Bundesweiter Aktionstag - Schülerinnen erhalten beim Girls Day Einblick in die Welt von Tesla Grünheide

Do 28.04.22 | 20:21 Uhr | Von Martin Krauß
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Symbolbild: Elektrofahrzeug vom Typ Model Y stehen zur Eröffnung der Tesla-Fabrik Berlin Brandenburg auf einem Band. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 28.04.2022 | Martin Krauß | Bild: dpa/Patrick Pleul

Der US-Elektroautobauer hatte Mädchen aus der Region dazu eingeladen, sich die Arbeit der Mitarbeiterinnen anzusehen. Auch um zu zeigen, dass die Automobilbranche längst keine Männerdomäne mehr ist. Von Martin Krauß

Es ist ein von Stereotypen geprägtes Klischee: Frauen und Autos passen nicht zusammen. Das dem gar nicht so ist, zeigte am Donnerstag Tesla in seinem europäischen Werk in Grünheide (Oder-Spree). Beim sogenannten Girls Day erhielten rund 60 Schülerinnen im Alter von 13 bis 18 Jahren einen exklusiven Einblick in den Arbeitsalltag beim Elektroautohersteller. Der Aktionstag soll sie ermutigen, einen technischen Beruf in Erwägung zu ziehen, wie es vom Unternehmen heißt.

4.300 Schüler:innen in 405 Einrichtungen

Der US-Elektroautobauer hatte sich an dem 20. Zukunftstag beteiligt. In ganz Brandenburg öffneten dafür 405 Betriebe, Unternehmen, Hochschulen, Krankenhäusern, Behörden und andere Einrichtungen ihre Türen. Rund 4.300 Schülerinnen und Schüler haben die Chance genutzt, einmal hinter die Kulissen zu schauen, wie das Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport mitteilte. Tesla hatte aber nur Mädchen dazu eingeladen.

Bereits früh ging es für die Schülerinnen der Docemus Privatschulen Grünheide, Blumenberg (Barnim) und Neu Zittau sowie des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Eisenhüttenstadt und der Europaschule Fürstenwalde (alle Oder-Spree) mit dem Shuttlebus über das weitläufige Gelände. "Das hat sich schon angefühlt wie eine kleine Stadt", sagte Ulrike Donat, die die Schülerinnen als Lehrerin begleitet hatte. Sie hoffe, dass sie noch mehr von der Fabrik sehen würde.

Doch das war nur indirekt der Fall. Nach einer allgemeinen Begrüßung wurde ein Drohnenvideo gezeigt. Darauf zu sehen: die einzelnen Arbeitsschritte zur Herstellung eines Teslas. Einen eigenen Einblick konnten sich die Teilnehmerinnen nicht machen.

Fünf Abteilungen stellen sich vor

Die eigentliche Veranstaltung fand in der sogenannten Trainings-Area statt. Wie der Name andeutet, führt Tesla dort seine neuen Mitarbeiter in die teils hauseigene Technik ein. Und auch am Girls Day konnten die Schülerinnen Mitarbeiter beobachten, die beispielsweise die Bedienung der automatisierten Roboter gezeigt bekamen. Aber das war nur eine Randnotiz.

Der eigentliche Girls Day fand an fünf Stationen statt. Dort präsentierten junge Ingenieurinnen, Mathematikerinnen oder Chemikerinnen ihre Arbeit und gingen auch darauf ein, wie es ist, als Frau in der Automobilbranche tätig zu sein. Wie hoch der Frauenanteil unter den derzeit rund 3.600 Mitarbeitern bei Tesla ist, wollte das Unternehmen nicht beantworten.

"Kein Unterschied ob Mann oder Frau"

Die Mädchen lauschten interessiert und stellten Fragen. "Die meisten Schülerinnen sind noch planlos, in welche Richtung sie gehen wollen", so Donat. Doch genau darum gehe es ja: Neue Perspektiven aufzuzeigen und vor allem Hemmungen entgegenzuwirken, so die Pädagogin: "Bevor die Mädels eine unnötige Scheu aufbauen, können sie hier sich das mal anschauen. Merken dann auch einfach live, dass es keinen Unterschied macht ob Mann oder Frau." Vor allem das Ausprobieren stand an diesem Tag im Mittelpunkt.

So gehörte zu jeder Station auch ein praktischer Teil: In der Elektronik ging es darum, LEDs auf Leiterplatten zu löten und den Aufbau von Stromkreisen nachzuvollziehen. Im sogenannten Stamping, der Presse stand die Bearbeitung von Metallen auf dem Programm. Dort fertigten die Schülerinnen kleine Schlüsselanhänger. An anderer Stelle wurde mit Zitronen die Funktion der Batteriezelle erklärt und kleine Tesla-Logos zum Leuchten gebracht. Der Bereich Design veranschaulichte seine Arbeit mit einem 3D-Drucker.

Viel Spaß hatten die Mädchen vor allem an den Tischen der Lackiererei. Neben Informationen zu Korrosionsschutz, Wasserabdichtung oder Qualitätsbewertung durften sie dort mit Spraydosen Tesla-Türen besprühen.

Positive Resonanz

"Bisher fand ich die Batterien sehr interessant", sagt die 13-jährige Emma Reich-Kreiß. Aber auch das was die Mitarbeiterinnen berichteten, habe sie neugierig gemacht: "Ich hatte das Gefühl, dass sie ihre Arbeit mit Herzblut machen." Das habe sie gefreut. Denn ihr Berufswunsch habe sich schon oft geändert. Daher habe es sie sehr interessiert, was die Frauen über ihren persönlichen Werdegang zu erzählen hatten.

