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Audio: Antenne Brandenburg | 25.11.2022 | Susanne Gonswa | Quelle: dpa/Maja Hitij

Gewalt gegen Frauen

Immer mehr Frauen in Märkisch-Oderland suchen Schutz gegen Gewalttaten

In Märkisch-Oderland registeriet der Weiße Ring eine Zunahme von Gewalt gegen Frauen. Das sei alarmierend, hieß es. Der Verein musste nach eigenen Angaben zehn Prozent mehr Fälle betreuen.

Der Weiße Ring aus Märkisch-Oderland hat zum Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen am Freitag aktuelle Zahlen über betreute Opferfälle im Landkreis veröffentlicht. Demnach haben sich seit Anfang des Jahres 61 Menschen an die Hilfsorganisation gewandt.

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

"Ich habe Grenzen überschritten, die nicht zu überschreiten sind"

Die Zahlen von häuslicher Gewalt sind noch immer erschreckend hoch. Insgesamt sieben Beratungsstellen in Berlin bieten Hilfe - nicht nur für die betroffenen Frauen, sondern teilweise auch für die Täter. Wolf Siebert hat zwei davon besucht.

"Wir stellen fest, dass die Gewalt gegen Frauen zunimmt", sagte Susanne Gonswa, Ehrenamtliche Opferhelferin vom Weißen Ring. Ihre Organisation habe im Vergleich zum Vorjahr 10 Prozent mehr Opfer im Landkreis geholfen.

Die häufigste Straftat, denen weibliche Opfer ausgesetzt waren, war laut der Hilfsorganisation sexueller Missbrauch mit 57 Prozent. "Wir merken aber auch, dass Stalking und häusliche Gewalt zugenommen haben", beklagte die Opferhelferin Gonswa.

Nicht genug Frauenschutzwohnungen im Landkreis

Es fehle dringend an Schutzräume für die Frauen: "Wir haben in Märkisch-Oderland nur eine Handvoll Frauenschutzwohnungen", sagte Gonswa. Das sei zu wenig angesichts der Gewaltzunahme. "Das sind Situationen, wo Frauen oft aus ihrem Lebensumfeld heraus und in einen geschützten Raum umziehen müssen", so Gonswa.

Aktionstag

Nonnemacher fordert mehr Sensibilität

Im Zusammenhan mit dem Internationalen Aktionstags zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen rief Brandenburgs Frauenministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) zu mehr Sensibilität im Umgang mit Opfern von Gewalt auf. "Wir müssen die Warnzeichen für Gewaltbetroffenheit ernst nehmen und einen Tabubruch bewirken. Schuldig müssen sich allein die Täter fühlen", betonte die Politikerin unlängst. Strafverfolgung und Justiz müssten noch sensibler werden und auch Verfahren verkürzen, sagte Nonnemacher. Der "Leidensweg vieler Frauen ist ohnehin oft lang, vor allem wenn Kinder involviert sind."

Nach Angaben des Ministeriums war die häusliche Gewalt mit gut 5.000 erfassten Straftaten in Brandenburg im vergangenen Jahr nach wie vor hoch. Die Polizei gehe zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, weil Taten nicht angezeigt würden. Betroffen sind meistens Frauen, wie es hieß. Zurzeit stehen in Brandenburg 295 Plätze in 24 Schutzeinrichtungen für Frauen und ihre Kinder zur Verfügung. Laut Istanbul-Konvention wären 625 Plätze erforderlich. Der notwendige Ausbau des Frauenhilfesystems hat nach Angaben des Ministeriums begonnen. Ab 2025 sollen 60 zusätzliche Bettenplätze (cicra 20 Familienzimmer) zur Verfügung stehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.11.2022, 08:30 Uhr

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