Rund 1.500 Stellen unbesetzt - Lehrermangel an Berliner Schulen verschärft sich drastisch

Di 23.05.23 | 15:38 Uhr
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Symbolbild: Eine Lehrerin schreibt in einer Grundschule Wörter mit «Sp» am Anfang an eine Tafel. (Quelle: dpa/S. Gollnow)
Video: rbb|24 | 23.05.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/S. Gollnow

Seit Jahren kämpfen die Schulen in Berlin mit dem Lehrkräftemangel. Im nächsten Schuljahr wird die Zahl der unbesetzten Stellen noch einmal deutlich steigen. Die Maßnahmen der Politik greifen noch nicht, sagt Bildungssenatorin Günther-Wünsch.

Der Lehrermangel in Berlin verschärft sich noch einmal drastisch. Nach Schätzungen von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) werden im neuen Schuljahr etwa 1.460 Vollzeitstellen nicht besetzt, wie die Bildungsverwaltung am Dienstag mitteilte. Das wären nochmal 50 Prozent mehr als vor einem Jahr, als das Defizit bei 973 lag.

Insgesamt gibt es an den Berliner Schulen etwa 32.000 Vollzeitstellen für Lehrerinnen und Lehrer.

Mittelfristig erwartet Günther-Wünsch nach eigenen Angaben, dass sich die Lage noch weiter zuspitzt. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt. Bis zum Schuljahr 2031/32, so die Prognose, wird die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die öffentlich allgemeinbildende Schulen in Berlin besuchen, um etwa 25.000 auf 372.280 ansteigen. Für den Lehrkräftebedarf heißt das: Es werden rund 2.000 zusätzliche Vollzeitstellen gebraucht.

Senatorin: Maßnahmen brauchen Zeit

Das aktuelle Defizit führte die Senatorin vor allem auf Pensionierungen und den Weggang von Lehrkräften zurück. Die Bildungssenatorin räumte ein, es werde keine schnelle Lösung des Problems geben - und auch keine einheitliche, dazu sei die Mangelsituation an den Schulen zu unterschiedlich.

Viele der schon gestarteten Anstrengungen gegen den Fachkräftemangel bräuchten Zeit, um die volle Wirkung zu entfalten, so Günther-Wünsch: etwa mehr Unterstützung bei IT- und Verwaltungsaufgaben, um das Lehrpersonal zu entlasten, sowie die wiedereingeführte Verbeamtung.

Fast 9.000 Lehrer haben bislang Verbeamtung beantragt

Gut 8.700 bisher angestellte Berliner Lehrkräfte haben seit Ende Februar einen Antrag auf Verbeamtung gestellt, wie die Bildungsverwaltung weiter mitteilte. Das seien etwas mehr als die Hälfte der 16.000 Lehrerinnen und Lehrer, für die diese Möglichkeit nun offensteht.

Berlin hatte die Verbeamtung von Lehrkräften nach 18 Jahren Auszeit wieder eingeführt, um dem Lehrermangel an Schulen entgegenzuwirken. Ende Februar war dazu ein Gesetzespaket in Kraft getreten. Die Senatorin wertete die Zahl positiv. "Gleichzeitig sind es aber auch erst die Hälfte. Das zeigt, dass es bei der Umsetzung des Vorhabens offenbar noch einigen Präzisierungsbedarf gibt."

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.05.2023, 15:30 Uhr

33 Kommentare

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  1. 33.

    " keiner mehr den Beruf ausüben will. Auch nicht aus Überzeugung. "

    und warum das so ist, ist leicht herauszufinden .
    " Das aktuelle Defizit führte die Senatorin vor allem auf Pensionierungen und den Weggang von Lehrkräften zurück "

    ach aws, kam das so überraschend ?

  2. 32.

    Lieber Henne, was schlechte Bildung bedeutet zeigt Ihr Kommentar. Inhaltlich haben Sie den Artikel scheinbar nicht verstanden. Denn im Text steht nichts von irgendwelchen Forderungen oder Beschwerden von Lehrern. Der Artikel handelt davon, dass scheinbar keiner mehr den Beruf ausüben will. Auch nicht aus Überzeugung.

  3. 31.

