Niedrige Löhne und demografischer Wandel - Fachkräftemangel in Brandenburg weitet sich aus

Mi 28.09.22 | 13:43 Uhr | Von Lisa Steger
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In einer Werkstatt arbeitet ein Auszubildender an den Maschinen.(Quelle:dpa/J.Kalaene)
Audio: rbb24 | 28.09.2022 | Bild: dpa/J.Kalaene

Der Fachkräftemangel in Brandenburg erfasst immer mehr Branchen und droht zu einem Wettbewerbsnachteil für die Wirtschaft zu werden. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der CDU im Landtag hervor. Das 61-Seiten-Papier liegt dem rbb exklusiv vor.

Demzufolge werden in Brandenburg in den nächsten 13 Jahren etwa 170.000 Fachkräfte fehlen, ein Drittel davon im Dienstleistungsbereich. Im Baugewerbe, im verarbeitenden Gewerbe und im Gesundheitswesen klagen mehr als die Hälfte der Betriebe über Fachkräftemangel, bei den Verkehrsunternehmen sind es zwei Drittel. Zehn Jahre zuvor waren es nur halb so viele.

54 Prozent der von der Arbeitsagentur befragten Unternehmen meldeten außerdem unbesetzte Lehrstellen. Die Zahl der Auszubildenden ging in zehn Jahren um ein Drittel auf zuletzt 26.000 zurück.

Ein Grund für den Fachkräftemangel ist der demografische Wandel: Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter geht weiter zurück, weil mehr Ältere in den Ruhestand gehen, als Jüngere nachkommen. Zudem ziehen laut Landesregierung jährlich viele Brandenburger ins Ausland. Der Spitzenwert lag bei rund 25.000 Auswanderungen im Jahr 2016.

Doch auch die niedrigen Löhne im Vergleich zu anderen Bundesländern spielen eine große Rolle. Jeder fünfte Betrieb zahle unter Tarif, so die Landesregierung. Etwa jeder vierte Brandenburger Beschäftigte profitiert demnach von der Erhöhung des Mindestlohns.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.09.2022, 10 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Mehr Menschen nach Brandenburg, warum Fachkräfte so ungern hier hin ziehen? Vielleicht muss man hier doch mal in die Attraktivität der Orte investieren? Und deutlich mehr Wohnkapazitäten schaffen? Man sollte bei bestehenden größeren Orten wie u.a. Fürstenwalde, Hohen Neuendorf, Buch, Bernau schnell weitere Flächen für den Neubau von Mehrfamilienhäusern in den Neubaugebieten für Investoren ausweisen, damit hier in großer Zahl schnell bezahlbarer Wohnraum entsteht. Eine bessere soziale Durchmischung steigert die Attraktivität der Städte. Mit mehr Menschen lohnen sich dann auch höhere Infrastrukturinvestitionen (Schulen, Supermärkte, MVZs etc.), dafür muss man jetzt hier aber schnell handeln statt immer nur passiv zuzuschauen, liebe Politiker.

  2. 7.

    Das sehe ich genauso. Aber positiv denken, es scheint noch Arbeitsplätze zu geben. Wundert mich, nach der ganzen negativen Berichterstattung, jetzt auch noch Lauchhammer und einen Bericht über die Lausitz gesehen...

  3. 6.

    Vielleicht mal einen Zusammenhang sehen zur politischen Einstellung von 25% der Brandenburger.
    Ich würde nirgendwo arbeiten wollen, wo jeder 4. AfD wählt. Und dass das noch mehr auf Menschen mit Migrationshintergrund zutrifft, ist wohl klar.

    Also vielleicht nicht immer nur über andere schimpfen, sondern sich an die eigene Nase fassen.

  4. 5.

    Genau. Auf der einen Seite wegen angbeblichen Fachkräftemangel jammern auf der anderes Seite aber dann nicht entsprechend zahlen wollen. War da nicht gerade was - ach ja IG Metall Forderungen - in ganz Deutschland gibt es 6,5% plus Einmalzahlungen, nur in Berlin/Brandenburg wird das bisher verweigert. Und DANN wundern sich die Firmen das sich viele Leute überlegen den Arbeitsort zu wechseln? Und dann Berufe wie Altenpflegehelfer. Warum gehen die eigentlich noch hin? Bürgergeld wäre sicherlich keine finanzielle Verschlechterung, oder sehe ich das falsch?

  5. 4.

    Das ist doch nicht nur ein Problem von Brandenburg, sondern von ganz Deutschland. Das wird auch so bleiben,solange sich Aufstehen nicht lohnt!

  6. 3.

    Bürgergeld oder Lohn bekommen, macht doch finanziell keinen Unterschied mehr!

  7. 2.

    Tja wer schlecht bezahlt muss sich nicht wundern keine Fachkräfte mehr zu bekommen. Gut ausgebildet kann man sich heute aussuchen wo man arbeiten will. Da müssen sich diverse Arbeitgeber endlich bewegen

  8. 1.

    Wenn jeder 4. Mindestlohn bekommt, dann stimmt insoweit etwas nicht, dass der Fachkräftemangel, bei politischen Entscheidungsträgern außerhalb des Mindestlohns, auch offensichtlich ist. Über verlorene Prozesse Verantwortlicher zur Mindestbezahlung bei den eigenen Leuten wie Feuerwehr, Pflegern, Ärzte und Lehrern wurde ja viel berichtet. In Brandenburg wurden alle Prozesse von Betroffenen (oder besser Betrogenen?) gewonnen.
    Und rentenwirksam ist das Ganze auch noch...
    Wer sagte diesen Satz: "Bleiben Sie hier, es wird sich lohnen"...? Und sollte missverstanden werden.

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