Fahrplanwechsel am 11. Dezember - Viele Bahn-Pendler aus Brandenburg fahren künftig länger nach Berlin

So 20.11.22 | 10:53 Uhr
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Reisende auf dem Berliner Hauptbahnhof steigen in einen DB Regio Express. (Quelle: imago images)
Bild: imago images

Eigentlich sollte sich das Zugangebot in der boomenden Hauptstadtregion verbessern, für manche Pendler bringt der Winterfahrplan der Bahn aber vor allem ungünstigere Fahrzeiten mit sich - während manche Verbesserungen noch auf sich warten lassen.

Der Winterfahrplan des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) und der Deutschen Bahn (DB) hält für Pendler eine Reihe von Änderungen bereit.

Abgesehen von einigen Verbesserungen, wie größeren Zügen und dichteren Taktungen auf manchen vielbefahrenen Strecken, gibt es aber auch einige Nachteile für Pendler. Aus manchen Teilen Brandenburgs sind Fahrgäste bald länger bis nach Berlin unterwegs.

Längere Fahrzeiten

Länger dauert es für Pendler vor allem auf der Strecke zwischen Treuenbrietzen und dem Berliner Hauptbahnhof. Die Regionalbahn RB33, die auch über Beelitz führt, wird künftig am Potsdamer Hauptbahnhof einen Stopp einlegen - dafür nicht mehr Berlin-Wannsee halten. Durch diesen Umweg sind Fahrgäste von Treuenbrietzen nach Berlin HBF künftig nicht mehr 66 Minuten, sondern 81 Minuten unterwegs.

DB Regio und ODEG tauschen im Ergebnis des Vergabeverfahrens für das Netz "Elbe-Spree" die Linien. Die ODEG übernimmt den RE1 der zwischen Magdeburg und Frankfurt (Oder) auch Potsdam und Berlin anfährt und mit einigen Zügen auch via Eisenhüttenstadt bis Cottbus weiterfährt. Dafür betreibt DB Regio künftig wieder den RE2, der ab dem Fahrplanwechsel auf den Linienweg Nauen – Berlin – Cottbus reduziert wird. Der RE2 benötigt im neuen Fahrplan auch 6 bis 7 Minuten mehr Fahrzeit zwischen Berlin Hauptbahnhof und Cottbus als bisher. Dafür wurden die Halte Kolkwitz, Kunersdorf und Raddusch hinzugefügt.

Vom Berliner HBF wiederum können Pendler derzeit mit der Regionalbahnlinie RE1 über Potsdam bis nach Brandenburg an der Havel planmäßig in 46 bis 56 Minuten fahren. Laut dem Winterfahrplan verlängert sich die Fahrzeit hier auf 50 bis 59 Minuten.

Der RE7 übernimmt zwischen Berlin Ostkreuz und Senftenberg die bisherige Route der RB24. Von Zossen zum Berliner Hauptbahnhof dauert es derzeit planmäßig 56 Minuten, künftig sind Fahrgäste 66 Minuten unterwegs.

Die RB24 fährt weiterhin stündlich von Eberswalde über Berlin Ostkreuz zum Flughafen BER Terminal 5 in Schönefeld. Ab Berlin-Hohenschönhausen bis zum Flughafen BER Terminal 5 ergibt sich zusammen mit der neuen Linie RB32 ein etwa halbstündliches Angebot. Im südlichen Abschnitt fährt die Linie RB24 im Stundentakt von Wünsdorf-Waldstadt zum Flughafen BER Terminal 1-2 und über den Flughafen hinaus weiter als FEX nach Berlin.

Ein VBB-Sprecher begründete die längeren Fahrzeiten gegenüber rbbl24 mit einer "immer höheren Belastung des Netzes durch die zusätzlichen Angebote im Nah- und Fernverkehr. Deshalb brauche jeder einzelne Zug "etwas mehr Fahrzeitreserven".

Nadelöhr zwischen BER und Grünau

Geplant ist eigentlich, dass neue Regionalbahnlinien den BER noch besser mit dem Umland vernetzen sollen. Die Frage ist aber, wann das gelingen kann. Der RB32 aus Oranienburg und die RB24 aus Berlin-Lichtenberg können auch ab dem 11. Dezember nicht bis zum BER Terminal 1-2, sondern nur bis Terminal 5 fahren. Weil das alte Terminal in Schönefeld dauerhaft geschlossen bleibt, müssen alle Fluggäste also zwangsläufig umsteigen.

