Steigende Infektionszahlen - Berliner Senat denkt über erneute Corona-Maßnahmen und mehr Tests nach

Di 02.11.21 | 16:04 Uhr
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Sebastian Hartmann hält im Corona-Testzentrum des ASB in der Gneisenaustraße einen negativen Coronatest in der Hand. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Video: Abendschau | 02.11.2021 | Sabrina Wendling | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Die Infektionszahlen in Berlin steigen, die Krankenhäuser füllen sich wieder mit Covid-19-Patienten. Angesichts der Lage zieht der Regierende Bürgermeister Müller erneut strengere Corona-Maßnahmen für die Hauptstadt in Betracht.

Die Berlinerinnen und Berliner müssen sich angesichts der Pandemieentwicklung auf erneute Corona-Maßnahmen einstellen. Darauf hat der Regierende Bürgermeister, Michael Müller (SPD), am Dienstag nach einer Sitzung des Senats hingewiesen, bei der über das Thema beraten wurde, aber noch keine Entscheidungen gefallen sind. "Wir haben viel erreicht, aber wir sind bei weitem nicht an dem Punkt, wo wir sagen können, wir können uns zurücklehnen", sagte Müller. "Ganz im Gegenteil: Wir haben eine besorgniserregende Situation im Moment."

Das A und das O bleibe angesichts der aktuellen Situation das Impfen, sagte Müller. Allerdings habe die Impfbereitschaft deutlich nachgelassen. "Wir sehen, dass die Inzidenzen steigen", fügte er hinzu. In Berlin und in "bestimmten Bevölkerungsgruppen". Bei den Schülern läge sie derzeit bei etwa 300.

Müller: "Wirklich harte Monate" kommen

Müller verwies darauf, dass die "wirklich harten Monate", der Dezember und der Januar, in denen viele Feiern in Innenräumen stattfänden, erst noch bevorstehen. Auch Weihnachtsmärkte, Silvesterfeiern und Neujahrsempfänge kämen erst noch.

Man müsse bald darüber nachdenken, ob es erneute Zugangsbeschränkungen oder mehr Tests geben müsse, auch für Menschen, die schon geimpft oder genesen sind. Diese Maßnahmen könnten selbst dann notwendig werden, wenn die epidemische Lage zunächst nicht weiter gelte. Wie der Bund und die Länder in der Pandemie weiter vorgehen, soll bei einer Konferenz der Gesundheitsminister besprochen werden.

Inzidenz in Berlin springt von 140 auf 156

Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) drückte ebenfalls ihre Sorge über die Entwicklung der Pandemie aus. Die Zahl der Menschen, die mit Covid 19 in ein Krankenhaus kämen, steige dramatisch.

Kalayci verwies bei derzeit 8.836 Impfdurchbrüchen in Berlin auch darauf, dass die "vierte Welle nicht nur eine Welle der Ungeimpften" sei. Von den Geimpften Menschen, die positiv auf eine Infektion getestet wurden, hätten 86 Prozent auch Symptome einer Corona-Erkrankung, wenn auch zumeist keine heftigen.

Kalayci zufrieden mit Impffortschritt in Berlin

Aus Sicht von Kalayci steht Berlin bei den Corona-Impfungen allerdings gut da. Die Impfquote insgesamt betrage aktuell 69,3 Prozent, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag nach der Senatssitzung mit Berufung auf Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI). Das ist etwa Bundesdurchschnitt.

Besonders gut schneide Berlin bei den über 60-Jährigen ab. Dort liegt der Wert bei 89 im Vergleich zu bundesweit 86,7 Prozent. "Worüber wir stolz sein können, sind die Auffrischimpfungszahlen", sagte Kalayci. Die Quote liege in Berlin bei 4,4 und auf Bundesebene bei 2,5 Prozent.

Die Gesundheitssenatorin wies auch darauf hin, dass Drittimpfungen erst sechs Monate nach einer Zweitimpfung möglich seien. "Wer vorher kommt, wird zurückgeschickt", sagte sie. In Berlin habe man sich zudem auch schon auf die Impfung der unter 12-Jährigen vorbereitet. Die Impfung Jüngerer werde nach einer entsprechenden Zulassung sowohl über die Impfzentren als auch über die Kinder- und Jugendärzte stattfinden.

1.500 neue Coronafälle binnen 24 Stunden in Berlin

Wissenschaftler und Mediziner hatten zuletzt verstärkt vor allzu großer Sorglosigkeit im Umgang mit der Pandemie und der befürchteten vierten Corona-Welle gewarnt. Die Charité warnte erst am Montag vor einer Überlastung der Intensivstationen, die sich zunehmend mit ungeimpften Erkrankten füllen.

Wie stark sich das Coronavirus in der Bevölkerung ausbreitet, zeigte sich erneut am Dienstag. In Berlin wurden innerhalb von 24 Stunden 1.500 Menschen neue Corona-Fälle registriert. So viele Neuinfektionen wurden zuletzt am 8. Januar gemeldet, vor dem Beginn der Impfkampagne. Der Wert für die Sieben-Tage-Inzidenz in Berlin stieg von 140,2 auf 156,3.