    Fortsetzung: Und diesen Kollegen und Kolleginnen, die sie Arbeit der 1500 fehlenden (Brandenburg weitere 1800) Lehrkräfte mit erledigen müssen, gilt mein Respekt. Respekt, den Sie vermissen lassen. Und so wundert es mich nicht, dass immer weniger Leute diesen an sich so schönen Beruf ergreifen wollen

  4. 30.

    Und wie genau hilft diese Aussage gegen den Lehrermangel? Ich bin Lehrer, wirklich auch aus Überzeugung, liebe meinen Beruf. Aber Sie dürfen nicht vergessen,dass die aktiven Lehrer jetzt abfangen müssen,was die Politik trotz mahnender Worte seit über zehn Jahren versäumt hat. Und Ihre Sichtweise bezüglich mimimi würden Sie garantiert überdenken, wenn Sie auch nur eine Woche vor einer bunt gemischten Klasse stehen würden, bei der Sie Motivation und Berufung mangels Erziehung nicht "retten".

  5. 29.

    Wenn Sie in dem Beruf arbeiten würden, könnten Sie das "mimimi" verstehen. Aber keine Ahnung haben und kritisieren ist natürlich einfacher...

  6. 28.

    Ja tatsächlich aus Überzeugung. Und genau dazu gehört eine gerechte Bezahlung und nicht die jetzige Ungerechtigkeit mit 4 verschiedenen Varianten für die gleiche Arbeit.
    Würden Sie für andere Berufe auch so einodnen? Z.B. Pflegefachkraft...da brauchts dann auch keine ordentliche Bezahlung..da reicht dann Empathie und Durchhaltevermögen?
    Das können Sie für alle Berufe einmal durchdenken.

  7. 27.

    Ist das so? Dann kann sich die Politik ja beruhigt zurücklehnen...

  8. 26.

    Vielleicht gibt es Sozialwissenschaftler, die noch zu den einzelnen Schulen gehen und vor Ort Verbesserungsvorschläge sammeln...bei den betroffenen Lehrern und Schulleitern.

  9. 25.

    Lehrer ist man aus Überzeugung und nicht des Geldes wegen oder irgendwelchen Sicherheiten! Ständig dieses Mimimi dieser Berufsgruppe!

  10. 24.

    Wofür denn das Geld einsetzen? Ich denke, dass Gehalt und Arbeitszeiten bei Lehrkräften als positiv bewertet werden. Negativ ist in der Tat die Kommunikation mit Eltern heutzutage und die bürokratischen Dinge. Da hilft Geld aber kaum. Man findet einfach auch genügend andere Jobs ohne sich damit herumzuplagen

  11. 23.

    Bildung kostet nun mal Geld und in unserer geldgeilen Welt hat die Bildung offenbar nichts mehr zu suchen.
    Schüler haben zunehmen keinen Respekt mehr vor Lehrkräften und viele Lehrkräfte sind mittlerweile Quereinsteiger und keine Ausbildung in Pädagogik. Wen wundert es da, dass das Ganze seit Jahrzehnten bergab geht. - Versprochen wurde immer viel aber es wurde nie besser, nur viel schlimmer.
    Unsere Kinder werden bewusst doof gehalten und verbaut ihnen die Zukunft! Dafür holt man nun die Fachkräfte aus dem Ausland.

  12. 22.

    Das sehe ich in unserer Region auch. Diejenigen, die alle von Ihnen genannten Aufgaben bewältigen, erziehen meist auch noch eigene Kinder und sind wirklich voll ausgelastet. " Spätberufene" (sehr schön beschrieben) sehen sich schon in der Studienphase als Funktionsstellenanwärter oder suchen die individualisierte Hängematte. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber das sind eben die wenigen. Der beste, wenn auch lange Weg, erscheint eine unbedingt notwendige Verbesserung des Lehramtsstudiums . So wie es in Berlin ist, bringt es motivierte Studienanfängerinnen zur Verzweiflung und braucht mindestens 1 bis 2 Semester um Fuß zu fassen.
    Die akademische Lehrkräfteausbildung an Päd. Hochschulen ( s. 15.), wo mehr Fokussierung auf den Beruf möglich ist, wäre wohl zukunftsweisender. Aber auch dies wird ein jahrelanger Prozess im Streit zwischen Bund und Ländern und der Umsetzung ....in Berlin dann besonders lang. Nur : irgendwann braucht es eine Basiskorrektur und kein endloses Flickwerk.

