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Audio: Antenne Brandenburg | 23.08.22 | Ralf Jussen | Quelle: rbb

Debatte auf Bürgerforum

Erweiterung von Kiesabbau in Mühlberg führt zu Streit

Seit Jahrzehnten wird rund um Mühlberg Kies abgebaut. Der Baustoff ist gefragt, der Abbau soll ausgeweitet werden. Die Bürger wollen das verhindern, ein Verein gegen die Erweiterungen hat sich gebildet.

Seit mehr als 50 Jahren - seit 1966 - wird in Mühlberg (Elbe-Elster) Kies abgebaut. Der Rohstoff ist beliebt, der Bauboom der vergangenen Jahre hat die Nachfrage noch angefeuert. Bereits seit der Wende werden die Kiesgruben in der Region immer wieder erweitert.

Drei Unternehmen wollen Kiesabbau ausweiten

Aktuell wollen gleich drei Unternehmen in der Region ihre Abbauflächen ausweiten. Die Firma Berger Rohstoffe hat ihre Genehmigung vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LGBR) bereits erhalten. Bei Altenau darf der Kiestagebau um 132 Hektar erweitert werden - auf 178 Hektar baut Berger Rohstoffe bereits Kies ab. Auch eine zweite Aufbereitungsanlage und ein Bahnanschluss sind im Februar genehmigt worden. Bis 2066 hat Berger Rohstoffe nun das Recht, auf den Flächen rund um Mühlberg Kiestagebaue zu betreiben.

Die Elbe-Kies GmbH, die zum französischen Baukonzern Eurovia gehört, will den Abbau ebenfalls um 120 Hektar erweitern. Auf sächsischer Seite will das Unternehmen Hülskens wachsen. Die Genehmigungen dafür stehen allerdings noch aus.

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Bauern verlieren wertvolle Flächen

Doch die Pläne gefallen nicht jedem: Anwohner sind skeptisch und versuchen seit Jahren auf die Probleme, die der Kiesabbau aus ihrer Sicht mit sich bringt, aufmerksam zu machen. Für den Verein "Für eine Heimat mit Zukunft" ist Kiesabbau vor allem Raubbau an der Natur. Und auch Landwirte haben Vorbehalte gegen den Abbau.

Für die Erweiterungen der Tagebaue verlieren Landwirte in der Region Pachtflächen. Seit 1990 hat die Mühlberger Agrargenossenschaft bereits 450 Hektar verloren. Besonders problematisch aus Sicht der Bauern ist, dass für den Kies besonders gute Böden geopfert werden. Die Elbaue bietet in Brandenburg mit die meisten Bodenpunkte.

Kritiker befürchten zudem eine Absenkung des Grundwasserspiegels und rechnen aufgrund der Erweiterungen mit deutlich mehr Schwerlastverkehr.

Landrat bemüht um Dialog

Am Dienstag wurde nun auf einem Bürgerforum in Mühlberg über das Thema gesprochen - und gestritten. Der Landrat des Elbe-Elster-Kreises, Christian Heinrich-Jaschinski, hatte zu dem Forum eingeladen - mit dem Ziel, Fronten aufzuweichen und Gespräche zwischen Bergwerksbetreibern, dem Landesbergamt, der Kommune und den Anwohnern neu zu beleben. "Wir haben das große Engagement der Bürgerinitiative bemerkt", sagte Heinrich-Jaschinski und stellte zugleich fest: "Die Betroffenheit einzelner Bürger und das Unverständnis gegenüber dem Bergrecht und den Planungsverfrahren - das ist sehr komplex." Demzufolge müsse man jetzt den Dialog zwischen der Kommune und dem Landesbergamt wieder aktivieren.

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Jahrzehntealte Genehmigungen

Die Anwohnerinitiative "Für eine Heimat mit Zukunft" äußerte ihre Kritik auch am Dienstag erneut vor dem Präsidenten des Landesamts für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg, Sebastian Fritze. Dieser machte hingegen deutlich, dass die Erweiterung des Kiesabbaus nicht verhindert werden könne - eine Genehmigung aus den 1990er Jahren sei bindend: "Das sind Bestandsgenehmigungen, die fortgeführt werden, an denen kann auch nichts ändern." Gleichzeitig räumte er ein: "Früher gab es vielleicht mal eine Bürgerbeteiligung, die dann aber nicht wahrgenommen wurde."

Auch Umweltverträglichkeitsstudien seien zu dieser Zeit noch nicht in dem Umfang gefordert gewesen wie heute, so Fritze. Bei den jetzt geplanten Erweiterungen sei es anders, versicherte der Amtschef den Zuhörern. Daher sollten sich Anwohner und die Stadt mit klaren Forderungen zur Zukunft der Kiesförderung oder zur Rekultivierung einbringen. "Dann sind wir natürlich gehalten, nach Recht und Gesetz abzuwägen und die ganze Bürgerbeteiligung ordentlich abzuarbeiten", so der Chef des Landesbergbauamts.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.08.2022, 06:30 Uhr

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