Verbot von Tattoo-Farben - "Wir hatten viele Absagen, weil viele Kunden Farb-Tattoos wollten"

Mi 04.01.23 | 18:55 Uhr
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Symbolbild: Ein Mann tätowiert einen Menschen mit blauer Farbe. (Quelle: dpa/M. Brandt)
Audio: Antenne Brandenburg | 04.01.2022 | Urban Slamal | Bild: dpa/M. Brandt

Nach dem Verbot vieler Tattoo-Farben Anfang 2022 sind seit Mittwoch zwei weitere Grün-und Blaupigmente nicht mehr zulässig. Viele Tatöwierer haben für das Verbot kein Verständnis. Neue Farbpaletten machen bunte Tattoos weiter möglich.

Seit Mittwoch sind zwei weitere Farbpigmente für Tätowierungen in der EU nicht mehr zugelassen: Pigment Blue 15:3 und Pigment Green 7. Bereits Anfang 2022 wurden 4.000 Substanzen von der Europäischen Chemikalienagentur Echa verboten, die als krebserzeugend oder erbgutschädigend eingestuft sind.

Grundlage dafür ist die europäische Chemikalienvordnung (REACH-Verordnung). Das Ziel: Tätowierfarben und Permanent Make-up sollen sicherer gemacht werden, heißt es von der europäischen Chemikalienagentur Echa [echa.europa.eu].

Neue Farben sind deutlich teurer

Viele Tätowierer in Deutschland hat die Verordnung vor große Herausforderungen gestellt. Dazu gehört auch Diana Langer. Sie betreibt in Altlandsberg (Märkisch-Oderland) das Tattoostudio No. 13 Ink (Märkisch-Oderland). Als das Verbot 2022 in Kraft trat, musste sie zunächst alle bisherigen Farben entsorgen: "Es betraf ja auch die Schwarz-Weiß und die Schattiertöne. Wir hatten eine komplette Sortimentumstellung. Das waren natürlich massive Einbußen, die wir dadurch hatten." An neue bunte Farben heranzukommen, sei schwierig gewesen, berichtet Langer. Drei Monate habe sie auf bunte Farbalternativen warten müssen. Schwarze Farbe sei bereits im Januar verfügbar gewesen.

Viele Kundinnen und Kunden hätten sich mit rein schwarzen Tattoos aber nicht zufrieden gegeben, erzählt die 41-Jährige: "Wir hatten sehr viele Absagen, weil die Kunden eben Farbtattoos wollten. Das hat sich jetzt wieder relativiert, aber natürlich mussten wir das auch, gerade bei Farbtattoos, auf die Tattoopreise umlegen."

Laut dem Bundesverband Tattoo sei es gerade am Anfang zu massiven Preissteigerungen von bis zu 400 Prozent gekommen. Inzwischen habe sich das Preisniveau in Relation zu den Preisen von 2019/20 eingependet, was viele Tattoostudios betriebswirtschaftlich stark belaste.

Datenzulage zu schwach um Toxizität der Pigmente festzustellen

Für das Verbot der Tattoo-Farben hat Langer kein Verständnis, da bereits viele Jahre mit den Farben gearbeitet worden sei: "Ich kenne niemanden, der irgendwie auf die Farben reagiert hat. Und es ist schade, dass das uns jetzt noch einen Stock zwischen die Beine wirft", sagte Langer dem rbb.

Auch der Vorstandvorsitzende des Bundesverbands Tattoo, Urban Slamal, kann das Ausmaß der REACH-Verordnung nicht nachvollziehen: "Diese Gesetz ist gut gemeint, aber nicht so schön ausgeführt. Gerade diese beiden Pigmente, die zum Anfang dieses Jahres verloren gehen, die sind nie irgendwie großartig auffällig geworden und selbst das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht da eigentlich keinen Regelungsbedarf."

Das Bundesamt für Risikobewertung hat zwar an der REACH-Verordnung mitgewirkt, kritisiert jedoch, dass die vorhandene Datenlage zur Toxizität der beiden Pigmente unzulässig sei, "so dass eine gesundheitliche Risikoeinschätzung für die Anwendung in Tätowiermitteln für das BfR zurzeit nicht möglich ist" [bfr.bund.de].

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.01.2023, 16.00 Uhr

Mit Material von Felicitas Montag und Franziska Eberlein

13 Kommentare

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  1. 13.

