Tod von Papst Benedikt XVI. - Berliner Polizei ermittelt gegen "queer.de" wegen Ratzinger-Nachruf

Mo 09.01.23 | 18:22 Uhr
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Archivbild: Papst Benedict XV in Rom am 11.07.2010 (Quelle: dpa/Spaziani)
Bild: dpa/Spaziani

Die Berliner Polizei ermittelt gegen das Online-Magazin "queer.de" wegen eines Nachrufs auf den verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. Ermittelt werde wegen Paragraf 189 des Strafgesetzbuches, "Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener", bestätigte ein Polizeisprecher am Montag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (EPD). Das Portal hatte die Ermittlungen selbst öffentlich gemacht [queer.de].

In dem am 31. Dezember erschienenen Nachruf war Josef Ratzinger als einer "der größten queerfeindlichen Hetzer" bezeichnet worden, dessen Markenzeichen "Homohass" gewesen sei. Benedikt XVI. war am selben Tag im Alter von 95 Jahren gestorben. Noch am Silvestertag sei über die Internetwache der Berliner Polizei die Anzeige gegen "queer.de" gestellt worden, berichtet die EPD.

DJU spricht von Angriff auf Pressefreiheit

"Queer.de"-Herausgeber Micha Schulze kündigte am Montag an, der Polizei dazu keine freiwilligen Auskünfte zu erteilen. "Bereits die Vorermittlungen und die Annahme eines Anfangsverdachts gehen deutlich zu weit", schrieb er auf dem Portal. Sein Vertrauen in den Rechtsstaat und die Pressefreiheit in Deutschland sei aber groß genug.

Zudem kündigte er an, eine Anwaltskanzlei einzuschalten, um herauszubekommen, wer die Anzeige gestellt hat. Schulze hatte bereits am Freitag die Ermittlungen öffentlich gemacht.

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) appellierte an die Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen umgehend einzustellen. "Langatmige Ermittlungen oder eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft wären ein Angriff auf die Pressefreiheit", schrieb Landesgeschäftsführer Jörg Reichel auf Twitter.

29 Kommentare

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  1. 29.

    Eine Kleinigkeit für das menschliche Zusammenleben. Schön ausgedrückt. Doch genau um diesen Punkt geht es im echten Leben vor den Tod. J.Ratzinger war ein H********* vorm Herrn.

  2. 28.

    Eigentlich sollte man über Verstorbene nicht reden, denn sie können sich nicht mehr wehren. Aber in unserer Gesellschaft wo anonym im Internet hergezogen wird ist das leider die Zukunft.

  3. 27.

    Auch Sie sollten ersteinmal den Artikel zum verstorbenen Papst auf queer.de nachlesen, bevor Sie solch Ansichten hier verbreiten. Eindeutig war J.Ratzinger das wovon hier die Rede ist. Ich lasse tunlichst das besagte Wort worum es geht mal weg. Ach ja, nicht zu vergessen seine Beispielhaften Vertuschungen zum Kindesmissbrauch. Die Liste ließe sich erweitern.
    Im Normalfall soll man über Tote nicht schlecht reden. Aber dies ist auch ein Ausnahmefall und betrifft immerhin die gesamte kath. Kirche.

  4. 26.

    Ich will Ihnen in diesem Punkt zustimmen - unabhängig jetzt einmal der eingegangenen Anzeige.
    Nichts, außer einer bewussten Herabsetzung, spricht dafür, ausgerechnet den sensiblen Zeitpunkt eines Todes von Jemanden auszunutzen, um nicht etwa Unvermögen oder Halsstarrigkeit zu attestieren, sondern Hetze und diese Person quasi berufsmäßig als Hetzer zu bezeichnen.

    Die Ev. Kirche hätte Grund gehabt, in einer Art nachträglichen Bilanz ihn als Kirchenmonopolisten und Kirchenleugner zu bezeichnen, weil er die Ev. Kirche letztlich nicht als (wahre) Kirche, sondern lediglich als Glaubensgemeinschaft bezeichnete. Gleiches in seiner Regensburger Rede ggü. Muslimen. Nichts dergleichen kam.

    Der Paragraf der Verunglimpfung (jüngst) Verstorbener mag altbacken erscheinen und doch ist er entstanden einer Pietät wegen. Keine Kleinigkeit für das menschliche Zusammenleben.

  5. 25.

    Ausgerechnet Sie schreiben solch einen Unsinn. Befassen Sie sich doch mal näher mit J. Ratzinger. Was mir dabei durch den Kopf geht darf ich hier nicht schreiben. Das verbietet die Netiquette. Diese Anzeige ist der blanke Hohn und gehört sofort eingestellt. Mehr gib’s dazu nicht zu sagen.

  6. 24.

    Haben Sie den Artikel (s. u.) der zur Anzeige führte gelesen, Steffen? Natürlich muss der Anzeige erstmal nachgegangen werden; aber es sollte sich doch sehr schnell herausstellen, dass kein Grund für weiterführende Ermittlungen vorliegt. Denn eine Verunglimpfung des Verstorbenen liegt nicht vor - und auch keine "Normüberschreitung von Anstand und Moral".

    https://www.queer.de/detail.php?article_id=44232

  7. 23.

