Mehr Schutz für Bäume - Neues Jagdrecht in Brandenburg soll für mehr Abschüsse sorgen

Di 04.07.23 | 15:10 Uhr
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Symbolbild:Eine Jägerin schaut mit Hand am Abzug durch ein Fernglas.(Quelle:dpa/W.Grubitzsch)
Video: rbb|24 Brandenburg aktuell | 04.07.2023 | M. Schon/L. Smolka | Bild: dpa/W.Grubitzsch

Eine Gesetzesnovelle soll das Jagen in Brandenburg erleichtern und so den Baumbestand schützen. Das Ministerium musste dabei viele Kompromisse eingehen.

  • mehrere Regeln zur Jagd in Brandenburg sollen erneuert werden
  • Plan sieht Jagdrecht schon in Gebieten ab 75 Hektar vor
  • Novelle soll spätestens im November in den Landtag
  • Waldbesitzer und Jäger loben Neuregelungen

Nach zwei gescheiterten Anläufen für ein neues Jagdgesetz hat das Brandenburger Umwelt- und Forstministerium einen neuen Vorschlag vorgelegt. Statt eines neuen, gänzlich eigenständigen Jagdgesetzes will die Landesregierung nun mehrere jagdrechtliche Vorschriften novellieren und so für mehr Jagd im Wald sorgen.

Nach rbb-Informationen ist die Novelle erstmals im Vorfeld mit allen wichtigen Akteuren, wie den Koalitionspartnern, dem Jagdverband und mehreren Umweltverbänden abgestimmt. Am Montag hat sich auch der Koalitionsausschuss mit dem Entwurf beschäftigt.

Ministerium setzt sich nicht durch: Jagdrecht erst ab 75 Hektar

Dem Entwurf zufolge können Jagdgenossenschaften, Forstbetriebsgemeinschaften sowie Waldbesitzer jeweils ab einer Größe von 75 Hektar das Jagdrecht ausüben. Bisher war dies in der Regel erst ab 150 Hektar Fläche möglich. Damit ist ein zentrales Anliegen des Ministeriums, die Eigenjagd auf deutlich kleineren Arealen ab 10 Hektar und damit deutlich mehr Waldbesitzern zu ermöglichen, vom Tisch. Auch die bislang angedachten Begehungsscheine für kleinere Waldbesitzer sind nicht mehr vorgesehen.

Allerdings soll die Pachtdauer begrenzt werden. Während die Jagd-Pachten bislang oft auf Jahrzehnte vergeben werden, soll es zukünftig eine Begrenzung auf neun Jahre geben. So soll Waldbesitzern die Möglichkeit eingeräumt werden, schneller Einfluss auf das Jagdgeschehen in ihrem Wald nehmen zu können. Auch hier wollte das Forstministerium ursprünglich deutlich kürzere Fristen etablieren.

Knabberei von Wildtieren soll eingedämmt werden

Ziel der Reform des Jagdgesetzes ist es, mehr Jagd im Wald zu ermöglichen. Damit soll das Wild und so vor allem der Wildverbiss in den Wäldern verringert werden. Das Abknabbern von Jungbäumen durch Rehe, Hirsche und Damwild gilt als großes Problem für den klimaresistenten Waldumbau in Brandenburg.

Durchsetzen konnte sich das Ministerium dafür bei anderen Themen. So soll es zukünftig unter anderem alle drei Jahre Begehungen von Forstbehörden und Jägern geben, um sie für den Wildverbiss in ihren Jagdgebieten zu sensibilisieren. Außerdem soll die Jagdzeit um zwei Wochen bis zum 31. Januar verlängert werden, damit in der vegetationsfreien Zeit mehr Abschüsse ermöglicht werden können. Jäger müssen zudem finanziell dafür aufkommen, wenn der Wildschaden an einzelnen Baumarten zu groß wird.

Novelle soll im November zum Landtag

Der Entwurf des Gesetzes liegt nun beim Landesjagdbeirat. Das Ministerium hat nach rbb-Informationen bereits intern klargemacht, dass die Eckpunkte des Kompromisses als Gesamtpaket zu verstehen seien, deren Punkte nicht noch einmal einzeln verhandelt werden sollen. Stimmt der Landesjagdbeirat zu, soll die Novelle spätestens im November in den Landtag eingebracht werden.

Waldbesitzer und Jäger begrüßen Neuregelungen

Der Waldbesitzerverband Brandenburg hat den Vorschlag als "ersten Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet. Der Verbandsvorsitzende Thomas Weber begrüßt, dass die ursprünglich vom Ministerium geplante 10-Hektar-Eigenjagd-Regelung fallengelassen wurde. Weber sagte rbb24 Brandenburg Aktuell am Dienstag, diese sei "völlig an der Realität vorbei" gewesen. Man brauche eine gewisse Mindestgröße für eine Jagdfläche, um die Jagd aus waldbaulichen und Sicherheitsgründen erfolgreich durchführen zu können.

