Sonderkreistag am Mittwoch - Wie kann der Ärztemangel im Spree-Neiße-Kreis gelöst werden?

Mi 12.10.22 | 17:05 Uhr
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Audio: Antenne Brandenburg | 12.10.2022 | Martin Schneider | Bild: www.imago-images.de

Seit langem sorgt das Thema Ärzteversorgung im Spree-Neiße-Kreis für Streit - am Mittwoch haben sich die Abgeordneten bei einem Sonderkreistag mit dem Thema beschäftigt.

Der Spree-Neiße-Kreis ist medizinisch unterversorgt, der ärztliche Versorgungsgrad liegt laut Kassenärztlicher Vereinigung Brandenburg (KVBB) zwischen 72 und 88 Prozent. Erst bei 100 Prozent stimmen Bedarf und Angebot überein. Brandenburgweit hat der Kreis die zweitschlechteste Arztdichte, hinter Cottbus, das vom Kreis eingeschlossen ist. In Guben und Forst haben zuletzt mehrere Ärzte ihre Praxen geschlossen, ohne einen Nachfolger zu haben. Fast die Hälfte der Ärzte im Landkreis sind über 60 Jahre alt und und gehen bald in Rente. Viele Einwohner finden keinen Hausarzt mehr.

Insbesondere Bewohner der Dörfer im Landkreis haben meist lange Wege bis zum nächsten Arzt. Hinzu kommt, dass auch die Krankenhäuser finanziell angeschlagen sind. Das Krankenhaus in Spremberg befindet sich aktuell sogar in der Insolvenz.

Keine Beschlüsse vorgesehen

Beim Sonderkreistag am Mittwoch stand deshalb der Vorstandsvorsitzende der KVBB, Peter Noack, den Abgeordneten Rede und Antwort. Damit dieser überhaupt zum Kreistag kommt, hatte sich eine Abgeordnete für vier Tage vor dem Spremberger Krankenhaus in einen Hungerstreik begeben - allein das zeigt, wie emotional das Thema Ärzteversorgung im Landkreis besprochen wird. Das Publikumsinteresse am Sonderkreistag war am Mittwoch ungewöhnlich hoch.

Doch darüber, wie sinnvoll dieser Kreistag überhaupt ist, gab es schon im Vorfeld Zweifel, unter anderem von Landrat Harald Altekrüger (CDU). Beschlüsse waren für den Mittwoch nicht vorgesehen, der Sonderkreistag wurde zur Info-Veranstaltung.

Keine Lösung für Landkreis in Sicht

Und die Informationen, die Peter Noack mitbrachte, konnten die Abgeordneten nicht befriedigen. Auf Anhieb, so Noack, könne er in Forst sieben Ärzten einen Arbeitsplatz anbieten. Es gebe aber niemanden, der sich dort niederlassen wolle. Fördermöglichkeiten der KVBB bleiben meist ungenutzt.

Man könne froh sein, wenn der Versorgungsgrad zwischen 70 und 88 Prozent bleibe, so Noack am Mittwoch. Der Kreis hatte bereits versucht gegenzusteuern. Mit einem Stipendium sollten junge Mediziner nach dem Studium in den Landkreis gelockt werden. Rückmeldungen gab es keine.

Der Sonderkreistag kann, das war schon im Vorfeld klar, die Probleme nicht lösen. Zumindest aber sollte das Problem in seiner ganzen Breite auf den Tisch gebracht werden. Die große Hoffnung ruht nun auf der Medizinerausbildung in Cottbus, die im Zuge des Strukturwandels angesiedelt werden soll. Viele Absolventen lassen sich traditionell in der Nähe ihrer Uni nieder - doch bis es die ersten Absolventen in Cottbus gibt, wird es noch viele Jahre dauern.

Der schwache Trost für die Einwohner des Spree-Neiße-Kreises: Zumindest in diesem Jahr soll es laut KVBB keine weiteren Praxis-Schließungen geben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.10.2022, 09:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Eine Krankenkasse und alle zahlen da rein könnte tatsächlich alle Probleme lösen, will nur niemand.

  2. 7.

    Kann man machen, dafür müssen aber alle Studenten die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner machen. Dann fehlen halt die Ärzte der anderen Fachrichtungen in den Kliniken. Es funktioniert eben nicht so einfach...

  3. 6.

    Dann wird dieser Student eben woanders studieren und eben nicht in Brandenburg oder im Ausland. So einfach ist es nicht. Übrigens gibt es dieses Landärzte-Förderungsprogramm schon, es gibt 1000€ monatlich, wenn man sich verpflichtet, nach dem Studium für 5 Jahre im ländlichen Raum tätig zu sein.

  4. 5.

    Einfache Lösung, jeder Medizin Student bekommt mit dem Diplom eine Verpflichtung, mindestens 5 Jahre im Landkreis eine Praxis zu übernehmen. Ansonsten gibt's keine Zulassung als Arzt.

  5. 4.

    In dem man endlich neue Versirgungsstrukturen erprobt. Z. B. Komunal getragene Gesundheitseinrichtungen (Gemeinde MVZ), Fahrende Arztpraxen, mehr Teilzeitjobs für Ärztinnen und Ärzte, die nicht gleich mit der ganzen Familie umziehen wollen. Es gibt viele gute Lösungsansätze. Die werden aber von den starren KV Strukturen oft verhindert oder gar nicht erst angedacht. Der 24/7 Landarzt gehört der Vergangenheit an. Der kommt auch nicht wieder. Ach ja! Da gabs ja auch mal Polikliniken.

  6. 3.

    " Da kann man entweder subventionieren oder "

    wer oder was könnte oder sollte subventioniert werden ?

  7. 2.

    Zersiedelung halt. Mit so geringer Bevölkerungsdichte ist es schwierig essentielle Infrastruktur am Laufen zu halten. Das wird dank demographischem Wandel und Verstädterung in den nächsten Jahren nur schlimmer werden. Da kann man entweder subventionieren oder sich eingestehen, dass man auf dem Land nicht die selbe Versorgung anbieten kann wie in Ballungsräumen.

  8. 1.

    " mehrere Ärzte ihre Praxen geschlossen, ohne einen Nachfolger zu haben "

    Investoren, die sonst ganz fix mit hohen Übernahmeangeboten zur Stelle sind , scheint es nicht zu geben. Weil.... kaum Gewinne zu erwarten sind . Ein weiterer Fall für K. Lauterbach , also theoretisch

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