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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 16.09.2022 | Carsten Krippahl | Quelle: picture alliance / CHROMORANGE

Hohe Gaspreise in Brandenburg

Und plötzlich 1.515 Euro Heizkosten

Immer mehr Menschen in Brandenburg kommen aufgrund der hohen Gaspreise in Existenznöte. Verbraucherschützer empfehlen: Kunden sollten von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und den Anbieter wechseln. Von Marcus Latton

Manchmal ist es nur ein Brief in der Post, der einem die Luft zum Atmen abschnürt. So geschah es auch im Fall von Nicole Kienzle. Mit ihrem Mann und ihrer Mutter wohnt sie in einem Haus in Schenkenberg im Landkreis Potsdam-Mittelmark. In dem Umschlag, der vor kurzem in ihrem Briefkasten lag, befand sich die Hiobsbotschaft: Ihre monatliche Gasrechnung steigt ab 1. November von 143 Euro auf 1.515 Euro.

"Das ist das, was mein Mann im Monat verdient", sagt Kienzle. "Das ist existenziell, ich wache nachts schweißgebadet auf, weil einen das nicht in Ruhe lässt." Dabei hatte die Familie erst vor kurzem mehrere Tausend Euro in eine neue, effizientere Gasheizung investiert, um Heizkosten zu sparen - ein Vorhaben, das durch die Gaspreiserhöhungen zunichte gemacht wurde.

Gasanbieterwechsel lohnt sich – meistens

So wie Nicole Kienzle blicken gerade viele Gaskunden auf ihre Rechnung. Saftige Erhöhungen des Gaspreises, die das monatliche Einkommen auf ein Minimum reduzieren, sind für sie existenzbedrohend. Kienzles bisheriger Gasanbieter Mitgas Mitteldeutsche Gasversorgung versorgt in Berlin und Brandenburg knapp 20.000 Kunden.

Viele wollen nun ihren Gasanbieter wechseln. Während in Berlin die Gasag als Grundversorger für die Stadtbewohner als Anbieter offensteht, hängt es in Brandenburg davon ab, in welchem Landkreis man wohnt. In Kienzles Landkreis Potsdam-Mittelmark zum Beispiel ist die Energie Mark Brandenburg (EMB) der Grundversorger. Der hat ihr einen Gas-Vertrag mit 700 Euro pro Monat angeboten. "Auch das ist noch viel Geld", sagt Kienzle.

Energiekrise

Berliner Rentnerin soll fast 900 Euro für Gas zahlen - jeden Monat

Durch die Energiekrise steigen die Gas-Abschläge bei vielen Kunden deutlich. So auch bei Renate Sloma, die 82-Jährige soll plötzlich zehnmal so viel zahlen wie bisher. Die Rentnerin fürchtet um ihr gesamtes Erspartes.

Sonderkündigungsrecht nutzen

Verbraucherschützer weisen darauf hin: Bei Preiserhöhungen beim Gas bietet sich die Möglichkeit des Sonderkündigungsrechts, bei dem die Kündigungsfrist beim Anbieter auf vier Wochen verkürzt wird und schneller in einen günstigeren Tarif gewechselt werden kann. "Es ist natürlich im Moment schwierig, einen anderen Anbieter zu finden", sagt Stefanie Kahnert von der Verbraucherzentrale Brandenburg. "Da muss der Verbraucher dann individuell schauen, ob es eine Möglichkeit beim Grundversorger vor Ort gibt oder eine Alternative."

Auch wenn Nicole Kienzle in Schenkenberg den Vertrag mit Mitgas gekündigt hat und das Angebot von EMB immerhin um mehr als die Hälfte günstiger ist: Hart getroffen wäre ihre Familie auch in diesem Fall. "Wir wollen doch keinen Luxus, sondern einfach nur vernünftig leben. Wo sollen wir denn noch sparen?", sagt sie.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 16.9.2022, 19.30 Uhr

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Beitrag von Marcus Latton

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