  13. 20.

    Fachkräftemangel herrscht in allen Branchen, da ist der Lehrerberuf leider auch keine Ausnahme. (Hat dann auch nicht viel mit Bildungspolitik dere letzten Jahrzehnte zu tun, zumal das ja ganz Deutschland betrifft und nicht nur SPD-geleitete Bildungsressorts.) In Zukunft werden alle Kommunen und Firmen sich um jede Person auf dem Arbeitsmarkt reißen. Ob die Schule dabei attraktiver ist, als andere Arbeitsplätze bezweifle ich. Daher muss man da sehr pragmatisch schauen, wie man Schule neu organisieren kann. Aber jeder Vorschlag, der in Richtung "größere Klassen", "mehr eigenständiges Lernen", "mehr digital" geht, wird gleich niedergeschriehen. Mit dem Wunsch "einfach mehr Lehrer:innen haben" wird es aber nicht gehen. Dazu gibt es einfach zu wenig Menschen auf dem Arbeitsmarkt.

  14. 19.

    Ich würde mich freuen, wenn nicht jede*r verbeamtet würde. Bei uns kamen die ersten Anträge von denjenigen, die die höchsten Fehlzeiten haben und auch sonst wegen in ihrer Persönlichkeit liegender Gründe schwer einsetzbar sind. Und die, die seit Jahren als Mentor*innen neben Unterricht, Klassenleitung und Schulentwicklung noch jede*n ausbilden, der meint spätberufene Lehrkraft zu sein, rutschen altersbedingt knapp dran vorbei. Superstimmung im Kollegium! Die nächsten Teilzeitanträge sind gewiss

  15. 18.

    Stimmt nicht. Denn alle Bundesländer haben das Problem des Lehrermangels. Auch Bayern. BR24 berichtet da regelmäßig.

  16. 17.

    Das zentrale ökonomische Element im Sozialismus ist der Mangel. Angefangen beim ideologiebedingten Mangel an Sachverstand insbesondere der Politik, zieht er sich durch jeden Lebensbereich von der Bildung bis zur Wohnung. Berlin als sozialistische Haupt- und Vorzeigestadt muss insofern selbstverständlich die Vorreiterrolle einnehmen.

  17. 16.

    Das ist ein Irrtum! Sport ist wie Mathe seit Jahren ein Mangelfach.

  18. 15.

    „ Grundsätzlich sollte die Lehrerausbildung wieder an Pädagogischen Hochschulen stattfinden und nicht an den Breitband-Unis.“
    Ein richtungsweisender Gedanke! Die PH-Integration in den 70er Jahren war rückblickend betrachtet wohl ein Fehler.

  19. 14.

    Dieses Problem wird doch Jahr Zehnte vor sich her geschoben und jeder Bildungsenator/innen versprechen dieses zu lösen. Was ist bis jetzt passiert ein Wort mit X mänlich NIX. Dieses nennt sich Bildungssystem Deutschland was von Jahr zu Jahr immer mehr Berdab geht.

  20. 12.

    Auch ein Ergebnis sozialdemokratischer Bildungspolitik aus fast drei Jahrzehnten, dem die woke Zuwanderungspolitik der jüngsten Vergangenheit jetzt noch das Topping verpasst. Nun wundern sich alle, dass qualifizierte Lehrkräfte weder auf Bäumen wachsen, noch aus dem Backofen kommen. Eine Schande für das Land und eine maßlose Verfehlung gegenüber zehntausenden Kindern.

  21. 11.

    Nach meiner Pensionierung hätte ich gerne noch ein paar Stunden in der Woche unterrichtet. Aber umsonst...? Heute geht es gesundheitlich nicht mehr.

  22. 10.

    Das ist sicher richtig, hat aber mit dem Unwillen der Senatsverwaltung gegenüber verbeamtungswilligen KollegInnen, die abgelehnt werden nichts zu tun! Und die sind dann weg

  23. 9.

