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Quelle: rbb

"Klima 2050" in Brandenburg

"Wir betreiben Katastrophenschutz für künftige Extremsituationen"

Um auf den sandigen Böden Brandenburgs künftig noch produzieren zu können, gehen Landwirte im Schliebener Land neue Wege beim Ackerbau und in der Tierhaltung. Dabei setzen sie auf lokale Kreisläufe, Bakterien im Boden und robuste Rinder. Von Stefanie Otto

Wer im Herbst durch Brandenburg fährt, sieht oft leere, braune Felder. Man sagt, die Landwirte machen "reinen Tisch", wenn sie nach der Ernte Pflanzenreste unterpflügen und den Boden glätten, bevor das Wintergetreide ausgesät wird. Oft liegen die Äcker dann wochenlang so da.

Im Schliebener Land im Elbe-Elster-Kreis ändert sich das gerade. Landwirt Björn Förster hat dort schon vor einigen Jahren den Pflug abgeschafft und setzt auf eine bodenschonende Bearbeitung. Erntereste lässt er mittlerweile auf dem Feld stehen. Wo die Wintergerste gesät werden soll, sieht man noch die Stoppeln vom kürzlich geernteten Mais. "Das ist ein hervorragender Verdunstungsschutz und hilft uns, Winderosion und das Austrocknen des Bodens zu vermeiden", erklärt Förster.

Auch die Aussaat erfolgt schonend: Der Boden wird mit einer speziellen Maschine nur messerschmal aufgeschlitzt - darin werden die Saatkörner dann abgelegt.

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Pflanzendecke schützt vor Verdunstung und Erosion

Auf einem anderen Feld baut Förster zwischen Getreide und Mais sogenannte Zwischenfrüchte an - zum Beispiel eine Mischung von Rettich, Lupine und Klee. Jetzt im Herbst stehen die Pflanzen noch in der Blüte, frieren im Winter ab und bilden ähnlich wie im Kompost neuen Humus.

Das Ziel: Die Böden sollen das ganze Jahr über bedeckt und möglichst von lebenden Pflanzen durchwurzelt sein, denn nur so können wichtige Mikroorganismen im Boden überleben. Die braucht der Landwirt, um fruchtbare Böden aufzubauen. "Wir betreiben Katastrophenschutz für künftige Extremsituationen", sagt Björn Förster dazu.

Entwässerte Moorböden sind ein Problem

Durch den menschengemachten Klimawandel wird es hierzulande im Jahr 2050 durchschnittlich zwei Grad wärmer sein als zu Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880. Gerade die Landwirte werden das spüren: Der Winter wird kürzer, im Sommer wird es oft Hitzewellen und lange Trockenheit geben. Die Wachstumsperiode wird bereits zwei Wochen früher beginnen und drei Wochen länger dauern.

Regen bleibt auch in Zukunft in Brandenburg Mangelware. Doch wenn er kommt, dann oft in großen Mengen, die vom Boden gar nicht so schnell aufgenommen werden können. Die Folge: Überschwemmungen und Ernteausfälle.

Björn Förster und seine Frau Christina Münch versuchen, ihren Betrieb so gut es geht an die Veränderungen anzupassen. Bei ihnen im südlichen Brandenburg ist der Klimawandel auch schon längst angekommen. Neben den Ackerfrüchten produzieren sie vor allem Futter für ihre knapp 2.000 Milchkühe.

Durch gezielte Züchtung und hier ansässige Futterpflanzen will Christina Münch die Tiere widerstandsfähiger machen. Dabei spielt auch eine kleine Herde Angus-Rinder eine wichtige Rolle. Sie sind nicht so wählerisch, was das Futter angeht, und können das ganze Jahr auf der Weide bleiben.

Landwirt Björn Förster auf seinem Feld (Quelle: rbb/Stefanie Otto) | Quelle: rbb

Doch in Schlieben gibt es ein weiteres Problem: Ein Großteil der Weiden liegt auf entwässerten Moorböden. Früher war das sinnvoll, um die Flächen bewirtschaften zu können. Heute wollen sie das Wasser wieder mehr in der Landschaft halten. "Wir sind dieses Jahr sehr gut gestartet, hatten bis Mai eigentlich hier den Graben gefüllt", berichtet Christina Münch: "Die Herausforderung war tatsächlich, dass innerhalb von zwei Wochen das Wasser weg war."

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Biogas und Strom aus Gülle und Mist

Mit zunehmender Wärme verdunstet das Wasser aus Pflanzen, Boden und Gräben noch schneller. Die Verdunstung habe um 50 Millimeter im Jahr zugenommen, so Christina Münch.

Außerdem zersetzt sich der Moorboden an der Luft und stößt klimaschädliche Gase aus. Seit fünf Jahren versuchen sie mit Stauanlagen gegenzusteuern. Doch weil vor allem im Sommer das Wasser fehlt, ist noch ungewiss, ob das gelingt: "Wir brauchen eigentlich das nasse Moor", erklärt Münch. "Wenn wir das nicht hinbekommen, wird es perspektivisch möglicherweise schon so sein, dass wir hier nicht mehr verlässlich Lebensmittel erzeugen können."

Um Ressourcen zu sparen, arbeiten Björn Förster und Christina Münch in geschlossenen Kreisläufen. So wandern Gülle und Mist der Tiere in die Biogasanlage - sonst nichts. Die vergorenen Reste kommen als Dünger wieder aufs Feld. Mit einem ganzen Bündel an Lösungsideen versuchen sie sich im Schliebener Land an den Klimawandel anzupassen. Und sind optimistisch, dass es mit der Landwirtschaft hier weitergehen kann.

Sendung: rbb24, 26.10.2023, 16 Uhr

Beitrag von Stefanie Otto

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