Leistung

  10. 3.

    Habe mal den qr-code aus dem Bild gescannt.
    Wau, schon über 100 App-Downloads.
    Preis für eine Classic Bolognese: 10 EUR

    App wieder deinstalliert, da für mich nutzlos.

  11. 2.

    ....und spiesst Nudeln auf seine Gabel. Was für ein Kindergarten -Artikel. peinlich rbb

  12. 1.

    Sieht nicht sehr lecker aus. Und das Auskratzen der Töpfe muss er auch noch lernen, das ist ja Verschwendung. Und die Schüsseln sehen nicht gerade aus wie Mehrweg ;-)

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