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Landesjagdverbandes, Dirk-Henner Wellershof. Mit der neuen Eigenjagd-Regelung sei die Funktionsfähigkeit der Jagd in Brandenburg gewährleistet, sagte er dem rbb. Wellershof forderte außerdem, dass der Wolf ins Jagdgesetz aufgenommen wird. Man müsse die gesetzlichen Grundlagen dafür schaffen, eingreifen zu können, sollte sich der Wolf weiter ungehindert vermehren.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.07.23, 19:30 Uhr

46 Kommentare

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  1. 46.

    Genau das meine ich auch. Es sollten ja nur starke gesunde sich weiter vermehren, statt dessen werden diese bejagt, nur wegen dem großen Geweih oder anderem.
    So hat es die Natur vorgesehen, statt dessen werden kranke nichtüberlebende aufgepäppelt , was in der Natur schon längst von Raubtieren verschlungen wäre.
    Oder warum zieht eine Tiermutter ein junges nicht mehr weiter? Weil es schon weiß, das es nicht überlebensfähig wäre.
    Das regelt immer die Natur.
    Hat einmal der Mensch eingegriffen.

  2. 45.

    Was für ein Unfug. Dann hätte es vor zweitausend Jahren keinen Wald in hiesigen Regionen gegeben. Die Römer haben damals fast ausschließlich dichte Wälder, Seen und Sümpfe vorgefunden. Jägerlatein.

  3. 44.

    Das ist der größte Blödsinn den man von sich lassen kann.
    Hier kommt man damit das der Wald geschützt werden muss aber auf der anderen Seite werden immer mehr Wälder zerstört für z. B. so ein schmarn wie eine Giga-Mega-irgendwas Fabrik die unsere eh schon mit Füßen getretene Natur nur noch mehr zerstört. Die Natur würde sich selbst regulieren wenn man endlich mal aufhört darin rum zu pfuschen. Ja der Mensch ist echt das intelligenteste was es auf dieser Welt gibt.

  4. 43.

    Ja wer hat denn nun recht?
    Ich glaube schon, dass sich Schwarz- und Rotwildpoulationen bei guten Bedingungen vehement vermehren können. Der Lebensraum ist nunmal nicht mehr wie im Mittelalter und da werden wir bei aller Naturliebe auch nicht mehr hin kommen. Darum ist eine angemesse Dezimierung sicher notwendig. Aber man sollte berücksichtigen, dass Wild die Forsten wechselt, weshalb stets grossräumig vor der Jagdsaison die Anzahl zu erlegener Tiere festgelegt werden müsste. Wird das gemacht?

  5. 42.

    Also wenn ich diesen Artikel ganz nüchtern lese, sehe ich hier hauptsächlich die Handschrift des wildfleischverabeitenden Gewerbes, die die politische Vorlage gleich über die richtige Skalierung zu ihrem eigenen Vorteil hinoptimiert haben. Zur Glückseeligkeit und Abrundung des so gefundenen "Kompromisses" fehlt nur noch, Zitat:
    "Wellershof forderte außerdem, dass der Wolf ins Jagdgesetz aufgenommen wird. Man müsse die gesetzlichen Grundlagen dafür schaffen, eingreifen zu können, sollte sich der Wolf weiter ungehindert vermehren."
    Die denken tatsächlich, dass der normale Bürger, befreit von jeglichem biologischen Sachverstand, Dank Grimms Märchen, nicht merken würde, um welche Interessen es hierbei eigentlich wirklich geht. Naturschutz, Waldschutz, dass ich nicht lache.

  6. 41.

    Wäre dem so, so würde es nach der DDR-Zeit mit den riesigen Wildbeständen keinen Wald mehr geben. Viele Baumarten haben keinerlei Probleme mit Wild, die regelmäßig verbissenen neigen lediglich zur Verbuschung, ihr Höhenwachstum ist eingeschränkt.

  7. 40.

    Nicht die Tiere sind das "Problem für den klimaresistenten Waldumbau", sondern der Mensch. Die Natur reguliert sich stets selbst. Aber wir sind es, die dieses symbiotische System zerstörten und nun immer weiter verschlimmbessern.

    Schweinepest? Nein, Massentierhaltung, Antibiotika …
    Klimaresistenter Wald-"Umbau"? Nein, Klimasystem-Zerstörung durch die Menschen und ihre Industrie …

    Hybris und Entfremdung des Menschen vom Erdsystem, in dem alle(s) lebt.

  8. 39.

    Ihre Naturkenntnisse in den bisherigen Beiträgen in allen Ehren, aber wie kommen sie darauf, dass der Bär, von mir aus speziel Braunbär, der natürliche Feind des Wolfs wäre?
    Predatoren können sich gelegentlich bei Nahrunsgstreitigkeiten ins Gehege kommen. Aber ansonsten zählt der Wolf überhaupt nicht zum Beuteschema des Bären und umgedreht. Im ganzen Gegenteil. Einer Fotografien ist es erst kürzlich gelungen Aufnahmen von einer "gemeinsamen Freundschaft" zwischen Wolf und Bär zu schießen. Die können offenbar ganz gut miteinander!
    Nein, also mit dieser Mär können wir hier Schluß machen. Beutegreifer haben sich nicht gegenseitig auf dem Speiseplan. Ihre Stellung und Aufgabe in der Evolution ist eine völlig andere.

