Herthas Blindenfußballer vor dem Saisonstart - Hohe Ziele

Fr 14.04.23 | 19:35 Uhr | Von Ilja Behnisch
Ein Blindenfußballer von Hertha BSC (l.) (imago images/Jacob Schröter)
Video: rbb24 | 14.04.2023 | Torsten Michels | Bild: imago images/Jacob Schröter

Vor dem Beginn der neuen Spielzeit in der Blindenfußball-Bundesliga erweisen sich die Spieler von Hertha BSC als angriffslustig. Neben einer verbesserten Laufleistung setzen sie dabei vor allem auf einen Trumpf. Von Ilja Behnisch

Während die Hertha-Profis im Endspurt der Bundesliga-Saison gerade um den Klassenerhalt kämpfen, steht die Spielzeit von Herthas Blindenfußballern erst noch in den Startlöchern. Los geht es in dieser 16. Saison seit Gründung der Blindenfußball-Bundesliga gleich einmal mit einem Doppelspieltag gegen Stuttgart und Ingolstadt (15. und 16. April).

Anders als bei den Profi-Fußballern werden die Spiele dabei jedoch nicht im jeweiligen Heimstadion ausgetragen. Stattdessen reisen alle neun Teams der Bundesliga an jeweils einen Ort, um dann gegeneinander anzutreten. Fünf Spieltage stehen in dieser Saison an, keiner davon in Berlin. Den Anfang macht Stuttgart, den Abschluss bildet am 16. September Köln.

Zwischen Verein und Nationalmannschaft

Bei der Hertha hoffen sie, dann besser abgeschnitten zu haben als in den beiden Spielzeiten zuvor, die jeweils auf Rang fünf endeten. Die Verbesserung sei "drin", sagt Emilio Eichler, der nicht nur für Hertha aktiv ist, sondern auch für die deutsche Nationalmannschaft.

Mit der geht es in der kommenden Woche nach Griechenland, für zwei Freundschaftsspiele. Üben für den internationalen Saisonhöhepunkt, die WM im englischen Birmingham, Ende August. Bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr ist die deutsche Nationalmannschaft auf Platz vier gekommen. Und mindestens der soll es nun also auch für die Hertha werden. Vor allem konditionell und "in Sachen Kommunikation" habe man sich verbessert, so Eichler.

Auch sein Mitspieler Nasser Alwan zeigt sich überzeugt davon, dass Platz fünf der Vergangenheit angehören müsste, allein schon, weil "aller guten Dinge drei" seien. Deshalb will er gleich zum Saison-Auftakt ein Zeichen setzen, drei bis vier Punkte "wären schon ganz gut". Gegen Liga-Neuling Ingolstadt, so das Kalkül, soll ein Sieg her. Gegen den siebenfachen Meister aus Stuttgart zumindest ein Unentschieden.

Co-Trainer Fikret Can ist etwas verhaltener als seine Spieler. Für ihn sind die Stuttgarter auch in diesem Jahr wieder absoluter Titelanwärter.

Kommunikation ist Trumpf

Einig sind sie sich hingegen, wenn es darum geht, worauf es ankommt beim Blindenfußball: Kommunikation. Alles Störende ausblenden, voller Fokus auf die Geräusche des mit Rasseln versehenen Balles und vor allem auf die Hinweise der drei Personen am Spielfeldrand, die während der Partien Informationen vermitteln dürfen. Der sogenannte Guide, der die Geschicke rund um das Angriffsdrittel lenkt, der Trainer, der für das Mittelfeld zuständig ist, und der sehende Torhüter, der in der Defensive für jene Kommandos zuständig ist, die den vier nicht sehenden Spieler behilflich sein sollen.

18 Meter breit und 38 Meter lang ist so ein Feld im Blindenfußball mindestens. Für Herthas Co-Trainer Can, der während der Spiele als Guide agiert, wird es ab zwölf Metern vor dem gegnerischen Tor interessant. Dann rufe er seinen Spielern Informationen wie "Komm über rechts", "Komm über links", "Nur einer ist noch da" oder "Spiel ab!" zu. Immer nach der guten alten Maxime: "Angriff ist auch eine Form der Verteidigung."

So mancher Anhänger würde sich das auch für die Profi-Fußballer der Hertha wünschen. Von Platz fünf ganz zu schweigen.

Sendung: rbb24, 14.04.2023, 18 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch

Nächster Artikel