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Audio: Inforadio | 03.11.2021 | Jan Zimmermann | Quelle: dpa/Kay Nietfeld

Corona-Pandemie

Berliner Krankenhausgesellschaft rechnet schon bald mit Notbetrieb

Auf der einen Seite steigt die Zahl der Corona-Fälle, auf der anderen fehlt es an Personal: Die Berliner Krankenhausgesellschaft fürchtet eine Überlastung der Intensivstationen. Bald könnten Berliner Kliniken wieder in den Krisenmodus schalten.

Personalmangel hat die schwierige Situation auf den Intensivstationen in Berliner Krankenhäusern zusätzlich verschärft. "Pflegekräfte haben gekündigt, gewechselt oder sind in Teilzeit gegangen", sagte Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG), am Mittwoch.

Außerdem gebe es einen erhöhten Krankenstand, der auch auf die anhaltende Arbeitsbelastung zurückzuführen sei. "Wir können in Berlin zahlreiche Intensivbetten nicht vollständig betreiben und müssen Betten sperren, weil das Personal fehlt", sagte Schreiner.

Nicht nur ein Berliner Phänomen

Berlin reihe sich damit in einem Bundestrend ein. Dies kann eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) untermauern. Auswirkungen des Pflegepersonalmangels auf die Leistungsfähigkeit von Intensivstationen sind demnach bundesweit zu beobachten. Danach gaben 72 Prozent der befragten 233 Krankenhäuser an, weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung zu haben als Ende 2020.

86 Prozent der Häuser konnten laut Umfrage seit Anfang 2021 ihre Intensivbetten wegen Mangels an Pflegekräften nicht voll umfänglich betreiben. Gut die Hälfte der Befragten gibt an, dass dies oft oder sehr oft der Fall war. Die nicht verfügbaren Betten entsprechen knapp einem Viertel der laut Krankenhausplan verfügbaren Intensivkapazitäten der betroffenen Häuser.

Berliner Kliniken bald wieder im Krisenmodus?

Angesichts deutlich gestiegener Inzidenzzahlen rechnet die Berliner Krankenhausgesellschaft mit einem baldigen Notbetrieb der Hauptstadt-Kliniken. "Die Berliner Kliniken befinden sich absehbar in einem neuen Krisenmodus", sagte Schreiner dem "Tagesspiegel". "Die Zahlen der Covid-19-Patienten steigen - sowohl auf den Intensiv- als auch den Normalstationen." Dies sieht auch der Berliner Lungenarzt und Impfstoffforscher Leif Erik Sander von der Charité so. In den vergangenen Tagen seien dem RKI wieder mehr als 100 Todesfälle gemeldet worden.

Konsequenz sei laut Schreiner jetzt, dass planbare Operationen und Eingriffe, soweit dies medizinisch vertretbar sei, bei anhaltender Entwicklung in absehbarer Zeit wieder verschoben werden müssten.

Steigende Infektionszahlen

Berliner Senat denkt über erneute Corona-Maßnahmen und mehr Tests nach

Die Infektionszahlen in Berlin steigen, die Krankenhäuser füllen sich wieder mit Covid-19-Patienten. Angesichts der Lage zieht der Regierende Bürgermeister Müller erneut strengere Corona-Maßnahmen für die Hauptstadt in Betracht.

Schreiner: 2.000 Betten in Berlin freihalten

"Eine weitere Verschärfung der Lage und damit eine steigende Belastung der Krankenhausbeschäftigten könne durch höhere Impfquoten vermieden werden, denn Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen seien meist ungeimpft", erklärte Schreiner. Passiere dies nicht, müssten demnächst vermutlich zehn Prozent der Krankenbetten bald für Corona-Fälle frei gehalten werden müssen. "Das sind in Berlin etwa 2.000 Betten", sagte Schreiner.

Erst am Montag hatte die Charité vor einer Überlastung der Intensivstationen gewarnt. Insbesondere unter Ungeimpften sei von einem deutlichen Anstieg an Neuinfektionen auszugehen. "Aktuell sind etwa 90 Prozent der Covid-19-Patientinnen und Patienten in der Charité nicht geimpft", sagte Martin Kreis, Vorstand für die Krankenversorgung in Deutschlands größter Uniklinik. Wenn es nicht gelinge, die Impfquote deutlich zu steigern, werde das infolge der Behandlungen in Krankenhäusern zu massiven Einschränkungen in den Kliniken führen.

Sendung: Abendschau, 03.11.2021, 19:30 Uhr

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