    Aussagen wie diese machen mir Angst: Sie fordern, dass Leute, die zur Ermittlung bzw Sanktionierung von konkreten, eindeutigen Straftaten (z.B. Diebstahl, Körperverletzung) ausgebildet sind, komplexe Textanalysen nach unscharfen Kriterien vornehmen sollen? Viele totalitäre Regime und Institutionen aus der Vergangenheit und leider auch aus der Gegenwart bedienen sich gern solcher Mittel, um missliebige Ansichten zu unterdrücken oder zumindest Angst vor freiem Denken zu schüren. - Gegen wen richtet sich ihr Vorwurf, das "NetzDG bejubelt" zu haben, aber nun selbst "Hass und Hetze" zu verbreiten? Soll 'queer.de' das gewesen sein? Machen Sie also diesen Leuten zum Vorwurf, dass sie die massive Herabsetzung gleichgeschlechtlich Liebender durch den ehemaligen Papst unverblümt beim Namen nennen? Oder welche Aussage von 'queer.de' rechtfertigt auch nur einen Anfangsverdacht?

  8. 22.

    Korrekt, und das ist ja auch unbestritten. Die Frage ist aber immer, WIE man es sagt. Sachliche Argumentation ist nicht strafbar.

  9. 21.

    Es ist wirklich nicht zu verstehen, dass eine Kirche oder eine Religion Homosexualität verunglimpft. Gott hat die Menschen geschaffen, wie sie sind. Warum wird Gott dann so kritisiert? :)

  10. 19.

    Nur weil er ein hohes Amt bekleidete? Sowieso aber erst Recht in diesem Fall Null Toleranz!

  11. 18.

    Schade, dass unsere Staatsanwälte es in all den Jahren nicht geschafft haben, gegen den Papst Benedikt XVI Ermittlungsverfahren einzuleiten, wegen Vertuschung von Straftaten. In verschiedenen Amtszeiten des Vorgenannten fielen viele Verbrechen, die nicht zur Anzeige gebracht wurden.
    Leider musste der Papst Benedikt XVI nie, vor ein irdischen Gericht erscheinen, dank unsere Anwaltschaft. Die Opfer des sexuellen Missbrauchs, darben weiter vor sich hin. Die Herrschaften im Purpurgewand , frönen weiter ihr feudales Leben.

  12. 17.

    Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit enden genau da, wo Gesetze sie begrenzen und der Bereich der Strafbarkeit beginnt. Weder Presse, noch Kunst, noch der "normale" Bürger dürfen diese Freiheiten nutzen, um Hass, Hetze und üble Nachrede zu verbreiten. Wer das Netzdurchsetzungsgesetz bejubelt, kann nicht auf der anderen Seite selbst Hass und Hetze verbreiten, nur weil es ihm gerade passt. Der Grat ist manchmal verdammt schmal und dann sind Ermittlungen nur folgerichtig, um überprüfen zu lassen, ob dies noch im erlaubten Rahmen war oder bereits einen Straftatbestand erfüllt hat. Unabhängig davon gibt es Normen für Anstand und Moral. Kritik, auch heftige, ist erlaubt und erwünscht, aber es gibt Grenzen, die überschreitet man dabei einfach nicht.

  13. 16.

    Als Ratzinger zurückgetreten ist, hatte er das auch mit den homosexuellen Umtrieben im Vatikan begründet. Davon war jetzt im Zuge seines Todes keine Rede mehr. Hätte man ruhig nochmal erwähnen können. Dass er den Evangelen quasi das Christsein abgesprochen hatte, wurde ja auch noch einmal hervorgehoben. Das war auch keine Glanzleistung.

  14. 15.

    Wahrheiten die nicht nur den Papst betreffen sondern auch weite Kreise der katholischen Kirche.
    Rückständige Institution.

  15. 14.

    Der Mann wird verehrt wie ein Heiliger. Vergessen sind seine Inaktivität und Vertuschungen gegenüber den Opfern des sexuelles Missbrauchs in der Kirche. Das schlimme daran, es gibt weiterhin genug Kirchenfürsten, die die Politik der Leugnung und Vertuschung weiterhin betreiben. Siehe Herr Wölki!

  16. 13.

    Einem beliebigen anderen Angehörigen seiner (Ratzingers) Generation gegenüber kann man Zugeständnisse machen. Jemandem, der sich qua Amt als unfehlbar ansieht, nicht.

  17. 12.

    Mehr Toleranz für Intoleranz?? Darf's vielleicht auch wieder ein bisschen Antisemitismus sein? Der hat ja in den christlichen Kirchen auch eine sehr lange Tradition. - Die hohen Herren der diversen Religionen haben den lieben langen Tag nichts anderes zu tun, als sich Gedanken über ein gutes Zusammenleben von Menschen zu machen. Wenn dabei aber bis heute immer wieder infame sexuelle Bevormundung herauskommt, habe ich dafür null Verständnis. Meine Mutter hatte es irgendwann auch verstanden, dass es nicht ihr Bier ist, wer wen wie liebt, so lange es einvernehmlich ist. Leider wurde sie nicht so alt wie Benedikt XIV. Aber sie hatte es durch Denken geschafft, ihre Weltanschauung fit zu halten!

  18. 11.

    Eben, nichts als die Wahrheit kam da von Queer.de, viel Erfolgs bei dem Verfahren!

  19. 10.

    Ich verstehe das Problem nicht. Quer.de sagt diesbezüglich doch nur die Wahrheit.

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