ARD-Themenwoche "Wir gesucht - Was hält uns zusammen?" - Bürger sehen große Konflikte zwischen Arm und Reich

So 06.11.22 | 16:29 Uhr
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Symbolbild:Eine Frau hält ein Portemonnaie in den Händen, in der Geldbörse sind verschiedene Euro-und Centstücke.(Quelle:dpa/K.Schmitt)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.11.2022 | Andreas Reuter | Bild: dpa/K.Schmitt

Wie die Bundesbürger den Zusammenhalt in der Gesellschaft einschätzen, dazu hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest-Dimap im Auftrag der ARD Bürger befragt. Die Resultate regen zum Nachdenken an.

Die Stimmung unter den Deutschen ist im November eher angespannt. Das ist der Befund einer repräsentativen Umfrage von Infratest-Dimap im Auftrag der ARD zur jetzt startenden Themenwoche unter dem Titel "Wir gesucht - Was hält uns zusammen?". Hierzu wurden deutschlandweit 1.211 Wahlberechtigte per Telefon oder Online Ende Oktober befragt. Zwei Drittel der Befragten äußerten, dass es ihnen "eher schlecht" oder "sehr schlecht" gehe; nur einem Drittel dagegen geht es "gut" oder "sehr gut".

In einer Stellungnahme sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin", dass in dieser Umfrage die Größenordnung der Aufgabe sichtbar werde, den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu bewahren oder wiederherzustellen. "Der Ton verändert sich in den Auseinandersetzungen ganz spürbar, und die Sorgen werden größer mit Blick auf die Dreifach-Krise von Pandemie, Klima und Krieg in der Ukraine. Insofern müssen wir das sehr ernst nehmen und versuchen, mit unseren Möglichkeiten zu verhindern, dass aus den Haarrissen, die erkennbar sind, wirklich Spaltungen werden", unterstrich er.

Konflikt zwischen Arm und Reich sehr groß

Die Umfrage wies zudem darauf hin, dass es in Deutschland einen Konflikt zwischen Arm und Reich gibt. So sagten drei Viertel der Befragten, dass dieser Konflikt groß (45 Prozent) oder sehr groß (31 Prozent) ist. Zwei Drittel machten zudem große (40 Prozent) oder sehr große (22 Prozent) Konflikte zwischen Einheimischen und Zugewanderten aus. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) schätzten das Konfliktpotenzial zwischen Ost- und Westdeutschen als weniger groß (41 Prozent) und klein (14 Prozent) ein.

Dagegen sehen 72 Prozent der Befragten im Verhältnis zwischen Befürwortern und Gegnern von Corona-Maßnahmen großes (43 Prozent) bis sehr großes (29 Prozent) Konfliktpotenzial.

Schlechte Noten für Debattenkultur

Die Debattenkultur bekommt in der Umfrage durchweg schlechte Noten. Debatten werden alles in allem fair und respektvoll geführt und meistens findet sich am Ende ein Kompromiss - das glaubt nur eine Minderheit. 70 Prozent dagegen sagen, in Debatten gibt es zu wenig Interesse an der Meinung der anderen Seite.

"WIR gesucht! Was hält uns zusammen?" Die ARD-Themenwoche vom 6. bis 12. November 2022 zeigt aktuelle gesellschaftliche Konflikte – und mögliche Lösungswege.  

Driftet die Gesellschaft auseinander in Alt und Jung, Arm und Reich, Trans und Cis, mit und ohne Einwanderungsgeschichte? Leben viele nur noch in ihrer eigenen Blase? Wo gibt es Räume für Dialog? Warum übersehen wir, was uns eint? Diese Fragen greift die Themenwoche in allen Programmen der ARD auf: im Fernsehen und Radio, in der ARD Mediathek und Audiothek, auf den Online- und Social-Media-Kanälen.

Der rbb bringt Perspektiven aus Berlin und Brandenburg mit ein.

Sendung: Das Erste, 5.11.2022, 18:30 Uhr

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Können Sie sich vorstellen, das ich mir mit 90 darüber weniger den Kopf zerbreche? Mir tun nur meine Enkel leid, dass sie in diese Welt hinein wachsen. Vielleicht stimmt wirklich der alte Berliner Spruch:"Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr! "An den jetzigen Zuständen wird auch der ÖR nichts ändern. Schade.

