Jobs hinter der Kamera - Ufa beklagt Fachkräftemangel in der Filmbranche

So 18.12.22 | 09:01 Uhr
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An einem Filmset in den Straßen Berlins machen sich die Mitarbeiterbereit (Quelle: DPA/Paul Zinken)
Audio: Antenne Brandenburg | 18.12.2022 | Andreas Poetzl | Bild: DPA/Paul Zinken

Auch Filmproduktionen bekommen den Fachkräftemangel zu spüren. Der Geschäftsführer des Filmproduktionsunternehmens Ufa in Potsdam-Babelsberg, Joachim Kosack, setzt sich dafür ein, dass künftig mehr Quereinsteiger für die Branche gewonnen werden. "Es mussten bei Firmen in der Branche schon Drehs verschoben werden, weil nicht genügend Personal vorhanden war", sagte Kosack.

Fachkräftemangel sei hinter der Kamera etwa in den Bereichen Kostüm, Requisite, Ton und Beleuchtung und im Administrativen zu spüren, weniger bei der Regie und bei Schauspielerinnen und Schauspielern.

"Es wird so viel in Deutschland produziert wie seit 20 Jahren nicht"

Als eine Antwort auf Personalsorgen soll eine Media Academy Babelsberg gegründet werden. Ziel sei es, den Quereinstieg zu fördern und neue Gruppen für die Filmbranche zu gewinnen, sagte Kosack. Berliner und brandenburgische Medienfirmen, das Erich Pommer Institut in Potsdam - Weiterbildungsanbieter für Medienschaffende - sowie die Wirtschaftsförderung Brandenburg sollen sich ihm zufolge dafür zusammentun. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) besuchte vor einigen Tagen auch das Set der RTL-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (GZSZ).

"Die Filmbranche boomt, es wird so viel in Deutschland produziert wie seit 20 Jahren nicht", sagte Koasack. "Aber durch die Demografie haben wir wie andere Branchen auch Probleme, unsere Teams ausreichend mit Fachkräften zu versorgen." Daher müsse sich die ganze Branche öffnen und Menschen etwa mit Migrationshintergrund, mit Behinderung und ohne hohe Schulabschlüsse stärker ansprechen.

Die Ufa GmbH, die TV-Filme, Serien und Kinofilme produziert, hat bereits die Ufa Adacemy ins Leben gerufen und ein Ausbildungsprogramm zum Quereinstieg auf den Weg gebracht. Das Unternehmen hat rund 1.400 Beschäftigte an mehreren Standorten in Deutschland.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.12.2022, 12:30 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Für den Toningenieur beziehungsweise Tonmeister beim Film ist die Aussprache eigentlich nicht wichtig, sondern er ist für die technischen Belange der Tonaufnahme verantwortlich. Dazu gehört zum Beispiel, dass keine störenden Hintergrundgeräusche mit aufgenommen werden und Töne oder Sprache gut verständlich sind. Das auch wenn jemand nuschelt. Von Unterschichten zu sprechen, finde ich übrigens sehr überheblich. Als ich studierte, erzählte mir mal ein Professor, dass seine Mutter mit Vergnügen die mittäglichen Talkshows der Privatsender schaute. Die waren sicher keine Hochkultur, die Frau aber keine ungebildete Person. Wer sind denn für Sie die Unterschicht?

  2. 14.

    Hier ein Beispiel, warum Fachkräfte, wie Toningenieure statt Narzissten wichtig sind: Nur wahre Fachleute können die Aussprache als das Wichtige erkennen statt Effekte für „Unterschichten“ zu bedienen.

  3. 13.

    Für Außenstehende mag es so aussehen, als ob viele Leute bei einem Filmdreh nur rumstehen. Das tun manche auch, allerdings in Bereitschaft, denn wenn sie gebraucht werden, müssen sie sofort zur Verfügung stehen. Das Rumstehen entsteht zum Beispiel dadurch, dass am Set Umbauten stattfinden oder das Licht anders gesetzt werden muss. Ich empfehle Ihnen, mal einen Drehtag als Komparse mitzumachen. Es werden ja öfter mal welche gesucht. Dann werden Sie feststellen, dass so ein Drehtag ziemlich anstrengend ist.
    Die meisten Schauspieler haben auch überhaupt keine Privilegien. Oft bleibt nicht mal Zeit zum Proben. Auf alle Fälle sollte man nicht über was urteilen, von dem man überhaupt keine Ahnung hat.