Dem konnte auch Klassenkameradin Serafine Fischer zustimmen. Die 14-Jährige möchte später einmal in einem künstlerischen Bereich tätig sein – möglichweise sogar bei Tesla: "Hier gibt es auch kreative Designer-Bereiche. Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, auch hier ein Praktikum zu machen und mir das alles mal genauer anzuschauen."

Der Girls Day hat zumindest bei Emma und Serafine die Neugier an den vermeintlichen Männerberufen geweckt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.04.2022, 15:40 Uhr

Beitrag von Martin Krauß

11 Kommentare

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  1. 10.

    Ganz ehrlich, mein Studium Chemie ist noch nicht lange her. 10% Frauenanteil ist garantiert nicht Gleichberechtigung aber in Chemie schon hoch. In meinem Arbeitsumfeld ist es noch schlimmer. Oftmals sind wir 25 Männer in Arbeitsteams und nicht 1 Frau....

  2. 9.

    In der Tat „tut man der Gleichberechtigung genüge“ wenn man entspannter und unaufgeregt selbstverständlich so damit umgeht, dass man nicht für jede Marotte eine Quote braucht und Unterschiede als Gewinn begreift. Das Gefühl, dass man da schon weiter war ist nicht von der Hand zu weisen. Aber mit den Gefühlen ist es so eine Sache, wenn Betroffene anders in die Welt gucken, wenn sie benachteiligt wurden. Das wird es immer geben. Der Umgang damit war schon mal entspannt besser zu der Zeit, die Sie meinen...und das mit richtiger Grammatik.

  3. 8.

    In der Tat „tut man der Gleichberechtigung genüge“ wenn man entspannter und unaufgeregt selbstverständlich so damit umgeht, dass man nicht für jede Marotte eine Quote braucht und Unterschiede als Gewinn begreift. Das Gefühl, dass man da schon weiter war ist nicht von der Hand zu weisen. Aber mit den Gefühlen ist es so eine Sache, wenn Betroffene anders in die Welt gucken, wenn sie benachteiligt wurden. Das wird es immer geben. Der Umgang damit war schon mal entspannt besser zu der Zeit, die Sie meinen...und das mit richtiger Grammatik.

  4. 7.

    Vielleicht sollte man schon in der Erziehung der Kinder auf Gleichheit achten. Stattdessen wird das versucht durch Gendern wieder auszugleichen.
    Warum lassen sich so viele Frauen in die schlechtbezahlten Dienstleistungsberufe abschieben. Wir waren zu DDR-Zeiten weiter.

  5. 6.

    Girls Day Tage sind dann gut, wenn die Mädchen "angelockt" werden sollen. In Schulen wird das gerne gesehen. Auch Girls Praktika. Boys Day kann man sich auch vorstellen. Auf jeden Fall verspricht man sich davon mehr, als von falscher Grammatik oder falschem Plural...

  6. 5.

    seit wann stellt Tesla Walzen für Trapezbleche her (Foto)??

  7. 4.

    Gilt bei Ihrem Friseur ein TV? Während im Westen Frauen noch an den Herd gehörten, war deren Arbeit in der Industrie der DDR schon allgegenwärtig, wenn auch aus anderen Gründen denn die Gleichberechtigung. 2007 wurde Herdprämie Unwort des Jahres. Glauben Sie, dass die erwähnten Ingenieurinnen, Mathematikerinnen oder Chemikerinnen am Band arbeiten?

    Sie wären wahrscheinlich über die Frauenquote an zig Fließbändern, egal ob Auto- oder Gemüseproduktion überrascht. Die Industrie zahlt dabei deutlich besser. Dass die Mitarbeiter der Tesla-Fabrik in der Eifel sich gegen einen IG M-TV ausgesprochen haben, ist hier bekannt.

    Ich hoffe für Sie, dass Sie Produkte meiden, deren Hersteller mit Gewerkschaften wenig am Hut haben. Dazu gehören z.B. iPhones und Galaxy-Smartphones. Bei Samsung wurden sogar Haftstrafen gegen das obere Management verhängt. Chinesische Produkte sind für Sie dabei ein absolutes No-Go, weil Sie sich ansonsten der Bigotterie schuldig machen würden.

  8. 3.

    Tesla Grünheide hat einen Betriebsrat und Elon Musk hat sich an die Gesetze hier in Deutschland zu halten. Tut er dies nicht, wird er nicht die benötigten Arbeitskräfte finden um die Produktion hoch zu fahren.

  9. 2.

    Wäre es nicht längst an der Zeit, derartige Veranstaltungen wie den Girlsday abzuschaffen? In Bereichen, wie Informatik, Ingenieurwesen oder Design haben Frauen doch längst bewiesen, dass sie nicht schlechter als wir Männer sind.
    Solange durch solche Veranstaltungen immer wieder die Unterschiede zwischen den Geschlechtern betont werden, wird es keine Gleichberechtigung geben.

  10. 1.

    Es wird mehr oder weniger um "Fließbandarbeit" gehen. Man wird ihnen nicht alles zeigen und sagen. Vor allem, daß Herr Musk keine Gewerkschaft haben will. Die Verhandlungen sollen sehr schwierig sein.

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