  9. 38.

    Falsch. Ohne gezielte Bejagung wären die Fraßschäden an Bäumen so ausgeprägt, dass diese absterben und große Waldflächen vernichtet werden

  10. 37.

    Nicht alles Wild trägt Trophäen, hier ging es im Wesentlichen um Rotwild. Muffelwild wird es in naher Zukunft in Brandenburg nicht mehr geben, da die Bestände vollkommen durch den Wolf aufgerieben (besser: aufgefressen) werden.

  11. 36.

    Ihre Naturkenntnisse in den bisherigen Beiträgen in allen Ehren, aber wie kommen sie darauf, dass der Bär, von mir aus speziel Braunbär, der natürliche Feind des Wolfs wäre?
    Predatoren können sich gelegentlich bei Nahrunsgstreitigkeiten ins Gehege kommen. Aber ansonsten zählt der Wolf überhaupt nicht zum Beuteschema des Bären und umgedreht. Im ganzen Gegenteil. Einer Fotografien ist es erst kürzlich gelungen Aufnahmen von einer "gemeinsamen Freundschaft" zwischen Wolf und Bär zu schießen. Die können offenbar ganz gut miteinander!
    Nein, also mit dieser Mär können wir hier Schluß machen. Beutegreifer haben sich nicht gegenseitig auf dem Speiseplan. Ihre Stellung und Aufgabe in der Evolution ist eine völlig andere.

  12. 35.

    "Schonmal eine Wildkatze gesehen, oder Luchs,"
    im Harz
    "Dachs,"
    Den "Heimlichtuer" oder "Grimbart" gibts in Brandenburg an div. Stellen und wer treibt sich in der Dämmerung schon im Walde rum. Ok, ich ab und an. Übrigens - Dachs und Fuchs teilen sich ab und an einen Bau.
    "Gänsegeier,"
    Ab und an in Norddeutschland mit zunehmender Tendenz vorhanden.
    "Kreuzotter,"
    In der norddeutschen Tiefebene vorkommend, in Brandenburg sehr stark zurückgegangen. Dafür gibt es viele Ringelnattern hier.
    "Braunbär, ... ?"
    Auch wenn er der natürliche Feind des Wolfes ist, er darf ruhig etwas weiter weg wohnen.
    Viele erkennen die Tiere ja auch nur, wenn ein Schild am Gehege ist.

  13. 34.

    Danke, daß mal jemand konkrete Zahlen in die Runde wirft. Das sind dann ganz schön wenig Trophäenanteile. Ist das typisch für alle Arten von Wild?

  14. 33.

    Demnächst werden die Kitze beim Bauern wieder gerettet, die hier ausgerottet werden sollen.
    Jeder Waidmann alter Schule wird angesichts dieser Pläne die Flinte ins Korn werfen.
    Aber es gibt zum Glück für Herr Vogel inzwischen ja auch hierzulande richtige Profis.
    Die kommen dann auf Anforderung und halten Treibjagden ab, bis kein Stück Wild mehr zu bemerken ist.
    Wenn das den afrikanischen Elefanten passieren würde - aber hier geht’s nur um Rehe und Hirsche.

  15. 32.

    und die Kitze springen wohl hinterher oder werden von dem Muttertier herüber gehoben???oder ..

  16. 31.

    Die Verlängerungen der Jagdzeiten bis zum 31.01. sind ein eklatanter Verstoß gegen geltende Tierschutzgesetze! Die interessieren den Grünen Minister offenbar nicht.

  17. 30.

    Es geht nicht um den Waldumbau, sondern einzig und allein um wirtschaftliche Interessen. Der Waldumbau würde am besten funktionieren, wenn kein Förster/Waldbesitzer den Wald betreten würde.

  18. 29.

    Ziemlich dummes Zeug. Gerade einmal 5% der erlegten Tiere sind Trophäenträger.

  19. 28.

    Rotwild springt Minimum über 1,60 m hohe Zäune, Hirsche noch höher.
    Der Wildschwein Zaun hält kein Rotwild auf mit seinen, ca 1,20 m Höhe.

  20. 27.

    Na vor allen Dingen widersprechen sich die Wolfsgegner. Sie argumentieren ja der Wolf hätte, genauso wie der Mensch, sein Habitat bereits nahezu ausgeplündert, deswegen solle man den Wolf entsprechend durch Jagd dezimieren. Und gleichzeitig soll aber das durch den Wolf bereits vermeindlich bereits ausgerottete Wild nun zusätzlich gejagt werden, da Setzlinge und Jungbäume durch Wildverbiss gefährdet wären.
    Ich würde mal sagen politisch gefi..t eingeschädelt und wie gehabt von hinten durch die Brust ins Ausge.

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