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Audio: rbb24 Inforadio | 23.08.2022 | Axel Kruse | Quelle: IMAGO/Matthias Koch

Hertha vor dem Heimspiel gegen den BVB

Schwarz will den Schwung mitnehmen

Die Stimmung bei Hertha BSC ist gelöst. Trotz eines fehlenden Sieges in der Bundesliga und obwohl mit Vizemeister Borussia Dortmund eine schwierige Aufgabe wartet. Manager Fredi Bobic denkt indes über weitere Neuverpflichtungen nach.

Thema der Woche: Das nahende Ende der Transferperiode

Manager Fredi Bobic dürfte erleichtert gewesen sein, einen Abnehmer für Dedryck Boyata gefunden zu haben - immerhin ist für den aufgeblähten Kader weiterhin eine Schrumpfkur angesagt. So unterschrieb der 31-fache belgische Nationalspieler am Montag einen Vertrag beim belgischen Meister FC Brügge. Laut "Bild"-Zeitung soll der Ex-Kapitän zwei Millionen Euro in Herthas Kassen spülen. Unter Trainer Sandro Schwarz hatte der letztjährige Kapitän keine Rolle mehr gespielt.

Kurz vor Schließung des Transferfensters am 31. August gilt es für Hertha weiterhin, den mit 34 Spielern bestückten Kader zu stutzen. Derzeit ist kein Bundesliga-Kader größer. Insbesondere für Stürmer Krzysztof Piatek, 2020 für 24 Millionen Euro vom AC Mailand gekommen, wird intensiv nach Interessenten Ausschau gehalten.

Analyse | Herthas knappe Niederlage in Gladbach

Ein Wettrennen gegen sich selbst

Hertha BSC schafft es in der neuen Saison noch nicht, sich für gute Leistungen zu belohnen. Bei der 0:1-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach zeigen die Berliner ihr bislang bestes Spiel, doch erneut machen individuelle Fehler alles zunichte. Von Marc Schwitzky

Neuer Torhüter soll noch verpflichtet werden

Auch für Fredrik Björkan, den norwegischen Außenverteidiger, der erst in der vorigen Winterpause kam, soll ein Abnehmer gefunden werden. Unter Trainer Schwarz kommt er nicht mehr zum Zug. Die "B.Z." berichtete zu Wochenbeginn von einem Angebot aus England in Gestalt von Norwich City.

Fakt ist aber auch, dass Bobic das ihm auferlegte Diktat zum Sparen bislang vorbildlich erfüllt hat. Mit einem Transferüberschuss von taxierten 18 Millionen Euro hat Hertha das bislang größte Plus aller Bundesligisten erwirtschaftet.

Möglicherweise muss Hertha allerdings noch in der Verteidigung nachlegen. Die Personalsituation ist angespannt, Hertha hat in dieser Transferphase mit Jordan Torunarigha, Niklas Stark und Omar Alderete mehrere Abwehrspieler ziehen lassen. "Wir haben vier Innenverteidiger, klar machen wir uns Gedanken", sagte Hertha-Trainer Sandro Schwarz zu Wochenbeginn. Es gehe indes nicht darum, "irgendetwas zu holen". Und auch Fredi Bobic sieht aktuell in der Abwehr keine absolute Notwendigkeit nach Verstärkungen: "Wir überlegen uns das, aber jetzt nicht aus der Panik heraus. Wenn wir unseren Kader verbessern können, werden wir was tun und wenn nicht, dann nicht", sagte er auf der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag.

Wesentlich konkreter sieht es da schon auf der Torhüterposition aus. Nach dem unschönen Abgang des Torwart-Routiniers Rune Jarstein, über dessen kompliziertes Verhältnis zum Torwarttrainer die "Sportbild" am Mittwoch neue, teils erschreckende Details ans Licht brachte, will Hertha auf dieser Postion noch nachlegen. "Wir schauen uns auf der Position um, sondieren, was der Markt hergibt", sagt Bobic. Er sei 'guter Dinge', dass wir hier bald vorankommen."

Generell sieht Bobic gerade einen "wilden Markt" kurz vor Ende des Transferfensters. "Es ist eine verrückte Zeit. Wenn man öffentlich macht, dass man jemanden für eine gewisse Position benötigt, dann bekommt man sofort 100 Spieler angeboten."

Der Gegner: Dortmund steht unter Druck

Beim Revierklub hat sich die noch zu Saisonbeginn optimistische Stimmung gedreht. Zwei Siege aus drei Bundesliga-Partien gehen eigentlich in Ordnung. Doch es war eine denkwürdige Pleite, die der BVB am vergangenen Wochenende kassierte. Vor heimischer Kulisse verspielten irritierend unbekümmerte Borussen eine 2:0-Führung gegen Werder Bremen mit drei Gegentreffern in den letzten Minuten der Partie.

Der Saisonstart erscheint nun in einem anderen Licht. Außer beim souveränen 3:0-Sieg im DFB-Pokal über 1860 München konnten die Borussen in dieser Spielzeit noch nicht wirklich überzeugen. Das Mittelfeld präsentierte sich instabil und konnte bei gegnerischem Ballbesitz in den vergangenen Spielen immer wieder vergleichsweise einfach überspielt werden.

