Reaktion auf Innensenatorin - Linke, Grüne und Juristen gegen härtere Strafen bei Klima-Protesten

Mi 16.11.22 | 08:48 Uhr
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Symbolbild: Ein Polizist versucht die festgeklebte Hand eines Mannes vom Asphalt zu lösen, während Polizisten versuchen eine Blockade der Protestgruppe „letzte Generation“ vor dem Berliner Hauptbahnhof auf der Invalidenstraße aufzulösen
Audio: rbb24 Inforadio | 16.11.2022 | Bild: dpa/Stefan Jaitner

Die beiden Koalitionspartner Grüne und Linke in Berlin stellen sich gegen die Forderung aus der SPD, Klima-Aktivisten länger in Polizeigewahrsam nehmen zu können. Dies hatte Innensenatorin Spranger am Dienstag gefordert.

Trotz anhaltender Kritik an den Aktionen der Klima-Demonstranten der Gruppe "Letzten Generation" lehnt die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, schärfere Maßnahmen ab.

Antje Kapek, Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin (Quelle: dpa/Annette Riedl)
| Bild: dpa/Annette Riedl

Im rbb-Bürgertalk "Wir müssen reden!" sagte sie am Dienstagabend, wer den Weg des zivilen Ungehorsam gehe, wisse, dass das zu Strafen führe. Das bedeute aber nicht, dass die Strafen nachgeschärft werden müssten.

Kritik an bayrischer Präventivhaft

Scharfe Kritik übte Kapek an den bayerischen Regeln zur Präventivhaft. Seit Anfang November befinden sich dort 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Klima-Demonstrationen für 30 Tage in "Vorbeugegewahrsam". Auch für sie müsse eine Unschuldsvermutung gelten, so Kapek.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD), hatte vor der Sendung am Dienstag eine Ausweitung der Berliner 48-Stunden-Regel ins Gespräch gebracht und sieht jetzt das Berliner Abgeordnetenhaus am Zug.

Auch die Berliner Linke erteilte den Überlegungen von Innensenatorin Spranger am Dienstag eine klare Absage. Der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion, Niklas Schrader, kritisierte solche Gedankenspiele als "Wahlkampfpropaganda" und sagte dem rbb, er gehe nicht davon aus, dass das Thema in der rot-grün-roten Koalition ernsthaft diskutiert wird.

Richterbund: Viele Klimademonstranten noch nie mit Gesetz in Konflikt geraten

Der Deutsche Richterbund wehrte sich zudem gegen den Vorwurf, dass die Justiz in Berlin beim Thema der Klima-Demonstranten unangemessen vorgehe. Der Vorsitzende des Landesverbands, Stefan Schifferdecker, sagte ebenfalls am Dienstag im rbb24 Inforadio, viele der Klima-Demonstranten seien noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Auch wenn Nötigung oder Hausfriedensbruch Straftaten darstellten, seien dafür bei Ersttätern keine Gefängnisstrafen vorgesehen. Entsprechende Forderungen entsprächen nicht dem Rechtssystem.

Ob es künftig möglich sein sollte, nur Klima-Demonstranten länger in Gewahrsam zu nehmen, sei eine politische Entscheidung, betonte der Richter. "Man muss bedenken, dass sie [Anm. d. Red.: die Klima-Demonstranten] ein verfassungsrechtlich geschütztes Demonstrations- und Versammlungsrecht ausüben", so Schifferdecker.

Die Teilnehmerin der "Letzten Generation", Carla Rochel, verteidigte indes ihre Form des Protests. Keine Widerstandsbewegung der Geschichte sei jemals am Anfang beliebt gewesen, so Rochel. Sie forderte die Politik auf, endlich zu handeln.

Sendung: rbb24, 15.11.2022, 20:15 Uhr

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94 Kommentare

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  1. 94.

    Auch diese Maßnahmen müssen erfolgen. Persönliche Änderungen in den täglichen Lebensgewohnheiten (weniger Verkehr, weniger umweltschädliche Essgewohnheiten, weniger Konsum / Energiekonsum) sind parallel dazu dringend notwendig.

    Also bitte nicht zurücklehnen, weitermachen wie bisher und darauf verweisen, was andere nun machen müssen.

  2. 93.

    Getroffene Hunde bellen. Sie hört man ständig Laut geben.

  3. 92.