Sendung: Abendschau, 02.11.2021, 19:30 Uhr

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137 Kommentare

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  1. 137.

    typisch Verdrängungssyndrom - aber wir sind hier -trotz Kapierproblem- nicht bei wünsch-dir-was
    https://www.rbb24.de/panorama/thema/corona/beitraege/2021/11/gesundheit-pflegekraefte-krankenhaeuser-berlin-gutachten.html
    https://www.rbb24.de/panorama/thema/corona/beitraege/2021/10/winter-steigende-inzidenz-ausblick.html
    schon doof - oder?

  2. 136.

    Sein sie mir mal nicht böse, aber ich erkenne mein Fehlverhalten nicht.
    Ich lasse mich Impfen und komme damit allen Forderungen nach. Das ich den Großeltern gratuliere , die zuvor in Polen waren und als erstes erkrankt sind und nach und nach erkranken die restlichen vier Gäste...

    Und dann muss ich den Bortest bezahlen, nachdem ich bereits zu Hause einen positiven schnelltest hatte. Ich finde das eine Frechheit.

  3. 135.

    Naja, so einfach ist das nicht. Der Impfdurchbruch ist klar definiert, aber Sie haben versucht den Anteil auszurechnen.
    Um auf Ihre Zahl zu kommen müßte man die 2,2 Millionen Geimpten dem Virus aussetzen, was ja nicht funktioniert.
    Wissen Sie wie Pfitzer die Schutzwirkung ihres Impfstoffs bestimmt ? Mit ´ner Kontrollgruppe von Ungeimpften.
    Einfach mal nachschauen....

  4. 134.

    Ihr Argument gegen die "Solidaritätsthese" hinkt, weil der Solidaritätsgedanke nicht allein darauf beruht, andere zu schützen, sondern zu vermeiden, dass Ungeimpfte die Intensivstationen verstopfen und anderen Patienten die Betten wegnehmen. Wenn man sich impfen lässt, schützt man sich selber, aber auch das seit Monaten komplett überlastete Pflegepersonal! Schon mal daran gedacht?

  5. 133.

    Und wer soll bitte die zusätzlichen Tests für Geimpfte zahlen? Rechtlich ist das laut Bundesregierung nicht mal möglich. Selbst Merkel spricht nur von Einschränkungen für Ungeimpfte. Da hat sich Herr Müller wohl mal wieder zu weit aus dem Fenster gelehnt. Mal gespnnt was sich der Senat nächste Woche erneut für einen Irrsinn einfallen lässt, welches dann eine Woche später wieder kassiert wird.

  6. 132.

    Freie Krankenhausbetten schützen leider niemanden vor irgendwas. Akute medizinische Fälle dürfen nicht abgewiesen werden und aufschiebbare Fälle sind nicht lebensgefährlich. Der Krankenhausverband hatte mehrmals geäußert, das zu keiner Zeit in den Coronamonaten das Gesundheitssystem überlasstet war. Engpässe wurden auf andere Krankenhäuser verteilt. Also alles Pro und Contra Sichtweisen.

  7. 131.

    Schön finde ich den Satz mit "vierte Welle nicht nur eine Welle der Ungeimpften". Sie hat völlig Recht. Ich bin Johnson&Johnson geimpft und habe heute Biontec zur Auffrischung bekommen. Für mich ist Covid jetzt vorbei. Ich habe regelmäßig Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schluckbeschwerden etc. Trotzdem trage ich die Maske in Bus/Bahn unter der Nase und gehe in die VHS/andere Freizeiteinrichtung wo man ohne Maske am Platz sitzt, treffe Freunde, halte keinen Abstand. Auch 2G-Pflicht wird das nicht ändern können, ich komme durch die Prüfung mit aktuellem Booster. Es ist eine Frage der Einstellung. Für viele ist nach 18 Monaten und einer Impfung/aktuellem Booster die Einschränkung inzwischen schlimmer als Covid und die Geduld am Ende. Insofern wäre verpflichtendes Zusatz-Testen medizinisch sinnvoll. Nur dann gehe ich nicht mehr ins Cafe/Restaurant/Kino/VHS etc. sondern treffe mich privat und warte bis zum Frühling. Quarantäne ist schlimmer als andere anstecken.

  8. 130.

    Leider werden es die Coronaimpfverfechter nicht mehr verstehen oder verstehen wollen. Auch bei einer Impfquote von 100% und alle halbe Jahre Boosterimpfabstand wird der Coronavirus nicht auszurotten sein. Eher findet der Virus neue Wege um im menschlichen Körper zu überleben. Also wird wohl jahrzehnte lang zwei Mal im Jahr geboostert. Oder es hilft die natürliche Infektion mit Corona und dadurch die natürliche Antikörperbildung gegen den gesamten Virus und nicht nur gegen das Spikeprotion.

  9. 129.

    Richtig lesen hilft:
    Es geht in meinem Kommentar nicht um den Unterschied der Viren, der ist mir bekannt, sondern um die Zahl der Toten und Infizierten in nur einem Winter.
    Oder sind nach ihrer Meinung ca. 25 000 Tote und hundertausende Infizierter kein Grund aktiv zu werden?
    Ich finde JA!