Der Grund dafür ist, dass die Strecke zu stark ausgelastet ist. Erst wenn der Flughafenexpress FEX Ende 2025 auf eine andere Route verlegt wird, können die Züge durchfahren. Die eingleisige Abzweigung auf die BER-Anbindung bei Grünau macht die Strecke zum Nadelöhr.

Am Bahnhof Fangschleuse sollen künftig vierteilige Elektrotriebzüge vom Typ Siemens Desiro HC verkehren - dafür müssen die Bahnsteige aber erst noch verlängert werden. Das soll nach jetzigem Stand aber erst bis Ende 2026 passieren, wodurch am Bahnhof Fangschleuse, der in der Nähe der Tesla-Gigafactory in Grünheide liegt, in den Hauptverkehrszeiten nur zwei- und nicht dreimal in beide Richtungen Züge halten können.

Bahnsteige zu flach

Ein Problem mit dem Bahnsteig gibt es auch in Ferch-Lienewitz. Dort ist der mittlere Bahnsteig für die Dieseltriebwagen der Regionalbahnlinie RB33 zu niedrig und muss laut einem Bericht der "Berliner Zeitung" zunächst provisorisch angehoben werden.

In Caputh-Geltow hält die ODEG dem Bericht zufolge solche Zwischenlösungen nicht für umsetzbar. Deshalb fahren die Züge dort vom 11. Dezember bis zum 20. April 2023 durch. Vom 15. März bis 20. April sollen dann in Caputh-Geltow, sowie in Caputh-Schwielowsee neue Bahnsteige gebaut werden.

Die Deutsche Bahn hat angekündigt, 145 modernisierte Doppelstockwagen auf sechs Linien einzusetzen. Doch zum Fahrplanwechsel wird es damit noch nichts, 55 Wagen fehlen derzeit und werden erst bis nächsten Sommer auf die Gleise gehen.

Wie die Berliner Zeitung berichtet, ist das Werk Wittenberge mit der Modernisierung in Verzug geraten, weil viele Beschäftigte an Corona erkrankten und Materiallieferungen stockten.

Mehr Sitzplätze

Der Winterfahrplan hält aber auch einige Verbesserungen für Reisende in der Hauptstadtregion bereit. Für Berufspendler dürften sich vor allem die größeren Sitzplatzkapazitäten bemerkbar machen: Der RE2 fährt laut VBB mit lokbespannten Zügen mit fünf Doppelstockwagen mit 550 Sitzplätzen, der RE7 stockt in der Hauptverkehrszeit ebenfalls auf.

Dichtere Taktung

Zu den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags wird der stündliche Takt des RE2 durch zusätzliche Züge Bad Belzig – Berlin – Lübbenau verdichtet. Zwischen Berlin Charlottenburg, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Alexanderplatz, Ostbahnhof, Ostkreuz, Königs Wusterhausen, Lübben und Lübbenau fährt im Berufsverkehr damit fast alle 20 Minuten ein Zug.

Zwischen Falkenberg/Elster, Cottbus und Frankfurt/Oder wird das Angebot des RE10 durch die RB43 zu einem angenäherten 1-Stunden-Takt verdichtet.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.11.2022, 11:00 Uhr

56 Kommentare

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  1. 56.

    Nicht die uferlose und die Wünsch dir was undurchdachte Schienenverlegung ist angesagt, sondern das Funktionieren der Zubringerdienste zum Bahnhof bzw. zum Schienenanschluss ist angesagt. Also, etwas mehr in diesen Denkprozess stecken. Alle wollen gar nicht den ÖPNV nutzen. Nur mit einem Auto vor der Tür habe ich meine eigne zuverlässige Buslinie und eventuell einen Zubringerdienst zur Schiene.

  2. 55.