    Knapp zwei Drittel sind es wohl nicht, etwas mehr als die Hälfe: https://tu-dresden.de/bu/verkehr/ivs/srv/ressourcen/dateien/SrV2018_Staedtevergleich.pdf?lang=de ... ggf. haben Sie neuere Zahlen für Ihre Aussage. Und dann könnte man Ihrer Argumentation auch gegenhalten, dass nur auf einen von 3 Berlinern ein Auto kommt. Der Bestand an Fahrrädern je EW dürfte um einiges höher sein, das gilt auch für den Prozentsatz der fahrradbesitzenden Haushalte. Schaut man hingegen Flächenbedarf, gesellschaftliche erlaubte Umwelt- und Personenschäden und Kosten an, dann ist da das Auto noch immer klar bevorzugt. In Berlin vielleicht durch einige Maßnahmen jetzt etwas weniger. Nur .. immer noch bevorzugt.

  4. 91.

    Wie machen es denn die Bayern, warum kann man das nicht in Berlin einfach kopieren."
    Aber man sollte nicht dabei stehen bleiben: Potenzielle Raser-ab für 30 Tage in Vorbeugehaft, potenzielle Ladendiebe dto.
    Und da, mein Nachbar, der ist schon zwei mal Schwarz gefahren und wurde nicht erwischt-ab für 30 Tage in den Vorbeugeknast (mit Verlängerungsmöglichkeit).
    Wenn wir uns etwas Mühe geben, sitzen dann jeweils 80 % zweitweise im Knast und für den Rest sind Straßen und U-Bahn frei, damit man abends schnellstmöglich zuhause ist, ununterbrochen Omma besuchen kann und die Reaktionszeit von Rettungsfahrzeugen kontrollieren kann.
    Schöne neue Welt.

  5. 90.

    Es ist verboten, die Straße zu beschmutzen oder zu benetzen oder Gegenstände auf Straßen zu bringen oder dort liegen zu lassen, wenn dadurch der Verkehr gefährdet oder erschwert werden kann. (§ 32 Absatz 1 StVO)

    Die Verursacher der Hindernisse auf der Fahrbahn sind auch für deren umgehende Beseitigung zuständig. Geschieht dies nicht, können Verwarn- und Bußgelder zwischen 10 und 60 Euro drohen. Gefährden oder behindern insbesondere Gegenstände den fließenden Verkehr, ist laut Bußgeldkatalog zusätzlich ein Punkt in Flensburg vorgesehen.

  6. 89.

    "Ich kann dieser Protestform nix abgewinnen." Tja, ich schon. Daher möchte ich, dass die "„sympathischen“ Chaoten" weiter machen. Immerhin sind das Leute, die nicht nur an sich selbst denken. Altruismus darf auch mal den anderen auf die Nerven gehen. Das hat dieser Gesellschaft definitiv gefehlt.

    Andere legen Maskenpflichten nach eigenem Gutdünken aus. Warum dann nicht auch das Demonstrationsrecht?

  7. 88.

    Berlin hat derzeit 1,971 Millionen Haushalte (Quelle: www.destatis.de) und rund 1,24 Millionen zugelassene Pkw (Quelle: de.statista.com).
    In knapp 63 Prozent der Berliner Haushalte existiert ein Auto. Das sind fast zwei Drittel. Das ist nicht die angeblich autofahrende Minderheit, die hier gern als chronisch bevorzugt angeführt wird. (Und nein, die Drittautos der Reichen ändern diese Statistik nur im Nachkommabereich - um einem zu erwartenden Gegenargument gleich zu begegnen.)

  8. 85.

    Ich kann dieser Protestform nix abgewinnen.
    Daher möchte ich, daß bestehende Gesetze angewendet, und die Rechtsordnung wiederhergestellt wird. Es kann nicht sein, daß „sympathische“ Chaoten machen dürfen, was sie wollen.
    Sonst setze ich mich auch irgendwo in den Weg und fordere die Abschaffung des Monats November.

  9. 84.

    Es gibt viele politisch nicht legitimierte Gruppierungen, die das Recht auf zivilen Ungehorsam für sich reklamieren. Umwelt- und Klimabesorgte, Coronaleugner, Reichsbürger, Migrationsgegner und andere. Ohne Wertung der genannten Gruppierungen und ohne einer einzigen nahe zu stehen kann ich nicht leugnen, dass ich die fehlende politische Legitimation für einen grundsätzlichen Mangel halte. Hat Recht, wer am lautesten schreit und/oder wer die Zivilgesellschaft auf größtmögliche Weise drangsaliert?
    Wenn wir das akzeptieren, verabschieden wir uns mittelfristig von den Werten unserer - sicher nicht fehlerfreien - demokratischen Grundordnung.

