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Audio: Antenne Brandenburg | 08.02.2021 | Torsten Sydow | Quelle: imago-images/Mattias Christ

Neuer Stufenplan der Bundesbildungsministerin

Debatte um Schulöffnungen geht nach Ferienende weiter

Die Winterferien in der Region sind vorbei - doch der Lockdown geht weiter. Am Mittwoch soll auf dem Bund-Länder-Treffen auch über die Schulen gesprochen werden. Das Bundesbildungsministerium hat derweil Leitlinien für Corona und Schule formuliert.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat am Montag in Berlin einen Leitfaden für die Öffnung der Schulen vorgestellt.

In dem "Papier zur Prävention und Kontrolle von Corona-Übertragungen in Schulen" werden allerdings weder neue Maßnahmen noch der Zeitpunkt möglicher Schulöffnungen thematisiert, sondern es wurde ausgewertet, welche der bisherigen Maßnahmen künftig bei welchem Infektionsgeschehen zum Einsatz kommen sollen. Grundlage hierfür sind 40 Studien aus verschiedenen Ländern.

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Feste Gruppen, Masken, Lüften

Bei der Rückkehr in den Präsenzunterricht sollen demnach zuerst Grundschüler dran sein. Als wirkungsvoll erachtet und empfohlen wird außerdem je nach Infektionsgeschehen die Bildung sogenannter Kohorten an Schulen, also die Einteilung von Schülern in feste große Gruppen und eine Trennung, etwa jahrgangs- oder klassenweise. Bei höheren Ansteckungszahlen wird Klassenteilung und Wechselunterricht empfohlen. Die Leitlinie empfiehlt ab "hohem Infektionsgeschehen" auch das Tragen von medizinischen Masken in Schulen. Bei hohen Corona-Zahlen wird zudem eine Entzerrung des Schülerverkehrs und das Tragen von OP-Masken im Schulbus empfohlen. Konkrete Inzidenzzahlen werden in der Leitlinie nicht genannt.

Ebenfalls befürwortet wird in dem Papier die Lüftungsempfehlung des Umweltbundesamtes: Alle 20 Minuten drei bis fünf Minuten Stoßlüften. Als gleichwertig wird eine "geeignete Lüftungs- oder raumlufttechnische Anlage" bezeichnet.

Scheeres: Konzept ähnelt Berliner Stufenplan

Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) begrüßte den Leitfaden. "Das von der Bundesbildungsministerin präsentierte Schutzkonzept erinnert mich in vielen Facetten an den Berliner Stufenplan, den wir seit Herbst umgesetzt hatten", teilte Scheeres am Montag auf Anfrage mit.

"Unsere vier Stufen sehen ebenfalls unter anderem Kohortenbildung, Maskentragen und Wechselunterricht vor", so die SPD-Politikerin. "Grundsätzlich halte ich solch klare Regelungen für äußerst sinnvoll, sollten Schulen wieder im Präsenzbetrieb öffnen. Dabei müssen wir natürlich immer das Infektionsgeschehen berücksichtigen."

Berlin hatte den Stufenplan vor den Herbstferien 2020 als Reaktion auf steigende Corona-Infektionszahlen beschlossen. Er sieht vor, die Berliner Schulen wöchentlich neu in vier Stufen einzuordnen. In den Stufen Gelb und Orange sind Verschärfungen der Hygieneschutzmaßnahmen vorgeschrieben, in Stufe Rot kleinere Lerngruppen und eine Mischung aus Präsenzunterricht und Lernen zu Hause.

Nach den Winterferien ist vor den Winterferien

Seit Montag sind in Berlin und Brandenburg die Winterferien vorbei. Für einen Teil der Brandenburger Schülerinnen und Schüler gibt es dabei wieder Präsenzunterricht. Zur Schule gehen, wie schon vor den Ferien, die Abschluss-Klassen 10, 12 und 13 und die Förderklassen. Die übrigen Jahrgänge müssen zu Hause bleiben und bekommen ihre Aufgaben online.

Berlin macht keine Ausnahmen, hier gibt es keinen verpflichtenden Präsenzunterricht. Für die Schüler gilt auch nach der Woche Winterferien weiter das "schulisch angeleitete Lernen zu Hause". Die Schulen sind seit dem 16. Dezember 2020 bis auf etwaige Notbetreuungs-Angebote geschlossen.

Ob die Grundschüler nächste Woche mit Wechselunterricht starten, wird am Mittwoch beim nächsten Bund-Länder-Treffen besprochen. Vor der Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mehren sich jedoch die Stimmen für eine baldige Rückkehr der Kinder in Kitas und Schulen trotz der Corona-Pandemie. Gleichzeitig gibt es Mahnungen vor zu schnellen Lockerungen der Maßnahmen. Der derzeitige Lockdown ist vorerst bis zum 14. Februar befristet.

Berliner Amtsarzt hält Schulöffnungen für machbar

Der Reinickendorfer Amtsarzt Patrick Larscheid sagte am Montag dem rbb, dass die Infektionszahlen zwar gesunken seien. Die bisherigen Lockdown-Maßnahmen hätten jedoch - insbesondere im Hinblick auf die Virusmutationen - nicht "den Effekt gehabt, den wir gern gesehen hätten". Er sehe daher keine weitreichenden Öffnungen, so Larscheid weiter. Allerdings ist es seiner Meinung nach "natürlich möglich, Schulen hier und da unter bestimmten Voraussetzungen zu öffnen". Es sei auch bei der Betrachtung der vorliegenden Daten nicht herleitbar oder zu rechtfertigen, die Schulen kategorisch und undifferenziert geschlossen zu halten.

Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hatte am Freitag dafür plädiert, noch im Februar Schulen und Kitas schrittweise zu öffnen. Den Familien müsse in der Corona-Pandemie eine Perspektive geboten werden, sagte sie im rbb-Inforadio.

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Müller: Schulen und Kitas haben "Vorrang"

Die Brandenburger Kultusministerin und Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Britta Ernst (SPD), hatte die lange Schließung gerade der Grundschulen am Wochenende als sehr problematisch für die Kinder bezeichnete. "Wir wünschen uns Lockerungen für den Schulbetrieb", sagte sie im Deutschlandfunk. Für die Kultusministerinnen und -minister der Länder sei wichtig, die Folgen des Lockdowns für die Kinder und Jugendlichen nicht aus dem Blick zu verlieren. "Insbesondere für die kleineren Kinder machen wir uns schon Sorgen."

Auch der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) warnte davor, vorschnell Termine für ein Lockdown-Ende oder erste Öffnungsschritte festzulegen. Müller sagte am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur: "Gleichwohl erarbeiten wir natürlich Pläne für mögliche und behutsame Lockerungsschritte, die wir auch auf der kommenden MPK gemeinsam mit dem Bund und den Ländern erörtern wollen." Diese Schritte stünden aber unter Vorbehalt der Infektionsentwicklung in den kommenden Wochen. "Für mich ist klar, dass Schulen und Kitas bei diesen Überlegungen Vorrang haben."

Sendung: Inforadio, 08.02.2021, 07:40 Uhr

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