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Audio: Antenne Brandenburg | 04.01.2022 | Urban Slamal | Quelle: dpa/M. Brandt

Verbot von Tattoo-Farben

"Wir hatten viele Absagen, weil viele Kunden Farb-Tattoos wollten"

Nach dem Verbot vieler Tattoo-Farben Anfang 2022 sind seit Mittwoch zwei weitere Grün-und Blaupigmente nicht mehr zulässig. Viele Tatöwierer haben für das Verbot kein Verständnis. Neue Farbpaletten machen bunte Tattoos weiter möglich.

Seit Mittwoch sind zwei weitere Farbpigmente für Tätowierungen in der EU nicht mehr zugelassen: Pigment Blue 15:3 und Pigment Green 7. Bereits Anfang 2022 wurden 4.000 Substanzen von der Europäischen Chemikalienagentur Echa verboten, die als krebserzeugend oder erbgutschädigend eingestuft sind.

Grundlage dafür ist die europäische Chemikalienvordnung (REACH-Verordnung). Das Ziel: Tätowierfarben und Permanent Make-up sollen sicherer gemacht werden, heißt es von der europäischen Chemikalienagentur Echa [echa.europa.eu].

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Neue Farben sind deutlich teurer

Viele Tätowierer in Deutschland hat die Verordnung vor große Herausforderungen gestellt. Dazu gehört auch Diana Langer. Sie betreibt in Altlandsberg (Märkisch-Oderland) das Tattoostudio No. 13 Ink (Märkisch-Oderland). Als das Verbot 2022 in Kraft trat, musste sie zunächst alle bisherigen Farben entsorgen: "Es betraf ja auch die Schwarz-Weiß und die Schattiertöne. Wir hatten eine komplette Sortimentumstellung. Das waren natürlich massive Einbußen, die wir dadurch hatten." An neue bunte Farben heranzukommen, sei schwierig gewesen, berichtet Langer. Drei Monate habe sie auf bunte Farbalternativen warten müssen. Schwarze Farbe sei bereits im Januar verfügbar gewesen.

Viele Kundinnen und Kunden hätten sich mit rein schwarzen Tattoos aber nicht zufrieden gegeben, erzählt die 41-Jährige: "Wir hatten sehr viele Absagen, weil die Kunden eben Farbtattoos wollten. Das hat sich jetzt wieder relativiert, aber natürlich mussten wir das auch, gerade bei Farbtattoos, auf die Tattoopreise umlegen."

Laut dem Bundesverband Tattoo sei es gerade am Anfang zu massiven Preissteigerungen von bis zu 400 Prozent gekommen. Inzwischen habe sich das Preisniveau in Relation zu den Preisen von 2019/20 eingependet, was viele Tattoostudios betriebswirtschaftlich stark belaste.

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Datenzulage zu schwach um Toxizität der Pigmente festzustellen

Für das Verbot der Tattoo-Farben hat Langer kein Verständnis, da bereits viele Jahre mit den Farben gearbeitet worden sei: "Ich kenne niemanden, der irgendwie auf die Farben reagiert hat. Und es ist schade, dass das uns jetzt noch einen Stock zwischen die Beine wirft", sagte Langer dem rbb.

Auch der Vorstandvorsitzende des Bundesverbands Tattoo, Urban Slamal, kann das Ausmaß der REACH-Verordnung nicht nachvollziehen: "Diese Gesetz ist gut gemeint, aber nicht so schön ausgeführt. Gerade diese beiden Pigmente, die zum Anfang dieses Jahres verloren gehen, die sind nie irgendwie großartig auffällig geworden und selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht da eigentlich keinen Regelungsbedarf."

Das Bundesamt für Risikobewertung hat zwar an der REACH-Verordnung mitgewirkt, kritisiert jedoch, dass die vorhandene Datenlage zur Toxizität der beiden Pigmente unzulässig sei, "so dass eine gesundheitliche Risikoeinschätzung für die Anwendung in Tätowiermitteln für das BfR zurzeit nicht möglich ist" [bfr.bund.de].

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.01.2023, 16.00 Uhr

Mit Material von Felicitas Montag und Franziska Eberlein

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