    Bildung und Lehrer werden nicht mehr geachtet. Mir tun die Schüler und meine noch aktiven Kollegen Leid, die die "Bildungspolitik" der letzten Jahrzehnte in den kommenden Jahrzehnten ausbaden müssen.
    Leider hat Deutschland mit der Bildung seine Kernkompetenz verloren.

  24. 8.

    Warum wird die Sport-Lehrerausbildung z.B. nicht zeitnah auf ein duales Studium umgestellt. Vor allem Studierende, die sich den Einsatz in der Praxis zutrauen, schon Erfahrungen als Trainer, AG-Leiter, etc. aufweisen, würden sofort Berufserfahrungen sammeln und Geld verdienen. Eine Win-Win-Situation.
    Im Moment gammeln die meisten Berliner Sport-Lehramtsstudenten in langen Warteschleifen herum, weil die Humboldt-Uni (übrigens eine Exzellenz-Uni !!!?) es nicht gebacken bekommt, ausreichende und qualitativ hochwertige Lehrveranstaltungen anzubieten.
    Grundsätzlich sollte die Lehrerausbildung wieder an Pädagogischen Hochschulen stattfinden und nicht an den Breitband-Unis.

  25. 7.

    Selbst wenn ich durch IT-ler und Verwaltungsfachangestellte unterstützt werden würde, blieben die schlechten Arbeitsbedingungen: zu volle Klassen, Kinder mit Förderstatus, ohne Status - weil die Eltern uneinsichtig sind, Kinder mit fehlenden Sprachkenntnissen, traumatisierte geflüchtete Kinder, Inklusionskinder mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen, bildungsferne Kinder, hochbegabte Kinder, die oft zu kurz kommen u.s.w.
    Dann oft zwei Klassen gleichzeitig unterrichten...

  26. 6.

    Angesichts der Zustände an manchen Schulen verwundert es, dass es dort überhaupt noch Lehrkräfte gibt.

  27. 5.

    Man hat es wohl nicht kommen sehen, dass viele Lehrer in Rente gehen, deswegen konnte man nicht planen…Na dann machen wir eben die Klassen größer, Abitur in 12 Jahren und schulen fleißig 5Jährige ein …und dann wundern uns, warum Viertklässler nicht lesen können… und so verblödet unsere Gesellschaft…

  28. 4.

    Kein Wunder! Der Beruf wurde in den letzten Jahren kontinuierlich unattraktiver gemacht. Und wenn die Politik den Empfehlungen der sogenannten "Expertenkommission" folgen sollte, wird das so weitergehen. Die noch vorhandenen Lehrkräfte dürfen es ausbaden.

  29. 3.

    Vielleicht will ich auch nicht jede/r Beamter/in werden?
    Sich an einen Dienstherren zu ketten, der es nicht schafft, einen ordentlichen Schulbetrieb zu organisieren, verlangt immerhin Mut.
    Ich erinnere mich an meine Schulzeit in den frühen 70ern. Damals war auch Lehrermangel und pensionierte Lehrer wurden reaktiviert. Zum Teil mit Verletzungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Da fehlte schon mal ein Bein, und auch der Umgangston war etwas rauer. Bin jetzt gespannt was die Groko machen will gegen den vom Establishment selbstverschuldeten Lehrermangel.
    Meine Vermutung : Durchwursteln. Zur Not wird die Pensionierungsgrenze hinaufgesetzt.

  30. 2.

    Wer KollegInnen unter fadenscheinigsten Gründen von der Verbeamtung ausschließt darf sich nicht wundern wenn junge motivierte Leute abwandern. Jetzt rächt sich das die Verbeamtung eigentlich nicht gewollt ist und nur sehr widerwillig von Seiten der Senat Verwaltung durchgeführt wird.

  31. 1.

    Wenn allerdings viele gute, motivierte und junge Lehrkräfte abwandern weil sie unter fadenscheinigsten Gründen nicht verbeamtet werden, dann sagt das auch viel aus! Der Senat hat augenscheinlich das Ziel, so vielen KollegInnen wie möglich die Verbeamtung NICHT zu gewähren. Das sagt eigentlich alles!

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