  2. 46.

    "Werden Rentner v.morgen noch Rente bekommen?" Rechtspopulistischer Schwachsinn! Ihre wirre Aneinanderreihung von rechtspopulistischen Stammtischparolen sind auf einem erschreckend niedrigen Niveau, welches nur noch von ihrer grausamen Rechtschreibung unterboten wird.

    Es Leute wie sie, die unsere Gesellschaft spalten wollen!

  3. 45.

    Passt absolut hier rein. Das Forum lebt...
    In der Sache hart, im Herzen weich...

  4. 43.

    Einen sozialen Pflichtdienst auch für Ältere, wie Bundespräsident Steinmeier vorschlägt, halte ich durchaus für sinnvoll. Unsere arbeitende Jugend würde ich momentan allerdings nicht weiter belasten. Die wenigen jungen Menschen in Deutschland müssen ja schon das Heer der unsterblichen Senioren ernähren. Viele heute ältere Menschen haben zwar brav die Rente einbezahlt, um die damaligen Renten zu bezahlen, aber sie haben versäumt, auch genügend Kinder auf die Welt zu bringen, die die Rente der heutigen Rentner erwirtschaften müssen.

  5. 42.

    Wenn es in eurem Beitrag heißt, dass die Debattenkultur durchweg schlechte Noten bekommt, stellt sich mir die Frage, warum immer für alles ein Konsens gefunden werden muss.
    Ist die Gesellschaft bereits an dem Punkt angelangt, wo Widersprüche nicht mehr ausgehalten werden, wo stets ein Kompromiss gefunden werden muss, in dem sich jeder mit seinen Überzeugungen nur noch wie in einem Zerrspiegel widerfindet, wo jeder, der mal von der ,,falschen" Seite Beifall erhält, stigmatisiert werden darf, wo das Zulassen kritischer Fragen, dem intellektuellen Niveau eines zensierenden Moderators anheim gestellt wird?
    Anke Engelke äußerte mal, dass Nett die kleine Schwester von Sch . . . sei. Dann ist also Nichtnett schon mit einem Tabu belegt, während andererseits munter persönlich beleidigt werden darf?
    Ja, ja, Debattenkultur . . . genau mein Humor!

  6. 41.

    Was uns zusammenhält, ist Empathie und Aufeinander achten (damit meine ich nicht, dem anderen seine Fehler anzukreiden!). Ich habe mir im Frühjahr einen Fuß gebrochen und war überwältigt von Hilfsangeboten von Nachbarn, die ich z. T. nur vom Sehen kannte; jeder, der mich mit meinem Klumpfuß gesehen hat, fragte, ob man mir irgendwie helfen kann. Warum? Weil sich rumgesprochen hat, dass ich zu Corona-Zeiten ein- zweimal für Nachbarn mit eingekauft habe.
    Für mich gar keine große Sache, aber für die Betroffenen offenbar groß genug, davon zu erzählen.

  7. 40.

    "Kein Wunder bei der Spalterei in immer kleinere Minderheiten"
    Das ist auch ein Punkt, der hierher passt. Da fallen einem Worte ein, wie "wichtiges Zeichen, Gesicht geben, Quoten".
    Letztlich geht es wieder darum "mehr vom Kuchen abzuschneiden" ohne Leistung. Dabei wäre auch hier die Chancennutzung, Anstrengung und Bildung(sanstrengungen) der Schlüssel zum Erfolg für Teilhabe. Chancengleichheit, ja daran muss man arbeiten. Das hört nie auf...

  8. 39.

    D. Gesellschaft ist gespalten. D. Werte-Vermittlung in DL ist dürftig. (1) Eltern geben Kinder früh u. umfassend i.d.Fremd-Betreuung...Kinder sollen funktionieren...Sie lernen,für sich selbst zu sorgen (Erzieher sind überfordert;Eltern beschäftigt) ...Wir ernten, was wir sähen...
    (2) Arbeitsfähigen!! Hartz 4-Empf.n wird es bequem gemacht. D. Allgemeinheit zahlt f. Arbeits-Unwillige,statt Bedürftige(z.B. chron.Kranke) zu unterstützen. Bunt-Arbeit...(3) Werden Rentner v.morgen noch Rente bekommen?

