Corona-Pandemie - Berliner Krankenhausgesellschaft rechnet schon bald mit Notbetrieb

Mi 03.11.21 | 16:33 Uhr
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Intensivpflegerin Sandy Plückhahn (l) und Mirjana Suljagic, Röntgen-Assistentin, bereiten auf der Intensivstation des Krankenhauses Bethel Berlin einen an Covid-19 erkrankten Patientin vor (Bild: dpa/Kay Nietfeld)
Audio: Inforadio | 03.11.2021 | Jan Zimmermann | Bild: dpa/Kay Nietfeld

Auf der einen Seite steigt die Zahl der Corona-Fälle, auf der anderen fehlt es an Personal: Die Berliner Krankenhausgesellschaft fürchtet eine Überlastung der Intensivstationen. Bald könnten Berliner Kliniken wieder in den Krisenmodus schalten.

Personalmangel hat die schwierige Situation auf den Intensivstationen in Berliner Krankenhäusern zusätzlich verschärft. "Pflegekräfte haben gekündigt, gewechselt oder sind in Teilzeit gegangen", sagte Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG), am Mittwoch.

Außerdem gebe es einen erhöhten Krankenstand, der auch auf die anhaltende Arbeitsbelastung zurückzuführen sei. "Wir können in Berlin zahlreiche Intensivbetten nicht vollständig betreiben und müssen Betten sperren, weil das Personal fehlt", sagte Schreiner.

Nicht nur ein Berliner Phänomen

Berlin reihe sich damit in einem Bundestrend ein. Dies kann eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) untermauern. Auswirkungen des Pflegepersonalmangels auf die Leistungsfähigkeit von Intensivstationen sind demnach bundesweit zu beobachten. Danach gaben 72 Prozent der befragten 233 Krankenhäuser an, weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung zu haben als Ende 2020.

86 Prozent der Häuser konnten laut Umfrage seit Anfang 2021 ihre Intensivbetten wegen Mangels an Pflegekräften nicht voll umfänglich betreiben. Gut die Hälfte der Befragten gibt an, dass dies oft oder sehr oft der Fall war. Die nicht verfügbaren Betten entsprechen knapp einem Viertel der laut Krankenhausplan verfügbaren Intensivkapazitäten der betroffenen Häuser.

Berliner Kliniken bald wieder im Krisenmodus?

Angesichts deutlich gestiegener Inzidenzzahlen rechnet die Berliner Krankenhausgesellschaft mit einem baldigen Notbetrieb der Hauptstadt-Kliniken. "Die Berliner Kliniken befinden sich absehbar in einem neuen Krisenmodus", sagte Schreiner dem "Tagesspiegel". "Die Zahlen der Covid-19-Patienten steigen - sowohl auf den Intensiv- als auch den Normalstationen." Dies sieht auch der Berliner Lungenarzt und Impfstoffforscher Leif Erik Sander von der Charité so. In den vergangenen Tagen seien dem RKI wieder mehr als 100 Todesfälle gemeldet worden.

Konsequenz sei laut Schreiner jetzt, dass planbare Operationen und Eingriffe, soweit dies medizinisch vertretbar sei, bei anhaltender Entwicklung in absehbarer Zeit wieder verschoben werden müssten.

Schreiner: 2.000 Betten in Berlin freihalten

"Eine weitere Verschärfung der Lage und damit eine steigende Belastung der Krankenhausbeschäftigten könne durch höhere Impfquoten vermieden werden, denn Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen seien meist ungeimpft", erklärte Schreiner. Passiere dies nicht, müssten demnächst vermutlich zehn Prozent der Krankenbetten bald für Corona-Fälle frei gehalten werden müssen. "Das sind in Berlin etwa 2.000 Betten", sagte Schreiner.

Erst am Montag hatte die Charité vor einer Überlastung der Intensivstationen gewarnt. Insbesondere unter Ungeimpften sei von einem deutlichen Anstieg an Neuinfektionen auszugehen. "Aktuell sind etwa 90 Prozent der Covid-19-Patientinnen und Patienten in der Charité nicht geimpft", sagte Martin Kreis, Vorstand für die Krankenversorgung in Deutschlands größter Uniklinik. Wenn es nicht gelinge, die Impfquote deutlich zu steigern, werde das infolge der Behandlungen in Krankenhäusern zu massiven Einschränkungen in den Kliniken führen.

Sendung: Abendschau, 03.11.2021, 19:30 Uhr

72 Kommentare

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  1. 72.

    Ihre Antwort hat absolut keinen Bezug zu dem was ich ihnen auf ihren Beitrag in Sachen Auto und Betten beim messekrankenhaus geschrieben hatte.

  2. 71.

