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Video: Abendschau | 16.07.2021 | Max Kell | Quelle: dpa/Fleig

Eingebrochene Nachfrage

100.000 Astrazeneca-Dosen droht in Berlin der Verfall

Die Astrazeneca-Nachfrage war zuletzt ohnehin gering, sank aber erheblich, als die Stiko eine Zweitimpfung mit Biontech oder Moderna empfahl. 100.000 Dosen in Berlin drohen im Müll zu landen. Und Brandenburgs Behörden fürchten ähnliches.

Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin droht zahlreichen Dosen des Impfstoffs Astrazeneca in Berliner Hausarzt-Praxen der Verfall. Nach Schätzungen von Experten laufe bei etwa 100.000 Dosen die Mindesthaltbarkeit ab. Für Brandenburg liegen bislang keine Schätzungen vor, aber das Landesgesundheitsministerium erklärte dem rbb, Dosen drohten "auch in Brandenburg zu verfallen".

Aufgrund der verfügbaren anderen Impfstoffe werde Astrazeneca kaum noch nachgefragt und geimpft. Da der Bund eine Rückgabe ungenutzter Dosen an die Apotheken verbietet, säßen die Ärztinnen und Ärzte praktisch auf den Dosen fest. Gesundheitssenatorin Dilek Kalalyci (SPD) bekräftigte ihre Forderung, die überschüssigen Dosen rechtzeitig noch anderen Ländern zur Verfügung zu stellen.

Sorge um Impfreaktionen und Wirksamkeit

Astrazeneca-Impfstoff wird in Berlin zum Ladenhüter

Erst fehlte der Impfstoff gegen Covid-19, nun bleibt er ungenutzt liegen: Der Impfstoff des Herstellers Astrazeneca wird in der Bundeshauptstadt nur schleppend nachgefragt. Grund könnten Zweifel an der Wirksamkeit sein. Der Senat hält weiter an der Wahlfreiheit fest.

"Astrazeneca ist tot"

Wie sich der drohende Verfall in der Praxis auswirkt, zeigt sich im Medizinischen Versorgungszentrum Havelhöhe in Berlin-Kladow. Laut dem ärztlichen Leiter ist die Nachfrage für den Impfstoff Astrazeneca komplett eingebrochen. "Nach der Meldung der Ständigen Impfkommission, dass die Hybridimpfung zu bevorzugen ist, ist Astrazeneca tot. Den können wir nicht mehr an den Mann bringen", sagte Malik Böttcher dem rbb.

Dabei sei der Impfstoff für die Zweitimpfungen bereits eingeplant gewesen, der Kühlschrank entsprechend voll. Er sitze nun auf 10.800 Impfdosen fest, wie er der rbb-Abendschau sagte. "Das Problem ist, dass diese Impfdosen ab August verfallen. Ich muss in ein paar Tagen jemanden finden, der sich damit impfen lässt." In gut zwei Wochen seien große Teile seines Impfstoffes abgelaufen.

Stiko-Empfehlung

Was Sie über die Kreuzimpfung wissen sollten

Zuerst Astrazeneca, dann ein mRNA-Impfstoff: Wie wirksam ist die Kombination gegen die neue Corona-Variante, wann darf die Zweitimpfung erfolgen? rbb|24 hat die häufigsten Fragen zur Impfempfehlung der Stiko gesammelt und beantwortet.

Bund beschränkt Weitergabe

Da aus Haftungsgründen der Bund dem Senat verbietet, die Impfdosen in andere Länder zu bringen, bleibt Böttcher nur eine Möglichkeit: Er muss Ärzte in Berlin finden, welche die Dosen von Astrazeneca abnehmen. Doch dies sei "völlig unrealistisch. Wir werden keinen einzigen Arzt finden", so der Arzt.

Sendung: Abendschau, 16.07.2021, 19:30 Uhr

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