    Bahnkunden wissen, dass gerade im hier thematisierten ÖPNV Bahnen im Wettbewerb mitanderen stehen. Die ODEG ist z.B. keine Tochter der DB. b Übrigens wurde das "Billigticket" nicht von irgendeiner der vielen Bahnen eingeführt, sondern gemeinsam vom Bund und den Aufgabenträgern.

  3. 54.

    Leider konnte wohl der VBB 2017 in seiner Glaskugel noch nicht den Bedarf durch das 9€-Ticket erkennen.

  4. 53.

    Und wo verschlechtert dabei die DB bei steigenden Preisen ihren Service?
    "Typisch DB
    Immer teurer aber immer weniger Sevice" war ja die Ausgangshypothese.

  5. 52.

    Der VBB ist aber nur einer von vielen Nutzern, die für die Nutzung der Gleise Bedarf anmelden dürfen. Die entsprechenden Kapazitäten werden dann von der DB Netz zugewiesen. Dabei konkurriert der VBB mit der DB Fernverkehr und unzähligen privaten (meist Güter-) Verkehrsunternehmen. Das letzte Wort hat deshalb sehr wohl die DB mit ihrem Tochterunternehmen DB Netz.

  6. 51.

    CDU schon ganz lange nicht mehr. ;-) Allerdings sind für SPNV-Strecken die Länder zuständig. Hier in Berlin hat Jarasch Millionen zur Verfügung gestellter Mittel nicht abgerufen wie schon Günther bereits beinahe sogar Baurecht hatte verfallen lassen und dann schnell eine Spaten in den Kofferraum des Dienstwagen hatte legen lassen.

  7. 50.

    Wer von Euch war letzten 9-Euro-Sommer im RE5 zwischen Berlin und Ostsee? Viele Klappsitze fallen aufgrund von Fahrradbeförderungen usw. weg. Das 49 Euro-Ticket soll kommen und keiner der Beteiligten (Bundesländer, VBB usw.) plant scheinbar Kapazitätserhöhungen? Ostern bis September 2023 wird scheinbar wieder Komplettversagen mit Ankündigung. Dazu noch Veranstaltungen wie Fusion Festival, Hanse Sail usw.. Mit Anlauf gegen die Wand. Super.

  8. 49.

    Wenden Sie sich als jemand, der neu in die Region gezogen ist, vertrauensvoll an die NYMBY und diejenigen Politiker, die die Baumaßnahme erheblich verlängert haben. Ich denken da z.B. an Herrn Wowereit, ehem Reg. BM von Berlin. Viele Politiker auch entlang anderer Maßnahmen schwören auf die Bahn als Mittel für eine Verkehrswende, haben dabei jedoch die Fingern hinter dem Rücken gekreuzt.

  9. 48.

    Die "private Hand" ist hier immer noch der Staat. Viele scheinen nicht zu wissen, dass auch auf dem Gebiet der ehem. DR massiv Strecken stillgelegt worden sind. Ausgehend von 1955 nahm deren Streckennetz bis 1989 auf 87% der ursprünglichen Länge ab, bei der DB ging es herunter auf 80%. Heute sind es bei ehem DR-Strecken 72%,bei alten DB-Strecken 71%. Seit der Jahrtausendwende gab es nur noch Stilllegungen in kleinem Umfang. In Summe sin seit Gründung der Bundesrepublik i.d.R. mangels Nachfrage 15.000 km Bahnstrecken stillgelegt worden. Gerade nach der Wende brach in den neuen Ländern mit der Wende die Nachfrage erheblich ein wie auch ein erheblicher Sanierungsbedarf bestand. Deren Netz war ebenfalls oft "übernutzt und kaputt gespart".

    Naja, und wenn doch Strecken reaktiviert werden sollen, kommt schnell ein NIMBY um die Ecke und jammert, selbst bei nicht entwidmeten Bahnstrecken.

  10. 47.

    Ich finde den ÖPNV in Österreich, Schweiz und Niederlanden besser als in Deutschland. Oder meinten Sie den ÖPNV in der Innenstadt von Berlin? Also ohne die Außenstadt?

  11. 46.