  4. 12.

    Sie scheinen ja voll den Durchblick zu haben. Waren Sie schon einmal bei einem Filmdreh dabei? Außer die ganz großen Stars haben Schauspieler keinen eigenen Wohnwagen zum Ausruhen, sondern müssen sich den (soweit überhaupt vorhanden) mit anderen teilen. Es gibt aber Wohnwagen, in denen Darsteller geschminkt und angekleidet werden. Das Catering ist oft nicht kostenlos, sondern wird mit den Gagen verrechnet. Wie bitte sollen sich die Leute am Set sonst ernähren. Wenn jeder in der Mittagspause erst losläuft und sich was zu essen besorgt, ist die Gefahr groß, dass nicht pünktlich weitergedreht werden kann. Abgesehen davon, dass nicht an jedem Drehort Versorgungsmöglichkeiten vorhanden sind. Angestellte in Betrieben haben oft eine Kantine, in der sie zu ermäßigten Preisen essen können. Filmteams haben diesen Möglichkeit nicht. Was soll daher die Neiddebatte? Bei mindestens 10 Arbeitssstunden am Tag reicht auch keine Stulle von zu Hause.

  5. 11.

    Viellicht sollte man zuerst einmal die Schauspieler mal von "ihrer Wolke 7 " herunterholen und ihnen die ganzen Privilegien kürzen. Einen eigenen Trailer zum umkleiden, dann noch einen eigenen Trailer zum ausruhen, dann der eigene Chaffeur für alle anfallenden Fahrten, 2x catering am Set, 1x für die Stars und 1x fürs Stuff, Begleitpersonal und Komparsen, ebenso bei den Sanitäranlagen,....
    Wer braucht so viele Menschen zum Filmdreh. Die meisten stehen die ganze Zeit herum und warten. Und sehr oft umsonst aber nicht kostenlos. Da möchte ich kein Produzent sein. Das alles scheint mir schon seid Jahren sehr aufgebläht und überzogen.
    Von der Wertschätzung der "einfachen" Mitarbeiter möchte ich garnicht erst anfangen.
    Also liebe Eltern und liebe Kinder, sucht euch einen vernüftigen Job.

  6. 10.

    Angebot und Nachfrage!
    Diese 3 Worte regeln sehr einfach das ganze Leben, in all seinen Bereichen.
    Und scheinbar ist Kunst und Kultur zur Zeit nicht gefragt. Für sehr viele Menschen sind momentan andere Dinge wichtiger.

  7. 9.

    Ja, es ist richtig, dass der Staat Kunst und Kultur fördert. Ist aber nicht für alles verantwortlich. Produktionsfirmen sind Wirtschaftsunternehmen und arbeiten nicht im Auftrag des Staates, sondern für Film und Fernsehen. Wäre nicht damit einverstanden, wenn meine Steuern für "Qualitätsserien" bei RTL oder SAT1 ausgegeben werden.

  8. 8.

    Wir haben auch heute noch in Deutschland eine ganze Reihe sehr guter Schauspieler. Vielleicht sehen Sie einfach die falschen Filme und gehen auch nicht ins Theater. Allerdings geht es darum in diesem Artikel nicht. Vielleicht haben Sie das hier überlesen: "Fachkräftemangel sei hinter der Kamera etwa in den Bereichen Kostüm, Requisite, Ton und Beleuchtung und im Administrativen zu spüren, weniger bei der Regie und bei Schauspielerinnen und Schauspielern." Ihr Kommentar ist also nicht konstruktiv.

  9. 7.

