JVA Cottbus-Dissenchen - 42-Jähriger begeht in Untersuchungshaft Suizid

So 31.05.20 | 17:31 Uhr
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Luftaufnahme der Justizvollzugsanstalt Cottbus-Dissenchen (Quelle: DPA/Patrick Pleul)
Bild: DPA/Patrick Pleul

In der Justizvollzugsanstalt Cottbus-Dissenchen hat sich ein Gefangener das Leben genommen. Das teilte das Brandenburger Justizministerium am Sonntag mit. Der 42-Jährige wurden demnach am Samstagabend in seiner Einzelzelle leblos aufgefunden. Versuche von Gefängnismitarbeitern und Notarzt, ihn wiederzubeleben, blieben erfolglos.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei lägen keine Hinweise auf ein Fremdverschulden vor, wie es vom Ministerium weiter hieß. Der Gefangene, gegen den ein Haftbefehl wegen des Verdachts der Vergewaltigung sowie der Körperverletzung vorlag, saß den Angaben zufolge erst seit drei Tagen in Untersuchungshaft.

Gefangener wurde erst kameraüberwacht, kam dann in reguläre Einzelzelle

Bei einer Haftprüfung durch den Richter habe der Mann die Frage, ob eine Gefahr für eine Selbsttötung oder Selbstverletzung bestehe, explizit verneint, wie ein Sprecher des Ministeriums weiter sagte. Weil Erstinhaftierte wie der 42-Jährige potenziell als suizidgefährdet gelten, sei der Mann sicherheitshalber in einer kameraüberwachten Zelle untergebracht worden.

Nach einem persönlichen Gespräch des Gefangenen mit einem Anstaltspsychologen habe sich kein Hinweis auf eine Suizidgefahr ergeben und der Gefangene sei am Freitag in eine reguläre Einzelzelle verlegt worden.

In Brandenburger Gefängnissen haben sich seit dem Jahr 2000 mehr als 40 Menschen das Leben genommen. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben des Justizministeriums zwei Menschen. Knapp 120 Suizidversuche gab es den Angaben zufolge seit dem Jahr 2000 bis
einschließlich 2019.

In der Regel vermeidet rbb|24 Berichte über Suizide. In diesem Fall haben wir uns anders entschieden, weil der Fall möglicherweise die Aufsichtspflicht in einer Justizvollzuganstalt betrifft.

Kreisen Ihre Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen? Sind Sie von einer schweren Depression betroffen? Bitte sprechen Sie mit jemanden darüber. Folgende Stellen bieten Ihnen professionelle Hilfe - anonym, kostenfrei und rund um die Uhr:

Telefonseelsorge 0800 111 0 111 [telefonseelsorge.de]

Berliner Krisendienst [berliner-krisendienst.de]

Die Online-Beratung für suizidgefährdete junge Menschen der Caritas [caritas.de]

2 Kommentare

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  1. 2.

    Sie wollen, dass berichtet wird, wie sich jemand umgebracht hat? Schauen Sie mal in den Pressekodex, da steht explizit, dass so etwas nicht berichtet werden soll. Schon allein, um Nachahmung zu vermeiden, sollte soetwas nicht berichtet werden. Das wäre unverantwortlich.
    https://www.presserat.de/pressekodex.html
    Richtlinie 8.7 – Selbsttötung
    Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände.

  2. 1.

    Liebes rbb-Team, es ist wünschenswert zu erfahren wie es dem Inhaftierten möglich war sich das Leben zu nehmen und wie derartiges zukünftig verhindert werden kann.
    Tragisch!
    Vielen Dank!

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