    >"ÖPNV ist Daseinsvorsorge und die gehört nicht in private Hände."
    Die Organisation und Durchführung der Betriebsaufgaben eines ÖPNV kann schon in privaten Händen sein. Allein die Aufgabenstellung und Teilfinanzierung des ÖPNV muss Aufgabe des Bundes, Landes oder der Kommunen sein. Es gilt nur zu überdenken, dass diese Finanzierung immer knapp ist und damit nicht allen Notwendigkeiten gerecht wird. Das ist eine politische Aufgabe der nächsten Zeit.

  12. 45.

    Schön, dass nur die Fahrzeitverlängerungen nach Berlin beleuchtet werden. Wenn man sich aber mal Ziele außerhalb Berlins anguckt, wird es noch viel schlimmer:

    So verlängern sich die Reisezeiten von Treuenbrietzen zu vielen Zielen um mds. 30 Minuten. Nach Halle / Leipzig / Erfurt braucht man zukünftig ca. 45-50 Min mehr und wer in Richtung Gera will, sollte mds. 1,5 h mehr einplanen. Die wenigen Verbesserungen mit schnelleren Fahrzeiten betreffen nur Treuenbrietzen - Magdeburg / Cottbus / Görlitz / Küstrin / Neuruppin.

    Erschwerend hinzu kommen die fehlenden Spätverbindungen, sodass man in Jüterbog bereits um 20 Uhr sein muss oder in Potsdam um 20:45, um den letzten Zug zu bekommen.

    Da wünscht man sich die Zeit bis 2015 zurück, als es noch attraktive Fahrzeiten in den Süden Deutschlands gab (Stundentakt nach Leipzig - alternierend über Lu Wittenberg / Falkenberg) inkl. Spätzug ab Jüterbog. Aber das hat ja ab 2016 leider der Fernverkehr von DB zerschossen.

  13. 44.

    Für den FEX ist sicher (sinnvollerweise) an eine Anbindung über die ‘Dresdener Bahn’ gedacht. Das hätte dann mal ausnahmsweise nichts mit den BER zu tun….
    Aber wann hätte die ursprünglich mal fertig sein sollen - 2006 ????

  14. 43.

    Die Bahn betriebswirtschaftlich führen zu wollen hat erst in das aktuelle Chaos geführt. Streckenschließungen, Rückbau und all die anderen betriebswirtschaftlich begründeten Folgen haben wir jetzt.
    Jahrzehnte lang wurde das Netz übernutzt und kaputt gespart.
    ÖPNV ist Daseinsvorsorge und die gehört nicht in private Hände.

  15. 41.

    Das Problem ist, dass über Jahrzehnte die Bahn jegliche Konkurrenz im Personenverkehr verhindert hat. Konkurrenz belebt das Geschäft.

    In anderen Staaten wird die Bahn auch profitorientiert betrieben und es funktioniert.

    Mit mehr Konkurrenz und einem damit verbundenen Kostendruck wäre auch hier die Situation anders.

    Durch die Einführung des Billigtickets wird die Lage noch schlechte.

  16. 40.

    Wenn wir Deutschen eines weltmeisterlich gut hinbekommen, ist es motzen, wehklagen, und jammern. Es lebe die kleingeistige Perspektive. Es gibt ne Menge Länder auf diesem Planet die beneiden uns für das was wir haben, ja auch um den ÖPNV. Nur wir, die wir hier leben, finden alles grauenvoll. Vielleicht sind wir alle inzwischen einfach zu satt und selbstgefällig.

  17. 39.

    Ist Stendal das neue Wolfsburg? Wie viele UCE halten dort planmäßig? Dort den Halt zu vergesseb ist wesentlich, da der Zug die Schnellfahrstrecke verlassen muss, im einen Umweg über Stendal zu fahren..

  18. 38.

    Es handelt sich zum Teil um wenige Minuten mehr Fahrtzeit. Weshalb die ganze Aufregung?

  19. 37.

    Guter Witz. Das profitorientierte Wirtschaften im Bereich des Schienenverkehrs seit den 1990ern hat uns dahin geführt, wo wir heute sind: Marodes und überlastetes Schienennetz, tausende Kilometer stillgelegte Strecken, Personalmangel aufgrund fehlender Konkurrenzfähigkeit zu anderen Arbeitgebern etc. pp.

    Beim Autobahnausbau wird hingegen offensichtlich weniger aufs Geld geschaut.

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