  10. 128.

    Aktueller Blick auf das RKI-Dashboard: 4.638.419 von 83.129.285 Einwohnern Deutschland (Wikipedia) wurden positiv auf Corona getestet (PCR-Test). Das sind 5,58%. Zusammengerechnet auf 20 Monate wohlgemerkt (vergleichen wir das mit einer 30köpfigen Schulklasse und runden auf ganze Personen auf, so bedeuten 5,58% genau ZWEI - in 20 Monaten!).
    Immer wieder wird uns gesagt, dass es einen beträchtlichen Anteil Asymptomatischer gibt. Nicht jeder, der tatsächlich erkrankt (also Symptome hat) erkrankt schwer. Das zusammen sollte man für die Einschätzung des Risikos durch Corona betrachten.
    Wer um seine Gesundheit besorgt ist, kann sich auf Immunität bzw. Kreuzimmunität testen lassen.
    Wer besorgt ist, darf sich impfen lassen und/oder Maske tragen und/oder sich aus dem Alltagsleben zurückziehen.

  11. 127.

    Und hält die Intensivbetten für Notfälle frei, also schützt man doch andere.

  12. 126.

    "Warum gab es damals keine AHA Regeln und all die anderen Maßnahmen zum Schutz der Bürger?"

    Och nö, jetzt wird auch noch dieses tote Pferd wieder neu aufgezäumt. Die gravierenden Unterschiede zwischen Grippe und COVID-19 ergooglen Sie mal schön selber. Das sollte man heutzutage wirklich nicht mehr erklären müssen. Zudem ginge wertvoller Kommentarplatz verloren....

  13. 125.

    Nahmhafte Virologen wie Streek und Kekule sprechen von einer Impfung mit hauptsächlicher Eigenschutzwirkung. Andere kann man damit in der Endkonsequenz so gut wie nicht vor Corona schützen. Die Impfdurchbrüche bei nicht Vorerkrankten sollten dies eigentlich eindeutig bestätigen. Aber die Impfkampagne lässt sich mit der Solidaritätsthese besser verkaufen. Wer sich impfen lässt schützt sich in erster Linie selbst.

  14. 124.

    Sie haben völlig recht. Fast jeder kann sich impfen lassen, wer es nicht möchte und lieber mit seinem Leben Vanbanque spielt soll es tun.
    Wo war eigentlich die Reaktion der Verantwortlichen als 2017/18 die letzte Grippewelle mit ca 25000 Toten in Dtschl. herrschte, 334.000 Influenzafälle waren laborbestätigt. 60.000 Fälle wurden hospitalisiert.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Grippesaison_2017/2018
    Warum gab es damals keine AHA Regeln und all die anderen Maßnahmen zum Schutz der Bürger?

  15. 123.

    Da ich selbst erst in Dänemark war kann ich über Ihren 1G Artikel nur schmunzeln. Der Freedom Day wird auch bei uns auf kurz oder lang kommen. Dann gibt es keine Sonderstellung oder Vergünstigungen mehr für Geimpfte und die Impfquote ist nur noch sekundär. Man wird den Geimpften vielleicht politisch nochmal danken, das war es aber dann auch. Das Leben geht dann ohne Heldenverehrung ganz normal weiter.

  16. 122.

    Sie verwechseln das wohl mit Gleichgültigkeit. Wenn die ganze Bude unter Quarantäne steht und erstmal zugemacht wird ist meistens Schluß mit lustig. Selbst erlebt bei einem Betriebsteil.

  17. 121.

    Angesteckt auf einer Familienfeier im kleinenRahmen. Jemand hatte das Virus vermutlich dem Urlaub mitgebracht.

    Kann es angehen, dass ich als geimpfter, der die Verantwortung wahrnimmt - Finde den Fehler.

  18. 120.

    Ich hoffe der Senat und Bund halten Ihr Versprechen und fallen den Geimpften nicht in den Rücken ( zusätzliche Belastungen auch für Geimpfte ) . Immerhin schützen wir uns und andere.

  19. 119.

    Ganz schnell in allen öffendlichen Bereichen 1G einführen,außer im Supermarkt damit sich die ungeimpften zumindest mit dem notwendigsten versorgen können

    Wer immer noch mitr allen Fadenscheinigen Ausreden gegen eine Impfung ist , vor dem sollte die Allgeminheit dringend geschützt werden

  20. 118.

    Der volljährige und mündige Bürger weiß sehr gut selbst, wie er sich schützt. Hausärzte haben wir auch alle. Zu unserem Schutz bedarf es nicht des Regierenden Bürgermeisters, der mir leider so vorkommt, als würde er zu kleinen Kindern sprechen müssen, damit die Impfungen nun endlich in ausreichender Zahl stattfinden. Medikamente haben eben auch alle Nebenwirkungen. Deshalb muss in jedem Einzelfall Risiko und Nutzen abgewogen werden. Deshalb bitte keine pauschalisierten Bevormundungen, Herr Müller! Bei allem Respekt vor Ihrem Bestreben, die Berliner und Berlinnerinnen vor gesundheitlichem Schaden zu bewahren.

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