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Quelle: rbb/Sophia Bernert

An der Tanke in Brandenburg

"Ich würde niemals nach Berlin ziehen!"

Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Lehramtsstudentin, die ihr Dorf dafür liebt, dass sie jeden kennt.

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "An der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

 

Ich wohne ein Dorf weiter, in Dabergotz. Jetzt fahre ich nach Berlin zu einer Freundin, weil wir heute Abend auf so eine Schlager-Party gehen. Die haben wir im Internet gefunden und gedacht: Das machen wir heute mal mit.

Mir geht's eigentlich ganz gut, eigentlich habe ich alles. Gerade studiere ich Grundschulpädagogik in Berlin. Mich beschäftigt grad die Liebe. (lacht). Ja, ich habe gerade jemanden kennengelernt. Und sonst? Die Uni. Bald fängt die Prüfungsphase wieder an und dann muss ich mich da wieder ransetzen, aber gerade habe ich noch ein bisschen frei.

Ich komme finanziell ganz gut über die Runden. Ich bekomme Brandenburg-Bafög, weil ich auf einer Privat-Uni bin. Ich muss 450 Euro Studiengebühren pro Monat bezahlen. Ich lebe halt noch bei meinen Eltern, das ist ganz gut. Die unterstützen mich viel. Die hohen Tankpreise nerven mich allerdings schon. Ich habe in den letzten Monaten auch zwei, drei Monate in den Semesterferien einer Tankstelle in Alt-Ruppin gearbeitet.

Das Gespräch scheint der 20-Jährigen zunächst etwas unangenehm zu sein. Sie lacht immer wieder nervös - eigentlich hätte sie doch nichts zu sagen. Das Gespräch geht weiter.

Mit den Wahlen in Brandenburg im nächsten Jahr habe ich mich noch nicht so doll beschäftigt. Wenn man hier auf dem Land wohnt, ist das, finde ich, nochmal was anderes, als wenn man in einer Großstadt wohnt.

Natürlich habe ich trotzdem meine Meinung und werde auch wählen gehen. Ich bin da aber auch nicht so hinterher, weil ich mich, bei dem, was Politiker sagen, oft frage: Was macht das für einen Sinn? Mir würde es nicht im Traum einfallen, so etwas zu sagen oder so eine Meinung zu haben.

Corona ging los, als ich 16 oder 17 Jahre alt war. Das war richtig doof. Das Gute war, dass wir uns auf dem Dorf trotzdem gut draußen treffen konnten. Heute ist einfach alles normal, es wird kaum noch über Corona gesprochen. Auch über den Krieg in der Ukraine eher wenig. An der Grundschule, an der ich jetzt arbeite, sind ein paar Kinder aus der Ukraine. Die machen aber alles super mit. Das funktioniert gut.

Mein Ziel ist es, mein Studium zu schaffen und eigentlich danach hier zu bleiben. Ich will nicht weg. Hier ist mein Zuhause, weil ich hier groß geworden bin und meine Freunde alle hier sind.

Die Dorffeste sind mega, die Stimmung allgemein ist mega. Du kennst hier wirklich jeden. Wenn jeder dich grüßt, wenn du mit dem Auto rumfährst - das ist halt einfach cool (lacht)!

In Berlin bin ich auch sehr viel. Eine Freundin aus meiner Uni-Klasse wohnt in Berlin und dann bleibe ich immer bei ihr. Wir machen dann viel in Pankow und am Alex, weil da auch meine Uni ist. Ich habe also immer den Vergleich, aber merke trotzdem, dass es hier viel besser ist. Also ich würde niemals nach Berlin ziehen - da bin ich ganz ehrlich.

Das Gespräch führte Jonas Wintermantel, rbb|24

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