  9. 38.

    Unter der neuen Regierung ist es noch ungerechter als vorher.

  10. 37.

    Ich kann das Dilemma nur mit einfachen Worten beschreiben, lösen bzw. Lösungen die alle Menschen FREIWILLIG mit nimmt, also zu einer stabilen robusten Gruppendynamik mit positiven Handlungsvektor führt, kenne ich auch nicht.
    Daran arbeiten sich inzischen die schlauesten Köpfe, z.B. der Club of Rome seit 50 Jahren vergeblich ab.

  11. 36.

    Da gibt es einen Zusammenhang zwischen Toleranz und Platz. Denn der ist der wahre Luxus. In jeder Beziehung...
    Was sicher so manchen dazu animiert, diesen neu zuzuteilen... nach eigenen Kriterien? "Sachbearbeiterzuteilung" nach m2 gab es schon mal... Der der zuteilt gewinnt.
    Wer macht jetzt weiter?

  12. 35.

    @Topas
    Da muss ich Ihnen recht geben. Als ich 1964 meinen Führerschein machte, lernte ich gleich, mich für Fehler durch eine Handbewegung zu entschuldigen. Eine Kleinigkeit, aber selbstverständlich. Das ist wohl völlig aus der Mode gekommen. Stattdessen wird getobt.

  13. 34.

    Ja das ist so, wie Sie schreiben. Der Konflikt ist da. Gerecht ist aber auch: Wer mehr verdient, zahlt überdurchschnittlich mehr ein: Steuerprogression.
    Wie lockt man große Vermögen Weniger an, dass diese uns nützen statt auswandern?
    Wie vermeidet man, dass versteuertes Geld beim Erben nochmal versteuert wird? Und wieviel ist uns der letzte Wille eines Erblassers wert? Viele komplizierte Fragen. Deshalb lassen Sie uns, statt über Verteilen, über die Verbesserung der Chancengleichheit reden und auch darüber, dass Anstrengungen eines jeden Einzelnen recht unterschiedlich sein können. Nicht dem Thema gerecht wird es, wenn man so tut als wenn Glück/Unglück nur eine Frage des Zufalls ist... Ist sie nicht.

  14. 33.

    Personen die soviel besitzen, dass sie das Spiel "Kapitalismus" und damit unsere Demokratie dominieren, besitzen eindeutig zu viel.
    Oder andersherum, wenn die demokratische Restmenge keine vernünftigen Entscheidungen mehr zulassen bzw. keine lösende Menge mehr beinhalten, dann müssen einige Spieler eindeutig zu viel Einfluss (Macht) besitzen.

  15. 32.

    Worauf willst du hinaus? Von alle gleich arm sind wir Lichtjahre entfernt,so dass es sich kaum lohnt auf so etwas einzugehen.

    Wenn die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung ist,die Schere zwischen Arm und Reich sollte geschlossen werden,dann sollte das in einer funktionierenden Demokratie mittels Steuern getan werden. Wird es aber nicht.

    Keine Gesellschaft braucht extrem Vermögende. Eine ausgeglichenere Gesellschaft ist sogar für die Wirtschaft besser.

  16. 31.

    Also ich sehe hier ganz andere die unsere Gesellschaft spalten wollen. Da muß ich Karsten leider recht geben. Dazu kommen noch welche die von "Asyltourismus" schwätzen oder auf dem rechten Auge erblindet sind.

  17. 30.

    Boah, ich weiß nicht, was war das nochmal...? Ah, "Oh Gott, Herr Pfarrer"? :-))

  18. 29.

    Im Artikel geht es eindeutig um "gesellschaftlichen Zusammenhalt". Es geht nicht um Umverteilung ohne Leistung. Wenn Sie besser über Anstrengungen und Chancengleichheit reden wollen?

    P.S. Ihr Kommentar ist genau das richtige Beispiel, warum zunehmend polarisiert statt zusammengerückt wird.

  19. 28.

    Auch das ist kein Widerspruch zu dem was ich geschrieben habe... Es wird einen Grund haben, dass Sie nicht quantifizieren... (Zehntausendfache ist zu ungenau)

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