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Audio: Antenne Brandenburg | 11.02.2021 | Sascha Erler | Quelle: rbb/Manske

Angebliche Unregelmäßigkeiten im Impfzentrum

Gesundheitsministerium dementiert Missbrauch von Impfstoff in Cottbus

Das Brandenburger Gesundheitsministerium hat Vorwürfe über Unregelmäßigkeiten im Cottbuser Impfzentrum zurückgewiesen. Weder von diesem Standort noch von anderen sei dem Ministerium ein Missbrauch des Impfstoffes bekannt, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums, das die Kassenärztliche Vereinigung dem rbb auf Anfrage weitergeleitet hat.

Mitarbeiter der Johanniter hatten in der "Lausitzer Rundschau" [€] den Vorwurf erhoben, die Regionalvorstände des Verbandes seien geimpft worden.

Leiter des Zentrums: Mitarbeiter müssen geimpft werden

Die Johanniter Unfallhilfe betreibt im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung das Cottbuser Impfzentrum. Genau das erkläre auch die Impfung der Mitarbeitenden, sagte der Leiter des Impfzentrums, Jens Rohloff, in einer ersten Reaktion dem rbb. "Wenn man dann in die Prioritätenliste guckt, kann man sehen: Priorität eins sind Mitarbeiter des Impfzentrums." Sie hätten den gleichen Anspruch auf den Impfstoff, wie jeder über 80. "Das macht auch Sinn, denn wenn sie Corona kriegen, können wir die Impfzentren zumachen", sagte Rohloff.

"Das heißt: Hier wird natürlich dann die Putzfrau sofort geimpft und auch der Sicherheitsdienst, sowie alle Mitarbeiter - und das sind natürlich ganz viele Johanniter." Auch die Regionalvorstände seien darunter. "Unsere Regionalvorstände sind schon immer ehrenamtlich aktiv," sagt Rohloff. Einer sitze oft mit seiner Frau im Impfzentrum, um die Patienten zu betreuen, der andere sei als Ersthelfer im Einsatz.

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Bereits Kritik an Impfung des Oberbürgermeisters

In den vergangenen Tagen standen bereits der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) und der Ordnungsdezernent Thomas Bergner (CDU) in der Kritik, weil sie sich impfen lassen hatten. "Ich habe keinen Promi-Bonus erhalten", sagte Kelch dem rbb. Er habe eine Impfdosis bekommen, die ansonsten weggeworfen worden wäre.

Ähnlich äußert sich Bergner (CDU), der ebenfalls bereits geimpft wurde, obwohl er wie Kelch der Prioritätenliste der Ständigen Impfkommission zufolge noch nicht dran gewesen wäre.

Tatsächlich gab es zu Beginn der Impfkampagne genau solche Situationen, heißt es von der Kassenärztliche Vereinigung. Inzwischen wäre das Bestellsystem aber verbessert worden und auch eine entsprechende Handlungsanweisung in Kraft. Vom Gesundheitsministerium heißt es dazu: "Um noch einmal alle Mitarbeitenden in den Impfzentren für den Umgang mit überschüssigem Impfstoff zu sensibilisieren, haben die Projektpartner am 5. Februar 2021 nochmals eine aufklärende E-Mail an alle Leiter der Impfzentren verfasst und darin auch auf die Wichtigkeit der Wartelisten für Restdosen hingewiesen."

Noch keine Impfdosis in Cottbus weggeworfen

Damit am Ende eines Tages keine überschüssigen Impfdosen weggeschmissen werden müssen, weil ein Termin kurzfristig abgesagt wurde, werden die Impfzentren inzwischen täglich beliefert. Dadurch könne der Bedarf auch täglich angepasst werden kann, sagte der Cottbuser Zentrumsleiter Jens Rohloff Anfang der Woche dem rbb. Wenn zum Beispiel wegen der Witterungsverhältnisse Personen nicht kämen, werde einfach für den nächsten Tag weniger Impfstoff bestellt.

Verkommen ist bisher im Impfzentrum Cottbus noch nichts. "Hier wurde noch kein Impfstoff weggeschmissen, noch keine einzige Dose", sagt Rohloff. Überschüssige, komplette Flaschen seien weiterverteilt worden. "Wir haben schon überall ausgeholfen - in den Pflegeheimen, die nicht mit Impfstoff beliefert wurden, oder auch in anderen Impfzentren, wo es knapp wird."

Anders sei das, wenn wenige Minuten vor Feierabend noch eine einzelne Impfdose übrig ist. Bis 15:50 Uhr werden die Impftermine vergeben. "Wenn dann 15:55 Uhr noch die eine Spritze liegt, müssen wir handeln. Dann können wir natürlich nicht Arztpraxen oder Pflegeheime anrufen, ob da noch eine Oma oder ein Opa hergefahren werden kann - dann muss es hier verimpft werden." Das könnten dann auch Angehörige der letzten Patienten oder Personal sein, so Rohloff. "Wir haben eine eindeutige Liste vom Ministerium bekommen und danach handeln wir."

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