BVB mit vielen Ausfällen

Im Dortmunder Angriffsspiel hakt es. Noch immer ist nicht geklärt, wie der Tumor-bedingte Ausfall des Top-Zugangs Sebastien Haller kompensiert werden kann. Behelfs-Verpflichtung Anthony Modeste hat in der ansonsten quirligen Offensive bislang seinen Platz noch nicht gefunden. Der Franzose gab bei seinem Debüt in Freiburg drei Torschüsse ab, gegen Weder Bremen keinen einzigen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Trainer Edin Terzic auf eine angespannte Personalsituation blickt. Bei der Niederlage gegen Bremen musste Mittelfeldmann Mahmoud Dahoud nach einer Schulterverletzung ausgewechselt werden, gegen Hertha wird er fehlen. Im Angriff sind außer dem Langzeitverletzten Haller auch Karim Adeyemi und Donyell Malen angeschlagen. Ihr Einsatz ist fraglich.

Sollte den Dortmundern bei Hertha nun kein Sieg gelingen, wird sich die Stimmungslage beim Bundesliga-Schwergewicht nochmals verfinstern.

Eitel Sonnenschein bei siegloser Hertha

Hertha kann nur einen Zähler mehr vorweisen als zum selben Zeitpunkt in der Katastrophen-Vorsaison - da waren es null Punkte nach drei Spielen. Und doch scheint gerade vieles anders im Vergleich zum Vorjahr. Die Stimmung ist gut. Nach der jüngsten Niederlage in Mönchengladbach präsentierten sich Mannschaft und Trainer auffallend gelassen und optimistisch.

"Wir können viele gute Sachen aus dem Gladbach-Spiel rausziehen, die wir dann auch gegen Dortmund brauchen werden. In Gladbach haben wir es über weite Strecken sehr gut gemacht", sagt Sandro Schwarz. Tatsächlich gab die erneut lebendige Hertha-Offensive um den wiedererstarkten Rückkehrer Dodi Lukebakio mit insgesamt 17 Schüssen aufs Gladbacher Gehäuse Anlass zur Hoffnung, dass die ansteigende Formkurve bald schon Früchte tragen könnte.

Im Falle einer Niederlage am Samstag stünde indes zu befürchten, dass die ungeliebte Abstiegszone sich vorerst als Herthas Habitat behaupten kann. Es würde die gute Stimmung im Westend auf eine neue Belastungsprobe stellen. Auch deswegen soll - Gelassenheit hin oder her - nun der erste Dreier her. Gegen Dortmund eine besonders knifflige Aufgabe, denn "es erwartet uns eine Topmannschaft, die sehr gut individuell besetzt ist. Eine Mannschaft, die mit viel Geschwindigkeit Fußball spielt", so Schwarz.

Der Matchplan des Hertha-Trainers: "Kompakt und aggressiv verteidigen und dann die Räume nutzen." Dabei müsse die Mannschaft aber noch mutiger zu Werke gehen, als das in Gladbach der Fall war. Helfen könnte dabei die Kulisse im Olympiastadion. Der Verein erwartet bis zu 65.000 Zuschauer, Tickets sind noch erhältlich.

Personal

Bei Hertha fehlen:

So könnte Hertha spielen

Trainer Sandro Schwarz könnte gegen Borussia Dortmund in die Verlegenheit geraten, mit Marton Dardai und Marc Oliver Kempf nicht mehr als zwei Verteidiger zur Auswahl zu haben. Der fürs kommende Spiel ohnehin gelb-rot-gesperrte Filip Uremovic war zu Wochenbeginn umgeknickt und musste das Training abbrechen. Der 18-jährige Linus Gechter laborierte zu Wochenbeginn an einem Infekt, ob er bis Samstag fit wird, ist unsicher, denn Gechter konnte zehn Tage nicht trainieren und muss erst wieder aufgebaut werden.

So wird das Innenverteidiger-Duo vermutlich Kempf/Dardai heißen - zwei Linksfüßler, was für Schwarz allerdings kein Problem darstellt. Auf Linksaußen wird vermutlich Rückkehrer Marvin Plattenhardt zum Einsatz kommen, ein wichtiger Faktor gerade für die Standards der Blau-Weißen.

Sicher ist der Einsatz von Dodi Lukebakio in der Offensive, da der Belgier durch sein Tempo eine wichtige Stütze für das angestrebte schnelle Umschaltspiel von Sandro Schwarz darstellt: "Er war gegen Gladbach sehr aktiv gegen den Ball. Die Umschaltmomente mit seiner Geschwindigkeit, die Boxbesetzung, das wird am Samstag wichtig sein." Lukebakios größtes Manko: Es fehlt (noch) die Präzision im Abschluss.

Voraussichtliche Aufstellung: Christensen - Kenny, M. Dardai, Kempf, Plattenhardt - Sunjic - Tousart, S. Serdar - Lukebakio, Kanga, Ejuke

Unsere Prognose

In den letzten acht Pflichtspielen gegen den BVB kam Hertha nur zu einem Sieg und einem Remis bei sechs Niederlagen. Unvergessen das 1:2 in Dortmund am letzten Spieltag der vergangenen Saison, das die Hertha letztlich auf den Relegationsplatz abrutschen ließ.

Die Herthaner haben also was gut zu machen, darüber hinaus ist die Stimmung gut und die spielerischen Ansätze zeigen deutlich nach oben. Unser Tipp: Der Knoten platzt. Hertha gewinnt 2:1 und stürzt den BVB noch tiefer in die sportliche Krise.

Sendung: rbb24, 25.08.2022, 22 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff & Fabian Friedmann

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