  10. 83.

    Meinen Genossen der Linken sage ich klar und deutlich: "Ihr spinnt total!"
    Was diese Klimaaktivisten veranstalten, ist in höchstem Maße kriminell, die gehören ausnahmslos hinter Gitter!

  11. 82.

    Bitte endlich Konsequenzen wie in Bayern einführen! 30 Tage!

  12. 81.

    Und was tun Sie sonst als coachen? Wo liegt Ihr Beitrag, wo ist Ihr eigner Beitrag zur Reduzierung Ihres CO2-Fußabdruckes. Sie scheinen nur zu schwadronieren und ideologische Phrasen zu dreschen anstatt aktiv an sich selbst zu arbeiten!

  13. 80.

    "Darf ich das so verstehen, dass Sie sich keine Gedanken über Nachhaltigkeit und Reduzierung des Ressourcenverbrauchs machen, "

    Das dürfen Sie selbstverständlich so verstehen. Steht Ihnen völlig frei.
    Aber falls es Sie tatsächlich interessiert (Achtung, entwaffnet Ihre Argumentation) - was man so für Nachhaltig tun kann, tue ich. Hab auch einen jungen geflüchteten Mann gecoached, der bereits seit paar Jahren KFZ-Mechaniker ist. Ist aber auch umwälzende Tat. Nur bisschen Nachhaltig.

    Aber all das wird nicht die vorliegenden Produktionsverhältnisse umwälzen. Und nicht deren Profiteure entmachten.
    Aber das wird nötig sein. Kann keine andere Nachricht verkünden. Auch wenn die üblichen Verdächtigen so tun, als habe der Revolutionär die Zustände erfunden, die revolutionäre Umwälzung verlangen.
    Insofern: Nichts Neues in der Weltgeschichte.

  14. 79.

    Die in der Überschrift genannten sperren doch nicht ihre eigenen Kiddies ein. Man sollte sie dennoch nach Augsburg oder Nürnberg abschieben.

  15. 78.

    Lesen sie den verlinkten TS Artikel anstatt hier sinnlos Leute dumm von der Seite anzumachen!

    "Nicht die Zahl der Menschen auf der Erde ist entscheidend, sagt Expertin Rose, sondern wie diese leben. Mit den richtigen Maßnahmen können auch zehn Milliarden Menschen auf der Welt leben. Dafür müssen aber vor allem reiche Länder umdenken."

    Sagt eine Wissenschaftlerin die nicht wie sie ihr "Wissen" aus Stammtischrunden bezieht.

  16. 77.

    Dann droht Frau Jarasch als Nachfolgerin der verpassten Doktorfrau. denn Jarasch hat sich ja bereits aktiv mit den Klebenden solidarisch erklärt.

  17. 76.

    Und was bieten Sie als Alternativen an? Kritisieren kann jeder, aber man kann auch im Stillen handeln in dem man seinen eigenen CO2-Fußabdruck reduziert und so Andere zum mitmachen aktiviert. Lustig ist die Moral und das 5€ T-Shirt. Darf ich das so verstehen, dass Sie sich keine Gedanken über Nachhaltigkeit und Reduzierung des Ressourcenverbrauchs machen, bzw Sie entsprechendes nicht umsetzen. Also predigen Sie Wasser und trinken selber Wein!

  18. 75.

    Steffen, genau so ist es ,wie Sie es in ihrem Kommentar schreiben. Dazu gab es letztens ein Beitrag im Fernsehen. Viele deutsche Firmen verlassen DE schon seid Jahren um gerade in den Schwellenländern billiger zu produzieren. Dort gibt es so gut wie keine Umweltauflagen ,dort wird eine Produktionhalle aus dem Boden gestampft, produziert und fertig. Da kommt auch nicht alles halbe Jahr jemand vorbei und schaut ob alle Auflagen erfüllt werden, den Rest erledigt das liebe Geld. In den Ländern wird sich der CO 2Ausstoß sogar noch erhöhen, damit wir in EU und der Welt mit allem versorgt werden was das Herz begehrt. Auch die die sich auf der Straße festkleben ,tragen mit ihrem Konsumverhalten zu dem CO 2Ausstoß in diesen Ländern bei. Dadurch das das von einigen Parteien und auch Amtsträger toleriert wird, fühlen sich diese Personen(LG) noch im Recht. Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht.......

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