    Wir sehen täglich wie Pflegekräfte an ihre Grenzen gehen und das soll, so nicht bleiben! Ein Beruf soll einen, ein Leben lang erfüllen und nicht in dem Burnout treiben. Mehr Personal, mehr Geld und viel mehr Verständnis müssen her! Mehr Zeit, mehr Wertschätzung und Anerkennung von allen und weniger dummes Zeug Gerede.

    Schon lange hat die Pflege keine Beachtung mehr bekommen. Es wurde reduziert und gespart, kaputtgespart. Seit Jahren wird gewarnt und nun stehen wir vor dem, was erfolgreich Ignoriert wurde. Und was wird gemacht? Geklatscht. Das gibt weder mehr verdienst, Personal oder mehr Zeit für das wichtigste: Den Patienten, die nicht nur eine Nummer sind, sondern wie wir NUR MENSCHEN!


  3. 70.

    https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/bioethikkommission/pressemitteilungen-bioethik/eine-pandemie-ist-keine-privatsache.html

    "Die Pandemie betrifft jeden einzelnen Menschen und die Gesellschaft. Die Bewältigung der Pandemie wird daher auch nur in einer solidarischen Weise und gemeinsam gelingen."

    Ist zwar auf Grund der Vielzahl der hiesigen Kommentare eher "Perlen vor die Säue werfen" aber eine interessante Auseinandersetzung zum Thema Impfung.

  4. 69.

    Den trotzigen Erwachsenen brauchen sie mit Apellen an die Vernunft nicht kommen.
    Wer nach all den Erfahrungen seit Frühjahr 2020 mit teils wochen-/monatelangem Notbetrieb in Krankenhäusern und daraus resultierenden monatelangen Wartelisten für OPs etc. (insb. bei den sogenannten Maximalversorgern), auch in Berlin, immer noch ihren Punkt ignoriert: "Es gibt schließlich auch noch andere Krankheiten, weshalb man ins Krankenhaus ... muss und wenn dann die Versorgung noch knapper wird oder gar nicht mehr geleistet werden kann." den-/diejenige werden sie nicht mehr erreichen.
    Selbst wenn deren eigene oder die eines nahestehenden Angehörigen erforderliche medizinische Behandlung aus vorgenannten Gründen abgelehnt wird, werden sie immer noch wie ein Kleinkind trotzen und motzen. Selbige Personen rufen laut nach Eigenverantwortlichkeit, weil laut Geburtsurkunde erwachsen, missachten aber den simplen Grundsatz, dass die "Bewältigung der Pandemie nur gemeinsam gelingen kann".

  5. 68.

    Es fehlt an Personal. Das tat es schon vor der Pandemie und seit dem erst recht. Und, was wurde getan? Wurde in den letzten knapp zwei Jahren irgendetwas in die Wege geleitet, um am Problem etwas zu ändern? Traurigerweise: nein!

  6. 67.

    Sie haben (im Rahmen Ihrer demokratischen Rechte) eine merkwürdige Logik - vielleicht mal als Promotion einreichen, denn es geht ja wohl in erster LInie um Patienten, die Schlange stehen. Reichen Sie Klagen in Serie ein, vielleicht tut sich dann mehr.

  7. 66.

    gilt der ärztliche Eid des Hippokrates nicht mehr oder nichts mehr? Sind Flüchtlinge wertlose Menschen? (das wäre übrigens Nazi-Denke).

  8. 65.

    weil es zuviele Leute Ihrer Denke und Ihrer Maßnahmen-Boykotts gibt.

  9. 64.

    Wollen oder können Sie nicht verstehen?
    Es geht, um die "Abnahme" der Antikörper nach ca. 6 Monaten!

  10. 63.

    Traurig, was manche Menschen hier schreiben.

    In einer Pandemie sollte man grundsätzlich nicht egoistisch agieren, sondern gemeinschaftlich denken.

    Es geht auch gar nicht nur um Corona. Es gibt schließlich auch noch andere Krankheiten, weshalb man ins Krankenhaus oder sogar auf die ITS muss und wenn dann die Versorgung noch knapper wird oder gar nicht mehr geleistet werden kann...Guten Morgen auch!

    Man kann immer wieder nur appelieren, dass die Bürger sich bitte impfen lassen oder zumindest an die AHA Regeln halten, denn unser Klinikpersonal ist mit seinen Kräften am Ende.

    Wenn die Politik schon wieder einmal die Augen verschließt und zu spät handelt, dann sollten wir wenigstens vorausschauend handeln.

  11. 61.

    "Ich bin nicht bereit, mich alle 3 bis 5 Monate mich impfen zu lassne gegen eine Krankheit, die in meiner Altersgruppe üblicherweise so gefährlich ist, dass die meisten es kaum merken und die "Infektion" durch zweimaligen Test (Antigen Schnell und PCR) nachgewiesen werden muss!"

