Tierseuche - Brandenburg erzielt erste Erfolge im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest

Do 21.04.22 | 17:43 Uhr
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Ein stattlicher Keiler (männliches Wildschwein) steht auf einer Anhöhe. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 20.04.2022 | Martin Krauß | Bild: dpa/Patrick Pleul

Obwohl weiterhin bestätigte Funde infizierter Tiere gemeldet werden, scheinen die ASP-Schutzmaßnahmen zu wirken. Dennoch gibt es weitere betroffene Regionen - vor allem in den östlichen Landkreisen zu Polen.

Im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) sind in Brandenburg erste Erfolge sichtbar geworden. "Brandenburg steht unter den in Deutschland betroffenen Bundesländern bei der Bekämpfung sehr gut da", sagt Franz J. Conraths, Vizepräsident des für Tierseuchen zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts, im Gespräch mit dem rbb.

Bündel von Maßnahmen

Die Erfolge seien auf ein Bündel von Maßnahmen zurückzuführen, so der Leiter der Epidemiologie. Hierzu zählen neben der Errichtung von Schutzzäunen und Restriktionszonen auch Begleitmaßnahmen wie die Kadaversuche und die intensive Bejagung von Wildschweinen. "Aus meiner Sicht kommt in Brandenburg vor allem einer Sache eine große Bedeutung zu: dem Abschotten des Landesgebietes in Richtung Polen. Wir wissen, dass es auf der polnischen Seite der Grenze nach wie vor ein starkes Vorkommen der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen gibt." Auch aus diesem Grund sei der Kampf noch lange nicht gewonnen.

"Es gibt bestimmte Cluster, die Sorgen machen. Das ist insbesondere die Situation um Frankfurt (Oder)", so der Tierseuchen-Experte. Dort reicht die ASP bei Wildschweinen bis in den urbanen Bereich hinein, so dass auch das Aufspüren und die Entnahme der Tiere schwerer ist. Auch in Oder-Spree bleibe die Lage weiter angespannt.

Am Dienstag wurden zudem neue Fälle in der Uckermark und Märkisch-Oderland gemeldet. Hinzu kommen acht weitere Fälle in Spree-Neiße, wie aus der Übersicht des Tierseuchennachrichtensystems hervorgeht. Seit dem ersten Fund am 10. September 2020 ist damit die Zahl der mit ASP infizierten Tiere in Brandenburg auf rund 2.500 Tiere gestiegen.

Für Haus- und Wildschweine tödlich

Nachdem die Afrikanische Schweinepest 2007 nach Georgien eingeschleppt worden war und sich von dort in den Nachbarländern ausgebreitet hat, trat sie 2014 erstmals in den baltischen Staaten und Polen auf, wie das Friedich-Loeffler-Institut berichtet. Die Tierseuche betrifft ausschließlich Schweine, darunter auch Haus- und Wildschweine.

"Ein einzelnes Tier, dass sich infiziert, stirbt mit weit über 90 Prozent Wahrscheinlichkeit innerhalb zwei Wochen nach der Infektion", so Conraths. Dadurch ist das Virus auch für Zuchtbetriebe potentiell gefährlich, da es in die Anlagen eingeschleppt werden könnte. Daher bleibt weiterhin Vorsicht geboten.

Deshalb wird derzeit um einen bestätigen ASP-Fund eine Kernzone im Radius von 3 Kilometern und eine Schutzzone im Umkreis von 10 Kilometern gezogen, wie Kai Hamann, Geschäftsführer des Landesjagdverbands, berichtet: "Die Fläche der gefährdeten Gebiete einschließlich der Kerngebiete beträgt aktuell über 480.000 Hektar."

Grund für die Vorsicht sei vor allem die lange Lebensdauer des Virus. Dieses könne bis zu 200 Tage ohne Wirt in der Natur überleben. "Die ASP wird uns in Brandenburg noch auf Jahre beschäftigen", so Hamann. Dennoch sieht auch der Jagdverbandschef deutliche Erfolge.

Mehr Unterstützung gefordert

"Die Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen und der Jägerschaft funktioniert sehr gut", so Hamann. Neue Funde würden sich auf die momentan neun Kernzonen beschränken. Grund dafür sei, dass mittlerweile feste Schutzzäune installiert worden sind, um die Ausbreitung zu verhindern. Die intensive Bejagung und Reduzierung der Wildschweinpopulationen komme hinzu.

"Es muss aber klar werden, dass die derzeit von der ASP betroffenen Bundesländer allein die Verantwortung dafür tragen, die weitere Ausbreitung ins Bundesgebiet zu verhindern“, so Hamann. Daher wünsche er sich mehr Unterstützung für die Jägerschaft und die Landkreise. "Denen muss jegliche Unterstützung zugesagt und nicht verwehrt werden."

Sendung: Antenne Brandenbrug, Antenne am Nachmittag, 20.04.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Martin Krauß

Der rbb recherchiert weiter zum Thema Schweinepest in Deutschland und Polen. Eine Reportage von Team Kowalski wird am 8. Juni 2022 um 22:15 Uhr im rbb Fernsehen zu sehen sein.

4 Kommentare

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  1. 4.

    Gibt es hier schon einen gewissen Überblick über den Kosten-Nutzen-Faktor?
    Vielleicht bin ich naiv, aber wenn man die Ausgaben und den Aufwand für die Durchzäunung von 3 ostdeutschen Bundesländern zzgl. der vorsorglichen Bejagung von tausenden GESUNDER Wildschweine im Verhältnis zur kurzzeitigen "Rettung" vom Schlachttod bedrohter kurzlebiger Schweine in der Massentierhaltung setzt, wäre da nicht die mehrfache Einzäunung der Großviehanlagen preisgünstiger für den Steuerzahler? Die Übertragung von Tier zu Tier macht ja nachweisbar den geringsten Anteil der rasanten Verbreitung der ASP aus.

  2. 3.

    Liebe User, der rbb recherchiert weiter an dem Thema, auch was die Lage in Polen angeht. Über die Ergebnisse wollen wir am 8. Juni in einer Reportage von Team Kowalski berichten, 22:15 Uhr im rbb Fernsehen.

  3. 2.

    Das habe ich mich schon lange gefragt. Habe nirgends darüber etwas erlesen können. Ob uns rbb24 da informieren kann ?

  4. 1.

    Was geschieht auf polnischer Seite? Machen die was, machen die nichts? Wenn da nicht zumindest gleiches unternommen wird, dann ist das doch Augenwischerei .

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