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Audio: Antenne Brandenburg | 02.04.2024 | Riccardo Wittig | Quelle: rbb

Barnim

Eberswalde erhält vom Bund 2,3 Millionen Euro für Projekte zur Klimaanpassung

Vermehrte extreme Wetterereignisse stellen viele Kommunen vor Herausforderungen. Die Stadt Eberswalde hat bereits begonnen, innovative Lösungen zu entwickeln und hat nun Fördergeld vom Bund bekommen, um die Klimaanpassungen voranzutreiben.

Um Eberswalde (Barnim) an den Klimawandel anzupassen, hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) dort am Dienstag den Zustellungsbescheid über Fördermittel in Höhe von 2,3 Millionen Euro übergeben. "Die Kommunen könnten das alleine aus ihren Einnahmen nicht finanzieren, deshalb brauchen sie die Unterstützung des Landes, aber auch des Bundes, um diese wichtigen Anpassungen zu machen", sagte Geywitz gegenüber dem rbb.

Das Programm soll laut Ministerin Geywitz dazu dienen, Klimaanpassungsmaßnahmen in zwei konkreten Bereichen zu fördern. "Das eine ist Wasserspeicherung in der Stadt und Verschattung". Vor allem in den 90er Jahren seien viele gepflasterte Stadtplätze errichtet worden, die heute nicht mehr als klimagerecht gelten.

Eberswalde

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Zukunftoptimiertes Eberswalde

In Eberswalde ist das Geld für das Projekt "Wasser- und Energiestadt - Zukunftoptimiertes Eberswalde" gedacht und soll unter anderem zur Regulierung der Gewässer sowie für den Neubau von Grünanlagen genutzt werden, sagte Pressesprecher der Stadt, Markus Mirschel, dem rbb.

Die Übergabe fand im Park am Weidendamm statt. Dort soll das Geld auch für verschiedene Maßnahmen eingesetzt werden, wie beispielsweise für die Regulation des "Schwärze" Flüsschens.

Zunehmende extreme Wetterereignisse

Auf der einen Seite des Flüsschens soll ein Rückhaltebecken entstehen, welches Frischwasser einsammelt und bei Bedarf in den natürlichen Kreislauf der Schwärze eingespeist werden kann. Die Regulierung sei aufgrund extremer Klimabedingungen und die dadurch vermehrten Starkregen-Einflüsse wichtig.

"Wir wollen in den Stadtbereichen, in denen wir immer wieder Überschwemmungen haben das Wasser abtransportieren, nicht schnell wegschaffen aus der Stadt, sondern hier mit der Erweiterung dieser Wasserflächen, dauerhaft im Park halten", sagte Eberswalder Baudezernentin Anne Fellner (parteilos) dem rbb.

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Park am Weidendamm als grüne Lunge der Stadt

Der Park am Weidendamm, durch den die Schwärze fließt, soll mit diesem Vorhaben laut Mirschel die "grüne Lunge" der Stadt werden, die das Mikroklima der Stadt hoffentlich erheblich verbessern wird.

Somit soll das gesammelte Regenwasser nicht nur ökologisch sinnvoll genutzt werden, sondern auch als Erholungsort für die Bürger gestaltet werden, sagte Baudezernentin Fellner. "Gerade so eine innerstädtische große Grünfläche, wie der Park am Weidendamm, hat eine ganz wichtige Bedeutung für Stadtklima und wir können mit mehr Verdunstungsflächen noch viel mehr tun, um Klimawandel in der Stadt aufzuhalten oder erträglich zu gestalten", so Fellner weiter.

Das Prinzip der "Schwammstadt"

Diese Verdunstungsflächen sind auch ein Teil des "Schwammstadt"-Prinzips der Stadt. Dies "ist in der Form gedacht, dass man hier gezielt Wasser zurückhält und bei Hitze und Dürren das Wasser abgeben kann für die Verdunstung", sagte Pressesprecher Mirschel.

Seit 2013 arbeitet die Stadt nach eigenen Angaben an der Umsetzung von Maßnahmen aus dem "Energie- und Klimaschutzkonzept", welches auch die Förderung einer wassersensiblen Stadtentwicklung und das Prinzip der "Schwammstadt" beinhaltet.

Der Fokus liegt dabei auf dem Brandenburgischen Viertel der Stadt. Vor allem dort wurden den Angaben zufolge zwischen 1977 und 1989 in viele DDR-Plattenbaugebiete mit starker Versiegelung errichtet. Zudem stehen die Bauten auf sandigen Böden mit guter Wasserdurchlässigkeit, was dazu führt, dass alle Gebäude, Straßen- und Wegeflächen bisher über Leitungssysteme in ein Regenrückhaltebecken entwässert wurden.

Zunehmende Starkregenereignisse sollen dieses Entwässerungssystem und Regenrückhaltebecken nun immer öfter an seine Grenze bringen, wie es weiter heißt. Deshalb hat die Stadt den Umbau des Viertels nach dem Prinzip der Schwammstadt angedacht. Dabei geht es um die Entsiegelung von Flächen, dezentrale und zentrale Versickerung und die Gesundheit der Umgebung.

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Neubau von 2.000 Quadratmeter großem Park

Zu dem Gesundheitskonzept gehört auch der Bau des 2.000 Quadratmeter großen "Spreewaldparks". Um Versickerungsmöglichkeiten zu bieten, soll hier auf Pflasterflächen verzichtet werden. Zudem soll die Biodiversität durch Klimawandel anpassungsfähige Bäume gefördert werden und ein effizientes Wassermanagement erarbeitet werden.

Die Stadt erhofft sich nach eigenen Angaben mit dem Konzept einen Zuwachs von Aufenthaltsqualität mit Spiel- und Erholungseffekt, sowie ein gutes Klima mit einer Risikosenkung für vulnerable Gruppen an Hitzetagen zu schaffen. Auch soll das dort regulierte Wasser für Menschen, Pflanzen und Tiere nutzbar sein.

Förderung des Bundes

Die Stadt hatte sich für das Bundesprogramm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" beworben. Damit fördert der Bund "investive Projekte der Grün- und Freiraumentwicklung mit hoher Wirksamkeit für Klimaschutz und Klimaanpassung, mit hoher fachlicher Qualität, mit überdurchschnittlichem Investitionsvolumen oder mit hohem Innovationspotenzial", wie es vom Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung heißt.

Auch die Prignitz-Stadt Wittenberge hat am Dienstag Fördermittel in Höhe von zwei Millionen Euro bekommen. Mit dem Geld soll der Ausbau eines "Grünen Rings" um die Innenstadt ermöglicht werden. Mit dem Projekt werden Grün- und Freiflächen aufgewertet und miteinander vernetzt. Ziel des Vorhabens sei es, Wittenberge fit für den Klimawandel zu machen. Der "Grüne Ring" soll mehr Schatten spenden und die Wasserspeicherung im Stadtgebiet verbessern.

Bauministerin Geywitz zeigte sich am Dienstag optimistisch, dass das das Programm in den nächsten Jahren fortgeführt wird.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.04.2024, 16:12 Uhr

Mit Material von Riccardo Wittig

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