    Wunderbar. Das sind die Art Leute ("Mitmenschen" kann man das ja wohl nicht nennen), die man bei einer Pandemie braucht.

  12. 60.

    ...80% der Coronakranken sollen ja Nichtraucher sein, hört man.

  13. 59.

    Kann eigentlich nicht stimmen, Anfang der Woche wurden mehrere Patienten aus Rumänien nach Deutschland ausgeflogen, die hier auf Intensivstationen verteilt worden sind. Bei der letzten Welle, Ende letzten Jahres, sind auch viele Erkrankte zu uns verlegt worden. Bitte nicht falsch verstehen, ich finde es richtig und gut, wenn wir ausreichend Kapazitäten haben, aber die haben wir ja nicht, wenn man die Kliniken und Politiker hört. Alles sehr widersprüchlich und undurchsichtig. Ich denke, das dient nur, Panik und Angst zu verbreiten und die Bevormundung und Kontrolle der Bevölkerung weiter zu rechtfertigen.

  14. 58.

    Na, prima, dann bitte auch keine intensivmedizinische Behandlungen mehr für Lungenkrebskranke, die zu 90 % aus Rauchern bestehen. Schließlich ist das dann auch Eigenverschulden. Da gibt es noch sehr viel mehr Teile der Bevölkerung, die selbst für Ihre Krankheiten gesorgt haben. Oder was meinen Sie? Im Übrigen sind eine große Mehrheit der schwer an Corona Erkrankten übergewichtig und das wird man nicht, wenn man einigermaßen gesund lebt. Das ergab gerade eine Auswertung.

  15. 57.

    Ich bin nicht bereit, mich alle 3 bis 5 Monate mich impfen zu lassne gegen eine Krankheit, die in meiner Altersgruppe üblicherweise so gefährlich ist, dass die meisten es kaum merken und die "Infektion" durch zweimaligen Test (Antigen Schnell und PCR) nachgewiesen werden muss!

    Gegen Grippe lässt man sich einal im Jahr impfen. gegen Corona ist das jetzt schon die 3. Impfung in gerade mal 11 Monaten und wetten im März, August und November 2022 sollen wir wieder alle hin?

    Mehr Impfen weil der Schutz nicht reicht, wie paradox.

  16. 56.

    Die Beantwortung dieser Frage wäre ein guter Ansatz - allerdings würden sich sehr viele Fragen an der Sinnhaftigkeit der derzeitigen Corona Maßnahmen auftun, wenn festgestellt werden würde, dass die Infektionen zum großen Teil auch von Geimpften ausgegangen sind ...
    Beispiel, gestern auf t-online: Auf Sylt hat der Wirt des "Sansibar" von sich aus sein Lokal geschlossen: Von seinen 100 vollständig (!) geimpften Angestellten haben sich 30 (!) mit dem Corona Virus infiziert. .. wie geht das? Ob Gäste auch infiziert sind, ist nicht bekannt.
    Ich frage mich auch, ob oder wie schwer erkranken derzeit wie viele Ungeimpfte und Geimpfte an Corona? Was sagt daher eine Inzidenz aus? Letztes Jahr wurden um diese Zeit nur Pesonen mit Symptomen getestet - kein Wunder dass aber in diesem Jahr die Inzidenz nach oben schnellt, wenn im Vergleich zum letzten Jahr auf `Deibel komm raus´ getestet wird...

  17. 55.

    Ist doch überall das gleiche. Am Personal (ich meine gerade die Anzahl) wird gespart, dass die Schwarte knackt. Ist im Gesundheitsamt hier ja nicht anders. Meint wirklich einer, dass da wer neu eingestellt wird nur weil wegen so ner winzigen Pandemie. Nein, die Leute werden vom Jugendamt abgezogen. Schließlich waren die schon immer überbesetzt und jetzt in der Pandemie haben Kinder und Jugendliche doch wohl endgültig keine Probleme mehr. Es ist schlimm.

  18. 54.

    Genau, wir führen hier wieder eine Zensur der Meinungen ein!!! Hatten wir bereits 2 mal im vergangenen Jahrhundert... Hat super funktioniert und Millionen von Leben gekostet.

  19. 53.

    Fein, dann weiten wir das auch auf die Raucherlunge, den adipösen Herzinfarkt oder den Beinbruch des Extremsportlers aus. Die hätten gesünder leben können - das Angebot (!) besteht ja für jeden - oder sich eben nicht in Gefahr begeben sollen. Daher können sie gut und gerne ebenfalls auf die Behandlung verzichten.

    "Jeder (dieser Kranken) hat sich für diesen Weg entschieden und muss dann auch mit den Konsequenzen leben. Man kann sich im Leben nicht immer nur die Rosinen herauspicken"

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