    Sie entscheiden ob es eine Dummheit ist, sich ein Tattoo stechen zu lassen ?? Genau das ist dumm!
    Für die einen ist es Kunst oder Lebensart und für andere eben nicht.
    Für andere ist Monet oder van Gogh Kunst und für anderen Stuss.......
    Ich schaue mir lieber ein cooles Tattoo an als ein Bild in einer Galerie wo ich nichts erkennen kann.









  2. 12.

    Fun fact: Alle Tattoo- Träger aus meinem Bekanntenkreis und Arbeitskollegen lassen sich freiwillig mit tausenden Nadelstichen zweifelhafte chemische Flüssigkeiten in den Körper spritzen. Aber allesamt waren und sind diese Bekannten / Kollegen Impfverweigerer.

  3. 10.

    Na ja, so ganz stimmt das nicht, dass die Tattoofarben gesundheitlich nicht auffallen. Die sollten man Pathologen fragen, die Gewebe untersuchen. Die Farben sammeln sich in den Lymphknoten an und bilden ganze Farbklumpen.

  4. 8.

    So nicht richtig.lauf mal auf dem land durch die innenstädte.keine metzgerei keine bäckerei dafür 3 tatoostudios.es wird zu leicht gemacht und die studios wachsen wie pilze aus dem boden.ich finde es nimmt allmählich überhand.aber da man ohne jegliche ausbildung ein studio eröffnen kann und keinerlei verantwortung hat da diese ja auf den kunden übertragen wird wundert das auch nicht.viele möchtegernkünstler ohne sinn und verstand die den schnellen euro verdienen wollen

  5. 7.

    Tattoos sind und bleiben eine dummheit die du dein lebenlang trägst und immer wieder daran erinnert wirst.tattoogesetze gehören verschärft ,hygenie allein und etwas talent sollten nicht ausreichen dafür um ein geschäft eröffnen zu dürfen dazu braucht es schon mehr.ausbildung wäre das stichwort und nicht nur 1 od 2 monate oder gar 24std onlinekurs.ich rede von ausbildung minimum 3 jahre mit abschluss.

  6. 6.

    Naja, das ist ganz einfach. Am Tabak verdient Vater Staat, an der Tätowierung nicht.

  7. 5.

    Langer"Ich kenne niemanden, der irgendwie auf die Farben reagiert hat" Krebs ist jetzt nicht gerade eine Krankheit die sofort sichtbar ist. Der Großteil der Farbe gelangt übrigens in den Blutkreislauf und damit überall in den Körper. Das ist in etwa so, als ob man die Tätowierfarbe zur Hälfte trinkt.

  8. 3.

    @ Heidekind, Sie sollten im Sommer mal mit offenen Augen durch die Stadt gehen. Wer und Wo überall tätowiert ist, ist interessant bis zuweilen gruselig. Es geht durch alle Schichten und Altersstufen und die ohne Tattoo dürften langsam Minderheit werden. Alles Geschmackssache, aber umso wichtiger, dass wie bei Lebensmitteln streng kontrolliert wird, um ein Risiko zu minimieren. Und solange keiner gezwungen wird zu einem Tattoo ist alles in Ordnung. Ich warte einfach ab, alles hat seine Zeit, auch die unbemalte Haut wird wieder modern.

  9. 2.

    Aber den Unterschied zwischen bewusster & vorsätzlicher Selbstschädigung und "Körperschmuck" kennen Sie?
    (Ich selber lehne diese Art der Geldverschwendung zwar ab, aber Jeder wie er mag.)

    Gerade das Gegenteil vom "böse Buben-Image" spielt bei diesem Verbraucherschutz eine Rolle.
    Weil dieser Körperschmuck - seltsamerweise - immer häufiger gefragt ist bei "Konsumenten".
    Klar können Sie sich auch weiterhin selber mit jedem beliebigen Farbstoff selbst "bemalen".
    Das hat dann nur nix mehr mit einer sicheren Dienstleistung für Jederman zu tun.

  10. 1.

    "...die als krebserzeugend oder erbgutschädigend eingestuft sind." sagt die EU. Ok, das BfR hat zwar dran mitgewirkt, konnte sich aber wohl nicht so richtig durchsetzen. Schön, das es die abweichende Meinung auch weiterhin vertritt.

    Aber es ist doch klasse, das sich die Leute weiterhin Hirn und Lunge mit erwiesenermaßen krebserzeugenden, erbgutschädigenden Mitteln zukleistern können und mit den Folgen der Gesellschaft EU-weit wohl Milliarden kosten dürfen. Ich verstehs ja - so'n Tattoo-Träger ist ja ein ganz böser - oder böse. Passt halt schlecht ins Gartenzwergweltbild.

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