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Audio: rbb 88,8 | 14.02.2023 | Juliane Kowollik | Quelle: dpa/R.Schlesinger

DDR-Baureihe der S-Bahn Berlin

Nummer 485 lebt - noch etwas länger

Teilweise ist sie bereits aus dem Berliner S-Bahn-Netz verschwunden: Die aus der DDR stammende Baureihe 485 wird ausgemustert. Doch nun bleiben ein paar Züge länger als geplant auf der Schiene - und ein Wagen bekommt sogar einen Ehrenplatz.

Die von der S-Bahn Berlin als "Kind des Ostens" bezeichnete Baureihe (BR) 485 rollt nun doch noch etwas länger über die Schienen des Berliner S-Bahn-Netzes. Wie ein Bahnsprecher rbb|24 am Mittwoch bestätigte, sollen die Fahrzeuge planmäßig noch bis Ende des Jahres im Einsatz sein. Zuerst hatte die "Berliner Zeitung" berichtet.

Ursprünglich war der 13. April für die Ausmusterung der alten DDR-Baureihe vorgesehen gewesen. Sie kann nach Bahn-Angaben nicht mit dem sogenannten Zugbeeinflussungssystem (ZBS) ausgestattet werden, das ab Ende 2023 auf allen Strecken des Netzes erforderlich sein soll. Dadurch lässt sich beispielsweise die Geschwindigkeit besser überwachen und ermöglicht notfalls eine Abbremsung.

Quelle: dpa/J.Büttner

Zum kommenden Fahrplanwechsel soll Schluss sein

Der Weiterbetrieb der Baureihe 485 sei nun möglich, "weil die bisher für den Sommer geplante Umstellung des 'Nordkreuzes' auf das ZBS auf das Jahr 2024 verschoben wurde", so der Bahnsprecher. Einen neuen festen Termin für die Ausmusterung gebe es nicht, doch "zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember sollen sie endgültig aus dem Verkehr gezogen werden", hieß es.

Aktuell sind noch 30 Viertelzüge der Baureihe im Bestand, wie der Sprecher des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), Joachim Radünz, auf rbb-Nachfrage mitteilte. Planmäßig sollen sie ausschließlich auf der Linie S85 zum Einsatz kommen. Der Weiterbetrieb sei zwischen VBB und Deutscher Bahn abgestimmt, sagte Radünz. Er habe nichts mit den zuletzt wieder gestiegenen Fahrgastzahlen zu tun, sondern erfolge deshalb, weil mehrere Fahrzeuge der Baureihen 481 und 480 aktuell für den Betrieb in den kommenden Jahren ertüchtigt würden. "Diese Lücke schließen vorübergehend die weiterhin eingesetzten Fahrzeuge der Baureihe 485 auf der S85 bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023", so Radünz.

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S46 und S8 schon mit neuen Fahrzeugen ausgestattet

Bereits Mitte der 2000er Jahre sollte für die Baureihe 485 Schluss sein. Zur Unterstützung des Fuhrparks wurde jedoch ein Teil der Züge ab 2010 schrittweise reaktiviert. Die BR-485-Züge waren zuletzt auf den Linien S46, S8 und S85 unterwegs. Seit Mitte des vergangenen Jahres werden sie jedoch nach und nach durch Züge der neuen Baureihe 483/484 ersetzt. Ende Juni wurden zunächst die 485er der S46 ausgemustert, seit Mitte Oktober fahren sie auch nicht mehr auf der S8.

Ein großer Nachteil der älteren Züge gegenüber den neuen ist - neben den deutlich schwächeren Motoren -, dass durch Schlitze der Luftkühlung etwa Schneeflocken eindringen konnten, die an warmen Bauteilen schmolzen und sie so unter Wasser setzen konnten. Bei den neuen S-Bahnen werden die Unterboden-Container der Leistungselektronik weiterhin luftgekühlt - allerdings mit kalter Luft in separaten Kanälen.

Der erste Zug der neuen Baureihe hatte am 1. Januar 2021 den Betrieb aufgenommen. Insgesamt hat die Berliner S-Bahn bei den Herstellern Stadler und Siemens 106 dieser neuen Züge bestellt, von denen Ende 2023 der letzte ausgeliefert werden soll.

Im Jahr 1999 war die BR 485 noch als "Cola-Dose" in Berlin unterwegs, so wie hier kurz vor der Einfahrt in den Nordring-Bahnhof Schönhauser Allee. | Quelle: imago images/J.Heinrich

Früher "Cola-Dose" - bald im Technikmuseum

Die DDR-S-Bahnen wurden Ende der 1970er Jahre vom VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke "Hans Beimler" in Hennigsdorf (Oberhavel) entwickelt. Das Werk ging nach der Wende unter anderem durch die Hände von AEG, wurde von der früheren Daimler-Benz-Bahnsparte Adtranz übernommen und gehört heute dem kanadischen Verkehrskonzern Bombardier.

Die Züge lösten ab 1988 schrittweise die ersten elektrischen S-Bahnen der Baujahre ab 1927 ab. Die dann nach der Wende gebauten, heute rund 30 Jahre alten S-Bahnen aus Hennigsdorf wurden speziell auf das Berliner S-Bahn-Netz zugeschnitten, dessen Standards vor gut 100 Jahren entwickelt wurden. Lange fuhren diese mit roter Lackierung durch die Stadt, was ihr auch den Spitznamen "Cola-Dose" einbrachte. Ab 2002 erfolgte dann schrittweise die Umlackierung.

Offiziell trug die Baureihe bei der Deutschen Reichsbahn (Staatsbahn der DDR) die Bezeichnung 270, die Deutsche Bahn taufte sie später nach der Übernahme in Baureihe 485 um. Und auch wenn sie bald nicht mehr auf der Schiene unterwegs sein wird, verewigt wird sie trotzdem: Ein Wagen der Baureihe soll im Frühjahr als Ausstellungsstück an das Deutsche Technikmuseum übergeben werden.

Sendung: rbb 88,8, 14.02.2023, 10:30 Uhr

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