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Audio: Antenne Brandenburg | 18.08.2021 | Anke Blumenthal | Quelle: dpa/Fredrik von Erichsen

Umstellung der Ausbildung

Warum Hebammen ab sofort studieren müssen

Bisher wurde Hebamme "gelernt" - künftig ist für den Beruf ein Uni-Abschluss nötig, wie auch in anderen Ländern. Ziel ist, die Hebammen durch ein breiteres Fachwissen fitter für die Selbständigkeit zu machen.

Die Ausbildung von Hebammen wird in Deutschland akademisiert. In allen Bundesländern beginnt mit dem kommenden Wintersemster das Hebammen-Studium. Zukünftig sollen die studierten Hebammen die gelernten ablösen. Auch an der Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) startet der neue Studiengang - zum Auftakt mit 30 Studierenden.

Die Ausbildung der Hebammen mit Vorsorge, Kreißsaal und Wochenbett solle dabei erhalten bleiben, sagt Andrea Stewig-Nitschke. Sie hat 20 Jahre lang Hebammen in Cottbus ausgebildet. "Diese hohe Erfahrungskompetenz, über viele Jahre aufgebaut, ist sehr wichtig", sagte sie dem rbb. Zu dieser Erfahrung solle nun mit dem Studium das Fachwissen aus anderen Bereichen kommen.

Interview | Internationaler Hebammentag

"Die Hebammen wurden am Anfang völlig vergessen"

Jennifer Kuberski ist seit September ausgebildete Hebamme. Zum internationalen Tag der Hebammen spricht die Cottbuserin über ihren Berufseinstieg während der Pandemie, über ihre Ausbildung und darüber, was Corona mit ihrem Beruf und den werdenden Müttern macht.

Bessere Vorbereitung auf Freiberuflichkeit

Dass Hebammen Abitur und ein abgeschlossenes Studium vorweisen müssen, ist in anderen Ländern bereits der Fall. Und es soll ein Mittel sein, um gegen den Mangel an Hebammen anzukämpfen. Denn nicht alle Absolventinnen würden später in Kliniken arbeiten, erklärte die Leiterin des neuen Studiengangs, Franziska Rosenlöcher. Viele würden voraussichtlich in eigenen Praxen oder in Geburtshäusern tätig sein. "Diese Bereiche bekommen mehr Raum als in der Ausbildung, damit die Absolventinnen besser darauf vorbereitet sind - gerade hier im ländlichen Raum - später in der Freiberuflichkeit arbeiten zu können."

So steht unter anderem auch Business oder Psychologie auf dem Lerhplan des vierjährigen Bachelor-Studiengangs. "Auch die Arbeit in Konfliktsituationen in Familien, also der Bereich Soziologie und Gesellschaft ist jetzt mehr vorhanden", so Rosenlöcher.

Keine männlichen Bewerber

Das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum ist Kooperationspartner beim neuen Studiengang und bietet selbst 17 Plätze zum praktischen Arbeiten. Ebenfalls neu ist, dass jede Studentin oder jeder Student eine eigene Praxisanleiterin bekommt. Laut Andrea Stewig-Nitschke vom CTK ist dies die beste Variante um Theorie und Praxis in Form von jahrelanger Berufserfahrung zusammenzubringen.

Laut BTU können sich Männer und Frauen für den neuen Studiengang bewerben. In Cottbus hat es für das kommende Semester rund 150 Bewerbungen gegeben, sagte Studiengangsleiterin Franziska Rosenlöcher. Hier habe es allerdings nicht einen einzigen männlichen Bewerber gegeben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.08.2021, 15:40 Uhr

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