Union zu Gast beim 1. FC Köln - Auf die Enttäuschung folgt die Rotation

Sa 10.09.22 | 15:50 Uhr | Von Fabian Friedmann
Urs Fischer (Mitte) und seine Co-Trainer Markus Hoffmann und Sebastian Bönig. (Bild: IMAGO / Contrast)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.09.22 | 10:15 Uhr | Nikolaus Hillmann | Bild: IMAGO / Contrast

Nach einem enttäuschenden Auftritt in der Europa League ist Union Berlin am Sonntag zu Gast beim 1. FC Köln, der ebenfalls einen europäischen Einsatz in den Knochen hat. Urs Fischer wird wohl rotieren - und könnte dabei auf einen Rückkehrer zurückgreifen.

Thema der Woche

Das erste Europapokalspiel an der Alten Försterei war zwar für die Fans ein unvergesslicher Moment, doch rein sportlich glich er doch eher einer Enttäuschung. Die 0:1-Niederlage gegen den Royale Union Saint-Gilloise aus Belgien war nicht nur wegen des Ergebnisses das bis dato schlechteste Saisonspiel der Eisernen. Trainer Urs Fischer war nicht zufrieden mit der Leistung und unterstrich dies auf Unions Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Köln: "Wir taten uns unheimlich schwer Lösungen zu finden. Die letzte Konsequenz, dieses Provozieren hat gefehlt." Darüber hinaus habe seine Mannschaft laut Fischer viel zu wenige Sprints gemacht.

Den Union-Fans war es egal, sie sangen auch noch Minuten nach dem Abpfiff für ihre Mannschaft und machten den Fußball und Ergebnis so zur Nebensache. "Man hat gesehen, wie schön, wie stimmungsvoll das sein kann. Ein sehr, sehr gelungener Auftritt unserer Fans", sagte ein angetaner Pressesprecher Christian Arbeit. Wenn Union allerdings im Jahr 2023 auch rauschende Europapokalnächte im eigenen Stadion feiern möchte, dann sollte die Fischer-Elf in der nächsten Woche in Portugal bei Sporting Braga punkten. Doch bis es dazu kommt, wartet mit dem 1. FC Köln in der Bundesliga ein weiterer, unangenehmer Gegner auf die Eisernen.

Der Gegner

Der "Effzeh" musste sich unter Woche ebenfalls im Europapokal beweisen und kam bei OGC Nizza zu einem leistungsgerechten 1:1. Überschattet wurde das Spiel allerdings von brutalen Ausschreitungen auf den Tribünen. Nach wie vor ist nicht zu 100 Prozent geklärt, wie es dazu kommen konnte, dass Teile der Kölner Anhängerschaft sich wüste Prügeleien mit französischen Hooligans lieferten, ohne dass die Polizei zunächst eingriff. Die Uefa hat auf jeden Fall die Ermittlungen übernommen.

Die FC-Verantwortlichen und weite Teile der Kölner Fans sind nach wie vor geschockt von den Vorkommnissen. Was ein großes Fußballfest mit 8.000 Kölnern an der Cote d’Azur werden sollte, wurde zum Albtraum. Coach Steffen Baumgart, der rotgesperrt auf der Tribüne die Fankrawalle hautnah miterlebte, verließ nach Schlusspfiff schweigend und geschockt das Stadion. Erst am Tag danach äußerte er sich auf der Pressekonferenz des FC: "Ich kann das nicht einfach so abhaken. Das war mein erster internationaler Auftritt als Trainer. Und der wird immer damit in Verbindung bleiben."

Dass bei alledem die sportliche Vorbereitung auf Union gestört wurde, kein Wunder! Dabei hat der 1. FC Köln mit zwei Siegen und drei Unentschieden einen guten Saisonstart hingelegt. Noch ist man ungeschlagen und Offensivspieler wie Florian Kainz (2 Tore, 3 Assists) und Dejan Ljubicic (2 Tore) überzeugen aktuell mit starken Leistungen. Trainer Steffen Baumgart hat abermals eine schlagfertige Truppe zusammengestellt, der auch Urs Fischer einigen Respekt zollt: "Sie sind sehr aggressiv im Gegenpressing, sie wollen den Gegner locken und haben eine gute Mischung beisammen." Es bleibt allerdings abzuwarten, wie Baumgarts Mannschaft die Unruhe rund um den Europapokal-Auftritt verkraftet hat.

Zum Angeben

Mut machen sollte Union die Statistik. Die letzte Niederlage der Rot-Weißen gegen Köln datiert vom 11. April 2014. Damals gab es eine 1:2-Heimniederlage in der 2. Bundesliga. Seitdem hat der FCU in acht Spielen gegen die Kölner nicht verloren. Allerdings waren es fast immer knappe Duelle, die mit einem Tor Unterschied entschieden wurden, so auch beim letzten Spiel der beiden Mannschaften, dem 1:0-Heimsieg von Union im April. Es spricht vieles dafür, dass auch am Sonntag in Köln ein knappes Ergebnis am Ende zu Buche stehen wird.

So könnte Union spielen

Urs Fischer wird sich mit seinen Co-Trainern Markus Hoffmann und Sebastian Bönig gut überlegt haben, wen er nach der englischen Woche eine Verschnaufpause geben wird. In der Abwehr fehlte der zuletzt angeschlagene Diogo Leite, der wohl weiterhin wegen einer Brustkorbprellung ausfallen wird. Paul Jaeckel wird für ihn wieder in der Anfangsformation stehen.

Personal

Union Berlin
IMAGO/Matthias Koch

Bei Union fehlen:

Diogo Leite (Brustkorbprellung)

Kevin Möhwald (strukturelle Verletzung)

Gut möglich, dass im Mittelfeld Niko Gießelmann raus- und Julian Ryerson reinrotiert. Statt Genki Haraguchi könnte als zweiter Achter neben Janik Haberer der Norweger Morten Thorsby eine Chance erhalten, der sich zuletzt auf Schalke bärenstark präsentiert hatte.

Stürmer Sven Michel, der gegen Royale Union Saint-Gilloise die Rote Karte in der Nachspielzeit sah, könnte für Kevin Behrens den zweiten Stürmer neben dem gesetzten Sheraldo Becker geben. Jordan ist nach seinen muskulären Problemen zurück im Kader. Ob er schon eine Option für die Startelf ist, ließ Urs Fischer aber offen.

Einer könnte nach überstandener Hodenkrebserkrankung erstmals in dieser Saison wieder im Kader stehen: Verteidiger Timo Baumgartl. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß", sagt Urs Fischer.

So könnte Union beginnen: Rönnow – Doekhi, Knoche, Jaeckel – Trimmel, R. Khedira, Ryerson – Thorsby, Haberer – Becker, Michel (Jordan).

Prognose

Union ist auswärts in dieser Saison immer in der Lage offensiv Akzente zu setzen. Gerade gegen einen Gegner wie Köln, der zu Hause mit viel Ballbesitzfußball agiert, könnte Union seine schnellen Umschaltmomente – wie schon zuletzt auf Schalke – in Zählbares ummünzen. Bleibt die Fischer-Elf in der Bundesliga weiterhin so effizient wie zuletzt, dann ist in Köln mindestens ein Punkt drin, vielleicht sogar noch mehr.

Tipp: 2:2

Sendung: rbbUM6, 10.09.2022, 18 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann

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