    Fachkräfte gäbe es auch in der Filmbranche mehr als genug. Nur haben viele dieser Fachkräfte der Branche wegen der miesen Bezahlung und der schlechten Arbeitsbedingungen in der jüngeren Vergangenheit den Rücken gekehrt. Also Herr Kosack, hören Sie bitte auf "Ihre Branche" als Opfer darzustellen...

  10. 6.

    Das ist wohl wahr. Praktikanten sind die Laufburschen. Durch die knapp bemessene Zeit am Set bleibt aber oft auch keine Zeit für Erklärungen.
    Es gibt Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung zum Beispiel am ISFF, sogar teilweise mit IHK-Abschluss. Die Kurse müssen aber selbst bezahlt werden, wenn das Arbeitsamt die Förderung nicht übernimmt. Die Filmwirtschaft beklagt Fachkräftemangel, hält sich aber bei der Finanzierung von Aus- und Weiterbildungen fein raus.

  11. 5.

    Das ist der Vorteil am Fachkräftemangel: Wer sich jetzt als Arbeitgeber entsprechend positioniert (hat) und den Angestellten eine faire Wertschätzung und natürlich auch ein faires Gehalt anbieten kann, gewinnt. Der vielgepriesene Markt wird das regeln - wenn auch plötzlich unter völlig umgekehrten Vorzeichen als in der Vergangenheit, die Bewerbungsgespräche laufen nun andersherum.

  12. 4.

    Vielleicht sollte eben diese UFA auch ihren Herstellungs-/Produktionsleitern klarmachen, dass es für diese Ausbildung am Set anständig bezahlte Praktika geben muss. Nein, keine Praktikant*innen, die billig einen vollwertigen Job ausfüllen, sondern die die Praxis lernen und auch Fehler machen dürfen.
    Ein gerne genommenes Argument dagegen war dann u.a. die Sorge, dass diese Praktikant*in ja auch noch am Set essen (Geld kosten) müsste. In diese Personallage hat sich die Branche schön selbst hineinmanövriert.

    Das Gros der “below-the-line” Jobs wird nun mal am Set ausgebildet. In Großbritannien gibt es z.B. diverse Trainee Programme (u.a. vom British Film Institute o. ScreenSkills) wo Nachwuchs adäquat auf die Branche vorbereitet wird. Wäre ja schön, wenn das hier auch so funktionieren könnte.

  13. 3.

    Fachkräftemangel bewundern wir seit Jahrzehnten vor der Kamera. Götz George (die Älteren werden sich erinnern) nannte sie zutreffend "sprechende Rollkragenpullover".

  14. 2.

    Ich habe bis vor zehn Jahren im administrativen Bereich von Filmproduktionen gearbeitet. Es wurde grundsätzlich eine Wochenarbeitszeit von 50 Stunden vereinbart. Während Überstunden früher bezahlt wurden, gab es zunehmend Pauschalverträge. 60 Stunden Arbeit pro Woche waren dadurch nicht unüblich. Privatleben konnte man ziemlich vergessen. Das war aber nicht das Schlimmste. Man ist als Filmschaffender meistens nur auf Produktionsdauer beschäftigt. Man sorgt sich also permanent, wie es danach weitergeht. Wenn es kein Anschlussprojekt gibt und die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Tage nicht für Arbeitslosengeld reichen, bleibt nur Hartz IV. Kein Wunder, dass da inzwischen immer weniger Lust drauf haben, zumal oft die Wertschätzung der Arbeit durch Produzenten und Regisseure fehlt. Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld - für Filmschaffende ein Fremdwort.

  15. 1.

    Fragt euch lieber einmal, wie die im Hintergrund arbeitenden Mitarbeiter so bezahlt werden. Das gilt übrigens auch für die Schauspieler, die in zweiter und dritter Reihe agieren (oft wird nur die reine Drehzeit bezahlt, kaum Spesen für Anreise/Unterkunft)!
    Übrigens beträgt das Anfangsgehalt eines ausgebildeten Schauspielers an einem staatlichen! Theater in der Provinz unter 2.000 € brutto! Auch eine Art, wie der Staat seine Wertschätzung für "seine" Künstler ausdrückt!

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